Blutgeld. Neal Hall

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Название Blutgeld
Автор произведения Neal Hall
Жанр Зарубежная психология
Серия
Издательство Зарубежная психология
Год выпуска 0
isbn 9783854453987



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Meth an ein Feinkostgeschäft, nahm das Geld entgegen und arrangierte die nächste Drogenlieferung. Es war nervenaufreibend und zeitaufwändig. Darüber hinaus musste er sich regelmäßig mit den Cops zu einer Einsatzbesprechung treffen, um die Details des folgenden Transfers zu besprechen. Die Polizei nahm diese Gespräche auf und machte sich detaillierte Notizen, die als eidesstattliche Erklärungen bei Genehmigungsverfahren für Lauschangriffe auf weitere Mitglieder der Hells Angels eingereicht wurden. Gleichzeitig beobachteten ihn die Biker mit Argwohn und wollten wissen, warum die Lieferungen so viel Zeit in Anspruch nahmen.

      Plante beabsichtigte, die Drogen bei Potts abzuliefern, doch ein anderes Mitglied der Hells Angels, John Punko, bekam Wind von der Transaktion und wollte an die 3 kg gelangen, um mit dem Verkaufserlös bei Renaud eine noch größere Menge in Auftrag zu geben. Zu dem Zeitpunkt war Punko Vollmitglied und Potts lediglich Prospect, also Anwärter auf die Mitgliedschaft. Da Punko in der Hackordnung also über Potts stand, hatte er die Befugnis und auch die Autorität, Plante und Potts Anweisungen zu erteilen. Punko befahl Plante, 1,5 kg zum Haus von Sam Ayach zu liefern, der für die Hells Angels mit Drogen dealte.

      Potts und Plante fuhren zu dem Haus, um mit Ayach ein Wörtchen zu reden, doch der öffnete die Tür nicht. Die beiden verschafften sich schließlich dennoch Zutritt, und Plante fand den Dealer, der sich in einem Wandschrank versteckt hatte, verriet aber Potts nichts darüber.

      Später suchte Plante den verängstigten Mann erneut auf, der sich bereit erklärte, ein Kilo Methamphetamin von Potts zu kaufen und ein weiteres Kilo von Punko. Plante drängte Ayach dazu, Punkos Lieferung so schnell wie möglich unter die Leute zu bringen, sich aber mit Potts Meth Zeit zu lassen – mindestens einen Monat oder zwei.

      Drei Tage danach brachte Ayach Plante 13.000 Dollar für den Verkauf von Punkos Meth. Bei der Geldübergabe übergab Plante ein weiteres Kilo aus Punkos Vorrat. Dafür erhielt er von Ayach einen Vorschuss von 3.000 Dollar. Dieser bestätigte, dass er Potts Meth getreu der Vereinbarung noch nicht vertickt hatte.

      Am 16. April gaben die Cops Plante den Befehl, sich von Ayachs Haus fernzuhalten, wo die RCMP einen Durchsuchungsbefehl vollstreckte und dabei ungefähr 2 Kilo Methamphetamin sicherstellte. Ayach und seine Freundin wurden in Gewahrsam genommen, was seine Karriere als Crystal-Meth-Dealer der Hells Angels abrupt beendete.

      Drei Tage nach der Razzia traf sich Punko mit Plante in einem 7-Eleven, wonach sie in ein Fitnessstudio gingen und dann eine Mahlzeit im Restaurant White Spot einnahmen.

      „Hoffentlich taucht mein verdammter Name da nicht auf“, sagte Punko zu Plante. Er meinte die Razzia. Plante verriet Punko, dass die Cops zwei Kilo Meth in Ayachs Haus gefunden hätten – ein Kilo von Punko und ein Kilo von Potts.

      Aufgebracht meinte Punko, dass er sich da einmischen und Randy Potts eine ordentliche Abreibung verpassen müsse; er beschuldigte ihn, „in Surrey mit dem Bottomrocker auf der Kutte aufzutauchen“. Potts trug das Bottomrocker-Abzeichen der Hells Angels, bei dem nur der Schriftzug „British Columbia“ zu sehen war und nicht das komplette Logo mit dem geflügelten Totenkopf und dem Toprocker mit der Aufschrift „Hells Angels“.

      Die Polizei beschrieb die Wirkung des Logos mit „der Macht des Patches“. Der dreiteilige Aufnäher identifizierte den Träger als ein Mitglied des Hells Angels und konnte bei Kleinkriminellen, die nicht in einer Gang waren, die ihnen Schutz gewährte, allein schon furchteinflößend wirken. Der berüchtigte Hells Angel Sonny Barger vertrat das Motto: „Einer für alle, alle für einen“, was bedeutete, dass der Angriff auf ein Mitglied die Rache aller Biker nach sich zog. Diese Gewaltandrohung ging von jedem Club aus, wodurch sich niemand dem Zorn der Hells Angels entziehen konnte.

      Plante fragte Punko, ob er das verbleibende Kilo Renaud zum Verkauf übergeben solle, worauf dieser zustimmte.

      Er erklärte Punko, dass der Meth-Koch ihm noch 10.000 Dollar schulde, eine Summe, die der Hells Angel in die weitere Produktion stecken wollte. Punko schlug vor, 80 Liter Ephedrin zu besorgen, einer der Hauptinhaltsstoffe von Crystal Meth, und Plante schätzte den Preis für 80 Liter auf ungefähr 80.000 Dollar, da 160 Liter 160.000 Dollar kosteten und es keinen Kleinstmengenzuschlag gab.

      Punko fluchte, dass Renaud die Seele aus dem Leib geprügelt werde, wenn er nicht produziere. Allerdings machte er sich Sorgen wegen der Razzia bei Ayach, die viel Staub aufgewirbelt hatte, und empfahl Plante, den Koch mit Samthandschuhen anzufassen.

      Die Polizei nahm das Gespräch auf, bei dem Punko meinte: „Ich werde verdammt nervös – die sollen mich bloß nicht am Arsch kriegen. Darum werden wir morgen auf jeden Fall mit den neuen Handys telefonieren.“ Der Biker instruierte Plante genau und wies dabei extra auf die neuen „sauberen“ Handys hin, die nicht bis zu ihnen zurückverfolgt werden konnten.

      Punko sprach auch davon, Dynamit von einem Bekannten mit den Initialen R.T. aus Surrey zu besorgen. Plante wollte wissen, wozu er den Sprengstoff brauche. „Man kann nie wissen. Wir sind bei den Hells Angels. Da gehen oft üble Sachen ab. Man kann nicht wissen, wofür das Zeugs gut ist“, erhielt er zur Antwort.

      Am nächsten Tag trafen sich Punko und Plante im Haus von R.T. Danach schlug Plante vor: „Es wird höchste Zeit, den verfluchten Schuhkarton wieder aufzufüllen.“ Punko hatte nichts gegen ein Treffen mit dem Meth-Koch Renaud.

      Am 21. April 2004 verabredeten sich die beiden auf dem Tennisplatz in Burnaby Mountain, einem Ort, vom dem Punko glaubte, dass dort keine Abhöreinrichtungen der Cops sein würden. Hier konnten die beiden vermeintlich frei miteinander reden.

      Dann fuhren die zwei zu einem Coffee-Shop in East Hastings, wo Plante Punko über ein bevorstehendes Treffen mit Renaud am Abend unterrichtete. Punko wollte Renaud unmissverständlich klarmachen, dass er für niemand anderen mehr kochen dürfe.

      „Ab jetzt gehört er zu meinen Partnern. Du wirst ihm verklickern, seinen Scheiß nie mehr für andere zu machen. Kapiert? Der muss jetzt damit aufhören.“

      Renaud traf die beiden auf dem Parkplatz des Fitnessstudios in New Westminster. Punko erzählte ihm, dass jetzt alle im selben Team spielten. Er drängte Renaud, auch Dave Pearse, seinem Partner bei der Produktion, die Botschaft zu überbringen – ohne Wenn und Aber. „Erzähl ihm das. Er hat es jetzt mit einem Mitglied der Hells Angels zu tun, der für euch alles Mögliche tun kann. Denkt dran – seid clever, bleibt sauber und macht Kohle. Das war’s.“

      Punko trug Renaud nachdrücklich auf, dem Kollegen zu verklickern, dass er auf gar keinen Fall den Namen seines Auftragsgebers fallen lassen dürfe. Der Meth-Koch und sein Kumpel sollten bloß nicht durch die Gegend spazieren und jedem stecken, dass sie für einen Hells Angel produzierten. Der Biker wollte Pearse persönlich treffen, „damit Dave weiß, mit wem er es verflucht noch mal zu tun hat.“

      Während des Gesprächs schlug Plante Renaud voll ins Gesicht und stieß ihn herum. Später erklärte er, die Rolle des „bösen Cops“ gespielt zu haben, während Punko den Part des „guten Cops übernommen habe. Das sollte für den Koch eine deutliche Botschaft sein – mit einem Mitglied der Hells Angels war nicht zu spaßen! Gleichzeitig wollte Plante Punko beweisen, dass er geschäftliche Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen und sehr effektiv für ihn arbeiten konnte.

      Danach drehte sich das Gespräch nur noch um die Inhaltsstoffe, die man anschaffen musste, und die dabei entstehenden Kosten. Renaud erklärte seinen Mitstreitern, dass jeder 35.000 Dollar in die Produktion investieren müsse. Durch die Kosten abgedeckt waren 80 Liter Ephedrin. Für die Investition würden sie 12,5 Kilo Meth erhalten, die, bei 13.000 Dollar für ein Kilo, eine Summe von ungefähr 165.000 ergaben. Somit konnte jeder mit einem Gewinn von rund 23.000 Dollar rechnen.