Название | Stone Butch Blues |
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Автор произведения | Leslie Feinberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783959172165 |
Sie stürmte davon.
„Das war ja leicht“, sagte Darnell.
„Zu leicht“, antwortete Karla.
„Karla, ich muß wirklich mit dir reden“, sagte ich zu ihr.
„O-oh“, sagte Darryl wieder. „Hier kommt Jim die Krähe.“ Trainer Moriarty steuerte geradewegs auf mich zu.
Ich wartete darauf, daß er etwas zu mir sagte, aber das tat er nicht. Er packte mich an den Armen und grub seine Finger in mein Fleisch. Er schleifte mich zur Tür. „Du kleines Flittchen“, flüsterte er.
„Ich kümmere mich schon darum, Trainer“, mischte sich Miss Moore, die stellvertretende Direktorin ein. Sie legte den Arm um mich und brachte mich hinaus in den Gang. „Kind“, sagte sie, „du steckst ganz schön in der Tinte. Was hast du dir denn bloß dabei gedacht?“
„Nichts, Miss Moore. Ich habe nichts getan. Ich wollte doch nur mit Karla reden.“
Sie lächelte mich an. „Manchmal muß man gar nichts Falsches tun, um Ärger zu kriegen.“
Angst und Panik trieben mir die Tränen in die Augen. Ich wollte mich Miss Moore dringend anvertrauen.
„Schätzchen, so schlimm ist es nun auch wieder nicht“, beruhigte sie mich. Ich konnte nichts sagen. „Ist alles in Ordnung mit dir, Jess? Hast du Probleme?“ Sie betrachtete meine geschwollene Lippe. „Möchtest du mit mir reden, Jess?“
Das wollte ich ja. Aber ich bekam keinen Ton heraus.
„Hier kommt der zweite Unruhestifter“, sagte Moriarty. Er hatte Karla am Schlafittchen.
Miss Moore zog Karla zu sich. „Ich kümmere mich schon darum, Trainer. Gehen Sie mal zurück zu Ihrer Mittagsaufsicht.“
Er sah sie mit unverhülltem Haß an. Ich merkte, was für ein Rassist er war.
„Kommt, Mädchen.“ Miss Moore legte uns die Arme um die Schultern. „Ich erkläre dem Direktor, daß ihr es nicht böse gemeint habt.“
Karla und ich sahen uns an. „Tut mir leid“, sagte ich. „Ich wollte dir keinen Ärger machen.“
Miss Moore blieb stehen. „Ihr Mädchen habt nichts Unrechtes getan. Ihr habt gegen eine ungeschriebene Regel verstoßen, die geändert werden muß. Ich will nur, daß ihr das auch unbeschadet übersteht.“
Als mich der Direktor, Mr. Donatto, schließlich in sein Büro rief, fragte Miss Moore, ob sie mit reinkommen könnte. Er runzelte seine buschigen Brauen. „Es wäre mir lieber, wenn Sie das nicht täten, Suzanne.“
Mr. Donatto schloß die Tür und bedeutete mir, mich zu setzen. Ich fühlte mich allein in einer feindlichen Welt. Er ließ sich in seinen Stuhl sinken und preßte die Fingerspitzen aneinander. Ich betrachtete das Gemälde von George Washington an der Wand und fragte mich, ob er einen weißen Schaffellmantel trug oder ob das Bild nicht vollendet worden war. Mr. Donatto räusperte sich.
„Wie ich hörte, hast du heute im Eßsaal Unruhe gestiftet, junges Fräulein. Würdest du mir das bitte erklären?“
Ich zuckte die Achseln. „Ich habe nichts gemacht.“
Donatto lehnte sich zurück. „Die Welt ist ein sehr komplizierter Ort. Komplizierter, als ihr Kinder erkennt.“ O Gott, dachte ich, jetzt hält er mir einen Vortrag. „Es gibt Schulen, in denen die farbigen und die weißen Schüler einander bekämpfen. Wußtest du das?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Ich bin stolz darauf, daß die Beziehungen zwischen den Rassen an unserer Schule so gut sind. Das ist nicht selbstverständlich, seitdem sich der Einzugsbereich geändert hat. Wir wollen, daß es friedlich bleibt, verstehst du das?“
„Ich verstehe nicht, warum ich nicht mit meiner Freundin Mittag essen kann. Wir sind doch ganz friedlich.“
Donattos Kinn verhärtete sich. „Die Cafeteria ist, wie sie ist, weil es den Schülern so gefällt.“
„Also mir gefällt es nicht.“ Ich fragte mich, woher ich diese Antworten nahm. Donatto schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
Miss Moore öffnete die Tür. „Kann ich Ihnen behilflich sein, Sir?“
„Raus! Und machen Sie die Tür zu!“ brüllte er sie an. Er wandte sich wieder mir zu und holte tief Luft. „Du mußt verstehen, daß uns daran gelegen ist, die guten Beziehungen zwischen den Schülern zu erhalten.“
„Warum kann ich dann nicht mit meiner Freundin zusammen Mittag essen?“
Donatto stand auf und kam zu mir herüber. Er war mir so nahe, daß ich seinen Atem spüren konnte. „Junges Fräulein, jetzt hör mir mal gut zu! Ich versuche, diese Schule zusammenzuhalten, und es wäre doch gelacht, wenn ich einem kleinen Störenfried wie dir erlauben würde, meine ganze Arbeit zunichte zu machen. Hast du das kapiert?“ Ich blinzelte, als seine Spucke mich im Gesicht traf. „Du bist für eine Woche suspendiert!“
Suspendiert? Wofür? „Ich wollte sowieso abgehen“, sagte ich zu ihm.
Er grinste süffisant. „Unter sechzehn kannst du gar nicht von der Schule abgehen.“
„Ich kann nicht abgehen, aber Sie können mich suspendieren?“
„So ist es, junges Fräulein. Miss Moore!“ schrie Donatto. „Diese Schülerin ist suspendiert. Sehen Sie zu, daß sie das Gebäude sofort verläßt.“
Miss Moore stand draußen vor der Tür. Sie lächelte und legte mir die Hand auf die Schulter. „Alles in Ordnung?“ fragte sie.
„Klar“, sagte ich.
„Der Sturm wird sich schon wieder legen“, versicherte sie mir.
Ich sah sie bittend an. „Darf ich mich kurz von Mrs. Noble und Miss Candi verabschieden? Dann verschwinde ich.“ Miss Moore nickte.
Ich wollte so dringend mit ihr reden, aber ich kam mir vor, als säße ich in einem Boot, das davon trieb. Ich sagte Miss Moore auf Wiedersehen und ging.
Mrs. Noble korrigierte gerade Klassenarbeiten. Sie sah auf, als ich ins Klassenzimmer kam. „Hab schon gehört“, sagte sie und arbeitete weiter.
Ich hockte mich auf ein Pult ihr gegenüber. „Ich wollte mich von Ihnen verabschieden.“
Mrs. Noble blickte auf und nahm ihre Brille ab. „Du gehst deswegen von der Schule ab?“
Ich zuckte die Achseln. „Ich bin suspendiert, aber ich werde nicht wiederkommen.“
„Sie haben dich suspendiert? Wegen der Geschichte im Eßsaal?“ Mrs. Noble rieb sich die Augen und setzte die Brille wieder auf.
„Meinen Sie, ich habe etwas Falsches getan?“
Sie lehnte sich zurück. „Wenn du etwas aus Überzeugung tust, meine Liebe, dann deshalb, weil du glaubst, daß es das Richtige ist. Wenn du bei allen Anerkennung suchst, wirst du nie handeln können.“
Ich fühlte mich kritisiert. „Ich habe nicht alle gefragt. Nur Sie“, schmollte ich.
Mrs. Noble schüttelte den Kopf. „Denk noch mal darüber nach. Du mußt doch aufs College gehen.“
Ich zuckte die Achseln. „Ich werde die High-School nicht abschließen. Ich gehe in die Fabrik.“
„Auch als Arbeiterin brauchst du gewisse Kenntnisse und Fähigkeiten.“
Ich zuckte wieder die Achseln. „College kann ich mir nicht leisten, das ist das eine. Meine Eltern werden keinen Pfennig dafür rausrücken, geschweige denn für einen Kredit bürgen.“
Sie fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Ich bemerkte zum ersten Mal, wie grau es war. „Was willst du denn mit deinem Leben anfangen?“ fragte sie mich.
„Ich will einen guten Job, gewerkschaftlich