Seewölfe Paket 13. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 13
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954395026



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etwas“, flüsterte die Türkin ihr zu. „Der Goldschmuck, den Selim in den Häusern gefunden hat – ob er ihn wohl auch mit uns teilt?“

      „Wahrscheinlich“, erwiderte Jella mit einer Grimasse. „Aber erwartet keine Wunderdinge. Er wird uns mit der üblichen Großzügigkeit behandeln – die Hälfte für ihn allein, zwei Drittel vom Rest für die Männer, und wir können uns um das raufen, was übrigbleibt.“

      „Das ist nicht gerecht. Wir haben so manches Mal zum Gelingen seiner Überfälle beigetragen.“

      „Ja. Aber für ihn sind Frauen nur halbe Menschen.“

      „Auch, wenn sie bei ihm in der Koje liegen?“ fragte eine dritte hinter ihrem Rücken.

      „Auch dann.“

      „Er ist eine rohe Bestie“, murmelte eine vierte. „Ich hasse ihn.“

      Jella senkte ihre Stimme. „Eines Tages reißen wir alles, was ihm gehört, an uns. Wir müssen uns nur einig sein.“

      „Wir sind uns einig“, murmelten die anderen.

      „Dann ist der Tag seines Unterganges nicht fern“, sagte Jella. „Wir können auch ohne ihn leben. Uns wird man überall mit offenen Armen aufnehmen.“

      Weder sie noch die anderen sieben Frauen hatten bemerkt, daß die Zwillinge beim Klang ihrer Worte zu ihrem Vater aufgeschlossen hatten. Aufmerksam hatten Philip junior und Hasard junior die ganze Zeit über gelauscht.

      Jetzt zupfte Philip junior seinen Vater am Ärmel.

      „Junge“, sagte der Seewolf. „Ich habe dir schon mal erklärt, daß dies nicht die richtige Art ist, den Kapitän der ‚Isabella‘ anzusprechen.“

      „Dad, Sir“, hauchte Philip. „Um Gottes willen, Verzeihung, aber wir haben dir was Wichtiges zu sagen – ohne daß diese – diese Frauenzimmer es merken.“

      „Was furchtbar Wichtiges“, fügte Hasard junior hinzu. „Kannst du nicht mal ein Stück zurückbleiben?“

      „Schießt los“, sagte ihr Vater. „Habt ihr verstanden, was sie gesprochen haben?“

      „Ja“, erwiderten die beiden wie aus der Pistole geschossen.

      „Also benutzen sie keinen Dialekt?“

      „Sie sprechen Türkisch“, flüsterte Hasard junior. „Aber – Hölle und Teufel, Dad, vielleicht verstehen sie auch Englisch.“

      „Nicht die Spur.“

      „Ganz bestimmt nicht?“ fragte Philip junior zweifelnd. „Vielleicht hat diese Jella dich angelogen.“

      „Moment mal“, sagte der Seewolf, in dessen blauen Augen jetzt die berüchtigten tausend Teufel zu tanzen begannen. „Das haben wir gleich.“ Er beugte sich leicht vor und sagte zu den Frauen, die ihm ihre Rücken zuwandten: „So, hereinlegen wolltet ihr uns also? In welche Falle lockt ihr uns denn? Soll ich euch kräftig den Hintern versohlen, oder rückt ihr freiwillig mit der Sprache heraus?“

      Sie antwortete nicht und drehten sich nicht zu ihm um. Sie nahmen nach wie vor an, daß er sich mit seinen Männern unterhielt und seine Worte nicht für sie bestimmt waren.

      Hasard grinste verwegen. „So, das war der Beweis. Und jetzt los, Jungs, spannt uns nicht länger auf die Folter. Über was haben sie sich unterhalten? Darüber, daß sie uns allen die Gurgel durchschneiden werden?“

      „So ungefähr“, entgegnete Philip junior, dann begann er auf einen Wink seines Bruders hin Wort für Wort zu berichten, was Jella und die anderen getuschelt hatten.

      Weder Jella noch die Türkinnen noch Selim selbst oder sonst jemand aus der Piratenbande, die Pigadia überfallen hatte, hätte auch nur im entferntesten geahnt, daß ausgerechnet die Zwillinge der türkischen Sprache perfekt mächtig waren. Was wußten sie denn auch von dem Schicksal, das den beiden schon kurz nach ihrer Geburt widerfahren war?

      Lord Henry war in den Großmars seiner Galeone „Cruel Jane“ aufgeentert, zu Codfish, dem hageren Mann, der des öfteren als Ausguck fungierte. Im Osten krochen die ersten blassen Schleier des neuen Tages herauf, die Dämmerung kündigte sich an.

      „Ich kann aber trotzdem noch nichts sehen“, sagte Codfish. „Weder die ‚Isabella‘ noch die Insel Rhodos.“

      „Von der Insel sind wir nicht mehr weit entfernt“, sagte Henry und fuhr sich mit der Hand durch die zerzausten Haare. „Die Entfernung von Karpathos nach Rhodos beträgt etwa vierzig Meilen, jedenfalls steht es so auf meiner Karte eingezeichnet. Diese Entfernung haben wir inzwischen fast zurückgelegt.“

      „Bei dem Wind schon“, meinte Codfish. „Aber die Frage ist nun, ob Killigrew im Nachlassen des Sturmes es nicht doch vorgezogen hat, Rhodos zu meiden. Nur der Teufel weiß, wohin er überhaupt will.“

      „Ich kriege ihn schon noch“, sagte Lord Henry voll Grimm. „Die Rechnung, die wir zu begleichen haben, ist zu groß.“

      „Allerdings. Wir haben ja alle ein Hühnchen mit ihm zu rupfen.“

      „Den Schatz der Medici holen wir uns wieder, Codfish, verlaß dich drauf.“

      Codfish schwieg, er war in diesem Punkt nicht so sicher. Henry verließ den Hauptmars und kehrte auf die Kuhl zurück, wo er Mechmed, den Berber, in finsterem Schweigen vorfand.

      „Was hast du?“ fragte er ihn. „Gibt es für dich nichts zu tun? Ich habe dich nicht wieder an Bord genommen, damit du Maulaffen feilhältst.“

      Mechmed richtete den düsteren Blick seiner jettschwarzen Augen auf Henrys Gesicht. „Ich habe von Dalida gehört, daß wir uns wieder mit diesem Engländer schlagen werden – diesem Seewolf. Ich sehe nicht ein, warum wir unser Leben riskieren sollen, nur damit du deine Rachepläne in die Tat umsetzen kannst.“

      Henry reagierte gedankenschnell und für Mechmed völlig unerwartet. Er packte den Berber an seinemschwarzen Burnus, riß ihn zu sich heran und drückte ihn mit dem Rükken gegen den Großmast. „Mit anderen Worten, du willst dich vor einem Kampf drücken? Und deine vier Kumpane, diese Schakale, stehen ganz auf deiner Seite, was?“

      In Mechmeds Augen flackerte Angst auf. „Das habe ich nicht gesagt.“

      „Aber ich kann es mir denken. Weißt du, was das ist, du Hund? Das ist Meuterei. Und weißt du auch, was ich mit Meuterern tue?“

      „Du knüpfst sie an der Rahnock auf“, antwortete Tim Scoby, der zu ihnen getreten war, an Mechmeds Stelle. „Mit solchen Kerlen fackeln wir nicht lange.“

      „Nein!“ stieß Mechmed hervor. „Ich will nicht meutern. Ich wollte nur – meine Bedenken anmelden.“

      „Wenn du Bedenken hast, hättest du nicht in Neapel zurück an Bord kommen sollen. Aber du warst ja so scharf darauf, mit uns zusammen den Schatz der Medici zurückzuerobern und daran beteiligt zu werden, nicht wahr?“

      „Ich – wir gehören doch zusammen. Wir sind vollwertige Mitglieder deiner Mannschaft“, stammelte der Berber.

      „Hör dir das an“, sagte Scoby zu Dark Joe, der jetzt mit zwei anderen Piraten ebenfalls interessiert näherrückte. „Mir kommen gleich die Tränen.“

      „Seid still!“ fuhr Lord Henry sie an. Er blickte wieder Mechmed an, den er immer noch gegen den Mast gepreßt hielt. „Wage es nicht, so was noch mal zu sagen, du Wanze. Das nächste Mal lasse ich dich vor versammelter Mannschaft auspeitschen.“

      „Jawohl, Sir.“

      „Du wirst in jedem Gefecht voll deinen Mann stehen. Es war dir ja auch recht, den Levantiner zu überfallen. Da hattest du keinen Rückzieher vorgehabt.“

      Mechmed schluckte. „Ich bereue meine Worte. Ich werde mich bessern. Zur Einsicht ist es nie zu spät.“

      Wütend trat nun auch Scoby vor ihn hin. „Henry, laß mich nur eine Frage an diesen aalglatten Kerl stellen, nur