Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Название Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan classics Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845347400



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sie es ebenfalls auf Aklard abgesehen?«, erkundigte er sich.

      »EVOLO war schuld daran, dass eure Glückssteine so plötzlich ihre Wirkung verloren!«, eröffnete ich ihm. »Ihr konntet das natürlich nicht wissen, aber jenes Gebilde war zu dieser Zeit hier auf Cirgro.

      Es ist gierig auf jede Art von psionischer Energie, und die eure hatten damals bereits die Steine in sich aufgesogen. Das war euer Glück, denn sonst hätte es sie euch geraubt, und die Folgen wären wahrscheinlich verhängnisvoll gewesen.«

      »Für mich nicht«, erklärte der Alte, »ich gehörte schon immer zu den wenigen ›Normalen‹. EVOLO ist also hier gewesen – und wo hält er sich nun auf?«

      »Wenn ich das nur wüsste!«, seufzte ich. »Er hält sich irgendwo verborgen, sammelt aber zweifellos ständig neue Kräfte, und es besteht die Gefahr, dass er sich mit den Hyptons verbündet. Auf jeden Fall wollte ich nun wissen, was aus euch hier auf Cirgro geworden ist. Es gab zwar einige Schwierigkeiten, aber danach gelangte ich doch auf den Hafen von Raybon.«

      Ich verkürzte alles mit voller Absicht, denn für eine ins Detail gehende Schilderung fehlte mir die Zeit. Der alte Daila wusste das aber nicht, und so bemerkte er:

      »Dies war der Hauptlandeplatz für die fremden Händler, man hat ihn eigens für sie außerhalb der Stadt errichtet. Als sie dann geflohen waren, hatten habgierige Elemente nichts Eiligeres zu tun, als ...«

      »Ich habe es deutlich gesehen«, stoppte ich seinen Redefluss. »Doch auch Raybon selbst lag größtenteils in Trümmern, ebenso wie wohl alle übrigen Städte jetzt, und war zudem verlassen. Es gelang mir jedoch, einen Mann zu finden, der zurückgeblieben war, und von ihm erfuhr ich dann alles über das große Chaos. Jetzt weiß ich, dass die Krelquotten viel dazu beigetragen haben, es noch zu vergrößern. Doch nicht nur das, sie haben auch noch euer ganzes Volk in ferne und wilde Gegenden verschleppt!«

      »Und gerade dafür sind wir ihnen dankbar!«, sagte nun eine der jungen Frauen ruhig. »Sicher, sie haben uns entführt, aber in den Trümmern der Städte hätten wir ohnehin nicht mehr leben können. Ihr Eingreifen befreite uns zugleich auch noch von den Kräften, die wir nicht mehr beherrschen konnten. Wir haben sie nun fast ganz verloren, doch wir trauern ihnen keineswegs nach. Hier fehlt uns aller frühere Komfort, und wir müssen schwere Arbeit tun, die wir nicht gewohnt sind. Falls nötig, bekommen wir jedoch Hilfe durch die Krelquotten, sie haben immer in der freien Natur gelebt.«

      Ich war aufs höchste verblüfft, denn mit einer solchen Auskunft hatte ich nicht im entferntesten gerechnet.

      Während meines langen Lebens hatte ich oft genug unter ähnlich primitiven Verhältnissen gelebt, vor allem bei den sporadischen Aufenthalten unter den Völkern der terranischen Frühzeit. Damals war ich auf Kamelen durch die Wüsten geritten und hatte zusammen mit Nomaden in kärglichen Zelten gehaust. Ich war an Bord von Schiffen gesegelt, die kaum mehr als bessere Nussschalen gewesen waren, in den heftigsten Stürmen durch die brüllenden Wogen einer aufgewühlten See. Dutzende von schweren Kämpfen hatte ich an der Seite von Männern durchgestanden, deren Namen als die von Großen der terranischen Historie bekannt geworden waren, und noch vieles andere mehr.

      Doch darauf war ich in vieler Hinsicht vorbereitet gewesen, dank der unerbittlichen Schulung durch meinen alten Pflegevater Fartuloon. Unzählige Abenteuer während meiner vielen und langen Kämpfe gegen die Maahks waren gefolgt, daneben auch solche beim langen Ringen um die Herrschaft über das alte Arkon. Sogar im Mikrokosmos war ich gewesen ...

      Genug davon!, sagte mein Extrasinn scharf. Verliere dich jetzt nicht unnütz in alten Erinnerungen, denke an die Gegenwart. Zum einen musst du das Schicksal von Chipol und Mrothyr zu klären versuchen, und zum anderen warten in der STERNSCHNUPPE die beiden weißen Bären auf deine Rückkehr.

      Eine berechtigte Warnung, denn mein fotografisches Gedächtnis drohte wieder einmal die Oberhand über mich zu gewinnen.

      Ich blinzelte kurz, dann war ich wieder voll da, und zugleich sagte Verlago: »Barbya hat Recht, Atlan! Du kannst das vielleicht nicht verstehen, aber wir sind trotz allem mit dem zufrieden, was wir jetzt hier haben. Die Krelquotten haben uns rechtzeitig mit Saatgut und einfachem Werkzeug zur Bodenbearbeitung versorgt, der Boden hier ist fruchtbar und ernährt uns gut. Wir bekommen auch Fleisch, einige Männer stellen laufend Fallen, in denen sich essbare Tiere fangen. Wasser bekommen wir aus Quellen in der Umgebung, und was brauchen wir mehr?«

      Ich war versucht, verständnislos den Kopf zu schütteln, doch ich beherrschte mich und zeigte ein neutrales Gesicht. Ich hätte nun eine lange Liste von all jenen Dingen aufzählen können, die diese Leute jetzt entbehren mussten, aber ihren Reden nach hatte das kaum noch einen Sinn.

      »Wie ist es aber, wenn jemand von euch krank wird?«, wandte ich statt dessen ein. »Wie ich sehe, sind all diese Frauen schwanger – wer leistet ihnen Geburtshilfe, und wo bekommt ihr Medikamente gegen schwere Erkrankungen her?«

      »Mach dir deswegen nur keine Sorgen, Atlan«, erklärte Barbya daraufhin lächelnd. »Wir bekommen die Krelquotten normalerweise zwar kaum zu sehen, doch sie wachen ständig über uns. Sobald es irgendwo Krankheitserscheinungen oder Unfälle gibt, brauchen wir nur intensiv daran zu denken, und bald darauf tauchen einige von ihnen bei uns auf. Sie sagen nicht viel, aber sie wissen sofort, worum es geht, und dann wird uns schnell geholfen.«

      »Sie können heilen, nicht durch irgendwelche Medizin, sondern allein durch ihre psionischen Kräfte!«, ergänzte Verlago. »Ihrer Meinung nach hätten viele unserer Mutanten das früher ebenfalls gekonnt, nur ist damals leider nie jemand auf solche Gedanken gekommen. Und so ist es auch überall in den anderen Siedlungen, du brauchst dich um unser Volk also nicht weiter zu sorgen!«

      Was konnten diese Pseudobären eigentlich nicht? Das war eine mehr als berechtigte Frage, die ich mir nun stellte.

      Dass ihre Psi-Gaben alles überstiegen, das ich bisher kannte, stand für mich ohnehin fest.

      Der Mausbiber Gucky war für mich schon immer ein Phänomen gewesen, eine Ausnahmeerscheinung sowohl im alten wie auch im neuen terranischen Mutantenkorps. Multi-Mutanten hatte es unter den Daila auch gegeben, wenn auch meines Wissens nach ebenfalls nur recht selten.

      Sie alle beherrschten jedoch nur die gewissermaßen »praktischen« Fähigkeiten, also Gedankenlesen, Telekinese und Teleportation. Levitation fiel mir nebenbei noch ein, doch damit war die Liste auch schon erschöpft. Andere Gaben, wie etwa bei der Terranerin Irmina Kotschistowa als Metabio-Gruppiererin, traten stets nur als Einzelerscheinungen auf.

      Die Krelquotten dagegen fungierten auch noch als »Wunderheiler«, und das war mir vollkommen neu.

      Ihr einziges Manko bestand wohl darin, dass sie ein Naturvolk waren, das keinerlei Technik kannte. Zumindest nicht aus eigenem Vermögen, verbesserte ich mich gleich darauf. Schließlich lebten sie nun schon lange genug auf demselben Planeten mit den Daila zusammen, hatten also zweifellos inzwischen zumindest die wichtigsten Prinzipien erfasst.

      Diese Daila-Mutanten als potentielle Helfer im Kampf gegen die Hyptons und EVOLO waren jetzt aus dem Rennen, das war mir klar. Sie hatten ihre Psi-Gaben fast ganz verloren, dies ging aus den Worten Barbyas deutlich hervor. Lag es da nicht nahe, an ihrer Stelle die Pseudobären als neue Verbündete zu gewinnen?

      Das war ein ganz neuer, dafür aber regelrecht faszinierender Gedanke! Weshalb war ich nur nicht schon früher darauf gekommen, oder wenigstens mein Extrahirn ...?

      *

      Vor einiger Zeit war ich auf Corgyar einer Gruppe von Mutanten begegnet, die dort mit den Psi-Verstärkern einer ausgestorbenen Rasse experimentiert hatten. Zu ihrem Pech hatte aber gerade dann auch EVOLO Cirgro heimgesucht, und als Sekundärfolge waren diese Geräte daraufhin außer Kontrolle geraten.

      Auch auf Corgyar hatte es ein großes Chaos gegeben, bis sie sich dann selbst zerstörten. Zuvor hatte sich jedoch gezeigt, wozu schon ein Dutzend von wirklich starken Mutanten imstande war.

      Sicher, diese Daila hatten sich ihre Kräfte sozusagen nur von den seltsamen Apparaten »ausgeborgt«, hinterher waren ihre Psi-Gaben wieder aufs Normalmaß geschrumpft. Bei den