Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

Читать онлайн.
Название Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan classics Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845347400



Скачать книгу

Vulkane, der den kleinen und kalten Kontinent Uschriin säumte. Die Flammen waren aber auch ein Zeichen für die vielen kleinen Feuer, die nachts am Himmel zu sehen waren, wenn das Wetter es zuließ. Einst war das Große Feuer in viele kleine Feuer zerfallen, weil Diebe sich hinter dem Rücken der Wächter herangeschlichen hatten, um von ihm zu nehmen. Eifersüchtige Götter und Dämonen waren es gewesen, von denen jeder ein eigenes Feuer für sich beansprucht hatte.

      Yukan warf einen heimlichen Blick auf Opala. Noch immer verharrten die Daila hinter den Felsen. Sie lagerten schweigend und in einer einzigen Gruppe, und zwei saßen ein wenig erhöht hinter den Felsnadeln und hielten Ausschau. Suuma hatte den Zenit bereits überschritten, aber noch nichts hatte sich gerührt. Es tauchten keine Ligriden auf, um nach den zerstörten Maschinen zu sehen. Die Schoofils rauchten noch immer teilweise, und kurz vor Mittag hatte es eine Nachzüglerexplosion gegeben. Die Felstrümmer waren bis hart an die Lagernden herangeflogen, ohne jedoch gefährlich zu werden. Corregs Detektoren meldeten, dass keine Strahlungsgefahr bestand.

      Yukan dachte an Rhyikeinym und an viele andere Dinge. Gegen Morgen hatten sie durch einen kodierten Funkspruch erfahren, dass Aksuum zurückgekehrt war. Er brachte wichtige Neuigkeiten, die die Entwicklung auf und um Aklard entscheidend beschleunigen konnten. Was es im einzelnen war, das hatten sie nicht erfahren, denn der Funkspruch war kurz gewesen. Opala hatte zusätzlich das einzige tragbare Funkgerät ihrer Gruppe abgeschaltet, um dem Gegner keine Möglichkeit zu geben, den Standort zwischen den Felsen anzupeilen.

      Ihr da!, dachte Yukan und nahm die Augen noch immer nicht vom Rücken der Mutantin. Ihr besitzt unheimliche Fähigkeiten. Jeder von euch unterliegt der Verlockung, sich mit Hilfe dieser Fähigkeiten Macht zu verschaffen. Wie sieht es mit eurer Anwesenheit auf Aklard aus? Zu Tausenden seid ihr gekommen. Seit Elyl und Aksuum diesen Plan schmiedeten, den zuvor schon Atlan im Sinn gehabt hatte, habt ihr euch um eure Heimat gekümmert. Ist es wirklich nur die Sehnsucht, die euch treibt? Habt ihr die Bindung an den Ursprungsplaneten unseres Volkes nicht längst verloren? Was habt ihr mit Aklard und uns Normalen vor, wenn alles vorbei ist? Wie viele von euch werden noch kommen?

      Er räusperte sich und wandte den Blick ab. Opala bewegte den Oberkörper. Sie drehte sich und musterte ihn so lange, bis er sie wieder ansah.

      »Es steht in deinem Gesicht geschrieben«, sagte sie unvermittelt. »Du kannst einfach nicht über deinen Schatten springen, Yukan!«

      »Ich verstehe dich nicht. Was meinst du?«

      »Deine Gedanken, meine ich. Du fragst dich, warum wir Mutanten nach Aklard gekommen sind!«

      »Dann kennst du auch alle anderen Gedanken, die ich denke?« Entsetzt sprang Yukan auf. »Alle?« Er schrie es hinaus.

      Opala wehrte ab. »Ich kenne deine Gedanken nicht, ich kann sie mir nur denken!«

      »Du liest in ihnen wie in einer offenen Positronik!«

      Sie drehte die Hände verneinend hin und her.

      »Ich kann keine Gedanken lesen«, sagte sie. »Wie oft muss ich das noch erklären! Ich erkenne Hirnwellenmuster und kann entscheiden, ob lebende Wesen in der Nähe sind und zu welcher Kategorie sie gehören. Ich kann nicht deine Gedanken lesen, falls du das meinst!«

      »Beweise!«, rief Yukan viel zu laut. »Gib uns Beweise!«

      Opala ließ resignierend die Schultern sinken. Sie war die einzige Mutantin der gesamten Einsatzgruppe. Jeder Daila wusste nur zu genau, dass es schwierig war, den Beweis anzutreten.

      »Du weißt, dass das nicht geht. Wenn ich sage, ich weiß nicht, woran du gerade denkst, dann wirst du glauben, ich lüge. Es hat keinen Sinn, darüber zu reden!«

      Sie erhob sich ebenfalls und schritt dicht an Yukan vorbei zum Rand des Verstecks. Gebückt verschwand sie zwischen den Felsen und suchte einen Pfad durch das Geröll, den sie begehen konnte, ohne verräterischen Lärm zu machen. Sie blieb stehen und sah sich eine Weile unschlüssig um. Sie entschied sich für einen Einschnitt, der nach Nordosten führte.

      Opala war zutiefst aufgerüttelt. Wie alle Mutanten hatte sie sich ihren Aufenthalt auf Aklard ein wenig anders vorgestellt. Sicher, sie war vorgewarnt worden. Alle waren vorgewarnt worden, und kein einziger der Verbannten konnte vergessen, dass der Exodus der Mutanten von ihrer Heimatwelt ein mehr oder minder erzwungener war. Die normalen Daila befanden sich in der Überzahl, die Mutanten waren eine verschwindend kleine Minderheit gewesen. Doch immer wieder war der Planet gesäubert worden, weil die übernatürlichen Fähigkeiten von ein paar wenigen den Frieden in den Städten und Dörfern gefährdeten. Die Mutanten waren schweren Herzens gegangen, und sie hatten sich ihre Sehnsucht nach Aklard über viele Generationen hinweg bewahrt. Sie hatten die Entwicklung um die Ligriden und Hyptons mitverfolgt und waren Elyls Ruf gefolgt, der sie nach Pultar zur Konferenz gerufen hatte. Es hatte Missverständnisse und Verwicklungen gegeben, aber auch die letzten Mutanten hatten daraus ihre Schlüsse gezogen. Von diesem Zeitpunkt an waren von allen von Daila besiedelten Welten Mutanten ausgezogen, um Aklard gegen die Ligriden zu helfen und den Planeten zu befreien.

      Und kurz vor dem entscheidenden Schlag waren die fremden Schiffe gekommen und hatten den Mutanten buchstäblich die Show gestohlen.

      War es ein Wunder, dass es in den Städten bereits wieder Stimmen gab, die alle Mutanten zum Verlassen des Planeten aufforderten und sich damit gegen die offizielle Politik stellten, die vom Obersten Rat betrieben wurde?

      Opala ließ die Felsen hinter sich und schritt eine Vertiefung zwischen zwei Bodenwellen entlang. Der Dank des Vaterlands blieb aus, und die Geschichte lehrte, dass dies immer so war. Die, die die Dreckarbeit machten, waren zu unauffällig, um sich aus der breiten Masse herauszuheben. Die kleinen, gefahrvollen Einsätze zählten nicht, und doch waren sie es, die bewirkten, dass die großen Dinge die vorgesehene Richtung erhielten.

      Sollen sie ihren Dreck allein machen, dachte die Frau erbost. Wir gehen, und wir lassen uns nicht nachsagen, dass wir etwas schuldig geblieben sind. Wir werden für die Gastfreundschaft und für den Aufenthalt zahlen, wie jeder andere Tourist auch. Aber wir werden daheim erzählen, wie es gewesen ist. Daran wird auch Elyl nichts ändern können. Er sieht sowieso alles durch eine rosarote Brille. Er und Aksuum!

      Nein, sie musste ihre Gedanken korrigieren. Sie waren aus der Frustration heraus entstanden, an der Yukan schuld war. Es war anders. Es gab durchaus tolerante Daila, die die Mutanten wie ihresgleichen aufnahmen und für die seltsamen Fähigkeiten Verständnis zeigten oder bewusst die Augen verschlossen. Überall auf den drei Kontinenten hatte es Zeichen der Dankbarkeit und der Zustimmung gegeben, die nicht übersehen werden durften.

      Wie hatte Elyl einmal gesagt?

      »Und wenn es nur ein Dutzend Daila sind, die euch willkommen heißen, dann helft Aklard um dieses Dutzends willen!«

      Sie hatten sich daran gehalten, und es waren mehr gewesen. Hunderttausende und Millionen Daila, die sie unterstützt hatten. Die meisten hatten mit ihnen um Erfolge im Kampf gegen die Unterdrücker gewetteifert.

      Und da gab es lustige Geschichten von einem Käsehändler, der den Ligriden mitsamt seinem Weichkäse buchstäblich um die Helme und andere Kopfbedeckungen gelaufen war.

      Opala verzog das Gesicht. Das Ganze hatte Sonnen- und Schattenseiten, und welche letztendlich überwogen, war noch nicht heraus. Es konnte erst gesagt werden, wenn alle Probleme beseitigt waren.

      Von der Bodenwelle zu ihrer Linken löste sich eine kleine Sandwechte und rutschte langsam herab. Der Boden unter ihren Füßen dröhnte, und die Mutantin blieb stehen und fasste nach dem Strahler an ihrem Gürtel. Weiterer Sand rutschte nach, und zwischen Bodenwelle und Vertiefung bildete sich ein dunkler Riss.

      Opala warf sich zur Seite. Sie eilte in wenigen Sätzen die gegenüberliegende Welle hinauf und sank an ihrem Kamm zu Boden. Vorsichtig spähte sie hinab. Fast gleichzeitig verschwand irgendeine Abschirmung, und sie konnte die Hirnwellenmuster von zwanzig intelligenten Wesen erkennen. Es waren Ligriden. Sie stiegen aus einer Öffnung, die sich im Sand gebildet hatte. Sie waren bis an die Zähne bewaffnet, und sie machten sich auf den Weg. Hinter ihnen schloss sich der geheime Eingang wieder und wurde von weiter nachrutschendem Sand zugedeckt.

      Die