Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Название Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan classics Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845347400



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      »Dass ich jetzt ein paar Stunden schlafen gehe. Oder vielleicht unter die Sonnenlampen, drüben, im Erholungsbereich.«

      Fartuloon machte eine schwungvolle Geste und verkündete:

      »Diese Wette hast du gewonnen.«

      Purcarrh betätigte die Sicherheitsschaltung, von der alle Zellen und Korridore des Gefangenentraktes in einen abgeschlossenen Block verwandelt wurden. Als er seinen Wachraum verlassen hatte, aktivierte er mit dem Spezialschlüssel diese Anlage. Fartuloon würde ihm schwerlich davonlaufen – wohin auch?

      Unverzüglich machte sich Fartuloon an die Arbeit. Inzwischen kannte er das Informationssystem der Ligriden einigermaßen gut. Er bereitete den Start des Fluchtschiffs auf seine Art vor.

      8.

      Wie die ligridische Besatzung von BASTION II es in anderen Teilen dieses unablässig arbeitenden Organismus aus Technik und Logistik hielt, interessierte Fartuloon nicht sonderlich. Seit vier Stunden herrschte jedenfalls in diesem Sektor die Nachtphase. In den Korridoren waren nur die dunkelblauen Leuchtelemente eingeschaltet. Die Temperatur der Luft, die aus den Öffnungen der Umwälzanlagen kam, war abgesenkt worden.

      An vielen Stellen arbeiteten leise summend die Reinigungsmaschinen. Fast alle Bildschirme zeigten stumpfes Dunkelgrau. Im Zellenbereich war es noch stiller als sonst.

      Fartuloon warf sein Schlafsackbündel über die Schulter, zog das Skarg und sprach sich selbst Mut zu.

      Er leerte den bewussten Kunststoffbecher, schaltete mit pedantischer Gründlichkeit die Lichtquelle und den Bildschirm ab und schob die Stahlplatte aus dem wirkungslosen Schloss.

      Die Waffe in seiner Hand glänzte und funkelte, als er auf den Korridor hinaustrat. An den Kanten der Schneide bildeten sich bläulichweiße Reflexe. Ohne Hast ging er zur ersten Zelle, öffnete sie und sagte halblaut:

      »Es geht los, Sparken!«

      Seine Stimme war rau vor mühsam unterdrückter Anspannung. Der Daila hatte begriffen und war mit einem Sprung auf den Beinen. Er folgte Fartuloon zu Rubernek und Kornen Fus.

      »Hinter mir her«, ordnete der Bauchaufschneider an. »Kein Wort, ehe wir im Hangar sind.«

      Sie schwiegen auch aus Überraschung. Fartuloon kannte jeden Schritt des Weges, den sie bis zum mehrfach gesicherten Hangar zurückzulegen hatten. Er ging schnell, aber ohne verdächtige Hast. Die gesamte Länge eines Korridors, eine Rampe, ein stählernes Gitter. Das Skarg schnitt eine Lücke in das energetische Schutzfeld, das den Öffnungsmechanismus umgab. Das Gitter fuhr zur Seite, und Kornen Fus schloss es wieder.

      Sie verzichteten darauf, die Antigravröhre zu benutzen und gingen eine weitere Rampe hinunter. Sie wichen zwei breiten Robotern aus, deren Walzen und Saugapparaturen den Boden säuberten. Ein Energiefeld sperrte den nächsten Abschnitt. Das Kontrolllicht über den wuchtigen Linsen einer der vielen Beobachtungspunkte blinkte. Fartuloon ignorierte das Signal, obwohl ihn der Schrecken packte. Bisher waren sie noch keinem Ligriden begegnet. Wieder schnitt die Waffe einen Durchgang in das flirrende Feld. Die drei Gefangenen, die vor Verwunderung keuchten, schlüpften schnell durch das ovale Loch.

      Noch zweihundert Schritte!, sagte sich Fartuloon.

      Nach zwei weiteren Sperren und einigen Korridorecken kamen sie auf einen käfigartigen Steg, an dessen Ende das Mannschott zum Hangar zu sehen war. Trotz aller Vorsicht erzeugten ihre Schritte auf den Metallrosten dumpfe Geräusche. Das Schott besaß eine normale Öffnungsanlage und ein manuell zu betätigendes Notaggregat. Fartuloon drückte auf das große Kontaktfeld, und die Platte schob sich nach oben.

      »Hinein«, knurrte er mit trockenen Lippen. »Wie spät?«

      Er schaute kurz die Ziffern oberhalb der Schaltungen an und sagte sich, dass sie noch innerhalb seines Zeitplans geblieben waren. Die äußere Tür schloss sich, die innere wurde geöffnet. Nur blaue Nachtlichter brannten in der Schleuse, aber sie genügten, um die Größe des Schiffes und das schwach beleuchtete Innere der Schleuse zu erkennen.

      Klick. Das Stahlschott der Schleuse in seinem Rücken schloss sich mit einem endgültigen Geräusch. Fartuloon sagte drängend:

      »Ins Schiff. Langsam.«

      Nacheinander marschierten sie, als ob es ihr Auftrag wäre, eine schräge Metallrampe hinunter auf den Boden der Hangarhalle und von dort zur Gangway, die etwa im ersten Drittel des Schiffes zur Personenschleuse hinaufführte. Sie befand sich in der oberen schrägen Seitenflanke des Schiffes.

      Schweigend verschwanden sie im Schiff. Fartuloon deutete auf den Zentralkorridor, der zum Bug führte.

      »Jetzt muss es schnell gehen. Ich habe einen Testflug programmiert. Die Zentrale wird uns vielleicht dumme Fragen stellen. Euch darf man dann nicht sehen. Kümmert euch um den Antrieb und die Steuerung.«

      Inzwischen hatten die drei Mitgefangenen ihre langen Schrecksekunden überwunden. Sie konnten die Verwunderung über diesen Mann abstreifen, der auf so beiläufige Weise die unglaublichsten Dinge tun konnte. Fartuloon schob schnell das Skarg in die Scheide und setzte sich vor das linke von zwei Steuerpulten.

      »Kornen! Hierher.«

      Fus setzte sich auf den Kopilotensitz. Ihre Finger führten zögernd erste Schaltungen aus, von denen sie wussten oder zumindest ahnten, dass sie die richtigen Abläufe auslösten. Fartuloon spuckte in die Hand und verschmierte den Speichel auf drei Linsen, die über den Bildschirmen angebracht waren.

      Bildschirme schalteten sich ein. Instrumente flackerten und leuchteten. Fartuloon und Kornen studierten konzentriert die Symbole und Aufschriften. Fartuloon drückte einen schweren mechanischen Schalter und kontrollierte, las ab und brummte im Selbstgespräch.

      »Gravopulstriebwerk an. Ausgezeichnet. Zentralpositronik läuft. Versorgung in Ordnung ...«

      Sparken, der Daila, näherte sich leise und hielt Fartuloon einen ligridischen Raumanzug entgegen. Er verstände etwas von Raumschiffen, hatte er in seiner Zelle zugegeben.

      »Hier«, sagte er leise. »Zieh ihn an. Dann halten sie dich für einen der Ihren. Unsere Schleuse ist zu und von innen gesichert. Die Heckschleuse auch.«

      »Ausgezeichnet, danke!«

      Fartuloon versuchte, sich in den Anzug zu zwängen. Schließlich gab er es auf; er war zu dick. Das Skarg blitzte auf und trennte den Anzug am Rücken vom Nackenwulst bis zum Schritt auseinander.

      »Jetzt passt er!«, brummte Fartuloon. »Wie bekommen wir die Schleusentore auf?«

      Kornen Fus, der »Kopilot«, schaltete den Monitor vor sich aus.

      »Du sprichst«, entschied er. »Wenn etwas nicht funktioniert: wir sind das Testkommando.«

      »Fartuloon heiße ich auch nicht mehr«, brummte er und nickte hinter der Scheibe des Helms seinem Nachbarn zu. »Gute Idee.«

      Er wandte sich um. Die Zentrale von BASTION II würde nur ihn sehen. Der Daila beschäftigte sich mit anderen Dingen unsichtbar im Hintergrund. Rubernek stand gerade auf und deutete in eine vor Einblick geschützte Ecke.

      »Reaktor auf Dienstleistung!«, sagte Kornen.

      »Haltemagneten?«

      Der Finger des Zyrphers lag auf dem Schalter.

      »Bereit.«

      Fartuloon bewegte die Griffe der Handsteuerung hin und her, vorwärts und zurück. Das gesamte Instrumentarium flammte auf: Lageanzeige, Stellarhorizonte, Vektorlinien ... und auch in diesem augenscheinlich neuen Schiff bewies sich, dass die meisten Anzeigen und Bedienungselemente einem bestimmten Standard der Zweckmäßigkeit untergeordnet waren.

      »Unser Ziel ist, einen Testflug zu simulieren«, sagte er und streckte die Hand aus, um die Verbindung mit der Zentrale zu schalten. »Also vorsichtig hinaus, in sichere Entfernung, und dann erst in Überlichtgeschwindigkeit.«

      »Verstanden.«

      Fartuloon