Название | Seewölfe Paket 13 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954395026 |
„Im Südosten.“
„Unmöglich. Wir sind vom Nordufer gekommen und haben die Insel auf der Suche nach einer Bucht zum Schutz vor dem Sturm gerundet.“
„Aber – aber das kann nicht sein“, stotterte der Levantiner.
Lord Henry wies auf seine Galeone. „Sieh dir unser Schiff genau an. Das ist die ‚Cruel Jane‘. Sie ist aus solidem Holz gebaut und kein Gespenst, das hier und da herumgeistert.“
„Henry“, brummte Tim Scoby. „Was soll denn das? Halte dich doch nicht unnötig lange mit diesem Schwätzer auf.“
„Ihr seid Engländer!“ stieß der Levantiner hastig hervor. „Ihr führt die englische Flagge! Das ist der Beweis!“
„Schau mal richtig hin“, sagte Henry. „Da oben in unserem Besantopp weht eine schwarze Flagge mit zwei gekreuzten Säbeln. Sag mir nicht, daß du blind bist.“
Der Kapitän hob den Kopf, kniff die Augen ein wenig zusammen und erkannte nun das schwarze Stück Tuch, Lord Henrys Flagge, die sich heftig im Sturmwind bog und wand.
„Wie paßt das zusammen?“ sagte er verwundert.
Lord Henry ließ den Schiffshauer sinken und trat noch einen Schritt auf den Mann zu. „Dieses Schiff, von dem du sprichst – beschreibe es mir, so gut du kannst. Dein Leben hängt davon ab. Was fiel dir besonders daran auf? Denk an die Masten.“
„Sehr hohe Masten.“
„Und die Aufbauten?“
„Flach. Ein schönes Schiff, vielleicht dreihundert Tonnen groß,“ Der Levantiner verhaspelte sich fast, so schnell sprach er. „Das richtige Schiff für einen englischen Korsaren oder Piraten, dachte ich.“
„Und es führte den White Ensign, die weiße Flagge mit dem roten Georgskreuz darauf?“
„Ganz bestimmt. Ich schwöre es bei Allah und dem Propheten.“
Lord Henry drehte sich zu Scoby um. „Mann, geht dir da kein Licht auf?“
„Doch, allerdings. Das ist sie.“
„Wer?“ fragte der Levantiner verwirrt und verzweifelt zugleich.
„Die ‚Isabella‘“, sagte Lord Henry. „Das Schiff von Philip Hasard Killigrew, dem Seewolf. Welchen Kurs nahm es?“
„Zuerst Ostkurs, dann segelte es nach Nordwesten ab.“
„Wohin?“
„Vielleicht nach Rhodos, um dort das Abklingen des Sturmes abzuwarten.“
Lord Henry tippte dem dicken Levantiner mit dem Finger gegen die Brust. „Du bist begnadigt. Kannst hier auf deinem Elendskahn zurückbleiben und später an Land gehen. Du hast mich auf eine wichtige Spur gebracht.“ Er blickte wieder zu seinen Männern. „Leute, wir segeln weiter nach Rhodos.“
Der Levantiner lehnte sich erschöpft mit dem Rücken gegen die Wand des Achterkastells. Der Schweiß brach ihm aus, ihm wurde schwindlig. Ohnmächtig sank er an der Holzwand zu Boden.
6.
Wie der Seewolf vorausberechnet hatte, lief die „Isabella“ gegen Mitternacht eine kleine Bucht an der südlichen Küste von Rhodos an.
Der Sturm hatte etwas nachgelassen. Der Regen fiel nur noch schauerweise, und seltener grollte der Donner und zuckten die Blitze. Donner und Blitz erfolgten auch nicht mehr gleichzeitig, sondern nacheinander, woraus zu schließen war, daß sich die Gewitterfront nach Nordwesten entfernte.
Draußen auf dem Meer türmten sich die Wellen etwas weniger hoch, und hier, in der Bucht, verringerte sich der Seegang derart, daß Hasard daran hätte denken können, die Verschalkungen der Luken und Niedergänge zu lösen und die Manntaue zu entfernen.
Doch vorläufig beließ er es bei ihrem derzeitigen Zustand. Die Sturmsegel wurden aufgegeit, der Anker rauschte an seiner Trosse aus und ging auf Grund.
Hasard versammelte seine Männer auf dem Hauptdeck und sagte: „Wir hätten in der Hoffnung, daß das Wetter sich weiterhin bessert, auch weitersegeln können. Aber wir brauchen einen neuen Bugspriet und müssen aus diesem Grund einen Baum fällen. Außerdem nutzen wir die Gelegenheit und frischen unsere Proviantbestände ein wenig auf, da wir schon mal hier sind.“
„Ja“, sagte Ben Brighton. „Und die Männer können sich ein wenig ausruhen oder sich die Füße vertreten.“
Dan O’Flynn blickte zu den Inselbergen, die wuchtig hinter dem Ufer der Bucht aufstiegen. „Eigentlich müßte es hier auf Rhodos doch ein bißchen Wild geben, oder? Wie wäre es, wenn wir noch vor dem Morgengrauen losziehen? Das ist die beste Stunde für die Rebhuhn-, Fasanen- und Hasenjagd.“
„Einverstanden“, sagte der Seewolf. „Ich teile jetzt die Deckswachen neu ein und bestimme, wer alles an Land gehen wird. Wer sich noch ein paar Stunden aufs Ohr legen will, soll sich ruhig melden.“
„Ach was, so müde sind wir doch gar nicht“, sagte Carberry. „Sir, mal eine Frage. Ist die Insel bewohnt?“
„Es soll hier ein paar Fischer- und Bauerndörfer geben“, erwiderte der Seewolf.
„Und die Bewohner sind Griechen, nicht wahr?“ erkundigte sich Blacky.
„Ob sie griechischer oder byzantinischer Abstammung sind, ist mir nicht bekannt.“
„Das spielt ja auch keine Rolle“, meinte Smoky. „Die Hauptsache ist, daß sie friedfertige Leute sind und nicht versuchen, uns zu vertreiben, falls wir mit ihnen zusammentreffen. He, Ed, du müßtest eigentlich doch bestens Bescheid wissen.“
„Ich? Warum ausgerechnet ich?“
„Nun, wenn mich nicht alles täuscht, hast du vor ein paar Wochen auf Mallorca eine ausführliche Unterredung mit einer netten Lady aus Griechenland gehabt. Oder?“
„Was, zum Teufel, hat denn das mit Rhodos zu tun?“ fragte der Profos mit drohendem Unterton in der Stimme.
Smoky spielte auf die Abschiedsfeier an, die es auf Mallorca gegeben hatte, als die Seewölfe den aus Abu Al-Hassans Harem befreiten Frauen einen kleinen Einmaster zur Weiterreise nach Südfrankreich verschafft hatten. Nie hätten sich die „Ladys“ von den Männern der „Isabella“ getrennt, ohne sich auf gebührende Weise bei ihnen zu bedanken. So war es zu einem allgemeinen Techtelmechtel gekommen, bei dem auch Carberry nicht leer ausgegangen war, weil Irene, die Griechin, eine leidenschaftliche Begeisterung für ihn entwickelt hatte.
„Ihr habt euch doch sicher über Land und Leute unterhalten“, fuhr Smoky zur allgemeinen Erheiterung der anderen Männer fort. „Über Irenes Heimat, meine ich. Ob die Menschen hier angriffslustig wie die Türken oder friedliebend und aufnahmebereit wie die Italiener sind.“
„Das weiß ich nicht“, brummte der Narbenmann unfreundlich. „Keine Ahnung, wie es sich damit verhält.“
„Ja, Himmel, über was habt ihr beiden denn bloß gesprochen?“ rief Smoky aus.
Carberry sah ihn zornig an. „Das geht dich einen feuchten Schlick an, du Stint! Frage ich dich etwa auch über deine Weibergeschichten aus, was, wie?“
„Nein“, sagte nun der Seewolf. „Und deshalb solltest du auch nicht so aufdringlich fragen, Smoky. Schon mal was von Diskretion gehört?“ Er gab sich Mühe, ernst zu bleiben, konnte sich aber selbst ein feines Lächeln kaum verkneifen.
„Ja, Sir.“
„Dann halte dich daran.“
„Aye, Sir.“
„Was zur Hölle ist Diskretion?“ wollte Carberry von Blacky wissen, der dicht neben ihm stand.
Blacky grinste.