Seewölfe Paket 34. Fred McMason

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Название Seewölfe Paket 34
Автор произведения Fred McMason
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783966881081



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länger.“

      Da die anderen auch dafür waren, beschlossen sie, später diese Abkühlung kurz zu genießen.

      Sie pullten zu jener Stelle hinüber, wo der Flußlauf zu sehen war.

      Eine Furt war zwischen den Mangroven frei, dahinter begann ein kleiner Fluß, über dem sich der Dschungel schloß. Auf dem Wasser war es schattig und fast dunkel. Das Flüßchen war doppelt so breit wie die Jolle und konnte gut befahren werden. Tief war es allerdings nicht, wie Carberry feststellte. Man konnte nicht mal bis zum Hals darin stehen.

      Hier, an dem kleinen Fluß, senkte sich auch wieder die Küste und ging in Dschungel über.

      „So, jetzt wissen wir, wie es hier aussieht“, sagte Old Donegal. „Nun sehen wir uns den Sandstreifen an, nehmen ein Bad und kehren wieder zurück. Von dieser Seite aus droht uns keine Gefahr, da können wir ganz beruhigt weiterarbeiten.“

      Philip und Hasard hielten jetzt auf den küstenähnlichen Sandstreifen zu und nahmen Kurs auf den Wasserfall.

      Carberry kniff die Augen zusammen und blinzelte in die grelle Nachmittagssonne. Sehr aufmerksam spähte er zu dem sandigen Streifen.

      „Da liegt so ein merkwürdiges Ding“, sagte er. „Was kann das sein?“

      Philip drehte sich ebenfalls um und warf einen kurzen Blick ans Ufer.

      „Sieht nach einem Gerippe aus“, sagte er trocken.

      Old O’Flynn verriß daraufhin prompt die Pinne. Dem Profos war anzusehen, daß sich sein Magen verkrampfte.

      „Gerippe?“ fragte der Admiral ächzend. „Hier gibt’s doch überhaupt keine Menschen.“

      „Jedenfalls keine lebenden“, sagte Jung Hasard ungerührt. „Aber da drüben scheinen noch mehr zu sein. Sieht jedenfalls so aus. Wir werden das gleich feststellen, wenn wir am Wasserfall sind.“

      „Ach, der Wasserfall“, erklärte der Profos wegwerfend. „So heiß ist es nun auch wieder nicht, daß ich unbedingt baden muß. Was meinst du, Donegal?“

      „Heiß? Mir ist richtig kalt“, sagte der Admiral. „Wenn ich jetzt bade, kriege ich eine saftige Erkältung, und das kann sehr schnell den Tod nach sich ziehen.“

      „Genau“, tönte Carberry. „Der Kutscher hat schon gesagt, daß man nicht bei großer Hitze ins kalte Wasser gehen soll. Dann kriegt man einen Herzschlag und nippelt ab. Außerdem wird es Zeit, zurückzukehren, sonst gibt es mit dem Sir Ärger. Es wird gleich dunkel.“

      Die Zwillinge grinsten sich eins.

      „Dunkel wird’s erst in etwa fünf Stunden“, sagte Hasard. „Wir sind noch nicht mal eine Stunde fort. Wenn wir zurückkehren und den anderen lapidar berichten, da lägen ein paar Knochen rum, dann will Dad Einzelheiten wissen. Schon aus diesem Grund müssen wir uns überzeugen, denn das Gerippe läßt darauf schließen, daß es hier Menschen gibt.“

      Als Old Donegal die Pinne wieder festhielt, nahm er stur Kurs auf die Biegung und hielt vom Ufer ab. Daraufhin ließen Hasard und Philip die Riemen sinken und stellten das Pullen ein.

      „Was soll das?“ fragte der Admiral gallig.

      Die Zwillinge lehnten sich auf der Ducht zurück.

      „Mir scheint, daß hier zwei ausgewachsene Männer Bammel vor ein paar ausgebleichten Knochen haben“, erklärte Philip. „Dad dürfte sich sehr darüber wundern.“

      „Sehr“, bestätigte Hasard mit Nachdruck. „Vielleicht glaubt er uns das gar nicht.“

      Langsam begannen sie weiterzupullen. Der Admiral nahm mit mürrischem Gesicht Kurs auf die Uferlandschaft. Carberry wirkte etwas verlegen und vermied es, zum Ufer zu blicken. Er gab sich so gelangweilt, daß es den Zwillingen sofort auffiel.

      Deutlich war jetzt ein Gerippe auf der freien Fläche zu erkennen. Es handelte sich um ein ausgebleichtes Skelett, das in der Nähe einer Palme lag. Neben dem Gerippe lagen weitere Knochen herum, die von einem zweiten Menschen stammen mußten.

      Die Zwillinge pullten ans Ufer und ließen die Jolle auf dem flachen Sandstreifen auflaufen.

      Old Donegal und Carberry kletterten mit knallroten Köpfen aus dem Boot.

      Die Zwillinge gingen direkt zu dem Knochenmann und betrachteten ihn.

      „Dem haben sie den Schädel eingeschlagen“, sagte Philip und wies auf das große, gezackte Loch im Hinterkopf. Jemand mußte mit einem keulenartigen Gegenstand hart zugeschlagen haben.

      Der Totenkopf grinste sie an. Das Gebiß war schadhaft, der Unterkiefer stark verrenkt. Um die Hüftknochen war der Fetzen eines dunklen Tuches geschlungen. Es war nur noch ein brüchiger Lappen.

      „Ob es ein Inder war?“ fragte Old Donegal beklommen. Er hielt respektablen Abstand von dem Skelett wie der Profos auch, der immer wieder schlucken mußte. Knochenmänner waren nun mal nichts für ihn – für Old Donegal ebenfalls nicht. Vor Skeletten hatten beide einen Heidenrespekt.

      „Vom Schiff kann es keiner gewesen sein“, erwiderte Hasard. Er beugte sich etwas vor. Am Oberarmknochen befand sich ein eiserner Schmuckring.

      „So was tragen die Sikhs“, sagte Hasard. „Das sind fanatische Eiferer, die sehr rachsüchtig sind. Also war es ein Inder.“

      Er drehte sich um und blickte weiter landeinwärts. Er sagte nichts, sondern wies nur stumm mit dem Finger in jene Richtung.

      Dem Profos lief ein kalter Schauer über den Rücken. Neben einem Busch mit leuchtendroten Blüten lagen zwei weitere Skelette. Auch sie mußten sich schon länger hier befinden. Die Knochen waren fast weiß.

      Der eine Tote sah fürchterlich aus. An seinem Schädel klebten noch dunkle und graue Haare, die ihm bis auf die Schultern fielen.

      „Schrecklich“, sagte der Profos. „Hat man ihnen auch die Schädel eingeschlagen?“

      „Ja, beiden“, sagte Philip, nachdem er sich mit einem Blick davon überzeugt hatte. „Hier muß ein schrecklicher Kampf getobt haben. Vielleicht sind sich hier religiöse Fanatiker an den Kragen gegangen.“

      „Da sind Fußspuren“, sagte Old Donegal. „Sie führen vom Ufer in den Dschungel. Hier wird es immer unheimlicher.“

      Als seine Worte verhallt waren, hörte man nur noch das Rauschen des Wasserfalles. Es war eine zeitlose Melodie.

      Deutlich waren Fußabdrücke nackter Sohlen zu erkennen. Anfangs entdeckten sie nur einige, dann wurden es immer mehr.

      Carberry sah sich nach allen Seiten argwöhnisch um. Er fühlte sich von heimlichen Blicken belauert. Immerhin war nicht ausgeschlossen, daß man sie beobachtete. Langsam nahm er seine Pistole in die Hand und spannte den Hahn.

      „Die Fußspuren sind noch nicht alt“, sagte Philip in die Stille. „Der Regen hat sie nicht verwischt. Sie sind zwar undeutlich, aber trotzdem einwandfrei zu erkennen. Hier müssen vor ganz kurzer Zeit etliche Leute gewesen sein.“

      Sie untersuchten die beiden Skelette genauer. Dabei stellten sie fest, daß auch hier wieder die eisernen Oberarmringe zu sehen waren.

      „Der Teufel mag wissen, was hier vorgefallen ist“, sagte der Profos unbehaglich. „Ich habe das lausige Gefühl, als seien wir hier nicht mehr allein.“

      Der Uferstreifen mit seiner erhöhten Küste sorgte jedoch noch für mehr Überraschungen, als sie ihn näher in Augenschein nahmen.

      Zwanzig Schritte weiter fanden sie wieder ein Skelett, dem merkwürdigerweise der Schädel fehlte.

      Old Donegal und Carberry hatten ihre anfängliche Scheu fast verloren. Seit der Profos annahm, daß irgendwelche Kerle in der Nähe waren, fühlte er sich stark und überlegen, und dem Admiral erging es genauso. Kerle, die herumliefen, konnte man wenigstens greifen und sie notfalls ein bißchen durchklopfen, während die Knochen hier am Ufer ihnen unheimlich waren.

      Sie