My Little Pony - Daring Do und die Blume der Ewigkeit. A.K. Yearling

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Название My Little Pony - Daring Do und die Blume der Ewigkeit
Автор произведения A.K. Yearling
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9788726220865



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Kronleuchter sauste herunter, landete krachend auf einem Tisch und zerstörte alles, was darauf stand. Kristallteile rissen ab und zersprangen wie leuchtendes Feuerwerk. Dann kippte der Tisch zur Seite und rollte gegen einen weiteren, was einen Dominoeffekt auslöste. Schlussendlich bildeten fünf Tische in der Mitte der Tanzfläche eine Einzäunung um vier Bösewicht-Pony-Kellner. Sie saßen in der Falle!

      „Das nenne ich den Einkastel-Schritt!“, lachte Daring von der Decke herab. Die Pony-Bande zu fangen, war doch ein einfaches Unterfangen gewesen. Mit ordentlichem Schwung überraschend angreifen und es krachen lassen – da saßen sie, vollkommen hilflos. Dr. Caballeron heuerte immer solche Einfaltspinsel an, was Darings Arbeit erheblich erleichterte. Brachiale Gewalt konnte gegen Gerissenheit und Geschick nichts ausrichten. Selbst wenn diese in einem feierlichen Abendkleid steckten.

      „Nicht so schnell, Do!“, erscholl eine Stimme aus der Tiefe des Ballsaales. Sie hatte einen eindeutig auswärtigen Tonfall. Diese Stimme würde Daring Do überall wiedererkennen.

      „Caballeron!“, brummte Daring, während sie die Menge nach ihm absuchte. Sie legte die Stirn in Falten und richtete ihre gesamte Aufmerksamkeit auf ihn, der genau an dem Tisch stand, den sie hatte erreichen wollen, als der Tumult losbrach. Er war dort, wo das Direktorium der Botanischen Gesellschaft Equestrias saß. „Hast du immer noch nicht begriffen, dass du dich um deine eigenen Angelegenheiten kümmern sollst?“, fuhr sie ihn an.

      Der schmierige Hengst grinste und strich sich die kurze graumelierte Mähne zurecht. Die Bartstoppeln auf seinem Kinn waren viel zu lang, als wäre er schon seit Wochen unterwegs. Und seiner Kleidung nach zu schließen – das übliche braune Hemd und der rotgepunktete Schal – hatte er an der Abendgesellschaft nicht teilgenommen. Er hatte im Hintergrund auf den Moment gewartet, um loszuschlagen und allen Ponys den Abend zu verhageln.

      Caballeron ging auf und ab, sein Schönheitsfleck, ein goldener Totenkopf mit roten und weißen Edelsteinen in den Augen, bewegte sich, als wäre er es, der sprach. „Ganz im Gegenteil, Do. Ich hatte dich genauer unter Beobachtung denn je ...“ Er trabte zu Farn und Ranke. Mit einem Seil um die Hufen waren sie gefesselt worden und Klebeband verschloss ihre Schnauzen. Sie wanden sich und wimmerten, aber ihr Klagen war unverständlich. Madame Willow Farn sah aus, als fiele sie gleich in Ohnmacht. „Und meine neuen Freunde Willow und Thaddeus helfen mir bereitwillig, dich bei meinem Ansinnen zur Zusammenarbeit zu bewegen.“ Er tätschelte Madames Kinn mit seinem Huf und zwinkerte. Sie krümmte sich und hatte ein peinvoll verzerrtes Gesicht. „Stimmt’s, meine liebe Madame?“

      „Lass sie frei, Caballeron!“, rief Daring. „Die Mitglieder des Direktoriums haben damit nichts zu tun. Das ist eine Sache zwischen dir ... und mir.“ Sie flog herüber und landete auf einem nahegelegenen Tisch, sie hielt den Kopf unten, zeigte die fest zusammengebissenen Zähne und kniff die Augen zusammen. Keinesfalls würde Dr. Caballeron den Gästen diesen Abend noch weiter vermiesen. Die übriggebliebenen Ballteilnehmer hatten sich zu kleinen Gruppen zusammengefunden, kicherten über die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen auf dieser Gala und fragten sich, ob sie wohl ihr Geld zurückbekommen würden. Typisches Verhalten von High Society-Ponys im Fall einer Krise – sich um unbedeutende Dinge sorgen statt um die eigene Sicherheit.

      „Ich lasse sie unter einer Bedingung frei, Daring Do ...“ Caballeron schlenderte zu ihr. „Du lässt mich und meine Ponys hier einfach rausspazieren.“ Er hob eine Augenbraue. „Abgemacht?“

      „Was ist der Haken an der Sache?“ Daring sprang vom Tisch herab und sah ihm in die Augen. Caballeron hatte etwas Heimtückisches in seinem Blick. Das konnte nur eine Sache bedeuten. „Du führst etwas im Schilde, und das mag ich überhaupt nicht.“ Misstrauisch hob sie eine Augenbraue und forschte in seinem Gesicht nach verborgenen Hinweisen.

      „Sagen wir mal so, wir haben bekommen, weswegen wir hier aufgetaucht sind“, spöttelte Dr. Caballeron. „Damit die Blume der Ewigkeit gefunden wird!“ Das Pony hielt eine durchsichtige Glasflasche empor und betrachtete sie zufrieden. Darin lag ein einzelnes Blatt, an den Rändern jadefarben, zur Mitte hin lebhaft lindgrün. Winzige Goldtupfer waren darüber verteilt wie Sommersprossen über einer Schnauze. Die Tatsache, dass Dr. Caballeron das Blatt so sehr wollte, bedeutete, dass es wertvoll war. Caballeron lächelte, seine Augen leuchteten siegestrunken. „Ahuizotl wird hocherfreut sein, wenn wir ihm dieses Exemplar übergeben.“

      „Wieder das Verscherbeln gestohlener Dinge gegen Geld, Caballeron?“, höhnte Daring. „Nichts anderes habe ich von dir erwartet.“ Plötzlich nahm Ranke Blickkontakt mit Daring auf. Mit einem angedeuteten Nicken schien er zu sagen: Lassen Sie ihn gehen. Botschaft angekommen – von der Flasche mit dem Blatt drohten laut Ranke keine negativen Folgen. Die Übermittlung der Information war derart feinsinnig, dass Caballeron sie gänzlich übersah.

      „Verzieh dich, Caballeron!“, knurrte Daring zähneknirschend. „Und wehe dir, wenn du dich noch einmal in der Nähe von Madame Willow Farn oder Herrn Thaddeus Ranke blicken lässt.“

      „Weise Entscheidung, meine Liebe“, sagte Dr. Caballeron grinsend und trat von den Geiseln weg. Er trabte zu dem Gehege, in dem seine Hilfsbösewicht-Ponys gefangen waren, und stemmte sich mit seinen Hinterbeinen gegen einen der Tische. Der schwere Tisch bewegte sich, sodass die Ponys hindurchpassten. Sie purzelten in ihren zerzausten und zerknitterten Anzügen heraus und blickten nach wie vor schafsartig drein. Es war nicht das erste Mal, dass Daring Do ihnen mit kaum mehr als einem Wimpernschlag eine Niederlage beigebracht hatte. Während sich die Rüpelbande sammelte, ergriff Daring die Gelegenheit und band Ranke und Farn los. Das Seil hatte ihre Hufe aufgeschürft und ihre elegante Kleidung zerknautscht.

      „Adios, Daring Do!“, rief Dr. Caballeron, während er durch den Bogengang den Haupteingang ansteuerte. Er hielt kurz inne und dreht sich mit einem durchtriebenen Blick noch einmal um. „Übrigens, Daring, du solltest häufiger solche Kleider tragen. Darin siehst du irgendwie ... nett aus.“ Er und seine Gefolgschaft machten wieder kehrt und spazierten durch die Tür in die dunkle Nacht. Daring Do war zornig wie noch nie. Kein Pony durfte sagen, dass sie nett aussieht.

      Kapitel 3

      Der Lesesaal der Botanischen Gesellschaft Equestrias

      Das einst wunderschöne schwarze geraffte Abendkleid von Madame Willow Farn war durch ein Stück Apfelkuchen besudelt, das ihr in den Schoß gefallen war, und der Mascara lief ihr die Wangen herunter. Die Hochsteckfrisur, zu der sie ihre gaumelierte Mähne zusammengesteckt hatte, fiel auseinander. Die kleinen Haarnadeln standen in alle Richtungen ab, und im Gehen fiel mit einem kaum hörbaren klick eine auf den Holzboden des Korridors. Entschlossenheit strahlte aus ihren Augen, als sie Daring Do und Herrn Thaddeus Farn durch die Gänge der Botanischen Gesellschaft Equestrias führte.

      Aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters konnte die Stute nicht so schnell traben wie ihre Kollegen. Sie bemühten sich, trotz der Dringlichkeit der Lage Ruhe zu bewahren. Daring warf Farn einen Seitenblick zu, der sogleich reagierte. „Darf ich dir, ähm ... einen Huf als Stütze anbieten, Willow?“ Barsch wies ihn die Stute knurrend zurück.

      Viel schlimmer hätte es für Darings neue Bekanntschaften nicht kommen können. In einem einzigen grausamen Überraschungsangriff hatte es Dr. Caballeron geschafft, das ganze Festbankett der Botanischen Gesellschaft Equestrias zugrunde zu richten. Als wäre das nicht schlimm genug, war es diesem üblen Hengst gelungen, ein kostbares, seltenes Blatt zu stehlen. Daring fragte sich, was diese Pflanze so besonders machte. Aber ihrem Bauchgefühl folgend erwähnte sie es nicht, bis sie in der Bibliothek des Direktoriums angekommen waren. Es war laut Madame der sicherste Ort im ganzen Gebäude. Ein getarnter Bunker – schalldicht und unzugänglich für ungebetene Gäste. Vielleicht hätten sie das Blatt hier lagern sollen, dachte Daring, während sie den beiden hinterhertrottete.

      Das schon etwas heruntergekommene Gebäude erinnerte Daring Do an ihre Studentenzeit an der Universität, die sie damit verbracht hatte, in den dunklen, holzgetäfelten Akademiesälen umherzuwandeln und alles Erlernte wie ein Schwamm aufzusaugen. Statt mit Bildnissen berühmter Archäologen, schmückten sich diese Wände mit Gemälden bedeutender Botaniker sowie der Pflanzen, die diese entdeckt hatten. Die Luft war abgestanden und staubig, roch aber dank der überall verteilten