Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Название Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman
Автор произведения Toni Waidacher
Жанр Языкознание
Серия Der Bergpfarrer
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740980542



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schnell gebessert.« Das entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, doch wozu sollte sie der Mutter das Herz schwer machen?

      »Dann wirst du Pauls Angebot annehmen und im Gästehaus mitarbeiten?«, fragte sie hoffnungsvoll. Schon oft hatte sie ihrer Tochter zu verstehen gegeben, dass sie nichts lieber sehen würde, als dass auch sie hier ihre Heimat fand.

      Martina zuckte die Schultern. »Ich weiß noch net, was ich machen werde«, antwortete sie ausweichend. »Zuerst muss ich sowieso nach Starnberg zurück. Ich war viel zu lang schon weg. Zwar hat Petra, meine Nachbarin, die Post bearbeitet und mir gesagt, dass nichts Wichtiges dabei war, doch ich will mich selbst von allem überzeugen.«

      »Dagegen hab’ ich nix«, antwortete die Mutter lächelnd, »solange du wieder zu mir zurückkommst. Ich kann mir vorstellen, dass wir hier alle als eine wunderbare Familie zusammen leben können.«

      Martina zweifelte noch immer daran, aber das wollte sie der Mutter nicht zeigen, ihr nicht das Glück zerstören, das sie wirklich verdient hatte. »Es ist doch in Ordnung, wenn ich morgen fahre?«

      Monika war etwas enttäuscht, aber sie zeigte es nicht. »Natürlich ist es in Ordnung, auch wenn ich dich jetzt schon vermisse, mein Schatzerl.«

      Hand in Hand brachten die beiden Frauen die Küche in Ordnung, und dann gingen auch sie ins Bett. Klaus und sein Vater saßen noch länger in der Stube. Sie hatten sich viel zu erzählen. Und zum ersten Mal war Klaus mit seinem Vater einer Meinung. Auch er wollte jetzt, dass Martina die Geschäftsführung für das neue Gästehaus übernahm, und auch zum ersten Mal gestand er sich ein, dass er Martina liebte.

      Am nächsten Vormittag hatte Martina erneut ihre Taschen ins Auto gebracht, die sie seit ihrer wegen des Unfalls verschobenen Abfahrt nicht ausgepackt hatte. Monika stand am Auto, um sich von ihrer Tochter zu verabschieden, und auch Paul kam im letzten Moment noch angelaufen, um sie zum Abschied in die Arme zu nehmen.

      Nur Klaus ließ sich nicht blicken. Paul sagte, dass sein Sohn schon früh in den Ort gefahren sei, um unaufschiebbare Termine wahrzunehmen, doch Martina merkte deutlich, dass dies nicht die Wahrheit war. Aus seinem Verhalten schloss sie, dass Klaus froh war, sie endlich vertrieben zu haben.

      Die Enttäuschung trieb ihr die Tränen in die Augen, die ihren Blick verschleierten. Immer wieder musste sie ihre Fahrt unterbrechen, bis die Tränen versiegt waren.

      Ihre kleine Wohnung war gut gelüftet und sah aus, als sei sie eben erst gegangen. Die Nachbarin hatte ausgezeichnet für alles gesorgt. Und doch fühlte sich Martina so fremd in den Räumen, die sie früher immer als kuschelig und anheimelnd empfunden hatte, weil sie all ihre Lieblingsdinge enthielten.

      Ihr erster Weg führte zum Telefon, um die Mutter von ihrer Ankunft zu unterrichten, und der nächste Weg war zum Briefkas­ten. Einige Aufträge waren gekommen und sehr viel Werbung. Auch die Post, die Petra auf den Schreibtisch gelegt hatte, brachte keine Überraschungen.

      Stöhnend ließ sich Martina aufs Sofa fallen. Sollte das alles gewesen sein, ihr Ausflug in die Welt der Liebe, ihre Begegnung mit einem Mann, der sie zwar geküsst, sie gleichzeitig aber auch verachtet hatte? Nein, das hatte sie nicht nötig. Nicht einmal verabschiedet hatte Klaus sich von ihr. Deutlicher konnte er ihr seine Verachtung nicht zeigen.

      Martina legte den Kopf zurück und starrte an die weiße Decke. Wie leer würde ihr Leben ab jetzt verlaufen? Die Mutter war Stunden entfernt, Freunde hatte sie wegen Zeitmangel ohnehin keine nennenswerten, und der Mann, den sie liebte, hatte nur Verachtung für sie, obwohl dazu gar kein Grund bestand.

      Plötzlich begann Martina zu schluchzen. Sie wollte es nicht, aber es kam einfach über sie. Ihr Herz blutete, und ihre Seele fühlte sich unendlich verlassen. Die Sehnsucht nach Klaus wurde immer stärker, und doch wusste sie gleichzeitig, dass sie niemals Erfüllung finden würde.

      Irgendwann musste Martina trotz ihres Kummers eingeschlafen sein, denn als sie die Augen öffnete, war es im Raum bereits dämmrig. Was hatte sie geweckt, ein Geräusch, eine Bewegung?

      Da war es wieder. Es hatte an ihrer Wohnungstür geläutet. Nur kurz, deshalb hatte sie es wohl in ihren Traum mit eingebunden.

      Martina rieb sich die vom Weinen verschwollenen Augen. Eigentlich wäre es besser, sie würde in diesem Zustand nicht an die Wohnungstür gehen. Nicht einmal ihrer Nachbarin wollte sie so unter die Augen treten, denn Petra hätte mit Sicherheit gefragt, wa­rum sie geweint hatte.

      Als es erneut klingelte, überwand sie ihren inneren Widerstand und ging zur Tür. Einen Moment lang zögerte sie noch, doch dann drehte sie den Schlüssel um und drückte die Klinke nieder.

      »Ja bitte?«

      »Martina, ich…«

      Erschrocken prallte die junge Frau zurück. »Klaus, was ist, wa­rum…«

      »Darf ich reinkommen?«

      Sie trat zur Seite. »Ist was passiert? Warum bist du gekommen?«

      »Ich konnte mich heute früh net von dir verabschieden, weil…«

      »Und jetzt bist gekommen, um das nachzuholen?« Sie lächelte ihn verwirrt an. »Ich versteh net, was du mir sagen willst.«

      Wie ein kleiner unglücklicher Junge stand der Mann vor ihr und schaute sie schuldbewußt an. »Ich war so ein Depp«, sagte er leise. »Die ganze Zeit dachte ich, ich müßte dich aus meinem Reich ekeln, damit niemand mir die Liebe meines Vaters nehmen kann. Ich konnte es schon net ertragen, dass Monika einen Platz in seinem Herzen bekommen hatte. Aber das konnte ich noch irgendwie einsehen. Nur dass da auch noch so eine Art Tochter da war, die ebenfalls einen Platz beansprucht, damit konnte ich net umgehen. Dabei hatte ich mich längst in dich verliebt, konnte es nur für mich net akzeptieren.«

      Martina schwieg. Sie konnte nicht so einfach glauben, was er ihr da sagte. »Hat dein Vater dich geschickt? Er sagte heute früh, dass du zu arbeiten hast und dich deshalb net von mir verabschieden konntest.«

      »Das war net die Wahrheit«, bekannte Klaus verlegen. »Ich wollte dir net Lebwohl sagen, weil ich es net ertragen konnte, dass du gehst.«

      »Warum hast net mit mir drüber geredet?«

      »Mein Vater erzählte mir in der Frühe, dass du dabei bist, deine Sachen ins Auto zu packen. Ich hab’ das net verstanden, dachte, unser gutes Verhältnis die letzten Tage sei von dir nur gespielt gewesen.«

      »Ich hab’ nie gespielt, weder die Freundlichkeit noch den Zorn gegen dich«, konterte Martina, die langsam begriff, was er ihr überhaupt sagen wollte. »Ich war immer ehrlich zu dir. Du hast mich ja net akzeptiert, hast mir unterstellt, meine Mutter und ich hätten es nur auf euer Vermögen abgesehen. Aber das ist ein Irrtum. Die Wohnung, in der du dich befindest, gehört mir und sie ist sogar schon abbezahlt. Das hab’ ich alles mit meiner Arbeit verdient.« Stolz lag in ihrer Stimme, aber auch Trauer über die üble Meinung, die er von ihr hatte.

      »Es ging mir nie um Geld.«

      »Warum bist jetzt gekommen? Doch net, um dich nachträglich noch von mir zu verabschieden«, versuchte sie einen kleinen Scherz, um der Situation die bedrückende Stimmung zu nehmen. »Magst dich setzen? Ich kann uns einen Kaffee aufbrühen. Allerdings weiß ich net, ob er dir schmecken wird, die Packung hab’ ich an dem Tag geöffnet, an dem ich mit meiner Mutter zu euch gefahren bin.«

      »Er wird mir schmecken.« Zum ersten Mal glitt ein kleines Lächeln über das Gesicht des Mannes. »Kannst mir noch einmal verzeihen, Martina?«

      Eigentlich hatte Martina auf etwas anderes gewartet, hatte gehofft, er würde ihr seine Liebe erklären und sie bitten, wieder nach St. Johann zurückzukehren, vielleicht sogar als seine Frau. Aber er sagte nichts dergleichen, sondern setzte sich aufs Sofa und schaute sich interessiert um. »Schön hast es hier.«

      »Ja, ich hab’ die Wohnung so eingerichtet, dass ich mich hier wohlfühle«, rief sie aus der Küche zurück. »Ich hab’ von meiner Nachbarin einen Käsekuchen bekommen zur Begrüßung. Magst ein Stück?«

      »Gern.« Am liebsten wäre Klaus aufgesprungen und hätte Martina