Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Название Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan classics Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845347400



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Ligriden!

      Ich mochte sie auch nicht, aber ich brauchte sie. Sie waren eine Sprosse der Leiter auf dem Weg nach oben.

      Es gab eigentlich keinen logischen Grund für meine Abneigung diesem Volk gegenüber, aber das Gefühl ließ sich nicht beseitigen. Seit ich zu Hellenker und seinen Leuten gestoßen war, nagte stets etwas in mir, wenn ich einen Ligriden sah.

      Viel wusste ich über dieses Volk nicht. Die Ligriden stammten jedenfalls nicht aus Manam-Turu. Sie waren mit den Hyptons in meine Galaxis gekommen.

      Ob die Ligriden aus der gleichen Galaxis stammten wie die Hyptons, war mir nicht bekannt. Nach dem, was ich gehört hatte, war das jedenfalls nicht der Fall. Meine Bemühungen, auf solche Fragen eine Antwort zu bekommen, waren jedenfalls gescheitert.

      Und das war eigentlich merkwürdig. Ich fand jedenfalls keinen Grund, warum die Ligriden in diesem Punkt unsicher wurden. Fast hatte es den Anschein, dass eine innere Hemmschwelle verhinderte, über den Ort ihrer Herkunft zu sprechen. Und wenn sie es doch taten, so waren die Antworten leicht als Lügen zu enttarnen.

      Hellenker war ein baumlanger Bursche. Er überragte sogar mich um ein gutes Stück. Wie sehr viele Ligriden war er der Prototyp eines Kriegers. Das traf insbesondere für die Diener des Gwyn zu.

      Hellenkers Körperbau glich im Prinzip meinem, und doch war auf den ersten Blick zu erkennen, dass seine biologischen Vorfahren Echsen gewesen waren. Irgendwann in der Entwicklungsgeschichte der Ligriden musste mit dem aufrechten Gang und dem Übertritt zur Warmblütigkeit auch die Entstehung der Intelligenz erfolgt sein.

      Ich hatte früher kaum etwas von diesen Dingen der Evolution verstanden, aber auch auf diesem Gebiet hatte ich durch die Schulung des Erleuchteten viel hinzugelernt. Und wenn ich diese Kenntnisse beurteilte und dabei mein psionisches Gespür frei schalten und walten ließ, dann kamen die Ligriden mir irgendwie unnatürlich vor. Richtig beweisen konnte ich das allerdings nicht.

      Es war ein Verdacht, mehr nicht.

      Hellenkers Haut war ein schmutziges Farbengemisch aus oliv und bräunlichen Tönen. Glatte Stellen waren mit kleinen, kaum sichtbaren Schuppen versehen, wohingegen die Außenseiten der Gelenke und insbesondere die sechsgliedrigen Hände und Füße eine deutlichere Schuppung aufwiesen.

      Während die unteren Extremitäten breit, ja fast plump wirkten, waren die Finger feingliedrig, lang und dünn. Ich hatte oft genug in den letzten Tagen erlebt, wie geschickt die Ligriden hantieren konnten.

      Hellenkers Kopf war für den Durchschnitt seines Volkes etwas zu massig. An dem runden, völlig haarlosen Schädel fiel die hohe, glatte Stirn auf. Die kleinen, eng anliegenden Ohren und die kaum ausgeprägten Augenbrauenwülste erkannte man erst beim zweiten Hinsehen.

      Merkwürdig waren für mich die Augen. Sie besaßen doppelte Lider, und das war etwas, das ich von keinem Tier meiner Heimat kannte, geschweige denn von einem intelligenten Lebewesen.

      Das eine Lidpaar bestand aus einer dünnen, durchscheinenden Haut. Es schloss von unten nach oben. Wahrscheinlich diente es nicht einmal der Feuchthaltung der Augäpfel, denn es schloss nie rhythmisch, wohl aber für längere Zeit. Die Augen Hellenkers sahen dann milchig aus. Ich hatte inzwischen gelernt, was das bedeutete. Das Zuklappen der unteren Lider signalisierte meditative Ruhe oder einfach nur ein Dahindösen, aber auch Krankheit oder Übermüdung.

      Letzteres war bei dem Ligridenkommandanten jetzt der Fall, denn dieser hatte seit vielen Stunden nicht mehr geschlafen. Er konzentrierte sich ganz auf zwei Punkte. Einmal wollte er den abgerissenen Kontakt zu den Hyptons wieder herstellen. Und zum anderen wollte er eine Spur EVOLOS finden. Dass ihm letzteres kaum gelingen würde, verriet ich Hellenker allerdings nicht.

      Das andere Lidpaar, das von oben nach unten schloss, war mit feinen, fast winzigen Haaren ähnelnden Schuppen besetzt. Die Frequenz, mit der es sich nun schloss, lag höher als gewöhnlich. Auch das war ein Zeichen, dass Hellenker erschöpft war.

      Seine Augen waren jetzt fast geschlossen, aber er starrte unverwandt auf die Anzeigen der Orter. Der Atem trat pfeifend aus der flachen, breiten Nase, und seine hervorragenden Kiefer bewegten sich mahlend.

      »Warum melden sich die Hyptons nicht?«, wiederholte er seine Frage wohl zum zehnten Mal in dieser Stunde. Die anderen Ligriden in der Kommandozentrale, überwiegend Diener des Gward, drehten ihre Köpfe zur Seite und verdeutlichten damit, dass sie weder eine Antwort wussten, noch eine Mutmaßung aussprechen wollten.

      Hellenker war ein regelrechter Hypton-Fanatiker. Obwohl er mit Leib und Seele Krieger war, vertrat er hartnäckig die Ansicht, dass die Ligriden ohne die mit ihnen im Neuen Konzil verbündeten Hyptons nichts erreichen würden. Es war mir seit meinem Aufenthalt bei Hellenkers Volk nicht verborgen geblieben, dass viele führende Ligriden eher gegen die Hyptons eingestellt waren. Bei dem Kommandeur, mit dem ich nun durch Manam-Turu kreuzte und dabei versuchte, eine Spur EVOLOS zu finden, traf ziemlich genau das Gegenteil zu.

      Nach meinen von nur geringen Erfolgen gekrönten Erlebnissen auf Areffa war ich mit der LJAKJAR zu den Ligriden gestoßen. Ich hatte ihnen geholfen, auf Jomon die Attentäter zu stellen, die sich an Hellenker hatten heranmachen wollen. Das war meine Chance gewesen, die Ligriden als Verbündete zu gewinnen. Ich hatte Erfolg gehabt. Drasthor und Drastim waren die Opfer gewesen. Sie hatten dafür bezahlen müssen, dass ich Hellenkers Sympathien hatte gewinnen können.

      Mit meinem Wissen um den Erleuchteten und EVOLO war ich sehr vorsichtig umgegangen. Hellenker hatte das wohl bemerkt. Ich wurde eher wie ein Gast, nicht aber unbedingt wie ein Verbündeter oder gar wie ein Gefangener behandelt. Diese Rolle gefiel mir. Sie entsprach meiner Zielsetzung. Es wäre mir im Traum nicht eingefallen, Hellenker auf die Nase zu binden, dass ich nach viel mehr strebte als einem Bündnis mit den Ligriden.

      Dieses Volk aus einer fernen Galaxis stellte zweifellos einen nicht zu unterschätzenden Machtfaktor in Manam-Turu dar, aber für mich waren die Hyptons viel wichtiger. Insofern kam mir Hellenkers fast krankhafte »Hypton-Manie« entgegen, denn über kurz oder lang würde sie mich zu wichtigen Angehörigen dieses führenden Konzilsvolks bringen.

      Die Hypton-Gläubigkeit des ehemaligen Kommandeurs von Jomon war für mich in dem gleichen Maß unbegreiflich wie die Ligriden selbst. Ich wurde den Verdacht nicht los, dass meine vom Erleuchteten aufgereizten Mutantenfähigkeiten etwas erfassten, das ich nicht oder noch nicht deuten konnte.

      Hellenkers Haltung war unlogisch.

      Die mehr oder weniger deutliche Spaltung der Ligriden in die beiden Lager der Diener des Gwyn und des Gward war ebenfalls unlogisch. Ahnte ich da eine lenkende Hand? Ich wusste es nicht. Und selbst wenn dies so sein sollte, dann wusste ich nur, wer nicht als Lenker im Hintergrund in Frage kam. Es konnte nicht der Erleuchtete sein, denn dieser hatte – und das wusste ich ganz sicher – selbst überrascht auf die Anwesenheit des Neuen Konzils in Manam-Turu reagiert.

      Er und EVOLO auf der einen Seite, die Hyptons und die Ligriden auf der anderen, das waren doch klar zwei ganz verschiedene Machtpotenziale, die keine frühere Begegnung gehabt hatten. Anders sah es da mit der geheimnisvollen Anima aus. Sie und das ehemalige Juwel von Alkordoom kannten sich aus der Vergangenheit. Und auch Guray musste da eine Rolle spielen. Aber die seltsame Symbolfigur der Piraten war seit längerer Zeit nicht mehr aktiv. Guray spielte in meinen Plänen daher im Augenblick keine Rolle mehr.

      Während Hellenker mit seinen Funkern herumschimpfte, dachte ich über die merkwürdigen Ehrbegriffe der Ligriden nach. Waren sie nur deshalb so kriegerisch und gleichzeitig so widersprüchlich in der Aufteilung in Diener des Gward und des Gwyn, weil sie in ihrer Tradition erstarrt und in sich selbst entzweit waren?

      Ihre Hierarchie war unbeweglich. Wer einmal »oben« war, der blieb es auch. Dabei spielte es erstaunlicherweise keine Rolle, ob man den Maximen des Gwyn oder des Gward folgte. Diese starre Struktur der Hierarchie ließ diese Unterschiede weitgehend verblassen. Rebellen gegen dieses System schienen die absolute Ausnahme zu sein. Ich hatte noch keinen erlebt und auch von keinem gehört, wohl aber erfahren müssen, wie Gward-Treue und Gwyn-Treue divergierten.

      Nein, sagte ich mir, bei den Ligriden war etwas nicht richtig. Etwas, das sich nicht