Название | Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman |
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Автор произведения | Toni Waidacher |
Жанр | Языкознание |
Серия | Der Bergpfarrer |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740980542 |
»Nein, das muss net sein. Ich geh früh ins Bett, fühl mich net besonders. Geht nur.« Das stimmte zwar nicht ganz, aber Martina hatte natürlich gemerkt, wie sehr die Mutter sich auf die Stunden mit ihrem Verlobten gefreut hatte.
Sie umarmte die Mutter kurz und gab ihr einen liebevollen Kuss auf die Wange. Dann ging sie zur Tür und blieb einen Moment lang vor Paul stehen. »Mach sie glücklich, Paul. Mami hat es verdient. Und wenn du es nicht tust, dann…« Sie blickte ihn ernst an.
»Du kannst dich auf mich verlassen, Madl. Ich werde alles tun, damit sie glücklich ist. Und wennst mir erlaubst, auch dich in mein Herz schließen zu dürfen, dann machst mich zum glücklichsten Menschen, denn ich hab’ dich jetzt schon lieb gewonnen wie eine Tochter, die ich leider nie bekommen hab’.«
Martina schluckte, dann nickte sie. Antworten konnte sie nicht, sie spürte, wie Tränen in ihr aufstiegen. Noch ehe er weiterreden konnte, rannte sie an ihm vorbei und die Treppen zu ihrem Zimmer hinauf. Wenig später hörte man ihre Tür ins Schloss fallen.
Bedrückt trat Paul zu seiner zukünftigen Frau und legte beide Hände an ihre Schultern. Voll inniger Liebe schaute er sie an. »Ist die ganze Aufregung wieder wegen Klaus?«, fragte er besorgt.
Monika nickte. »Vielleicht solltest du noch einmal mit ihm reden, ehe wir heiraten. Ich hätte keine ruhige Minute auf unserer Hochzeitsreise, wenn ich wüsste, dass zu Hause alles drunter und drüber geht.«
»Ich hab schon den Pfarrer gebeten, dass er immer mal wieder hier nach dem Rechten sieht oder wenigstens den Max schickt, damit der ein bissel nach dem Rechten schaut.« Liebevoll streichelte Paul über das Gesicht der Frau, die sich jetzt vertrauensvoll an ihn schmiegte.
»Mach dir net unnötig Sorgen, Liebes. Es wird sich schon alles finden.«
Sie versuchte zu lächeln. »Du hast recht. Es kommt alles, wie es muss.«
Martina stand am Fenster und starrte nach unten in den Hof. Die Mutter hatte längst die Schar weißer Hühner in das Gatter gesperrt, damit sie über Nacht nicht vom Fuchs geholt wurden. Auch die Knechte hatten heute schon zeitig Feierabend gemacht. Es war Samstag, das konnte man deutlich merken, die Leute wollten runter zum Tanz im »Löwen«.
Seufzend legte die junge Frau ihre Stirn an die kühle Fensterscheibe. Es hätte alles so schön sein können, wenn nicht die ständigen Querelen mit Klaus gewesen wären.
Schweren Herzens dachte Martina daran, dass ihre Tage hier inzwischen an beiden Händen abzuzählen waren. Am nächsten Wochenende war Hochzeit, und danach würde sie nach Starnberg in ihre kleine und inzwischen sehr einsame Wohnung zurückkehren. Aufträge hatte sie noch genug, mit denen sie sich von ihrer Trauer ablenken konnte, doch die konnten ihr nicht die Mutter, nicht die Familie ersetzen, die sie sich erhofft hatte.
Plötzlich hielt Martina es in ihrem Zimmer nicht mehr aus. Sie musste nach draußen, Luft atmen, Freiheit spüren. Die Enge des Raumes, der eigentlich ziemlich groß war, wurde mit einem Mal unerträglich.
Ein zarter Windhauch wehte ihr entgegen, der die Luft, vom heißen Sommertag erwärmt, angenehm erscheinen ließ. Martina blieb einen Moment lang stehen und versuchte, den Duft auf sich wirken zu lassen. Ein feiner Geruch nach Heu war es, der sie zum Träumen brachte.
Doch sie fand ziemlich schnell in die Wirklichkeit zurück, denn das Schreckgespenst ihrer Heimreise stand plötzlich wieder vor ihrem geistigen Auge. Deshalb ging sie eilig über den Hof bis zum Holzzaun, wo sie schon mit der Mutter gestanden hatte. Von hier aus hatte man einen herrlichen Ausblick zu den Berggipfeln, die sogar jetzt im Sommer noch ein wenig Schnee hatten.
Martina lehnte sich an den Zaun und versuchte, ihre Träume wiederzufinden. Aber es wollte ihr nicht gelingen. Ihr Herz war schwer, und ohne dass sie es merkte, liefen Tränen über ihre Wangen.
So kam es, dass sie die leisen Schritte nicht hörte, die sich ihr näherten. Sie war so in ihrem Schmerz gefangen, dass sie zutiefst erschrak, als eine bekannte Männerstimme sie ansprach. Doch dieses Mal klang es weder hart noch spöttisch.
»Kann ich dir helfen, Martina?«
Entsetzt öffnete sie die Augen. Dann wischte sie hastig die Tränen ab. »Danke, es ist nix«, versicherte sie verlegen und drehte ihm den Rücken zu. »Was willst, Klaus? Hast mir net schon genug weh getan?«
»Ich weiß net, was du meinst.«
»Du weißt es sehr gut«, antwortete Martina bestimmt. »Aber es ist gut. Ich bin dir net böse, du gehörst hierher, ich net. Ich hab’ schon mit meiner Mutter geredet, sie ist einverstanden, dass ich nächsten Sonntag verschwinde.«
»Deshalb die Tränen?«
»Das geht gerade dich nix an«, konterte sie, ohne ihn anzusehen. Noch immer drehte sie ihm den Rücken zu, denn sie spürte, dass sie sich nicht mehr lange würde beherrschen können. Zu tief saß der Kummer, zu sehr hatte sie sich bereits an das Leben hier auf dem Hof gewöhnt, um es so einfach wieder aufgeben zu können.
»Magst net mit mir reden?«, versuchte Klaus es noch einmal. Wie ein begossener Pudel stand er da und starrte auf seine Schuhspitzen, die voller Staub waren. »Vielleicht tut es mir ja leid, dass ich so widerlich zu dir war.«
Er musste an das Gespräch mit dem Bergpfarrer denken. Aber das war es nicht allein…
Langsam drehte sich Martina um. Sie konnte nicht glauben, was sie eben gehört hatte. Mit völlig anderer Stimme hatte er Worte ausgesprochen, die sie ihm nie zugetraut hätte. »Wie meinst du das?«, fragte sie ungläubig.
Er schwieg und schaute sie an. »Du hast eben so traurig ausgeschaut. Magst mir net sagen, was in deinem Kopf herumgeht? Wir kennen uns kaum, und du sagst vieles, was ich net verstehen kann.«
»Mir geht es mit dir genauso«, pflichtete sie ihm bei. Sie sprach ebenso leise wie er, wollte den Zauber dieses Augenblicks nicht zerstören. »Du warst von Anfang an gegen mich. Dabei wollte ich dir nie etwas wegnehmen. Unsere Eltern haben sich ineinander verliebt, das ist alles.«
»Ich weiß«, gestand er. »Nur…«
»Nur?« Sie standen sich so dicht gegenüber, dass sie glaubte, seinen Herzschlag spüren zu können. »Du glaubst, wir wollten dir etwas wegnehmen. Aber das ist Unsinn. Wir brauchen euren Besitz net.«
»Ach, Unsinn.« Es war Klaus sichtlich peinlich, dass sie darauf anspielte. »Ich hab’ nie gedacht, dass ihr euch hier ins gemachte Nest setzen wollt.«
»Du hast nur davon geredet.«
»Ich weiß.« Wieder wich er ihrem Blick aus. »Und es tut mir verdammt leid. Heute Nachmittag nach unserer letzten Auseinandersetzung hab’ ich erst gemerkt, was für einen Unsinn ich dauernd dahergeredet hab’. Ich weiß net, was mit mir los war.«
»Und was hat deinen Sinneswandel bewirkt? Ich hab’ dir nix anderes gesagt als all die Wochen zuvor schon. Du hast uns allen das Leben unnötig schwer gemacht. In der Zeit hätten wir die Hochzeit vorbereiten können, alles besprechen, und vielleicht wäre uns auch gemeinsam ein Geschenk für die Eltern eingefallen. Auch wenn du es net wahrhaben willst, ab nächste Woche sind wir Bruder und Schwester, wenn auch nur Stiefgeschwister.«
Klaus schaute ihr jetzt in die Augen. »Stiefgeschwister«, wiederholte er leise. Langsam hob er beide Arme und legte seine Hände auf ihre Schultern. Lange sah er in ihre Augen.
Sie hielt seinem Blick stand. So hatte sie noch niemandem in die Augen gesehen. Ein warmes Gefühl war in ihrem Herzen, ein leises Singen, eine wunderbare Melodie, so, als würde der Himmel voller Geigen hängen.
Sein Gesicht kam dem ihren immer näher, ohne dass er dabei ihren Blick losließ. Sie hatte das Gefühl, als ob er sie gleich küssen wollte. Und sie irrte sich nicht…
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Die Tage, die diesem Abend folgten, waren ruhig und friedlich. Das fiel sogar Paul auf, der dies überglücklich mit seiner zukünftigen