Название | FEUERPROBE (Retreat 5) |
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Автор произведения | Stephen Knight |
Жанр | Языкознание |
Серия | Retreat |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783958354838 |
Außer für die Klowns, rief sie sich in Erinnerung.
Sie brachte ihr M4 in Anschlag und beobachtete Muldoon dabei, wie er zu Nutter hinüberging, der gerade geschäftig aus einem Glasbehälter Essen in seinen Mund löffelte. Das war ziemlich ungewöhnlich; Armeeproviant wurde, wenn überhaupt, nur selten in Glas verpackt, also vermutete sie, dass er ihn aus der Kantine in High Point organisiert hatte. Muldoon näherte sich von hinten, sodass Nutter ihn nicht kommen sah. Und obwohl das Gras auf der Wiese, auf der sie stand, hoch wuchs, hörte Rawlings kein Geräusch. Trotz seiner Größe bewegte sich der Mann mit der Geschmeidigkeit eines Ninjas.
»Colonel Nutter, Sir«, bellte Muldoon.
Beim Klang von Muldoons Stimme verschluckte sich Nutter etwas und wandte sich mit einem verblüfften Gesichtsausdruck um. Während Muldoon dem kleineren Mann gegenüber spöttisch salutierte – direkt aus seinem Lauf heraus – beeilte sich Nutter, schneller zu kauen und das herunterzuschlucken, was auch immer sich in seinem Mund befand.
»Oh, hey, Duke«, sagte er.
»Was isst du denn da, Slick? Büffeleier oder was?«
»Ähm, nein, keine Büffeleier, Duke.«
Muldoon blieb vor Nutter stehen und sah leicht grinsend auf ihn herab, seine Hände hatte er dabei in die Hüften gestemmt, obwohl sie eigentlich sein M4 halten sollten.
Rawlings wusste, dass Muldoon mit seiner entspannten Pose ein Statement machen wollte. Alles war in Ordnung. Die Augen des großen Unteroffiziers waren hinter seiner Sonnenbrille nicht zu erkennen.
»Okay, wenn das keine Büffeleier sind … was denn dann?«
»Ähm, eingelegte Pilze.« Nutter räusperte sich. »Willst du, äh, mal kosten?«
»Pilze?« Muldoon machte einen kleinen Schritt nach hinten und grinste. »Pilze? Hey Rawlings, hast du diesen Scheiß gehört, Ba…«
Im allerletzten Moment stoppte Muldoon sich selbst. Das Letzte, was Rawlings hören wollte, war, wie ein Kerl wie Muldoon sie Baby nannte.
»Ich kann von hier aus alles hervorragend verstehen«, antwortete Rawlings. »Auch während ich mein Schussfeld und alles andere bewache.«
Muldoon schnaubte und sah wieder auf Nutter hinunter. »Okay, Colonel. Wo hast du denn die eingelegten Pilze her? Sind das etwa spezielle Pilze? Gewürzt mit PCP oder etwas in der Richtung?«
»Nein, nein, einfach nur ein paar gute alte eingelegte Pilze, Duke.«
»Ich denke, eigentlich ist das hier doch eher eine Frage von Klasse, Nutter. Warum isst du überhaupt eingelegte Pilze? Ist dir der Rest des Salats, auf den sie eigentlich gehören, ausgegangen? Ich meine, echt, das musst du doch zugeben. Ein Soldat, der mitten in einem Kampfgebiet eingelegte Pilze isst, das ist doch ziemlich kranker Scheiß, oder?«
»Komm schon, Duke. Die schmecken großartig. Nicht so wie das Zeug, das wir mit den Feldrationen bekommen.« Nutter machte eine kurze Pause. »Okay, vielleicht mit Ausnahme des Jalapeno Käses, aber den will ja auch keiner mit mir tauschen. Das ist wie die Währung einer neuen Nation, verstehst du? Also muss ein Mann mit dem zurechtkommen, was er hat. Hab ich recht?«
»Ehrlich gesagt kann ich mich nicht daran erinnern, jemals eingelegte Pilze gegessen zu haben«, antwortete Muldoon. »Verpasse ich da gerade eine große Delikatesse, Colonel? Wirst du das etwa alles deinen kleinen Gibbonhals heruntergleiten lassen, ohne dem Rest von uns etwas davon anzubieten?«
Nutter bugsierte sich für einen Moment auf seine Füße. »Nun hör mal. Ich gebe dir gern einen ab, Duke.« Noch während er das sagte, stach er seine Gabel in das Glas, spießte einen der glänzenden Pilze auf und hielt ihn Muldoon entgegen. Der große Sergeant betrachtete ihn eine ganze Weile, als wäre es eine außerirdische Lebensform, dann nahm er blitzschnell das ganze Glas aus Nutters Hand.
»Hey …!«, war alles, was Nutter noch sagen konnte.
Muldoon hielt sich das Glas an den Mund und schluckte den kompletten Inhalt in einem Zug herunter.
Rawlings stieß ein angeekeltes Brummen aus. Er kaute die Pilze nicht, er jagte sie den Rachen hinunter, als würde er ein Bier herunterkippen. Als die essiggesättigte Lösung in einem durchgehenden Strom in Muldoons scheinbar endlosen Schlund verschwand, machte Nutter ebenfalls ein Geräusch, allerdings war dieses voller unendlicher Trauer.
Falls Muldoon auch nur ein einziges Mal schluckte, so konnte das Rawlings von ihrer Position aus nicht erkennen.
Als Muldoon fertig war, rülpste er und gab Nutter das leere Glas zurück. Nutter starrte es mit traurigem Blick an, wobei seine Mundwinkel niedergeschlagen herunterhingen.
Muldoon leckte sich die Lippen. »Für mich war da ein bisschen zu viel Essig dran, aber – oh, warte mal …«
Der große Mann unterbrach sich für einen Moment, dann ließ er einen gewaltigen Furz fahren, den sogar der Fahrer des Strykers in mehr als 30 Metern Entfernung hören konnte.
»Ja, das wird nachher noch mal so richtig brennen. Danke für die Warnung, Colonel.«
»Verdammt, Duke.« Nutter starrte auf das leere Glas in seiner Hand. »Ich meine, da ist nicht mal ein Stiel übrig.«
Muldoon beugte sich vor und stieß Nutter gegen seinen Brustpanzer. »Ich will dich an deinem gottverdammten Gewehr sehen, und zwar, während du aufpasst, was sich in deinem verdammten Schussfeld tut. Ich will nicht, dass du dein Hillbilly-Gesicht mit Pilzen oder Artischocken oder Lima-Bohnen oder welchen Scheiß du auch sonst noch im Untergrund-Hotel gefunden hast, vollstopfst, kapierst du das? Du sollst hier Klowns erschießen, und das bedeutet, dass du gefälligst dein beschissenes Gewehr in der Hand hältst und es nicht am Tragegurt um deinen Hals hängt. Hast du mich jetzt endlich verstanden, Colonel?«
»Ja. Teufel noch mal, laut und deutlich. Scheiße!«
Muldoon rückte noch näher an ihn heran. »Dann schmeiß jetzt das Glas weg und schnapp dir dein verdammtes Gewehr!«, donnerte er mit einer Lautstärke, dass es niemand im Umfeld überhören konnte. Rawlings wandte ihren Kopf zur Seite. Die ganze Flieherei, die ganzen Kämpfe, das ständige Warten auf die Klowns, das Töten. Irgendwann musste das auch mal Muldoon erreichen, und jetzt war es so weit, was für Nutter dumm war.
Rawlings fand das spannend. Tatsächlich machte es sie höllisch neugierig. Es bedeutete, dass Muldoon auch nur ein menschliches Wesen war, so wie alle anderen in der Einheit, und dass selbst er inzwischen anfing, ein wenig am Rad zu drehen.
»Bin schon dabei«, antwortete Nutter mit einem leichten Zittern in der Stimme. Er warf das leere Glas ins Gras und griff nach seinem Gewehr. Während Muldoon dasselbe tat, warf er Rawlings über Nutters Helm hinweg lächelnd einen Blick zu. Sie war sich sicher, dass er ihr dabei auch noch zuzwinkerte, aber das konnte sie wegen seiner Sonnenbrille nicht erkennen. Rawlings schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder darauf, die Baumreihen in ihrem Schussfeld zu kontrollieren.
Obwohl es schon eine ganze Weile her war, seit die Klowns einen koordinierten Angriff versucht hatten, waren sie immer noch da draußen und schlichen herum. Es hatte zwar den Tag über mehrere Kontakte mit ihnen gegeben, aber deren Anzahl hatte abgenommen, was bedeutete, dass die Crazies entweder etwas planten oder aber ein interessanteres Ziel, als das 55ste Infanterieregiment gefunden hatten.
Rawlings glaubte keine Sekunde daran, dass es das Letztere sein könnte. Die Klowns waren immer noch da draußen, planten und heckten etwas aus. Sie spürte das in ihren Knochen. Die gaben nicht auf, zogen sich nie zurück. Niemals.
Der Lieutenant, der das Kommando über die Abwurf-Sicherheitszone hatte, wedelte mit dem Arm in der Luft herum.
»Zwei Minuten«, schrie er. »Muldoon, sorgen Sie dafür, dass Ihre Leute bereit sind.«
»Erledigt, Sir«, rief der zurück. Während er sprach, wandte er sich von einer Seite zur anderen, um sicherzustellen, dass sich seine Schützen auf den zugewiesenen Positionen befanden und