Название | Ein Fohlen für Doria |
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Автор произведения | Lise Gast |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788711509210 |
Sie schoben die Fahrräder nebeneinander den Weg hinunter, der zu steil war um hinunterzufahren.
„Ich hatte mal eine Haselmaus“, erzählte Dori, „die war süß! Ganz klein, etwa so groß wie das vordere Glied von meinem Daumen. Und zahm! Und rennen konnte die! Ich war damals krank, lag im Bett und langweilte mich. Mutter ist ja berufstätig, halbtags, aber oft war sie den ganzen Tag nicht da. Damals hab ich mir heimlich die Haselmaus geholt und auf die Bettdecke gesetzt. Aber –“
„Sie rannte dir fort?“, fragte Peter gespannt.
„Im Gegenteil. Sie kletterte sofort von der Bettdecke auf meine Hand. Und lief mir den Arm rauf und runter und auf die andere Hand, wenn ich sie hinhielt.“
„Mensch, lustig“, sagte Peter begeistert. Sie waren auf der Straße angekommen und stiegen auf die Fahrräder. „Erzähl weiter!“
„Weiter gar nichts. Aber ich hatte keine Langeweile mehr. Sie sauste hin und her auf meinen Händen, ganz süß. Und ich hab sie natürlich gefüttert, mit Krümeln. Die nahm sie und aß sie im Sitzen, so wie ein Eichhörnchen ungefähr, sehr niedlich.“
„Und in der Nacht? Hattest du da nicht Angst sie zu zerdrücken?“
„Ja, doch. Da hab ich sie dann wieder in ihr Kästchen gesetzt, vorsichtshalber. Sie wohnte in einem viereckigen Glasbehälter, in den hatte ich unten Watte gelegt, damit sie nicht fror, und eine kleine flache Schüssel mit Milch dazugestellt. Über das Glas hatte ich einen durchsichtigen Stoff gespannt, aber eines Morgens war der angenagt und die Maus fort. Ich hab schrecklich geheult, weil ich nun nichts mehr zum Spielen und Füttern hatte, und Mutter versprach mir eine weiße Maus aus einer Zoohandlung mitzubringen. An dem Tag konnte sie es aber nicht, da waren die Läden zu und am nächsten –“
„Brachte sie auch keine? Die Erwachsenen versprechen oft viel und dann ...“
„Nein, so ist Mutter nicht. Aber am nächsten Tag war die Haselmaus wieder da, auf einmal. Ich konnte es gar nicht fassen. Mutter rief: ‚Dori, Dori, was glaubst du, was ich hier habe?‘ Na, was schon, sagte ich maulig. Aber da kam sie angelaufen und hatte das Mäuschen in der hohlen Hand, obwohl sie sich sonst vor Mäusen graulte. Das war eine Freude!“
Dori und Peter radelten nebeneinanderher. Es war heiß, aber schön.
Sie erreichten das Dorf und gleich darauf den Reitverein. Ein großer alter Stall mit einem Walmdach, daneben ein riesiger Misthaufen, zu dem eine kleine Brücke hinüberführte. Dahinter die Halle.
Die beiden lehnten ihre Fahrräder an die Stallwand. Im Nu war Dori in der offenen Stalltür verschwunden. Zu ihrer größten Verblüffung fand sie sich aber schon im nächsten Augenblick draußen wieder, und zwar recht unsanft gelandet auf ihrem Allerwertesten.
„Puh, wer war das. Wer hat mich ...“
Peter krümmte sich vor Lachen.
„Das war Mephisto, der kleine Teufel!“
Dori stand auf, putzte ein wenig an sich herum und ging dann vorsichtig wieder auf die Stalltür zu.
„Mephisto? Wer ist denn das?“
„Der Ziegenbock. Im Verein halten sie sich einen Zwergziegenbock, der soll Glück bringen. Und der mag Fremde nicht.“ Peter hatte sich vorsichtshalber hinter einen der beiden Torpfosten gestellt. Dori kam näher.
Ja, jetzt sah sie das kleine Biest. So klein, dass sein Kopf, mit Hörnern bestückt, ihr nur bis an die Knie reichte. Der hatte sie so freundlich begrüßt.
„Geh ja nicht wieder ran“, warnte Peter, aber Dori war schon dabei. Sie hatte entdeckt, dass an der Stallmauer entlang Löwenzahn wuchs, beinahe aus den Steinen heraus, denn der Hof war gepflastert. Sie pflückte ein paar und näherte sich mit diesem Friedenspfand in der Hand erneut dem kleinen Ungeheuer.
„Mephisto, mein Guter, ich hab dir was mitgebracht“, schmeichelte sie, „komm, komm, schöner Löwenzahn, den mögen kleine Ziegenböcke gern!“
Der winzige Teufel kam näher, schnupperte an den Blättern und fraß sie ihr dann aus der Hand. Peter stand daneben und staunte. Sie streichelten Mephisto und lobten ihn und er tat ganz vertraut.
Dann führte Peter Dori an den Ständen entlang. Die Namen der Pferde standen auf kleinen Tafeln über den Krippen. Es waren komische dabei: Astnichte und Damenweg und Garibaldi, und dann wieder ganz einfache wie Hansi oder Moritz oder Liebchen. Auch ein Mumpitz war dabei.
„So würde ich mein Pferd aber nie nennen“, sagte Dori empört. „Und Garibaldi, das klingt wie der Name von einem Schnellkochtopf. Werde bald gar, so ungefähr.“ Peter sah sie von der Seite an.
„Weißt du nicht, dass Garibaldi ein berühmter Mann war?“
„Ja, und es ruft sich auch gut, jedenfalls besser als Astnichte“, meinte Dori. Gerade kam der Pferdepfleger. Er sah die beiden an.
„Was wollt ihr denn hier?“
„Helfen!“, rief Dori sofort. Der Mann lachte behaglich. Er war alt und freundlich; über Hemd und Hose trug er eine grüne Schürze.
„So eine Schürze hab ich mir immer gewünscht!“, sagte Dori.
„Vielleicht bringt sie der Osterhase“, erwiderte der Alte, „aber es geht auch ohne ganz gut. Ihr könnt die Stallgasse fegen, dort stehen Besen. Dich kenne ich ja, Junge.“
Peter wurde rot vor Stolz. Er war schon ein paar Mal hier gewesen.
„Der Osterhase?“, fragte Dori und lachte.
„Ja, du meinst, das dauert eine Weile, bis der wieder kommt? Dahinten steht er.“ Er wies zum Ende des Stalles hin, wo ein Pferd nicht in einem Stand wie die anderen, sondern in einer ringsum geschlossenen Box stand. Wirklich, auf dem Schild stand „Osterhase“. Dori guckte über die Bretterwand und lachte.
„Ein bisschen sieht es wirklich so aus, jedenfalls die Ohren!“ Die waren länger als bei den meisten Pferden. Der Alte lachte.
„Jaja. Da war der Vater ein Esel. Aber lasst mal, Esel sind gar nicht dumm. Das heißt es nur immer. Esel sind weder dumm noch störrisch. Und dieser hat viel von der Mutter. Ihr wisst ja, wenn der Vater ein Esel ist und die Mutter eine Pferdestute, dann wird das Kind ein Maultier. Und umgekehrt, ist die Mutter eine Eselin, der Vater ein Pferd, so gibt das einen Maulesel. Dieser kam an einem Ostersonntag zur Welt, deshalb heißt er Osterhase.“
„Und man kann ihn richtig reiten wie ein Pferd?“
„Man kann. Die Leute, denen er gehört, haben noch andere Pferde. Aber der Junge bestand darauf, dass sie den Osterhasen behielten. Er reitet ihn.“
„Und dort? Dahinter? Wer steht darin?“, fragte Dori und lief zur nächsten Box. Der Alte schüttelte den Kopf.
„Niemand. Wenn du keines mitbringst, ist die Box leer.“
„Ich hab leider kein Pferd. Aber“, Doris Gesicht leuchtete jetzt vor Eifer, ihre Augen sprühten, „ich spare auf eins. Schon lange. Ich esse kein Eis, wenn mir jemand eins spendieren will, und lass mir lieber das Geld geben. Und wenn wir einen Schulausflug machen und Geld mitbekommen, dann kaufe ich mir nichts unterwegs. Alles spare ich – schon seit Jahren!“
„Das ist recht. So kommt man zum Pferd“, lobte der Pferdepfleger. „Kannst dir ja am Mittwoch eins aussuchen. Da ist Stutenschau in der Kreisstadt. Ihr kommt doch sicher auch hin, ihr beiden. Wir auch.“
Gegen Abend kamen die Reitvereinsleute. Manche sattelten selber, einige ließen sich die Pferde vom Pferdepfleger fertig machen, sogar nachgurten, warfen dann ihren Zigarettenstummel auf die Erde und traten ihn aus. Dori beobachtete es angewidert.
„Ich würde immer selbst satteln“, murrte sie, „man muss doch wissen, ob alles sitzt. Und du?“
Peter zuckte die Achseln. Er hatte sich das noch nie überlegt. Als sie heimradelten,