Название | Seewölfe Paket 14 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954397723 |
Der stämmige Rudergänger sah ihn verständnislos an. „Wie meinst du das?“
„Nun“, fuhr Al Conroy fort, „wir könnten doch versuchen, die Truhen auf das Achterdeck des Wracks zu schieben. Dann könnten wir sie mit Trossen umfangen und mit Hilfe von Taljen aufhieven. Das spart uns viel Zeit, Kraft und jede Menge Tauchgänge.“
Pete Ballie war beeindruckt.
„Das hätte dir aber auch früher einfallen können, du alter Rübenkopf“, brummte er und warf einen Blick zu Will Thorne hinüber, der gerade mit einer riesigen Schüssel die Kombüse verließ.
Will Thorne, der alte, grauhaarige Segelmacher, war ein stiller und besonnener Mann. Er hatte in all den Jahren, in denen die Seewölfe-Crew die Welt umsegelte, ruhig und ohne besonders aufzufallen, seine Arbeit getan, sei es als Segelmacher, als erfahrener Seemann oder aber als schlagkräftiger, mit Überlegung handelnder Kämpfer, wenn es nötig gewesen war, das Schiff oder die Besatzung aus einer mißlichen Lage herauszuhauen. Auch wenn es gegolten hatte, Piraten und Schnapphähnen einen Denkzettel zu verpassen oder den Dons fette Beute abzujagen, hatte der stille Mann stets voll seinen Platz ausgefüllt.
Doch niemand hätte gedacht, daß Will Thorne einen guten Koch abgeben würde, nein, das hatte ihm einfach niemand so recht zugetraut. Die Kochkünste jedoch, mit denen er die kleine Crew an Bord der Sambuke verwöhnte, seit sie den Hafen von Alexandria verlassen hatte, verblüfften die Männer immer wieder. Zugleich lernten sie daraus, daß es doch eigentlich bei jedem Menschen immer wieder neue Seiten zu entdekken gab.
Man konnte zwar nicht sagen, daß Will Thorne auf Anhieb den Kutscher ersetzt hätte, dem auf der ehemaligen „Isabella VIII.“ eine wesentlich größere und besser ausgestattete Kombüse zur Verfügung gestanden hatte, aber trotzdem ließ sich der ruhige Mann stets etwas einfallen, um mittels der frischen Vorräte, die man in Alexandria eingekauft hatte, Abwechslung in den Speiseplan zu bringen.
Jedenfalls war auch an diesem Mittag die kleine Crew vollauf mit Will Thorne zufrieden, und manch einer hatte mehr, als eigentlich gut war, auf seinen Zinnteller geschaufelt und lag nun satt und dösend in der prallen Mittagssonne.
Selbst Old O’Flynn war plötzlich wie verwandelt. Während er Will Thorne äußerst wohlwollende Blicke zuwarf, bemerkte er tadelnd: „Das hat man gern, ihr Bilgenflöhe! Sich den Wanst vollhauen bis zum Gehtnichtmehr und sich dann faul in die Sonne legen! Aber nicht einer von euch denkt daran, unserem Koch ein Lob für die gesegnete Mittagsmahlzeit auszusprechen. Mir hat es jedenfalls bestens geschmeckt, und im übrigen habe ich euch ja von Anfang an gesagt, daß unser guter Mister Thorne ein ausgezeichneter Koch sei!“
Das verschlug den Arwenacks nun doch die Sprache.
„Wie? Was?“ brummte Smoky. „Was willst du uns von Anfang an gesagt haben?“
„Gerade habe ich den Mund geschlossen. Ich bin doch nicht im Wiederholungsverein“, sagte Old O’Flynn würdevoll.
Nun drehte sich auch Al Conroy faul zur Seite.
„Das haut doch einer Muck den Boden durch!“ stellte er fest. „Wir gehen ja völlig mit dir einig, daß Mister Thorne ein guter Koch ist, Donegal, und daß er bestimmt auch ein dickes Lob verdient hat. Aber mir klingt da immer noch ein bißchen das Nörgeln eines gewissen brummigen, alten Arwenacks in den Ohren, von wegen Schlangenfraß, Gift und in Segeltuch einnähen. Und jetzt säuselst du so lieblich wie eine unschuldige Windsbraut.“
Der Alte mit dem verwitterten Gesicht winkte ab.
„Ach was“, sagte er. „Du hast wohl mal wieder die Flöhe husten hören, Mister Conroy, oder das Pulver vom letzten Gefecht sitzt dir noch in den Ohren. Will ist jedenfalls ein ausgezeichneter Koch, und würde er am englischen Königshof die Töpfe schwenken, dann würde selbst unsere gute alte Lissy auseinandergehen wie ein Hefekloß.“
Ein dickeres Lob für Kochkünste gab es eigentlich nicht, und gerade aus dem Munde Old Donegal Daniel O’Flynns wollte das schon etwas heißen, darüber war man sich im klaren.
Das Faulenzen und Dösen hatte jedoch bald ein Ende. Nach einer Pause von zwei Stunden wurde die Arbeit wieder aufgenommen. Es ging schließlich nicht an, daß man die ungeheuren Schätze, die man entdeckt hatte, da unten im Wrack vor sich hin gammeln ließ. Bob Grey war sogar der Meinung, daß die Fische längst mit den funkelnden Klunkerchen Murmelspiele veranstalten würden.
Auch Ben Brighton, der das Kommando führte, hatte Al Conroys Vorschlag aufgegriffen. Man versprach sich eine wesentliche Arbeitserleichterung dadurch. So begann man damit, die Taljen am vorderen Mast zu fixieren und über die Bordwand ins Wasser zu lassen.
Nach Abschluß dieser Vorbereitungsarbeiten tauchten Pete Ballie, Smoky und Bob Grey zur „San Marco“ hinunter, um die Kisten und Truhen von den Lagerräumen aufs Achterdeck hinauszuwuchten. Und auch das erwies sich natürlich als Schwerstarbeit. Manche der Behälter waren schwer wie Blei, und es erforderte eine Menge Kraft, sie durch klaffende Lecks und über zerborstene Planken hinweg nach draußen zu schaffen. Bei all dem war noch Eile geboten, denn die Atemluft wurde den drei Männern oft äußerst knapp, so daß sie zwischendurch zum Luftholen auftauchen mußten.
Doch wenn sie geglaubt hatten, wenigstens ungestört arbeiten zu können, sollten sie bald enttäuscht werden. Pete Ballie, Bob Grey und Smoky, die gerade eine Truhe durch das Schott des Achterdecks auf der Steuerbordseite der „San Marco“ heraushoben, setzten ihre Last jäh auf die Planken, als vorn beim Bug des Wracks etwas ins Wasser peitschte. Eine gestreifte Meerbarbe, die in diesem Moment höchstens zwei Yards von ihnen entfernt über das Achterdeck schwamm, jagte – durch das Geräusch sichtlich erschreckt – mit heftigen Flossenschlägen davon.
Die drei Seewölfe sahen sich einen Moment fragend an. Es war ohne Zweifel ein Schuß gewesen, den man ins Wasser abgefeuert hatte. Doch sie kamen nicht dazu, lange zu überlegen, denn plötzlich wurde heftig an ihren Leinen gezogen – dreimal, immer kurz hintereinander. Das war das Signal für höchste Gefahr! Und die Ursache blieb ihnen nicht länger verborgen.
Jäh und unvermittelt tauchte ein dunkler Schatten auf, der um den Vorsteven der wracken Galeone herumjagte. Es war ein Hai, und zwar ein ganz kapitaler Bursche.
Die Männer an Bord der Zweimast-Sambuke waren gut gelaunt. Kein Wunder, wenn einem rein zufällig prall gefüllte Schatztruhen in die Hände fielen. Schließlich hätten sie am gestrigen Abend ihren Anker auch woanders auswerfen können, doch das Schicksal schien es gut mit ihnen zu meinen. Die Arbeit, die das Bergen der Schätze zwangsläufig mit sich brachte, würde man gern bewältigen, zumal jetzt, da die gute Idee Al Conroys die Sache wesentlich vereinfachen und beschleunigen würde.
Immer wieder beugten sich die Seewölfe mit erwartungsvollen Blikken über das Schanzkleid, um die Arbeit der Männer da unten mitzuverfolgen, auch wenn die klare Sicht durch aufgewirbelten Schlamm oft stark beeinträchtigt wurde.
Trotzdem vergaßen sie nicht, auch die Wasseroberfläche im Auge zu behalten. Bis jetzt war, so weit das Auge reichte, alles ruhig und friedlich geblieben. Nirgends gab es etwas Auffälliges zu sehen – weder im Wasser, noch drüben an der Küste, die nur aus Unmengen von Sand und Felsen zu bestehen schien.
Doch der Schein trog. Ein unerbittlicher, grausamer Tod hatte bereits seine unsichtbaren Finger nach den Seewölfen ausgestreckt.
Will Thorne entdeckte die berüchtigte Dreiecksflosse als erster.
„Ein Hai!“ Während sein lauter Ruf die übrigen Männer alarmierte, griff er sofort nach der bereitliegenden Muskete und feuerte auf den dunklen Schatten, der dicht unter der Wasseroberfläche entlangglitt.
Der Schuß mußte getroffen haben, denn der gefräßige Meeresräuber bäumte sich augenblicklich auf, dann ließen peitschende Schwanzschläge das Wasser hochspritzen. Sekunden später schoß der verwundete Körper des Hais nach unten, und im Wasser breitete sich eine dunkle Wolke aus, die unschwer