Seewölfe Paket 13. Roy Palmer

Читать онлайн.
Название Seewölfe Paket 13
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954395026



Скачать книгу

beiden Seewölfe an, als seien sie Gespenster.

      „Keine falsche Bewegung“, wiederholte Dan in spanischer Sprache. „Steht langsam auf, nehmt die Hände über den Kopf und versucht nicht, nach euren Waffen zu greifen!“

      Die beiden bärtigen Männer schienen den Ernst der Situation zu begreifen. Langsam, fast zögernd, erhoben sie sich von ihren Matten.

      „Sobocan!“ stieß einer mit heiserer Stimme hervor, als er den jungen Türken erkannte, der hinter Dan und Batuti aufgetaucht war.

      „Ja, ich bin es“, antwortete Sobocan in der Landessprache. „Und ich habe keinen Grund, euch zu verschonen, wenn ihr nicht tut, was euch gesagt wird.“ Mit wenigen Schritten erreichte er die beiden Überrumpelten und entwaffnete sie mit flinken Händen. „Schaut nach euren Kameraden, sie müßten hier drin sein“, sagte er zu den beiden Seewölfen und hielt die Wächter in Schach.

      Während Batuti den schweren Riegel zurückschob, griff Dan nach einer der beiden Öllampen.

      Mit einem quietschenden Geräusch schwang die schwere Holztür zurück. Vorsichtig trat Dan O’Flynn mit der Lampe in der Hand in das Verlies – und da sah er sie!

      Teils hockten und teils lagen sie, wie Pakete zusammengeschnürt, in dem dunklen Raum. Und sie waren hellwach. Niemand von ihnen hatte an Schlaf gedacht, seit sie wußten, was die Derwische noch für diese Nacht geplant hatten. Auch die Schüsse waren ihnen nicht entgangen, die vor einiger Zeit schwach aus der Ferne zu hören gewesen waren. Manch einer von ihnen sah sich im Geist auf der „Isabella“, bis ihn die zusammengebundenen Hände und Füße an die Hilflosigkeit seiner Lage erinnerte.

      Der Profos, der am Boden hockte und den breiten Rücken gegen eine Wand gelehnt hatte, öffnete als erster den Mund.

      „Ach du heiliger Bimbam!“ stieß er hervor. „Bist du’s, Dan, oder bist du nur ein Geist?“

      „Hast du schon mal schwarzes Geist gesehen, Mister Carberry, Sir?“ Das grinsende Gesicht Batutis tauchte über der Schulter Dan O’Flynns auf.

      „Bei allen blatternarbigen Kakerlaken!“ sagte Edwin Carberry. „Sie sind es tatsächlich. Wie seid ihr hier eingedrungen, und was habt ihr mit den Rübenschweinen vor der Tür getan?“

      „Das erzählen wir euch später“, erwiderte Dan mit strahlendem Gesicht. Ihm war ein tonnenschwerer Stein vom Herzen gefallen, als er gesehen hatte, daß alle wohlauf waren. „Batuti wird euch zunächst von euren Fesseln befreien. Wir müssen alle so rasch wie möglich aus diesem Loch heraus. Die Derwische haben die ‚Isabella‘ angegriffen.“

      „Wir wußten, daß sie dies planten“, sagte der Seewolf, „aber wir konnten nichts dagegen tun. Zunächst wollten sie die ‚Isabella‘ entern, dann sollten wir aus dem Weg geräumt werden. Ihr seid wirklich zur rechten Zeit erschienen. Wir alle haben euch zu danken.“

      „Schon gut, Sir“, sagte Dan O’Flynn verlegen. „Ihr habt uns auch schon aus der Klemme geholfen.“

      Dank des scharfen Messers Batutis waren alle Männer rasch von ihren Fesseln befreit.

      „Nach der versteckten Beute werden wir später sehen“, entschied Philip Hasard Killigrew. „Zunächst wird die ‚Isabella‘ unsere Hilfe brauchen.“

      Damit war jeder einverstanden.

      Die beiden besinnungslosen Wächter, die noch oben im Innenhof der Moschee lagen, wurden heruntergeholt und zusammen mit ihren beiden Kumpanen, die Sobocan mit der Pistole in Schach gehalten hatte, in das Verlies gesperrt.

      „Bei Allah, der Scheich wird uns auspeitschen lassen“, jammerte einer von ihnen.

      „Das hast du Gauner auch verdient“, erwiderte Al Conroy. „Euch Burschen schadet es nicht, wenn ihr ab und zu mal die Hucke voll kriegt!“ Dann schob er den schweren Riegel vor.

      Die Pistolen und Krummsäbel der Wachen wurden mit in den Innenhof genommen, und dort wurden die wenigen zur Verfügung stehenden Waffen unter alle Männer verteilt.

      Nachdem sich die Seewölfe davon überzeugt hatten, daß sich keine weiteren Derwische in der Festung befanden, rüsteten sie sich zum Abmarsch.

      Doch dabei wurden sie von der Stimme Dan O’Flynns jäh unterbrochen. Seine scharfen Augen hatten eine Reihe von Lichtpunkten entdeckt, die sich der Moschee von der Küste her näherten.

      „Sie kehren zurück!“ sagte Dan. „Und sie scheinen in ziemlicher Eile zu sein.“

      „Wenn sie so rasch zurückkehren“, sagte der Seewolf, „dann kann das nur bedeuten, daß sie sich bei der ‚Isabella‘ eine Abfuhr geholt haben. Und warum auch nicht! Schließlich sind unsere Leute schon mit anderen Burschen fertig geworden als mit tanzenden Derwischen.

      „Werden wir auf sie warten, Sir?“ fragte Luke Morgan ungeduldig.

      Hasard nickte.

      „Jetzt, da der Kampf vorüber ist, wird man uns an Bord nicht so dringend brauchen. Am besten, wir bereiten diesem Salih und seinem Gesindel den passenden Empfang. Danach sollten wir die Burschen ins Verlies sperren, bis wir die Beute abtransportiert haben. Dort unten können sie sich gegenseitig die Köpfe einschlagen, wenn sie nichts besseres zu tun haben.“

      Die Männer waren begeistert von diesem Vorschlag.

      Als eine Stunde später, im ersten Morgengrauen, Ibrahim Salih mit seinem Haufen in den Hof der Moschee marschierte, bemerkte er die Falle, in die er hineintappte, erst, als es bereits zu spät war.

      Die verhaßten „Giaurs“ griffen von allen Seiten an und im Nu war auf dem Tanzplatz der Derwische eine wilde Prügelei im Gange.

      Es wurde eine schwarze Nacht für Ibrahim Salih und seine Anhänger. Zuerst hatten sie sich bei der „Isabella“ eine kräftige Abfuhr geholt, und jetzt, nachdem sie zurückgekehrt waren, um Geiseln zu nehmen, bezogen die völlig Überraschten die wohl kräftigste Tracht Prügel, die sie je erhalten hatten.

      Die Seewölfe fegten wie ein Wirbelwind durch den Innenhof der Felsenmoschee. Nachdem der rundliche Naci Bekanntschaft mit der Stiefelspitze Edwin Carberrys geschlossen hatte, geriet Ibrahim Salih selbst in die Fäuste des Profoses.

      „Trab an, du geiernasiges Rübenschwein!“ fauchte Carberry. „Jetzt kannst du deine Reiterscharen aufmarschieren lassen, von denen der kleine Fettwanst vorgelesen hat. So was wie ihr könnte nicht mal auf einem quiekenden Schwein durch die Gegend reiten. Jetzt kannst du gleich das Beten anfangen, denn ich werde dir höchstpersönlich die Haut in Streifen von deinem karierten Affenarsch ziehen!“

      Was der Profos mit seinem derben Lieblingsspruch meinte, kriegte Ibrahim Salih augenblicklich zu spüren. Edwin Carberry war jedenfalls davon überzeugt, daß der Ober-Derwisch den ganzen nächsten Tag damit beschäftigt sein würde, seine Knochen zusammenzulesen.

      Der Kampf war bald entschieden, und die Derwische erhielten Gelegenheit, ihren Kumpanen unten in dem feuchten Verlies Gesellschaft zu leisten. Auch Ibrahim Salih blieb der Weg in sein eigenes Gefängnis nicht erspart. Selbst die übelsten Höllenstrafen, die er den Seewölfen androhte, vermochten ihn nicht davor zu bewahren.

      Die Seewölfe brachen sofort zur „Isabella“ auf. Den „Beutekeller“ der Derwische wollte Hasard erst dann ausräumen lassen, wenn es hell geworden war. Bei Dunkelheit wäre es zu zeitraubend, das Zeug durch die Felsen zu transportieren. Sie würden im Verlauf des Vormittags zur Felsenmoschee zurückkehren. Bis dahin würde Ibrahim Salih und seinen Schnapphähnen nichts anderes übrigbleiben, als in dem dunklen Kellergewölbe auszuharren.

      Luke Morgan und Matt Davies waren vom Seewolf dazu bestimmt worden, als Wachtposten zurückzubleiben.

      9.

      Ein scharfer Wind war am frühen Morgen aufgekommen. Die Kälte, die durch die Kleidung der Seewölfe drang, erinnerte sie nachhaltig daran, daß der Winter auch an der türkischen Südküste nicht spurlos vorüberging.

      Als