FEUERPROBE (Retreat 5). Stephen Knight

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Название FEUERPROBE (Retreat 5)
Автор произведения Stephen Knight
Жанр Языкознание
Серия Retreat
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958354838



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denen bloß nicht«, antwortete Campbell.

      Sie behielt ihr Gewehr an der Schulter im Anschlag und sah sich auf dem Schlachtfeld um. Sie trug Zahnspangen, die beim Sprechen in der Sonne glänzten. In einigen Metern Entfernung ermahnte Muldoon die Soldaten, in Alarmbereitschaft zu bleiben und ihre Schussfelder im Blick zu behalten.

      Der Stryker stoppte, sein Geschütz war immer noch auf die Baumreihe zu seiner Linken gerichtet, dorthin, wo die Klowns ihre Attacke gestartet hatten. Etliche der gefallenen Angreifer wanden sich noch, stießen, während sie verbluteten, weiterhin stakkatomäßig ihr trockenes Gelächter aus und tränkten dabei den Boden unter sich mit ihrem Lebenssaft. Muldoon hatte bereits Soldaten eingeteilt, die zwischen ihnen herumgingen und jeden, der noch eine Bedrohung werden könnte, abknallten, während Sanitäter die eigenen Verletzten versorgten. Rawlings entdeckte lediglich zwei Soldaten, die getroffen worden waren und einem davon half man gerade wieder auf die Beine.

      »Los jetzt, schaffen wir die Verwundeten hier weg und dann wird dieser ganze Mist aufgeladen!«, rief Muldoon zum Bergungsteam hinüber. Er winkte mit einem seiner kräftigen Arme in Richtung der abgeworfenen Paletten, von denen die letzte gerade auf dem Feld gelandet war. Während sich die Situation stabilisierte, machten sich die Soldaten an die Arbeit. Rawlings und Campbell wechselten einen schnellen Blick und wandten sich dann wieder ihren Schusskorridoren zu.

      Rechts von Rawlings kam ein Donnern herangerast. Etwas zischte – ein schnelles Sssst! , während eine feurige Spur quer über das Feld schoss. Sie wandte sich gerade dem Geräusch zu, als der Stryker bereits in die Luft flog. Während sie von der Druckwelle getroffen wurde, stieß sie unwillkürlich einen Schrei aus und beobachtete, wie der Geschützturm vom Fahrzeug abgesprengt wurde, wobei es das dreiläufige .50-Kaliber-Maschinengewehr zerfetzte und der Rest einen Schwanz aus gegurteter Munition hinter sich herzog. Ein Schlag traf sie an der Schulter, als sie sich gerade hinkauerte. Es war der abgetrennte, ärmellose Arm des Bordschützen, nackt und ohne eine Spur von Uniform, von dem Handschuh an seiner Hand abgesehen. Er trug ein Stacheldrahttattoo um den Bizeps herum, direkt unter der blutigen Abrisskante, wo der Arm bei der Explosion abgetrennt worden war.

      Der Stryker begann zu brennen, und Rawlings hörte den Fahrer schreien, als Rauch aus dem getroffenen Fahrzeug herausquoll.

      »Trau ihnen niemals!«, schrie Specialist Campbell, während sie sich schnell umdrehte und ihr Gewehr auf die Bäume hinter dem brennenden Stryker richtete. Rawlings tat das Gleiche, genau in dem Moment, als eine große Anzahl von Klowns auftauchte. Diese Truppe war wesentlich größer als die erste, und sie entdeckte viele Uniformen in der Menge. Es fühlte sich an, als würde ein Eisklumpen Rawlings Herz umschließen, der weiter anwuchs, als die neue Welle von Angreifern ausschwärmte. Kugeln flogen an ihr vorbei.

      Rawlings und Campbell erwiderten sofort das Feuer. Etwas landete neben Rawlings und sie erhaschte aus dem Augenwinkel einen Blick auf Nutter, der sich ein paar Meter entfernt aufs Knie fallen ließ und mit seinem M4 einstieg. Sie feuerten auf Halbautomatik und mähten ihre Angreifer nieder, sobald sie zwischen den Bäumen auftauchten. Hinter ihr krachten weitere Gewehre, und mehr Angreifer fielen, gackernd und laut lachend. Für die Klowns fühlten sich die Wunden richtig gut an.

      Kugeln pfiffen an Rawlings vorbei. Die ein paar Meter an ihr vorbeiflogen, machten ein summendes Geräusch. Die nur ein paar Zentimeter an ihr vorbeigingen, knallten wie Feuerwerkskörper. Viele der Angreifer hatten keine Schusswaffen, doch sie hielten andere Waffen in den Händen, Schlagstöcke, Messer, Macheten, Äxte, Hämmer und in einem Fall sogar einen Krocketschläger. Die Horde starrte vor Schmutz, ihre Mitglieder waren mit allen möglichen Tattoos verziert, die wie Stammeszeichen aussahen. Einige waren nackt. Andere trugen teure Geschäftsanzüge, die jetzt mit Blut, Schlamm, Nahrung und Exkrementen verschmutzt waren, und Rawlings hatte keine Ahnung, mit was sonst noch. Die Verrückten stürzten direkt auf die Gewehre des Bergungsteams zu, selbst wenn das ihren Tod bedeuten sollte.

      Was es auch tat.

      Der Fahrer des Strykers hörte schließlich auf zu schreien. Mehrere .50-Kaliber-Patronen begannen zu explodieren, als das Fahrzeug weiter brannte und eine dicke Säule aus sich windendem, schwarzen, wogenden Rauch in den klaren blauen Himmel schickte. Er roch selbst aus über dreißig Metern Entfernung herb und beißend, doch eigentlich begrüßte Rawlings den Rauch sogar. Er würde jedem in High Point zeigen, wo sie zu finden waren.

      »Die Scheißer kommen immer näher, denen verpasse ich eine Splittergranate!«, rief Nutter mit hoher Stimme, die schon fast mädchenhaft klang. Er ließ sein Gewehr sinken und zog eine Splittergranate aus seinem Kampfgeschirr.

      »Weißt du denn, wie man diesen Scheiß wirft, Kleiner?«, schrie Campbell über den Lärm hinweg. Ein Soldat mit einem leichten Maschinengewehr kam angerannt, ließ sich neben ihr fallen und richtete die automatische Waffe so aus, dass sie am besten unterstützte.

      »Ich bin mir sicher, dass du bestimmt besser mit Bällen jonglieren kannst als ich!« Nutter griff nach dem Sicherungsstift der Granate, riss den Sprengkörper davon weg und zog den Stift dadurch heraus. Es funktionierte nicht wie in den alten Filmen. Tatsächlich riss er die Waffe vom Stift weg, nicht umgekehrt. Er wandte sich um und warf sie in Richtung der vorrückenden Gruppe von Angreifern.

      »Granate fli…!« Seine Warnung wurde abrupt unterbrochen, und Rawlings meinte, von dort, wo er stand, ein metallisches Pingen zu hören. Er taumelte mit einem lauten Seufzer nach hinten und fiel auf seinen schmalen Arsch. Nutter war getroffen worden, aber er hatte es trotzdem noch geschafft, die Ware abzuliefern.

      »Granate fliegt!«, schrie Rawlings.

      Die Splittergranate flog in hohem Bogen durch die Luft, einer der Klowns versuchte tatsächlich, sie mit seinem Schläger zu treffen, und berührte sie dabei sogar leicht. Doch die Granate war zu schwer, um von etwas anderem als einem perfekten Schlag abgelenkt zu werden, und so verschwand sie im hohen Gras. Der Klown mit dem Schläger lachte und deutete auf sie, dann sprang er darauf zu. Die Arme in einer preiswürdigen Superman-Haltung ausgestreckt. Die Granate ging los, während der Mann noch mitten im Flug war, und schleuderte seinen Körper in der Luft mehr als drei Meter zurück, dann stürzte er mit dem Arsch nach oben zu Boden. Weitere Klowns fielen schreiend vor Lachen, krümmten und wanden sich, während die durch Hysterie angefeuerte Freude an ihren eigenen Verletzungen sie fest in ihrer Umklammerung hielt. Dann erwachte das Maschinengewehr zum Leben, und eine Seite der Gefechtslinie ihrer Angreifer brach in sich zusammen, als etliche Körper fielen.

      Rawlings behielt ihr Gewehr im Anschlag und feuerte weiter. Die Granate hatte das Vorrücken der Klowns zwar aufgehalten, doch das half bei ihrem endlosen Problem nur kurzzeitig. Ihr Magazin lief leer. Während sie es auswarf und vor sich ins Gras fallen ließ, warf sie einen Blick zu Nutter hinüber. Er saß ein wenig vornübergebeugt im Gras und hielt sich den Brustkorb.

      »Nutter! Wie schlimm hat es dich erwischt?«, schrie sie, während sie ein neues Magazin aus ihrer Weste fingerte.

      »Mir geht’s gut, die Panzerung hat es gestoppt!« Nutter klang wegen seines mächtigen Glücks selbst überrascht.

      »Dann schnapp dir dein Gewehr, du kleiner Wichser!« Das kam von Muldoon, als er nach vorn stürmte und sich neben dem Maschinengewehrschützen auf ein Knie fallen ließ. »Ist nicht die Zeit dafür, bei dir eine Nabelschau zu machen!«

      Rawlings nahm das Feuern wieder auf. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Nutter sein M4 hob und aus der sitzenden Position heraus zu schießen begann. Hinter der vordersten Baumreihe tauchten noch mehr Gestalten auf, gut fünfzig bis sechzig weitere gackernde Verrückte. Sie drängten alle auf einmal nach vorn und heulten angesichts der Ironie des Ganzen auf, während sie sich ins Getümmel stürzten. Rawlings und die anderen feuerten, so schnell sie konnten, doch selbst mit Unterstützung des Maschinengewehrschützen, der so vielen Klowns die Kniescheiben zerschoss, wie seine Waffe feuern konnte, füllte die neue Welle die erste auf. Innerhalb weniger Augenblicke waren die Klowns in ihrer Reichweite.

      Campbells Gewehr lief leer, und ein Klown sprang auf sie zu. Die kleine schwarze Frau wich nicht vor Angst zitternd zurück. Sie ließ stattdessen ihre Waffe los, flitzte nach vorn und schlug den Verrückten mit ihrem Helm direkt ins