My Little Pony - Daring Do und die Blume der Ewigkeit. A.K. Yearling

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Название My Little Pony - Daring Do und die Blume der Ewigkeit
Автор произведения A.K. Yearling
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9788726220865



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konnte sie es ertragen, für eine Nacht einen auf Style-Pony zu machen. Sich so im Spiegel zu sehen, erschien ihr trotzdem seltsam.

      Die Band ging zu einer schnelleren Nummer über und einige Ponys standen auf um sich dem lustigen Treiben anzuschließen. Es bildeten sich Paare, die herumwirbelten und mit den Hufen zum Takt stampften.

      „Entschuldigen Sie meine schlechten Manieren, Frau Do. Ich würde Sie zu gern zum Tanzen auffordern, dabei habe ich leider vier linke Hufe.“ Sparks verbeugte sich, dass ihm fast das Monokel aus dem linken Auge fiel. Er hatte es kapiert und die Fotos in seine Manteltasche gesteckt. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, könnte ich es mit einem Foxtrott probieren ...“

      Daring Do winkte mit dem Huf ab und schüttelte ihren Kopf. „Alles in Ordnung, General. Ich tanze nicht. Eigentlich ...“

      Daring unterbrach sich selbst. Sie nahm einen Schluck Apfelsaft und beobachtete aufmerksam eine alte kleine Stute in einem schwarzen hochgeschlossenen gerafften Abendleid, die sich mit einem rundlichen jungen Hengst im braunen Anzug unterhielt. Madame Willow Farn und Herr Thaddeus Ranke. Sie waren nicht nur Mitglieder des Direktoriums und Experten für jedweden Grashalm, Baum und alle Arten von Blumen, sondern sie hatten Theorien zu jenem Gegenstand entwickelt, an dem Daring ein übergroßes Interesse hegte. Wenn irgendein Pony die Information hatte, nach der sie suchte – die tatsächliche Wahrheit über die Blume der Ewigkeit –, dann waren es diese beiden.

      Ihre Augen wanderten nervös umher, während sie sprachen, argwöhnisch, dass man sie belauschte. „... nach der Aufführung nehmen wir sie ...“, sagte Madame Farn. Ihre rotgeschminkten Lippen bildeten einen starken Kontrast zu ihrem petrolfarbenen Fell und betonten jedes einzelne Wort.

      „Sollten wir es nicht jetzt gleich machen, während ...“, sagte Herr Ranke stirnrunzelnd. Sein buschiger, gelber Schnurrbart erschwerte das Lippenlesen. Er blickte über seine Schulter zu der Pony-Menge, die sich auf eine neue Ladung von Karamell-Apfel-Tartes stürzte. „Kein Pony wird es bemerken, wenn sie fehlt ...“

      Ponys auf dem Weg zur Tanzfläche liefen kreuz und quer vor Daring herum und versperrten ihr unbewusst die Sicht, sodass sie hier und da Satzfetzen nicht mitbekam. Aber sie wagte es nicht, sich zu bewegen.

      „... werde es nicht glauben ...“, sagte Ranke.

      Immer mehr Ponys kreuzten Darings Sichtachse. Geht aus dem Weg!, dachte Daring.

      Ranke sprach immer noch. „... widrige Umstände ...“

      „... dann wird sie gehen, das hat er gesagt ...“

      Zwei Stuten standen vor ihrem Tisch und musterten einander, ob die Frisur saß, bevor sie sich zum Apfelsaftausschank begaben. Vielleicht war es nun an der Zeit, sich etwas näher heranzuwagen.

      „... Standort der Blume der Ewigkeit!“, rief Farn aus, in ihrem Gesicht zeichnete sich rätselhafte Sorge ab.

      Ranke schnappte nach Luft und legte seinen Huf über Farns Mund. „Nicht hier.“

      Daring lehnte sich nach vorn und ihre Augen wurden immer größer. Ihr Instinkt hatte sie nicht getrogen! Sie wussten etwas über das Objekt, nach dem Daring Do suchte.

      Es gab vielerlei Anhaltspunkte, dass die mythische Blume tatsächlich existierte. In den meisten Fällen jagte Daring Do handfestere Dinge, die aus robusteren Materialien wie Gold oder Erdpony-Stahl bestanden. Blumen waren am Leben und vergänglich – ein Pony konnte sein Lebtag nach einer seltenen Pflanze suchen, nur um dann herauszufinden, dass diese Art ausgestorben war. Daring Do mochte es nicht, sich mit einer Enttäuschung abzufinden. Konkrete, unvergängliche Dinge, das war ihre Sache.

      Aber nach den jüngsten Geschehnissen in Marapore, wo Daring die Dorfbewohner vor einem feurigen Ausbruch des Mount Vehoovius gerettet hatte, hatte sich ihre Ansicht der Dinge geändert. Golden Rule, der Dorfgelehrte von Marapore, hatte ihr ein Abschiedsgeschenk überreicht:

      Heimische Magische Pflanzen des Nordens und des Südens, Band 5: Blumen. Das seltene Buch enthielt einen Schatz an Informationen über das betreffende Objekt, inklusive eines kurzen Eintrags zur Blume der Ewigkeit: der einzigen Pflanze, von der angenommen wird, dass sie ewig besteht.

      Die unglaubliche magische Blume wurde als Schlüssel zur Unsterblichkeit für jedes Pony betrachtet, das ihren süßen Nektar zu sich nimmt. Das einzige Problem dabei war, dass niemand wusste, wo man sie finden kann. Und selbst wenn – könnte niemand die Information über den Standort weitergeben, weil die Blume jedes Mal, wenn sie gesehen wurde, sich an einem neuen Ort reproduzierte. Um die Sache noch etwas komplizierter zu machen, hieß es, dass die Blume sich jedes Mal weiterentwickelte und neue Merkmale aufwies, die davon abhingen, wer auch immer gerade auf der Suche nach ihr war. Die Blume der Ewigkeit wollte partout nicht gefunden werden. Da war es nur selbstverständlich, dass Daring Do ihrer habhaft werden musste.

      Das Lied endete und ein neues begann. Es war eine langsame Nummer.

      Genug des Wartens und Pläneschmiedens auf der anderen Seite des Saales! Daring erhob sich und trabte direkt auf den Tisch von Madame und Thaddeus zu, den General, mit offenem Munde, ließ sie einfach stehen. Daring streckte ihren Huf dem verdutzten Thaddeus Ranke entgegen und hob ihre Augenbrauen. „Dürfte ich um einen Tanz bitten, Herr Ranke?“

      Der arme Hengst konnte kaum eine Antwort murmeln, da wurde Daring Do von zwei muskelbepackten Ponys im Smoking zu Boden gerissen. Daring hatte einen Anfängerfehler begangen. Sie war derart damit beschäftigt gewesen, den ganzen Abend ihre Zielpersonen zu beobachten, dass sie nicht gemerkt hatte, dass sie selbst im Fadenkreuz stand – in dem Dr. Caballerons höchstpersönlich!

      Kapitel 2

      Daring übernimmt das Ruder

      Der Ärmel des Paillettenkleides riss, als Daring Do auf ihre Hufe sprang und die schweren Ponys von sich abschüttelte. Dass ihr Kleid im Eimer war, kümmerte sie nicht. Der hauchdünne olivfarbene Stoff erschwerte jede Bewegung um das Doppelte. Mit einer graziösen Pirouette, die Daring auf ihrem Hinterhuf vollführte, gab Daring den zwei stämmigen Ponys ordentlich einen mit und schickte sie quer über die glatte Tanzfläche. Das größere der beiden, ein Pony mit einer kurzen orangefarbenen Mähne, krachte gegen einen der Tische. Es grunzte angesichts seiner Niederlage und das Gesteck in der Tischmitte sauste herab, sodass überall die Silberglasscherben klirrten. Die Ponys, die an dem Tisch saßen, rangen fassungslos nach Atem und schirmten ihre kostbaren Gesichter. Einige der Stuten schrien auf, wobei es unklar war, ob sie wegen des Kampfes so aufgelöst waren, oder weil ein paar Apfelsaftspritzer ihre Kleider getroffen hatten.

      Der Saal leerte sich. Die Band spielte weiter, nun etwas Peppiges, um mit dem Spektakel, das sich vor ihren Augen abspielte, mitzuhalten.

      „Möchte noch jemand mit mir Tango tanzen?“, rief Daring Do den beiden Hilfsbösewichten zu. Die Ponys, verkleidet als Kellner, sahen sich gegenseitig mit ausdrucksloser Miene an. Sie waren nicht unbedingt die hellsten Hufeisen im Stall. „Niemand? Nun, dann lege ich wohl eine Solo-Nummer hin!“ Daring spreizte ihre Flügel und stieg zu dem zwölfarmigen Kristalllüster empor. Sie flog in Höchstgeschwindigkeit und umkreiste den massiven Leuchter wie ein schwindelerregender Tornado in Gold, Grau und glänzendem Grün. Die Kristalle des Leuchters erschienen wie Farbkleckse und boten so eine faszinierende Lichtshow. Die Ponys unten blieben wie angewurzelt stehen, auch die verkleideten Bösewicht-Kellner. Die Band ging in dem Tempo mit und steigerte noch die Raserei. Daring legte sogar noch einmal einen Zahn zu. Einer ihrer liebsten Tricks, um einen Gegner zu schlagen, war es, Verwirrung zu stiften. Das klappte jedes Mal.

      „Er wird gleich runterfallen!“, schrie eine Pegasusstute in einem gelben Abendkleid. Mit schreckverzerrtem Gesicht deutete sie auf den schwankenden Kronleuchter. Die Aufhängungen an einer Seite waren gerissen und nur noch eine einzige Stahlkette hielt den Lüster. „Lauft!“

      Ponys drängten sich an den Rändern des Saales, nur die zwei Bösewicht-Pony-Kellner hielte die Stellung. Die anderen beiden lagen nach wie vor stöhnend auf dem Parkett und rieben sich die Köpfe. Daring Do drehte in Richtung einer Ecke ab, wo die Decke den höchsten Punkt der Wand traf. Der riesige Kronleuchter schwang wie ein Pendel, genau