Название | Seewölfe Paket 27 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954399956 |
Die Nachschrift war in winzig kleinen Buchstaben gehalten. Hasard hatte alle Mühe, sie zu entziffern.
Dann ließ er das Schreiben sinken und begann zu lachen. Die umstehenden Männer grinsten bis zu den Ohren und kriegten sich nicht mehr ein.
„Das sind vielleicht zwei armselige Irre“, sagte Dan lachend. „Der Geist dieses Don Ricardo scheint wirklich durcheinandergeraten zu sein. Am meisten amüsiert mich die vergoldete Badewanne, die der Kerl als künftiger Gouverneur anfordert.“
„Und dann erwartet er, am Horizont möglichst bald eine spanische Kriegsgaleone auftauchen zu sehen“, sagte Shane lachend.
Hasard betrachtete den Schrieb noch einmal kopfschüttelnd und steckte ihn dann wieder in den Umschlag zurück.
„Zwei völlig weltfremde Typen“, meinte er. „Die werden bis an ihr Lebensende auf der Insel bleiben und vergeblich darauf warten, daß ein Schiff auftaucht. Dann ist der Traum von der vergoldeten Badewanne ebenfalls ausgeträumt.“
Sie lachten immer noch, und der Profos stellte sich vor, wie der Kerl in seiner vergoldeten Badewanne am Strand hockte und sich von seiner Ordonnanz den Rücken schrubben ließ. Er sah den Seewolf an und grinste auf seine eigentümliche Art. Offenbar hatte er mal wieder eine seiner Ideen.
„Vermutlich segeln wir auf dem Rückweg hier doch wieder vorbei“, sagte er. „Oder irre ich mich da?“
„Durchaus möglich, daß wir hier vorbeisegeln“, gab Hasard zu.
„Hm, dann könnten wir doch das Kerlchen einfach zum Vizekönig oder Gouverneur befördern“, schlug Ed mit einem hinterhältigen Grinsen vor.
„Wie stellst du dir das vor?“
„Die beiden Spinner haben doch längst vergessen, daß wir mal hier waren. In der Zwischenzeit sind sie sicher noch wunderlicher geworden. Wir ankern ziemlich weit draußen und schicken dann eine königliche Abordnung an Land, die natürlich als Spanier auftreten, ganz feierlich und so. Dann überreichen wir das selbstverfaßte Empfehlungsschreiben und befördern die beiden Molche. Old Donegal könnte sich vielleicht als Seine Allerkatholischste Majestät verkleiden und den Kerl dann zum Vizekönig in einer feierlichen Prozession ernennen.“
„Du hast wirklich eigenartige Ideen“, sagte Hasard. Er konnte sich das Lachen nicht mehr verbeißen, als er sich Old O’Flynn in der Rolle des Königs von Spanien vorstellte. „Aber Old Donegal hat ein Holzbein, und der spanische König nicht“, wandte Hasard unter dem Gelächter der Kerle ein.
„Dann hat er eben mittlerweile eins“, sagte Carberry. „Das wissen die beiden Kerle in ihrer Weltabgeschiedenheit sowieso nicht.“
„Und zu was soll das alles gut sein?“
„Jeder hat seinen Spaß dabei, und den beiden ruhmsüchtigen Burschen ist geholfen. Die freuen sich bis an ihr Lebensende.“
„Wo nimmst du die vergoldete Badewanne her?“ Hasard begann sich mit der Idee bereits anzufreunden. Humor bringt schließlich immer etwas Schwung ins Leben.
„Hm“, der Profos überlegte lange. „Das weiß ich noch nicht so genau. Aber eine vergoldete Waschbalje tut’s schließlich auch. Die werden wir schon irgendwo auftreiben.“
„Na, meinetwegen. Bis dahin ist es noch ein langer Weg. Aber ich befürchte, daß man unsere Gesichter erkennen wird. Vielleicht fallen die Burschen gar nicht darauf rein.“
„Oh, die haben sie längst wieder vergessen“, behauptete der Profos unerschütterlich. „Außerdem tragen wir Uniformen, und alle Gesichter haben sich die beiden ganz sicher nicht gemerkt.“
Also wurde beschlossen, die beiden einsamen Dons auf dem Rückweg kräftig zu veräppeln, wie der Profos sagte. Damit war das Thema dann vorläufig vom Tisch, jedenfalls für Hasard.
Für den Profos noch lange nicht, denn der spann seine Idee weiter und schmückte sie aus, weil die Sache so ganz nach seinem Geschmack war. Blumig schilderte er den feixenden Zuhörern, wie Old O’Flynn als König von Spanien auftreten würde. Er selbst würde sich dann als Zeremonienmeister verkleiden. Die Badewanne oder Waschbalje würden sie schön mit Goldfarbe anstreichen, damit alles seine Ordnung habe.
Old O’Flynn wurde natürlich gleich eingeweiht, und er versprach, die Rolle Seiner Allerkatholischsten Majestät auch zu übernehmen. Dabei grinste er über sein ganzes Granitgesicht.
„An den Auftritt werden sich die beiden Sonderlinge ihr ganzes Leben lang erinnern“, versprach er. „Aber das muß natürlich ganz genau geplant werden.“
„Selbstverständlich“, tönte Ed. „Ich werde mir das gut überlegen, und zwar mit allen Schikanen.“
Als schließlich auch der letzte Landstrich hinter der Kimm verschwunden war, begann wieder die Eintönigkeit.
Vor und hinter ihnen lag die riesige Fläche des Pazifischen Ozeans, die scheinbar kein Ende und keinen Anfang hatte.
Dan O’Flynn, der fleißig seine Koppel-Navigation betrieb, verkündete, daß sie sich jetzt genau südlich der Insel der sieben Augen befänden, wo sie vor langer Zeit schon einmal gewesen waren. Dort hatte ein rasender Tsunami ganze Landstriche verwüstet.
Anfangs hatten sie genügend zu essen, aber bald nahmen auch die Lebensmittelvorräte wieder ab, und das Trinkwasser hatte einen faden und üblen Geschmack.
„Ihr Kerle freßt einfach zuviel“, sagte der Kutscher. „Ganz besonders Paddy – den werden wir wohl bald auf halbe Rationen setzen müssen. Oder wir müssen bald wieder auf eine Insel stoßen.“
„Es gibt doch hier genug“, sagte Mac Pellew. „Aber wir haben auf dieser Reise immer das Pech, daran vorbeizusegeln. Dabei wimmelt es hier nur so von Inseln.“
„Wir werden schon eine finden“, tröstete ihn der Kutscher.
Sechs Tage später stießen sie tatsächlich auf eine Inselkette, die aus vielen winzigen Inseln bestand. Wie Perlen an der Schnur waren sie im türkisblauen Wasser aufgereiht.
Die Freude war wieder einmal riesengroß, als sie Palmen entdeckten, die Fruchtfleisch und köstliche Milch versprachen.
Noch während sie auf eine der kleinen Inseln zuhielten, ging ein Regenguß nieder, ein kurzer Schauer nur, aber er reichte aus, um das zur Neige gehende Trinkwasser aufzufüllen.
„Gott sei Dank“, sagte der Kutscher inbrünstig, als das Wasser in großen Leinentücher aufgefangen war. „Die Inselchen sehen nicht danach aus, als gäbe es dort Quellwasser.“
Die Jolle wurde abgefiert, als die „Santa Barbara“ vor Anker lag, und ein paar Arwenacks pullten zu dem ersten Inselchen hinüber.
Es war so klein, daß man es in zehn Minuten zu Fuß umgehen konnte. Die Insel bestand fast nur aus einem dichten Palmenwald. Trinkwasser gab es – wie erwartet – nicht.
„Wenigstens etwas“, sagte Ferris Tucker, als sie mit dem Sammeln der großen Nüsse begannen. „Fische und Langusten gibt es ebenfalls in rauhen Mengen. Damit sind fürs erste unsere Sorgen los.“
Die Jolle kehrte zurück, voll mit Kokosnüssen beladen. Ein paar weitere Männer enterten in das Beiboot, um von der Insel aus Langusten zu jagen.
Als das Boot ablegte, brüllten zwei Schüsse auf. Der Knall kam so überraschend, daß Smoky fast über Bord gekippt wäre. Er blickte verständnislos vom Boot aus auf zwei feine Rauchwölkchen. Dann sah er Blacky und Bob Grey grinsen. Sie lehnten gerade ihre Musketen ans Schanzkleid und starrten dann ins Wasser.
„Was ist denn los?“ fragte Smoky verdattert.
„Wir angeln“, erklärte Bob trocken. „Diesmal haben wir einen Prachtburschen erwischt, der einiges hergibt. Seht euch mal auf der Backbordseite genauer um.“
Sie pullten zur Backbordseite hinüber und blickten ins Wasser, das sich hellrot gefärbt hatte. Im Wasser zappelte etwas wie wild,