Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband). Andreas Brandhorst

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Название Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband)
Автор произведения Andreas Brandhorst
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan-Taschenbuch
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845331966



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Redefluss ertränkt, gegen den es keine Abwehr gab. Als die beiden die ersten Hügel erklommen, wusste der Terraner über alles Bescheid, was auf Oxtorne zählte: die neuesten Rekorde, die neuesten, noch verrückteren, noch halsbrecherischen Spiele, auf die Oxtorner verfallen waren, und natürlich das wer mit wem, wer mit wem nicht mehr und wer vielleicht mit wem eventuell. Oxtorner blieben Menschen, trotz aller genetischen Modifikationen.

      »He, Modesto!« Talina winkte. Lifkom sah in die Richtung, in die die Oxtornerin gestikulierte. Er erkannte einen dunklen Punkt, der sich in wilden Sprüngen durch das karge Grün der Vorberge arbeitete.

      »He, Talina!«, kam die Antwort. Der Punkt machte einen abrupten Schwenk und kam auf sie zu, verwandelte sich in einen Oxtorner. Der Mann war bis auf einen breiten, mit Taschen versehenen Gürtel um die Hüften nackt. Seine braune Haut war makellos, wie die aller Oxtorner. Sein Brustkorb erinnerte Lifkom in seiner Mächtigkeit und muskulösen Härte an einen Baumstamm.

      »Auch auf dem Sprung?«, rief er. Die beiden Oxtorner machten keine Anstalten, ihre Geschwindigkeit zu verlangsamen. Sie hielten nicht viel von umständlichen Begrüßungszeremonien.

      »Klar! Wer würde sich das entgehen lassen?«

      »Niemand. Und ich als allerletzter!«

      Der Oxtorner musterte Lifkom, der, eingehüllt in die künstliche Umwelt seines Anzugs, neben ihnen flog. »Du solltest ab und zu die frische Luft unseres Planeten schnuppern, Terraner«, sagte er. »Sie ist überaus kräftigend. Würde dir gut tun!«

      Der Botschafter lebte schon zu lange unter Oxtornern, um sich die Mühe einer Entgegnung zu machen. Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, hatte sich Modesto, kaum, dass er den Satz beendet hatte, bereits Talina zugewandt. Angeregt unterhielten sich die beiden über Methoden der Abhärtung. Es war eine lautstarke Diskussion: Modesto sah in Kälte und dem Aufenthalt in großen Höhen den Schlüssel zu gesteigerter Unempfindlichkeit, Talina in extremer Hitze. Die Differenzen waren unüberbrückbar, und während der mit Felsen übersäte Talboden unter ihren unfehlbar sicheren, kraftvollen Schritten dahinschwand, steigerten sich die beiden Oxtorner in einen Streit.

      Lifkom, der den weiteren Fortgang ahnte, vergrößerte seinen Abstand zu den beiden. Kurze Zeit später kam es, wie es kommen musste: Talinas und Modestos Streit eskalierte in eine handfeste Auseinandersetzung. Die Oxtorner machten Halt, gingen wie terranische Bullen aufeinander los, verkeilten sich ineinander und rollten unter lauten Verwünschungen über die Felsen. Talina riss Modesto den Gürtel vom Leib und versuchte, ihn damit zu erwürgen. Modesto lachte nur darüber, entrang ihr den Gürtel und zerfetzte ihre Kleidung, von der Lifkom überzeugt war, dass sie sie ohnehin nur deshalb angelegt hatte, um die empfindlichen Sensibilitäten ihres terranischen Begleiters zu schonen.

      Die Schreie gingen in ein verbissenes Grunzen über, das Grunzen in Stöhnen, das Stöhnen schließlich in wohlige Stammellaute. Das Ringen der Oxtorner verwandelte sich in einen sexuellen Akt. Lifkom drehte sich taktvoll weg. Den Oxtornern war es zwar gleich, wenn er ihnen zuschaute, nicht aber ihm.

      Nach einiger Zeit rief Talina: »Lifkom! Worauf wartest du? Wir sind viel zu spät dran! Wir müssen uns beeilen!«

      Der Terraner hörte schwere Schritte. Die Oxtorner rannten bereits weiter, hatten schon beinahe den Pass erreicht. Lifkom holte sie mit Hilfe seines Flugaggregats ein.

      »Das solltest du auch einmal probieren. Würde dir gut tun«, beschied ihm Modesto, als Lifkom wieder neben den Oxtornern flog.

      Kurze Zeit und einige haarsträubende Aufstiege später erreichten sie ihr Ziel. Auf einem mit Eis bedeckten Hochplateau hatte sich eine für oxtornische Verhältnisse beachtliche Menschenmenge versammelt. Lifkom schätzte ihre Zahl auf über zweihundert. Ein weiter Kreis hatte sich um ein halbes Dutzend kleinerer Gruppen gebildet, die so eng zusammenstanden, dass der Terraner nicht erkennen konnte, was bei ihnen vorging.

      »Gerade noch rechtzeitig!«, stieß Talina hervor, als wäre die Welt untergegangen, hätten sie sich noch weiter verspätet.

      »Du sagst es!«, entgegnete Modesto. »Sie warten auf mich!« Ohne weiteren Gruß schloss sich der Oxtorner einer der Gruppen im Innern des Kreises an. Hoch erhobene Hände und erleichterte Ausrufe begrüßten ihn.

      »Komm!« Talina zog Lifkom mit sich. Das Flugaggregat seines Anzugs heulte kurz auf, sah dann aber die Vergeblichkeit seiner Mühen ein und gab die Gegenwehr gegen die Naturgewalt auf. Die Oxtornerin reihte sich in den Kreis der Wartenden ein. Der eine oder andere prüfende Blick streifte den Terraner, dann wandte sich wieder alle Aufmerksamkeit den Gruppen im Kreis zu.

      Die Versammelten beugten sich über primitive Apparaturen. Lifkom sah Gestänge, schreiend bunte Flächen aus Leinwand sowie Gurte und Seile.

      »Was geht hier vor?«, fragte er.

      »Was wohl, Dummerchen? Ein Spiel, ein Rennen.«

      »Natürlich. Ich hätte es gleich wissen sollen. Aber was für ein Rennen?«

      Talina, die den Blick nicht von der Kreismitte abgewandt hatte, sprang aufgeregt hoch. »Sieh nur! Es geht los!«

      Die einzelnen Gruppen hoben ihre Apparaturen an, schritten mit ihnen prahlerisch auf und ab und beschimpften, einer geheiligten oxtornischen Sitte folgend, ihre Konkurrenten.

      »Tichklan, was willst du mit diesem Okrill-Frühstück? Mit diesem Klotz hebst du niemals ab!«

      »Modesto, du siehst ja völlig abgewrackt aus! Wieder zu viel mit den Weibern rumgemacht, was?«

      »Nimm dir einen Regenschutz mit, Grango. Ich werde auf dich runterpissen!«

      Als sich die Gemüter zur allgemeinen Zufriedenheit erhitzt hatten, erfolgte der Start. Die Mannschaften hielten ihre Apparaturen in den Wind, und bald darauf flatterten acht Drachen über den Köpfen der Menge – die Schnüre von zweien hatten sich, absichtlich oder durch einen Zufall, beim Start verheddert, und die Fluggeräte waren unter allgemeinem Gelächter abgestürzt. Die Oxtorner brachten wenig Mitgefühl für Verlierer auf.

      Dann geschah eine Weile nichts. Die Drachen zogen ihre Kreise. Die Mannschaften verzichteten darauf, einander in die Quere zu kommen, und die Zuschauer nutzten die Gelegenheit zu einer ausgiebigen Mahlzeit.

      »Ist das etwa alles?«, wandte er sich an Talina. »Dafür schleppst du mich in die Berge? Für ein Drachensteigen?«

      Sie sah ihn mit ihren großen Augen an und schüttelte den Kopf. »Dummerchen, wirst schon sehen, gleich geht es mächtig los.«

      »Was du nicht sagst.«

      Lifkom hätte es ihr nie eingestanden, aber er genoss die Geplänkel mit Talina. Wenn er mit ihr unterwegs war, konnte er aus seiner steifen Diplomatenhaut heraus, und ihm schien, als verstärke sich mit jedem Wortwechsel das Band zwischen ihnen.

      Eine Bö erfasste ihn, hätte ihn davongetragen, wäre nicht der Anzug gewesen. Der Terraner rief die Umgebungsdaten ab. 23 Grad unter null, Luftfeuchtigkeit 14 Prozent, Luftdruck – selbst in dieser Höhe – noch knapp das Sechsfache des irdischen, Windgeschwindigkeit laue 70 Kilometer pro Stunde, keine Wolke am Himmel. Die rote Scheibe der Sonne Illema, um die Oxtorne sich drehte, stand hoch am Himmel. Hätte Lifkom ihr seine ungeschützte Haut ausgesetzt, sie wäre innerhalb von Minuten verbrannt. Den nackten Oxtornern dagegen machte sie nichts aus. Nicht weiter überraschend, wusste man, dass ihre Haut sogar dem Beschuss aus schwachen Strahlern standhielt.

      Alles in allem ein perfekter Tag für ein Picknick. Laue Temperaturen, ein laues Lüftchen und Sonne satt, dazu ein grandioser Blick auf die Elftausender der Martianen-Kette, die im Süden des Plateaus aufragten.

      Nur: Oxtornern war die Vorstellung eines Picknicks ein Gräuel. Organisierte Untätigkeit? Wer sich so etwas hingab, war so gut wie tot.

      Aber was trieb die Oxtorner dann auf das Plateau?

      Wie als Antwort schrillte ein Pfiff. Sofort kam Bewegung in die Mannschaften. Sie gaben den Drachen Leine, die Apparaturen schraubten sich höher in den blauen Himmel. Anfeuernde Rufe ertönten – und dann kam der Donner.

      Es