Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Название Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan classics Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845347400



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zu schicken.«

      »Auch das ist ein Risiko. Äußerst gewagtes Vorhaben!«, knurrte Hartnay.

      »Das ist uns allen bewusst. Noch eilt es nicht. Aber in einer Handvoll Tagen sollten wir handlungsbereit sein. Überdies brauchen wir Zeit zum Überlegen.«

      »Gward-Entscheidungen sind stets durchdacht.«

      »Das war bisher unsere Tradition.«

      Die Szene entwickelte eine besondere Tiefe und Dringlichkeit. War der Verdacht unbegründet, und führten die aus diesem Grund getroffenen Entscheidungen zum Fiasko, verloren fünf Männer von einer Sekunde zur anderen ihren Status. Wenn sie überlebten, konnten sie sich glücklich schätzen. Ihr Ende würde ein Posten der niedrigsten Stufe auf einem höllischen Planeten sein, irgendeine Art von Strafhaft oder ein ligridenunwürdiges Leben. Und für jeden Untergebenen, der unnötig gestorben war, würden sie zahlen müssen; nicht in Geld oder Geldeswert, sondern mit dem Bewusstsein, Schande und Versagen auf sich geladen zu haben.

      Ein halbdunkler Raum, die fast leeren Blütensud-Gefäße, wenige Lichter, von denen etliche bedeutungsvolle Bilder an den Wänden angestrahlt wurden, dazu die schweigsamen Gestalten, die sich wenig bewegten und ihre Gesichter unter den Kapuzen verbargen – die Wichtigkeit und Diskretion dieser Unterhaltung wurde durch jede Einzelheit unterstrichen.

      »Ich brauche nicht zu wiederholen, was mein starker Verdacht ist«, sagte Lorad schließlich. »Felur denkt vielleicht dasselbe. Aber seine Einstellung gestattet ihm keine Zweifel. Also sorgt dafür, dass es niemand von den Gwyn-Dienern erfährt.

      Wenn sie es selbst herausfinden – um so besser.«

      »Einverstanden.«

      »Je länger ich darüber nachdenke, Freund Lorad, desto sicherer bin auch ich. Vielleicht hast du mit der Galaxis in unserer Nachbarschaft nicht einmal Recht. Es gibt aber etwas, das uns die Hyptons verschweigen.«

      »Einen Augenblick.«

      Lorad hatte vorgesorgt. Er entließ seine Freunde nicht ohne einen intensiven Zwang zum weiteren Überlegen. Aus allen seinen Beobachtungen hatte er eine Liste zusammengestellt. Ein Knopfdruck warf einen Schnellschreiber an und produzierte fünf Niederschriften.

      Er verteilte die eng beschriebenen Kunststofffolien und wiederholte zum zweiten Mal:

      »Ich habe keinen Beweis. Ich wäre froh, wenn wir herausfinden, dass ich Unrecht habe. Aber es ist lebensnotwendig für die Selbstachtung eines jeden Ligriden, dass wir absolute Gewissheit bekommen.«

      Er schwieg und seufzte tief.

      »Verlasst mich jetzt. Ich habe noch zu arbeiten, und ich bin todmüde. Jedes Treffen mit Hyptons macht aus mir einen Gward-Diener, der unsicher zittert, alles in Frage stellt und sich an die Pfeiler der inneren Überzeugung klammert.«

      Falcamirs gutmütiges Lachen richtete ihn wieder ein wenig auf.

      »Diesen Vorteil haben wir immerhin. Der Trost der Gwyn-Philosophie. Die Kraft kommt aus dem Denken, nicht aus dem Handeln.«

      »Dass er nicht gehandelt hätte«, setzte Utamag scherzend hinzu, »können wir ihm schwerlich anlasten.«

      Sie standen auf, führten schweigend die Bewegungen des stillen Abschiedes aus und verließen den Raum. Tief in Gedanken versunken sah Lorad zu, wie der Robot das leere Geschirr und die restlichen Utensilien der Zeremonie wegräumte und die Tischplatten säuberte.

      Lorad stand auf, und ehe er sich in den Schlafraum zurückzog, vernichtete er seine Kopie der Aufzeichnungen.

      *

      Purcarrh lehnte am Rahmen der offenen Tür, schaute abwechselnd zu Fartuloon, auf die schimmernde Münze und auf das Schloss. Die neu angebrachte Schließanlage ließ nicht erkennen, welche technischen Raffinessen sich in ihrem Innern verbargen.

      »Gewonnen!«, sagte Fartuloon, schnippte die Münze in die Luft und fing sie geschickt wieder auf. »Materialfehler, Purcarrh. Löse deine Wette ein.«

      »Du bist wirklich ein seltsamer Kunde«, sagte der Ligride. Auf seiner olivbraunen Haut zeichneten sich weiße Flecken ab. »Ich halte mein Wort. Was willst du von meinem Chef? Es wird nicht einfach sein.«

      »Ich muss ihn davon überzeugen, dass ich ein harmloser Kunde bin. Ich besuche Planeten und schreibe auf, was ich erlebe. Es entsteht ein gewaltiges Werk über die Galaxis.«

      Mit dem Finger deutete Purcarrh in den Raum hinein und zog die dünnen Brauen auf den schwach ausgeprägten Wülsten in die Höhe.

      »Ich sehe kein Buch!«

      »Das ist ja gerade das Ärgerliche. Die Handelsschüler haben es mir weggenommen.«

      »Wer? Wie?«

      Fartuloon erzählte ihm dieselbe Geschichte wie dem Kommandanten des Beibootkommandos und betonte, dass er die letzten Kapitel neu schreiben müsse. Der Anfang der Aufzeichnungen und viele Bilder warteten in seinem Wohnhaus auf einem Planeten mit Phantasienamen.

      »Und was willst du von Argazill?«

      »Das sage ich ihm selbst.«

      Die Reparaturrobots schweißten stählerne Schutzkappen über die Befestigungsschrauben und schwebten summend davon. In der Zelle stank es nach dem verdampften Metall. Für jeden Gefangenen war dieses Schloss absolut nicht zu öffnen oder außer Kraft zu setzen. So schlecht waren die ligridischen Gefängnisse also doch nicht!

      »Ich versuch's. Aber er ist beschäftigt. Er hat wenig Zeit. Und ob er deinen Geschichten glaubt, ist auch fraglich. Er hat schon viele andere gehört.«

      Fartuloon lächelte entwaffnend und erwiderte fröhlich:

      »Du hast sie schließlich auch geglaubt. Überdies ist sie die reine Wahrheit. Oder sehe ich aus wie ein mutiger Kämpfer gegen die Ligriden?«

      Nach einem skeptischen Blick auf Fartuloons kleine, gedrungene Figur sagte der Ligride, der ihn um rund vier Handbreit überragte:

      »Nein. Du sicher nicht.«

      Fartuloon breitete die Hände aus, als wolle er andeuten, dass es sich nicht lohne, über einen fetten, alten Mann wie ihn längere Zeit nachzudenken. Hinter dem Wächter summte die Türplatte ins Schloss. Fartuloon bestellte zwei Becher dieses weinartigen Getränks und hörte zu, wie Purcarrh mit dem Sekretär von Argazill sprach. Ein Termin wurde genannt; er bedeutete weiteres Warten von mehr als acht Stunden.

      *

      Diener des Gward Falcamir, Hochgeborener Flottenkommandant, stand hinter seinem Arbeitstisch, der von beeindruckenden Ausmaßen war. Er hob die linke Hand und machte die knappe Geste des Willkommens unter Gleichgestellten. Hoonrust zuckte zusammen, machte verwirrt dieselbe Geste und rechnete nach, wie viele Stufen er unterhalb Falcamir stand.

      »Setze dich, Kommandant!«, befahl Falcamir. Der andere Ligride gehorchte. Seine Kapuze war von einer haarfeinen Metallspange auf dem Kopf gehalten. Dunkelgelbe Augen starrten den Vorgesetzten an.

      »Dein Schiff ist die CANTRISS?«

      »Das ist der Name. Zwanzig Besatzungsmitglieder. Mehrfach ausgezeichnet ...«

      Falcamir winkte ab, deutete auf einen Bildschirm und schien zu überlegen, ob er weitersprechen konnte. Dann fragte er:

      »Mit wie vielen Männern und Frauen kannst du dein Schiff führen? Wie viele müssen es mindestens sein, unter allen Umständen?«

      Hoonrusts Antwort kam sofort.

      »Insgesamt sieben Mann. Aber sie müssen hervorragend sein.«

      »Sie befinden sich unter der Mannschaft?«

      »Ja.«

      »Sind diese sieben Diener des Gward?«

      »Fünf von ihnen.«

      »Kannst du sie auswechseln, ohne dass überflüssige Unruhe entsteht?«

      »Schwer. Der Befehl