Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband). Andreas Brandhorst

Читать онлайн.
Название Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband)
Автор произведения Andreas Brandhorst
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan-Taschenbuch
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845331966



Скачать книгу

      Als ihr zweiter Feind zerplatzte, stimmte sie ein. »Für das Leben!«, brüllte sie mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, schnellte hoch und stürmte durch die Halle.

      Die Eroberung der PAN-THAU-RA hatte begonnen.

       Kapitel 2

       LFT-Einheit LUCKY JIM

      17. April 1341 NGZ, 12:36 Bordzeit

      Vernehmung: Yun, Eingeborener der Kolonialwelt Snowflake

      Vernehmungsgegenstand: Snowflake/Shon Leehan/Perry Rhodan

      Vernehmender Spezialist: Wilton Dolson

      DOLSON: Yun, weißt du, weshalb du hier bist?

      YUN: Ich ... ich glaub' schon.

      DOLSON: Könntest du es mir vielleicht sagen?

      YUN: Die Frau, die mich hierher gebracht hat, meinte, um zu helfen.

      DOLSON: Hat sie das? Nun, das ist sicher nicht unrichtig. Aber mich interessiert, was du selbst denkst. Kannst du es mir sagen, in eigenen Worten?

      YUN: Hm ... ihr wollt von mir wissen, wie alles passiert ist?

      DOLSON: Du bist ein kluger Junge.

      YUN: Ich bin kein Junge!

      DOLSON: Entschuldige, du bist ein kluger, junger Mann. Besser?

      YUN: Ja.

      DOLSON: Schön. Vor uns brauchst du keine Angst haben. Wir meinen es gut mit dir. [Beugt sich vor.] Ist Yun dein ganzer Name?

      YUN: Was meinst du damit?

      DOLSON: Vielleicht hast du ja einen zweiten Namen. Ich heiße zum Beispiel Wilton Dolson. Wilton ist mein Vorname. Dolson mein Nachname.

      YUN: Was ist ein Nachname?

      DOLSON: Du weißt nicht, was ein Nachname ist?

      YUN: He, glotz' mich nicht an, als wär' ich zu doof zum Schneeschippen! Du hast zwei Namen, schön für dich. Kauf dir was davon! Bist du deshalb was Besseres?

      DOLSON: Nein, natürlich nicht. Das wollte ich damit nicht sagen. Es war nur ein Beispiel, um dir zu verdeutlichen, was ich ausdrücken wollte. Mein zweiter Name bezeichnet die Familie, der ich angehöre.

      YUN: Familie? Davon hab' ich schon mal gehört.

      DOLSON: Siehst du. Hast, entschuldige, hattest du eine Familie auf Snowflake?

      YUN: Sei nicht so ... so verhuscht. Ihr seid alle so verdammt verhuscht! Schleicht auf Zehenspitzen um mich herum, quatscht so leise, dass ich euch kaum verstehen kann. »Yun, bist du hungrig? Bist du dir sicher, dass du nicht hungrig bist? Ganz sicher?« Oder »Möchtest du noch einen Trivideo sehen?« Oder, und das ist das Beste – »Yun, ist dir warm genug? Hier hast du noch eine Decke!« Damit ihr's wisst: Mir ist nicht kalt, ich frier' nicht. Ich frier' nie. Fast nie. Ich hab' ne Gänsehaut, weil mir zu heiß ist. Euer ganzer Monsterkahn ist ein übler Schwitzkasten.

      Also hört endlich auf mit dem Scheiß! Ich bin nicht aus Eis. Ich schmelz' nicht weg, auch wenn's heiß wird, brech' nicht in Stücke, wenn's hart kommt. Kapiert? Ich bin cold. Ich bin frostig.

      DOLSON: Entschuldige bitte, wir wollen dich nicht beleidigen. Aber wir machen uns eben Sorgen um dich, Jung... Yun. Ich denke, das ist doch nur natürlich, nach allem, was du durchgemacht hast.

      YUN: He – sperr mal deine terranischen Riesenglubscher auf! Ich lebe. L-E-B-E. Das Eis ist dick genug gewesen für mich. Um mich braucht ihr euch nicht zu kümmern. Lasst mich einfach in Ruhe. Ich komm' schon klar. Irgendwie. Bin immer klargekommen.

      DOLSON: [Überlegt.] Glaub mir, Yun, ich würde nichts lieber tun, als dich in Ruhe zu lassen, dir eine Atempause geben, nach allem, was du mitgemacht hast. Aber das ist unmöglich. Das hier ist zu wichtig. Du bist zu wichtig für uns.

      YUN: Klar. Ich und wichtig!

      DOLSON: Würde ich sonst hier sitzen und mir Zeit ganz für dich allein nehmen?

      YUN: Hm, weiß nicht ... vielleicht ist ja was dran ...

      DOLSON: Du kannst es mir ruhig glauben. Gut, wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, bei deiner Familie – willst du mir von ihr erzählen?

      YUN: Da gibt's nichts zu erzählen. Ich hatte keine ... denk' ich wenigstens.

      DOLSON: Denkst du? Du musst doch wissen, ob du eine Familie hattest.

      YUN: Du meinst, Leute, mit denen ich verwandt bin, genetisch? Einen Erzeuger und eine Erzeugerin, die ihr Erbgut zusammengeworfen haben, zufällig?

      DOLSON: So in etwa. Eltern nennen wir das. Leute, die dich geliebt haben, einfach so, wie du bist, die sich um dich gekümmert haben.

      YUN: [Prustet.] Nein, das ganz bestimmt nicht. Um mich hat sich niemand gekümmert, nicht mal für 'nen Becher Schmelzwasser. Und was dieses Erzeugerding angeht – ich bin Vierter, 'n echter Schneemensch.

      DOLSON: »Vierter«. Was bedeutet das?

      YUN: Du weißt das nicht?

      DOLSON: Nein. Ich ...

      YUN: Du schmeißt hier den allwissenden, abgeklärten Superterraner und weißt nicht mal, was ein Vierter ist?

      DOLSON: [Holt tief Luft.] Ich habe nie behauptet, allwissend zu sein. Im Gegenteil. Würde ich dir sonst so dumme Fragen stellen?

      YUN: Hm, da ist was dran ...

      DOLSON: Also, willst du mir jetzt erklären, was du damit meinst, wenn du dich einen »Vierten« nennst?

      YUN: Ist ganz simpel. Vierte Generation.

      DOLSON: Vierte Generation von was?

      YUN: Seit der Ankunft.

      DOLSON: Der Ankunft?

      YUN: Der Ankunft auf Flake natürlich! Die ersten Siedler!

      DOLSON: Verstehe. Du gehörst der vierten Generation von Menschen auf deiner Welt an. Und was macht es für einen Unterschied, welcher Generation man angehört? Zweite, dritte oder vierte – die Angehörigen der früheren Generationen sind eben älter. Haben wahrscheinlich andere Ansichten als die Leute deiner Generation. Sie ...

      YUN: Darauf kannst du deinen tollen Doppelnamen in den Schnee pissen! Die Zweiten und Dritten sind noch überhitzter als das, was ich von euch Terranern gesehen habe!

      DOLSON: Und die Vierten sind was ... kalt?

      YUN: Fängst an zu kapieren. So ähnlich. Wir sind cold. Frostig eben.

      DOLSON: Was macht euch so cold?

      YUN: Das da. [Hebt einen Arm. Nimmt das nackte Fleisch zwischen Zeigefinger und Daumen und drückt.] Das Fett. Wir Vierten haben es überall am Körper, 'ne zweite Haut unter der Haut. Das Fett isoliert uns. Hält uns schön kuschlig, nicht zu kalt, nicht zu warm. Damit überstehst du 'ne ganze Polnacht, wenn die Sonne wochenlang nicht mehr hochkommt. Hab's selbst ausprobiert. Mit meinen Kumpeln.

      DOLSON: Man sieht das Fett kaum. Eigentlich sogar gar nicht. Die Schicht kann nicht sehr dick sein.

      YUN: Eben. Die Dritten sind üble Klötze. Können keinen geraden Schritt machen. Wenn du ihre Fußspuren siehst, schmeißt du dich weg vor Lachen. Watschel, watschel, watschel! Hast du schon mal 'nen Dritten gesehen, der versucht, in die Hände zu klatschen? Erst kriegt er's kaum hin, der ganze Speck ist im Weg, dann klingt es, wie wenn man zwei frisch gefangene Fettrobben gegeneinander haut.

      DOLSON: Verstehe. Und die Zweiten?

      YUN: Trauen sich kaum raus. Sind schlimmer als die paar Ersten, die noch übrig sind. Die packen sich richtig dick ein und trauen sich raus – von weitem sehen sie dann aus wie Dritte –, aber die Zweiten ... hocken immer nur drinnen. Die Anpassung ging schief. An manchen Stellen haben sie dicker Fett als die Dritten, an anderen gar keins. Zweite sind nie zufrieden. Sind immer sauer auf