Seewölfe Paket 34. Fred McMason

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Название Seewölfe Paket 34
Автор произведения Fred McMason
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783966881081



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stießen am Dschungelrand gleich auf vier weitere Skelette. Bei dem unheimlichen Anblick prallten sie zurück. Auch diese Skelette hatten keine Schädel mehr.

      „Kopfjäger vermutlich“, sagte Hasard tonlos. „Das ist kein Zufall mehr, daß die meisten von ihnen keine Köpfe haben.“

      „Oder Menschenfresser“, murmelte Old Donegal. „Aber ich dachte immer, die gäb’s nur noch auf abgelegenen Inseln.“

      Verwischte Fußspuren tauchten wieder auf. Alle führten ausnahmslos in den Dschungel.

      Philip entdeckte eine Feuerstelle mit Holzkohlenresten. Der Monsunregen hatte die Asche zu schwarzer Schmiere werden lassen und den Sand um die Feuerstelle dunkel gefärbt.

      Die Feuerstelle war kreisförmig und bestand aus schwärzlichen Steinen.

      Als Hasard in der Schmiere herumstocherte, förderte er ein paar Knochen zutage.

      „Mann, wo sind wir hier bloß gelandet?“ fragte der Profos erschüttert. „Das sah hier alles so ruhig und friedlich aus, und jetzt sind wir mitten unter Kannibalen. Ich kann das kaum glauben.“

      „Die Feuerstelle mit den Knochen darin sind wohl Beweis genug“, sagte Old Donegal. „Die haben hier Leute erschlagen und gefressen, nachdem sie sie geröstet haben.“

      „Aber Inder tun das nicht“, sagte Philip bestimmt. „Das gibt es hier im ganzen Land nicht.“

      „Weißt du es besser?“ fuhr ihn Old Donegal an.

      „Nein, aber es kann ja etwas anderes sein. Möglicherweise ist das hier eine Art Kultstätte, wo die Opfer erschlagen und Teile von ihnen verbrannt werden, aber frage mich nicht warum. Darauf weiß ich auch keine Antwort.“

      „Sollen wir den Fußspuren folgen?“ fragte Carberry. „Ich glaube, daß wir dort im Dschungel auch noch auf einiges gefaßt sein müssen. Das hier ist ja die reinste Skelettküste.“

      „Nachsehen sollten wir auf alle Fälle“, erwiderte Jung Hasard. „Dann wissen wir vielleicht endlich, wo wir dran sind.“

      Auf Anraten Edwin Carberrys nahmen sie ihre Pistolen in die Fäuste, um gewappnet zu sein. Sie mußten jedenfalls damit rechnen, auf Fremde zu stoßen, wenn die Fußspuren noch so frisch waren.

      Vor dem schmalen Dschungelpfad fanden sie weitere Knochenmänner. Auch ihnen waren die Köpfe abgeschlagen worden. Einige trugen noch Fetzen von Kleidung, bei anderen waren die Knochen wahllos in alle Richtungen verstreut.

      „Es wird immer unheimlicher“, sagte Old Donegal. Seine Stimme klang seltsam hohl. „Ich möchte nicht wissen, was uns noch alles bevorsteht.“

      Langsam und vorsichtig drangen sie auf dem schmalen Pfad in den Dschungel vor. Schon hier stieg das Gelände sanft an und führte zu den langgestreckten Hügeln hinauf. Wie es schien, war der Pfad oft begangen worden. Aber zu welchem Zweck?

      Als Jung Hasard ein paar dichte Zweige mit den Händen teilte, blickte er entsetzt auf eine kleine Lichtung. Das Licht der Sonne war etwas gedämpft und ließ die Szene noch gespenstischer erscheinen.

      Er blieb so abrupt stehen, daß sein Bruder gegen ihn prallte.

       8.

      „Was ist denn los?“ fragte Carberry.

      Hasard deutete schweigend zu der Lichtung, und da blieb dem Profos das nächste Wort glatt im Hals stecken.

      Am Ende der Lichtung, an dicke Baumstämme gelehnt, hockten fünf Männer, deren Anblick entsetzlich wirkte.

      Es waren mumifizierte Leichen. Zweien hatte man die Köpfe abgeschlagen. Die drei anderen trugen nur einen Lendenschurz, und einer hatte einen modrigen Turban um den Kopf gewickelt.

      Die Mumien waren ausgedorrt, teilweise war ihnen das Fleisch von den Knochen gefallen. Die Kopflosen schockierten die vier Arwenacks noch mehr als die anderen Toten, denn sie boten einen besonders grausigen und schaurigen Anblick, wie sie so ohne Haupt dahockten.

      Den Profos würgte es bei diesem Anblick. Er bereute lebhaft, daß er auf der Erkundung bestanden hatte und unbedingt mit dabei sein wollte. Jetzt war ihm die Neugier gründlich vergangen.

      Old Donegal stand wie festgenagelt da und rührte sich nicht von der Stelle. Er wollte etwas sagen, doch er brachte nur ein undeutliches und heiseres Krächzen heraus.

      „Hier sind die Bewohner eines kleinen Dorfes umgebracht worden“, sagte Hasard. „Das werden immer mehr. Aber man sieht hier keine Hütten oder Behausungen. Ich verstehe das nicht.“

      Sie mußten sich überwinden, um weiterzugehen. Ein Geruch nach Tod und Verwesung lag wie ein Gifthauch in der Luft. Vorsichtig sahen sie sich nach allen Seiten um.

      „Wir müssen noch ein Stück weiter“, flüsterte Hasard, der einen trockenen Hals hatte. „Vielleicht enträtseln wir dieses furchtbare Geheimnis noch. Drüben führt die Spur weiter.“

      Carberry schloß die Augen, als er an den fürchterlich zugerichteten Toten vorbeiging. Er konnte den Anblick kaum noch ertragen.

      In dieser Bucht hatten sie Frieden und Ruhe erwartet, aber niemals das, was sich ihnen jetzt darbot.

      Wie betäubt folgten sie weiter den Spuren, die tiefer in den Urwald führten. Der zweiten Lichtung schloß sich eine weitere an. Sie führte in einem kleinen Bogen wieder in Richtung Wasser zurück, endete jedoch bei einem Verhau von dornigen Pflanzen. Von hier bis zum Wasser waren es bestenfalls zwanzig Schritte.

      Philip, der als erster die Lichtung betrat, konnte von hier aus das Achterschiff der Schebecke zwischen den Sträuchern und Bäumen undeutlich erkennen. Von dem Schiff aus war dieser Platz aber nicht einsehbar.

      Auch hier schufen die hohen Blätterkronen ein unheimliches und fast düsteres Zwielicht von grünlicher Farbe.

      Carberry drehte sich schluckend um und warf einen Blick zu jener Stelle zurück, wo die kopflosen Toten in einem schaurigen Halbkreis saßen.

      Er wurde das Gefühl nicht los, als würden die Gestalten jeden Augenblick aufstehen, um ihnen nachzuschleichen. Er sah, daß auch Old Donegal ständig einen scheuen Blick nach achteraus riskierte, der wohl das gleiche annahm wie er.

      Die Lichtung war ein kreisrunder, vom Sonnenlicht fahl beschienener Flecken, der deutlich zu sehen war, aber von heckenähnlichen Dornensträuchern abgegrenzt wurde.

      „Da kommen wir nicht durch“, sagte Carberry. Er blickte auf den feuchten Boden und erkannte verwaschene Fußspuren. In manchen hatte sich das Regenwasser gesammelt und füllte sie aus. „Die Dornen reißen uns die Haut in Fetzen.“

      „Aber die anderen sind hier auch durchgegangen“, entgegnete Hasard. „Wir folgen einfach den Spuren.“

      Hohe Farne schlugen ihnen in die Gesichter, als sie langsam weitergingen. Abgebrochene Zweige und Äste verrieten, daß hier erst kürzlich Menschen gewesen waren. Der Dschungel begann die Spuren wieder zu verwischen.

      Der nur schwer erkennbare Pfad führte sie in einer spiralförmigen Windung bis zu einem Halbkreis weiter. In den Dornensträuchern gab es eine größere Lücke.

      Hasard war wieder mal der erste, der hindurchschlüpfte.

      „Noch mehr Knochenmänner?“ fragte Old Donegal unbehaglich, der etwas zurückgeblieben war.

      Als er keine Antwort erhielt, drängte er vor. Jetzt wollte er auch nicht länger der letzte Mann sein.

      Stumm standen sie eine ganze Weile da und blickten über die kreisförmige Lichtung. Genau gegenüber von ihnen gab es einen weiteren Durchschlupf in den Dornen, der wieder zum Wasser führte.

      Das Kreisrund der Lichtung war in zwei Teile aufgeteilt, die genau voneinander abgegrenzt waren.

      Lange Stöcke waren in den Erdboden gerammt worden, die sich in einem Abstand von vier Yards gegenüberstanden. Auf dieser Seite waren