Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Название Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan classics Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845347400



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      Mir gab es einen Stich, denn unwillkürlich fragte ich mich, warum meine Art nicht in der Klassifizierung enthalten sei.

      »Unsere kleine Vigpanderin stellt allerdings einen Sonderfall dar«, fuhr der Tigganoi fort, als hätte er meinen Gedankengang erraten. »Sie lässt sich in kein Schema einordnen, zumindest nicht in das uns bekannte. Sie ist eben etwas ganz Außergewöhnliches.«

      Mir lief es heiß und nass über die Körperoberfläche.

      Ich war etwas Außergewöhnliches, hatte mein Modulmann gesagt! Ja, da hatte er nur allzu Recht! Aber auch nur er hatte das zugegeben. Er war also auch außergewöhnlich.

      »Mir liegen keine Informationen darüber vor, dass die Daila die Krelquotten unterdrückt hätten, Neithadl-Off«, sagte POSIMOL – und ich bemühte mich, durch die Schleier, die meine Sensorstäbchen vernebelten, wenigstens den KOM-Sektor wieder deutlich zu sehen. »Zwar praktizieren die Daila die interstellare Raumfahrt, aber auf Cirgro sind ihre Niederlassungen auf streng abgegrenzte Gebiete beschränkt.«

      »Dann müssen die Daila triftige Gründe dafür haben, die Wünsche der Krelquotten zu respektieren«, stellte ich fest. »Ursinen sind sonst für ihre Gutmütigkeit bekannt und dafür, dass sie sich von anderen intelligenten Arten fast immer mühelos ausnutzen lassen.«

      »Woher weißt du das, Neithadl-Off?«, fragte Anima und setzte sich auf. »Bist du schon Ursinen begegnet?«

      »Massenhaft!«, erwiderte ich. »Ich war mal in einer Galaxis, da gab es nur Ursinen. Sie hatten ein richtiges großes Bärenimperium aufgebaut.«

      »Und du scheinst uns wieder mal einen Bären aufbinden zu wollen«, erklärte Anima.

      »Warum denn das?«, fragte ich konsterniert. »Hier ist außerdem überhaupt kein Bärenartiger.«

      »Es stammt aus Atlans Wortschatz«, entgegnete Anima, ohne mir eine verständliche Antwort zu geben.

      Sie wirkte plötzlich in sich gekehrt.

      »Atlan muss in diesem Sonnensystem sein«, erklärte sie. »Vorhin war mir sogar, als könnte ich ihn genau lokalisieren. Sein Ruf kam so deutlich und klar bei mir an, dass es mich überwältigte. Aber jetzt ist der Ruf nur noch wie zerstreut zu hören, als käme er von überall aus dem Sonnensystem zugleich. Wie heißt die Sonne eigentlich?«

      »Muruth«, antwortete POSIMOL und blendete die übrigen Daten auf einem Bildschirm ein.

      »Muruth!«, wiederholte Anima nachdenklich. »Nein, ich glaube nicht, dass ich diesen Namen schon einmal gehört habe. Wir werden erst einmal den Planeten Cirgro anfliegen. Was meint ihr?« Sie blickte den Modulmann und mich fragend an.

      »Das denke ich auch«, stimmte ich zu. »Intelligenzen müssten uns am ehesten dabei helfen können, Atlan zu finden.«

      »Sie könnten uns auch am ehesten daran hindern«, meinte der Modulmann nachdenklich. »Aber gut. Fliegen wir erst einmal Cirgro an. Du hast es gehört, POSIMOL! Oder soll ich auf Manuellkontrolle gehen?«

      »Das wird vielleicht nicht nötig sein«, antwortete die Bordpositronik. »Allerdings werde ich vorsichtshalber nur langsam ins System einfliegen. Die Ortung des Schiffes hat nämlich zahlreiche kleine Massenansammlungen außerhalb des Systems erfasst.«

      »Kometen!«, warf Goman-Largo ein.

      »Nein, dazu sind die Masseballungen zu kompakt – und zu metallhaltig. Eine Wahrscheinlichkeitsberechnung ergab, dass es sich um die Überreste zerstörter Raumschiffe handeln könnte.«

      Meine Haut wurde ganz trocken und kalt.

      Die Überreste zerstörter Raumschiffe!

      Eine Raumschiffsfalle!

      Das hatte uns gerade noch gefehlt!

      *

      »Das Licht geht aus!«, sagte POSIMOL.

      Ich wollte die Positronik gerade fragen, was die Bemerkung bedeuten sollte, denn aus Begegnungen mit den Angehörigen zahlreicher verschiedener Völker und Kulturen wusste ich, dass es beinahe mehr feststehende Redewendungen und im übertragenen Sinn gebrauchte Wörter als allgemeinverständliche Begriffe gab – da ging tatsächlich das Licht aus.

      »Vorsicht!«, pfiff ich, denn da ich trotz meiner hochempfindlichen Sensorstäbchen plötzlich überhaupt nichts mehr sah, war die Dunkelheit sicher nicht auf das bloße Fehlen von Licht zurückzuführen.

      Das Einhorn wieherte leise und fragend.

      Jemand lachte.

      Mir wurde noch trockener und kälter, denn wer immer da gelacht hatte, es war weder Anima noch Nussel noch Goman-Largo gewesen – und ich natürlich auch nicht.

      Ich schaltete meine am Aggregatepak unter meinem Mattenkörper befestigte Lampe ein. Dennoch sah ich nichts.

      Ich nahm die Lampe zwischen die Vordergliedmaßen und hielt sie mir vor die Gesichtsleiste. Diesmal sah ich etwas. Aber es verstärkte meine Beklemmung nur noch, denn alles, was ich sah, war die runde Kreisfläche der Lampe selbst. Sie glühte düster im Infrarotbereich. Das war alles.

      »Modulmann?«, rief ich.

      »Leise, Prinzessin!«, flüsterte der Tigganoi. »Ich habe das Gefühl, als schliche jemand durch die Zentrale, ein Fremder.«

      »POSIMOL!«, rief Anima. »Was ist los?«

      Nussel wieherte plötzlich schrill und voller Panik. Hufe stampften. Etwas streifte mich und warf mich beinahe um. Noch einmal wieherte Nussel. Nein, er schrie förmlich vor grauenhafter Angst! Dann entfernte sich das rasend schnelle Getrappel von Hufen.

      Ich trippelte so gut wie lautlos nach rechts, um an ein Schaltpult beziehungsweise an eine Wand zu kommen. Plötzlich stieß ich an etwas, das mit gierigen Klauen nach mir griff. Ich ließ die Lampe fallen und schlug mit beiden Vordergliedmaßen zu, dann stürmte ich vorwärts.

      Etwas warf sich auf mich.

      Ein Angriff!

      Ich ließ meinen Mattenkörper hochschnellen. Sofort war er die Last des Angreifers los. Im nächsten Moment prallte schräg hinter mir etwas dumpf auf, dann strampelten zahlreiche Gliedmaßen herum.

      »Das Licht geht an!«, sagte POSIMOL.

      Es wurde so schlagartig wieder hell, wie es dunkel geworden war.

      Als erstes sah ich die Ballung dampfender, apfelgroßer Gebilde, die auf dem Boden lag und von einer durchschlagenden Angstreaktion Nussels zeugte.

      »Ihr seid fein 'raus!«, entfuhr es mir.

      Dann wirbelte ich herum, aufgeschreckt durch das Ächzen und Stöhnen hinter mir.

      Was ich sah, ließ mich beinahe erblinden.

      Goman-Largo und Anima engumschlungen auf dem Fußboden und anscheinend in eine intensive Bewegungsübung verstrickt!

      Nur mein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein – vor allem für meinen Modulmann – ließ mich die Sensorstäbchen nicht völlig desaktivieren, sondern im Gegenteil auf optimale Leistung hochfahren.

      Da wurde mir zu meiner Erleichterung klar, dass ich die Situationen missdeutet hatte.

      Goman-Largo und Anima trugen nicht nur immer noch ihre Kombinationen, sondern bemühten sich vor allem verzweifelt darum, ihre miteinander verschlungenen Gliedmaßen schnellstens wieder zu entwirren.

      Sie mussten durch einen dummen Zufall übereinander gestürzt sein.

      So wie ich anscheinend durch einen dummen Zufall mit einem Fremden zusammengestoßen sein musste.

      Die Erinnerung an den Kampf ließ mich die Zentrale gründlicher durchmustern. Aber so, wie ich den Angreifer hochgeschleudert hatte, konnte er eigentlich nicht sofort danach entkommen sein. Er musste ziemlich hart aufgeprallt sein.

      Ich drehte mich um mich selbst, denn ich erinnerte mich wieder daran, dass ich einen