Название | Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband) |
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Автор произведения | Andreas Brandhorst |
Жанр | Языкознание |
Серия | Perry Rhodan-Taschenbuch |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783845331966 |
Ich lass' ihn brabbeln und steck' 'ne Hand in den Schlitz. Die scharfen Plastikkanten ritzen meine Fettschicht. Mann, das tut weh! Kein Terraner kann das nachfühlen. Ist so, als wenn dir jemand in die Eier tritt, nur viel schlimmer. Ich japs' – und lass' die Hand drin. Ist nicht der Moment, dem inneren Weichei nachzugeben. Ich greif', was ich kriegen kann, und zieh' mit aller Kraft. Beim dritten mal klappt's: Ich fisch' 'n Kabelbündel raus. Das letzte Notsystem, ungefähr so modern wie 'ne Angelschnur. Und genauso zuverlässig. Kabel lassen dich nicht im Stich. Ich muss nur das Richtige finden, damit den Block überbrücken, den die Bordpositronik eingerichtet hat, und weg sind wir. Blöd nur, dass es 'n ganz schön dickes Kabelbündel ist. Ein paar Dutzend Stränge. Ich greif' einen raus und schließ' ihn an. Es macht 'nen Ruck. He, es hat geklappt!
Denk' ich Blödkopf jedenfalls 'nen Moment lang. Dann kapier' ich. Das Kratzen hat aufgehört, die Tring gehen jetzt ans Eingemachte. Ich fummel' das nächste Kabel raus.
»Sie sind hoch intelligent!«, ruft Shon da. »Sie müssen es sein! Sie untersuchen den Gleiter.«
Ich hör' kaum hin. Bis Shon plötzlich brabbelt: »Sie scheinen friedlich. Ich werde versuchen, mit ihnen Kontakt aufzunehmen.« Und schon hör' ich, wie er am Manuellschalter der Tür herumfummelt. Ich hecht' los, ohne hinzusehen. Zu spät. Die Tür ist schon 'nen Spalt offen.
»He, was soll das? Lass mich los – ich will raus!«, brüllt er, ziemlich sauer.
»Du bleibst hier!«
»Du kannst mir keine Vorschriften machen. Du bist mein Pilot, ich bezahle dich!«
»Du hast keinen Blassen, was du tust!«
»Woher willst du das wissen? Ich habe auf Dutzenden von Welten Kontakt mit fremden Intelligenzen aufgenommen, ich kenne mich aus. Es ist mein Risiko!«
»Ist es nicht!«
»Lass mi...«
Weiter kommt er nicht. Die Tring übertönen ihn. Die ganze Bande reibt sich jetzt an Prinzessin – die schmutzigen Tring an meiner Prinzessin! – und zirpt, dass einem die Trommelfelle wegfetzen. Sie haben den Türspalt bemerkt. Die Tring krabbeln auf die offene Tür zu, und schon hängt die halbe Bande an ihnen dran.
Jetzt kapiert auch Shon, dass das nichts Gutes bedeutet.
»Oh, Mist!«, schreit er und greift sich mit beiden Händen den Türgriff. Gerade noch rechtzeitig. Von außen ziehen die Tring in einem Pulk, nutzen ihr Körpergewicht aus. Die Tür wär' schon auf gewesen, hätten die verfluchten Viecher halbwegs Halt gefunden. Aber ihre Klauen rutschen immer wieder ab, und dann haut es die ganze Traube um. Zum Totlachen, irgendwie, aber 'n Spaß, der damit endet, dass ich und Shon tot sind, wenn wir den Deckel nicht ganz fix wieder auf Prinzessin draufbekommen.
Ein Tring schafft es, 'ne Klaue in den Spalt zu zwängen. Im letzten Moment krieg' ich meine linke Hand auch noch an den Griff. Wir halten stand.
»Was sollen wir jetzt tun?«, brüllt Shon. Prima, plötzlich ist mein Rat wieder gefragt.
»Festhalten!«, brüll' ich zurück und fummel' mit der rechten Hand wieder an den Kabeln, probier' eins nach dem anderen durch. Beim achten klappt's. Prinzessin schüttelt sich vor Ekel. Kann's ihr nicht verdenken. Ist bestimmt kein Spaß, von den Tring begrabscht zu werden. Ich krieg' den Steuerknüppel gegriffen, quetsch' ihn wieder in die Verankerung, und es kann losgehen.
»Shon, du musst 'nen Moment allein durchhalten! Okay?«, brüll ich.
Ich hecht' zurück auf den Pilotensitz und geb' Stoff. Prinzessin bäumt sich auf – und schießt übers Eis. Etwas reißt. Metall. Ich seh' zu Shon, dann nach hinten. Die Tür ist rausgebrochen. Kann sie nicht mehr sehen, muss unter der Traube Tring begraben sein, die zurückbleibt.
So war das. [Schüttelt sich bei dem Gedanken.] Unsere erste Begegnung mit den Tring. Den ganzen Weg zurück sind wir über das Eis gekratzt – aber wenigstens haben wir ihnen zum Abschied noch 'n hübsches Loch in ihre Burg gerammt. Noch Fragen?
DOLSON: Ja. Du hast gesagt, die Tring hätten euch nicht angegriffen. Aber wenn das, was du eben erzählt hast, kein Angriff war, dann weiß ich auch nicht ...
YUN: Die Tring hatten's nicht auf uns abgesehen.
DOLSON: Wieso dann deine Todesangst? Und auf was hatten sie es sonst abgesehen?
YUN: Auf Baumaterial. Die Tring bauen ihre Burgen aus allem, was sie finden. Meistens eben Eis und Schnee, ab und zu Felsen und Steine. Reicht ihnen. Aber wenn sie anderes Zeug sehen, drehen sie völlig durch. Sie nehmen sich alles: Deinen Gleiter, alles, was drin ist, deine Ausrüstung, deine Klamotten, alles, was du am Körper trägst, und bauen es in ihre Burg ein. Ziehen dich glatt aus, die Viecher. Und wenn sie haben, was sie wollen, machen sie sich davon zu ihrer Burg. Du stehst da, nackt. Bloß, nicht lange. Deine Fettschicht hält dich 'ne Zeit lang warm, aber du musst Brennstoff nachschieben in der Kälte, sonst verbrennt dein Körper dein Fett und das war's gewesen. Falls dich nicht vorher die Robben kriegen. Mit bloßen Händen hast du nicht groß 'ne Chance.
Hätten die Tring die Tür aufgekriegt ... Shon wär' in ein paar Minuten erfroren gewesen. Ich hätt' vielleicht noch ein paar Tage durchgehalten.
Und das alles, damit die Tring eine ihrer verfluchten Burgen basteln können, mit denen sie sowieso nichts anfangen.
Uncolder hätte man nicht abtreten können, was? Und wär' fies schade gewesen. Hätt' ich Felton verpasst. Und Arcelia ...
Kapitel 18
Sie warteten zu dritt.
Perry Rhodan, Reginald Bull und Julian Tifflor – drei Männer, die wie Ende dreißig wirkten und die eine Freundschaft verband, die bald drei Jahrtausende zurückreichte. Drei überaus wichtige Männer, vielleicht sogar die wichtigsten Männer der Liga überhaupt: der Terranische Resident, der Verteidigungs- und der Außenminister der Liga.
»Wo bleiben sie nur?«, schnaubte Bull, an dessen Ungestüm die Jahrtausende sich die Zähne ausgebissen hatten. »Was fällt diesen Muskelprotzen ein?«
»Sie lassen uns etwas zappeln, alter Freund. Eine kleine Spitze, um uns wissen zu lassen, dass es ihnen nicht passt, sich von uns herumkommandieren zu lassen.« Rhodan störte sich nicht an der Ungehaltenheit Bulls. Er wusste, dass sie zu einem guten Teil vorgetäuscht war. Bull lief sich warm für das Spiel, das gleich folgen würde. Es war ein uraltes Spiel, erfunden, lange bevor die Terraner ihre Heimatwelt verlassen hatten, und den Unsterblichen hatte es zahllose gute Dienste geleistet. Im Umgang mit Menschen aller Spielarten, aber – zu ihrer Verblüffung – auch mit vielen Fremden, beinahe so, als gäbe es jenseits aller unüberbrückbar erscheinenden Unterschiede eine Gemeinsamkeit aller Intelligenzwesen.
Das Spiel hieß guter und böser Polizist. Der Gute war freundlich und verständnisvoll, der Böse drängend und aggressiv. Der Gute der Strohhalm, der Böse eine furchtbare Naturgewalt, vor der es eben nur eine Rettung gab: sich an den Strohhalm zu klammern.
Rhodan und Bull hatten das Spiel über die Jahrtausende vielfach variiert. Mal gab Bull den Bösen, mal gab Rhodan ihn, mal wechselten sie – zur Verblüffung ihrer Gegenüber – mitten im Spiel die Rollen. Heute, gab Bull durch seine Bemerkung zu verstehen, war er in Stimmung für den Bösen.
»Ich bin sicher, sie werden gleich eintreffen«, sagte Julian Tifflor, der Dritte der Freunde, die sich in einem Konferenzraum der IMDABAN versammelt hatten. Er saß etwas abseits, als gehörte er nicht ganz in den Kreis der legendären Unsterblichen, als fehlte ihm etwas, das sie auszeichnete, ein Mann von unbestreitbaren Qualitäten, aber unter dem Strich eben doch nicht das Material, aus dem Unsterbliche gemacht werden. Tifflor war der Joker, der Dritte im Spiel, der Gesichtslose – und der Unterschätzte.
»Das Beiboot mit der Delegation des Interimskommandanten hat angedockt«, verkündete in diesem Augenblick die Bordpositronik.
Die drei Männer nickten einander zu. Sie widmeten sich den