Название | Seewölfe Paket 26 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954399949 |
Mit diesen Worten verließ er einfach den Platz vor den Gefängnismauer. Er drehte sich nicht mehr um und würdigte Alonzo de Escobedo keines Blickes mehr.
„Du bleibst!“ brüllte de Escobedo.
Aber es nutzte ihm nichts. Juarez tat genau das, was vor ihm schon einige andere der Meute getan hatten. Er setzte sich ab. Er wollte seinen Kopf nicht länger hinhalten und sich nicht verheizen lassen. Das Unternehmen erschien aussichtslos.
De Escobedo hatte das Gefängnis stürmen wollen, aber er hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der „Wirt“ – das war in diesem Fall der Gefängnisdirektor José Cámpora. Cámpora hielt mit seinen Leuten die Stellung, und die Escobedo-Mannschaft hatte schwer Federn lassen müssen.
So war es dem ehemaligen Stadtkommandanten und Gouverneur de Escobedo zwar gelungen, das Tor der Gefängnismauer aufzubrechen. Aber das war auch schon alles. Der Erfolg dieser nächtlichen Aktion nutzte den Angreifern im Endeffekt wenig. Sie hatten keine Deckung mehr und befanden sich für die Verteidiger des Gefängnisses wie auf einem Präsentierteller, wenn sie den Hof überqueren wollten.
Diese Erkenntnis setzte den Kerlen schwer zu. Sie hatten den rechten Glauben in ihren Anführer de Escobedo verloren. De Escobedo seinerseits wußte nicht recht, wie er die Horde anfassen sollte. Schließlich handelte es sich um Galgenstricke, denen jede militärische Disziplin fremd war.
Zwar war de Escobedo in diesem Augenblick versucht, Juarez eine Kugel in den Rücken zu jagen. Aber er beherrschte sich. Die anderen Kerle sahen ihn derart drohend und angriffslustig an, daß es offensichtlich war: er, de Escobedo, hätte auf jeden Fall den kürzeren gezogen.
Der Sturm auf das Gefängnis lohnte sich nicht. Er kostete zu viele Opfer. De Escobedo hatte sich aus dem Kerker Verstärkung holen wollen. Mit einer großen Bande würde es zu schaffen sein, die Residenz zu erobern. Denn das war sein Endziel. Die Residenz war der Regierungspalast, wer die Residenz hatte, war Gouverneur und hatte die Macht über Havanna und Kuba.
Was aber brachte all das den Galgenstricken und Hundesöhnen ein, die de Escobedo mit Gonzalo Bastidas Hilfe um sich versammelt hatte? Gar nichts. Seit sie das begriffen hatten, gingen die Kerle von der Fahne. Warum sollten sie ihre Knochen noch länger hinhalten? Sie waren doch nicht blöd! Sie gingen auf eigene Faust auf Raubzug.
Ein kleiner, dürrer Kerl, von seinen Kumpanen nur das Wiesel genannt, folgte dem Beispiel von Juarez. Er stand aus seiner Deckung auf und huschte davon, bevor ihn die Gefängniswächter aus ihrer Deckung niederschießen konnten. Die anderen Kerle hasteten hinter ihm her. Juarez war schon ein ganzes Stück weg. Das Wiesel eilte ihm nach. Hinter dem Rücken des Wiesels befanden sich plötzlich an die zwanzig Kerle, er war ungewollt zu ihrem Anführer geworden.
De Escobedo stieß einen Wutschrei aus. Er platzte fast vor Zorn. Mit langen Sätzen jagte er den Kerlen nach, packte das Wiesel am Arm und riß den Kerl zu sich herum.
„Was fällt dir ein?“ schrie er ihn an. „Du hast die Kerle gegen mich aufgewiegelt!“
„Ich?“ zischte der kleine Mann. „Du spinnst wohl! Jeder kann tun und lassen, was er will!“
„Ihr bleibt hier!“ stieß de Escobedo keuchend hervor. Er war im Gesicht rot angelaufen und hatte seine Hände zu Fäusten geballt. „Ihr habt kein Recht, einfach abzuhauen! Das ist Fahnenflucht!“
Die Kerle hatten ihn umringt. Juarez war am Ende der Gasse, in der sie sich befanden, stehengeblieben und hatte sich umgedreht. Jetzt kehrte er zu de Escobedo und seinen Spießgesellen zurück.
„Was sagst du da?“ brüllte einer der Kerle neben dem Wiesel. „Wir sind doch nicht deine Soldaten!“
„Wir sind frei“, sagte ein anderer.
„Wir müssen das Gefängnis stürmen!“ schrie de Escobedo.
Die Kerle lachten. „Stürm du doch!“ rief das Wiesel höhnisch. „Vielleicht hast du Glück!“
„Ihr könnt mich nicht allein lassen!“ brüllte de Escobedo.
Juarez hatte die Gruppe erreicht. Er drängelte sich bis zu de Escobedo durch und schrie: „He! Was ist denn hier los?“
„Wir verduften“, erwiderte das Wiesel. „Aber er will uns zurückhalten!“
„Kommt gar nicht in Frage!“ sagte Juarez grollend. Er war ein großer, muskelbepackter Kerl, von dem es hieß, daß er weder Tod noch Teufel fürchtete. „Wir haben die Schnauze voll von diesem beschissenen Plan!“
„Jawohl, das haben wir“, pflichteten ihm die anderen bei.
„Es ist eure Pflicht, mir zu helfen!“ fauchte de Escobedo.
„Pflicht, so ein Quatsch!“ rief das Wiesel lachend.
„Wir müssen stürmen!“ brüllte de Escobedo.
„Stürm doch selber“, sagte Juarez schroff. „Wir haben ’ne bessere Beschäftigung! Auf uns wartet ’ne Menge Arbeit!“
„Das ist Feigheit vor dem Feind!“ schrie de Escobedo.
„He!“ brüllte einer der Kerle. „Was will dieser Clown eigentlich von uns? Ich laß mich nicht beleidigen!“ Sofort zückte er sein Messer.
Auch das Wiesel und einige andere Kerle hatten plötzlich ihre Messer in den Fäusten. Drohend schoben sie sich auf de Escobedo zu.
Juarez stieß de Escobedo vor die Brust. De Escobedo taumelte zurück und prallte gegen die anderen Kerle. Die Kerle fluchten und fuchtelten mit ihren Messern.
„Mich hat noch keiner einen Feigling zu nennen gewagt!“ stieß Juarez hervor. Seine Augen funkelten gefährlich.
„So hab’ ich das nicht gemeint!“ brüllte de Escobedo.
„Wie denn?“ wollte das Wiesel wissen.
„Wir sind aufeinander angewiesen, gegenseitig, meine ich“, entgegnete de Escobedo rasch.
Juarez lachte verächtlich. „Das denkst du. Aber wir brauchen dich nicht mehr. Du kannst uns den Buckel runterrutschen. Als Bandenführer taugst du nichts. Es bringt uns auch nichts ein, unsere Haut für dich zu Markte zu tragen.“
„Ich werde euch fürstlich belohnen“, erklärte de Escobedo. Vielleicht nutzte dieses Versprechen etwas? Konnte er diese Narren doch noch zur Umkehr bewegen? Er mußte es wenigstens versuchen.
„Wann denn?“ fragte das Wiesel lauernd.
„Wenn wir die Residenz erobert haben.“
„Zu spät“, erwiderte das Wiesel hämisch. „Dann haben die meisten von uns bereits ins Gras gebissen. Nein, der Preis ist zu hoch.“
„Wir brauchen uns bloß in den Häusern zu bedienen“, sagte Juarez. „Da gibt es jede Menge Zeug zu holen.“
„Wertlosen Plunder“, sagte de Escobedo.
„Stimmt nicht“, berichtigte ihn ein anderer Kerl. „Wir wissen schon, was wir mitnehmen müssen.“
„So“, sagte Juarez. „Wir haben schon lange genug geredet. Ich für meinen Teil habe genug Zeit vergeudet.“ Er tippte de Escobedo noch einmal mit dem Finger gegen die Brust. „Und du sei froh, daß wir dich am Leben lassen. Bei deiner großen Klappe kann es dir leicht passieren, daß dir jemand ein Messer zwischen die Rippen steckt.“
„Ja“, bestätigte das Wiesel und musterte de Escobedo aus schmalen Augen. „Versuche bloß nicht, uns nachzustellen. Und noch ein falsches Wort, und du landest in der Gosse.“
Alonzo de Escobedo hatte es die Sprache verschlagen. Diese Hurensöhne, dieses Pack – sie wagten es, so mit ihm umzuspringen! Mit ihm! Aus haßlodernden Augen starrte er ihnen nach. Sie gingen weg und drehten sich nicht mehr nach ihm um. Er konnte jetzt seine Pistole zücken und wenigstens einen von den Strolchen