Star Trek - Legacies 3: Der Schlüssel zur Hölle. Dayton Ward

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Название Star Trek - Legacies 3: Der Schlüssel zur Hölle
Автор произведения Dayton Ward
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783966583305



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– LEGACIES Buch 2: »Beste Verteidigung«).

EINS

      Visla drehte sich auf dem Absatz um die eigene Achse und brachte das hölzerne Trainings-bat’leth in die Horizontale, nachdem sie es von der linken Schulter genommen hatte. Dann holte sie mit dem Waffenarm aus und schwang die schwere Klinge über ihren Körper. Der Aufprall auf der Waffenattrappe ihres Gegners ließ ihren Arm erzittern, aber sie ignorierte es. Instinktiv bewegte sie sich nach links und duckte sich unter dem Gegenangriff ihres Kontrahenten weg. Dabei spürte sie den Luftzug, als die Trainingswaffe über ihrem Kopf durch die Luft schnitt. Sie nahm eine andere Haltung ein und hob ihr eigenes bat’leth als Vorbereitung auf einen weiteren Angriff. Dann erkannte Visla, dass etwas an den Bewegungen ihres Gegenübers nicht ganz stimmte.

      »Mev!«

      Ihr Gegner, Lieutenant Koveq, reagierte sofort auf ihren Befehl, indem er in seiner eigenen Bewegung innehielt und wieder Grundhaltung einnahm. Mit beiden Händen hielt er sein bat’leth vor sich, die Schneide zeigte nach unten. »Commander?«

      Visla musterte ihn. »Sie greifen mich nicht mit voller Kraft an. Warum nicht?«

      »Ich verstehe nicht«, antwortete Koveq und runzelte verwirrt die Stirn. »Dies sollte eine Trainingseinheit sein.«

      »Ich möchte nicht wie ein Kind verhätschelt werden.« Die Hand an ihrer Waffe spannte sich an und sie genoss noch einen Moment länger die Wut, die sie durchströmte. »Greifen Sie mich an. Setzen Sie all Ihre Kraft und Können ein.«

      Mit offensichtlichem Zweifel antwortete ihr Waffenoffizier: »Sind Sie sicher, Commander?«

      Das war keine unvernünftige Frage, räumte Visla ein. Ihr Untergebener war im Nahkampf gut ausgebildet, sowohl mit Klingenwaffen als auch mit bloßen Händen. Er wog wesentlich mehr als sie und es war nicht zu leugnen, dass allein seine Körperkraft ihrer eigenen bei Weitem überlegen war. Hinzu kam die schlichte Tatsache, dass sie Koveq zu einem Trainingskampf aufgefordert hatte, für den es klare Regeln und Vorschriften gab, um die Zahl der vermeidbaren und oftmals dummen Verletzungen gering zu halten.

      Das alles war ihr heute völlig egal. »Hören Sie auf, meine Befehle infrage zu stellen. Greifen Sie mich an!«

      Auf ihren Befehl hin verstummte Koveq. Sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich und Visla erkannte, dass er entschlossen das Kinn reckte. Er hob sein bat’leth und hielt die Waffe so, dass ihr linkes Ende höher und Visla zugeneigt war. Mit einem Geschick, das er in unzähligen Stunden Training und tatsächlichen Kämpfen erworben hatte, rückte er ohne überstürzte Bewegungen vor und ließ nicht erkennen, was er vorhatte. Visla fühlte, wie sich ihr Puls erwartungsvoll beschleunigte. Sie konnte sich ein kleines, zufriedenes Lächeln nicht verkneifen, hob ihre Klinge und machte ein paar Schritte nach rechts.

      Sie erwartete, dass Koveq nach links antäuschen würde, bevor er einen Angriff auf ihre linke Flanke startete, aber der Waffenoffizier überraschte sie, indem er einen Ausfallschritt nach links machte, den Anstellwinkel seines bat’leth änderte und dann seinen ursprünglichen Angriff fortsetzte. Visla riss ihre Klinge gerade rechtzeitig hoch, um den Schlag abzufangen. Zu diesem Zeitpunkt wirbelte Koveq bereits herum und nutzte seinen Schwung, um seine Waffe mit einer Hand wieder in Richtung ihres Kopfes zu schwingen. Sie parierte auch diesen Angriff und wich zurück, um sich Handlungsspielraum zu verschaffen, aber ihr Untergebener hatte sich bereits gesammelt und griff erneut an. Sie wollte kontern, aber er drehte im letzten Augenblick ab und wich ihrer Klinge aus. Sie machte einen Schritt zu viel, sodass er außerhalb ihrer Reichweite war. Koveq schwang sein bat’leth über seinen Körper und Visla fühlte den Stachel der Trainingswaffe in ihrem Rücken. Die Wucht des Schlags stieß sie von den Füßen, sie stolperte, fing ihren Sturz mit der freien Hand ab und drückte sich wieder hoch.

      »Mev«, sagte Koveq und brachte sein bat’leth in eine Trageposition, die deutlich machte, dass er weder angreifen noch verteidigen wollte.

      Visla sah ihn mit finsterer Miene an. »Ich habe Ihnen nicht befohlen aufzuhören.«

      »Ich weiß, Commander. Aber als Kampfausbildungsoffizier des Schiffs ist das mein Vorrecht. Diese Übung ist beendet.«

      »Warum?« Sie wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn. »Sie waren dabei, zu gewinnen.«

      »Beim Training geht es nicht um Sieg oder Niederlage, Commander«, erklärte Koveq mit ruhiger Stimme. »Es geht ums Lernen.«

      Visla knurrte verärgert und schüttelte den Kopf. »Sie klingen wie ein Vulkanier, wenn Sie so reden.«

      »Trotz ihrer lästigen Neigung, unaufhörlich über Nichtigkeiten zu schwafeln, sind Vulkanier in den Kampfkünsten recht versiert.« Koveq durchquerte den Raum und hielt vor der Bank an, die im rechten Winkel zur schrägen Stirnwand des Trainingsraums stand. Er nahm sich ein Handtuch und begann, sein Trainings-bat’leth abzuwischen. »Ich habe einige ihrer waffenlosen Kampfdisziplinen studiert. Da gibt es einiges zu lernen und zu bewundern.«

      Zorn wallte in Visla auf und sie hielt ihre Waffenattrappe hoch. »Bevor ich einen Weg finde, Sie mit diesem Spielzeug zu töten … Was hat dieser Unsinn, den Sie von sich geben, mit irgendetwas zu tun?«

      Koveq legte das bat’leth auf die Bank und drehte sich zu ihr um. »Die Vulkanier sind Meister darin, ihren Geist neuen Ideen und neuen Vorgehensweisen gegenüber zu öffnen. Aus diesem Grund können sie sich fast jeder Situation anpassen, auch im Kampf. Diese Einstellung erleichtert ihnen das Lernen und verleiht ihnen die Fähigkeit, sich jeder Herausforderung zu stellen. Um zu lernen, muss man sich gedanklich auf die jeweilige Aufgabe einstellen. Sie sind mit den Gedanken woanders, Commander.«

      Visla öffnete den Mund, um zu antworten, doch sie hielt sich zurück. Mehrere Herzschläge vergingen, dann trat sie einen Schritt zurück, atmete tief ein und ließ das hölzerne bat’leth aus der Hand fallen. Die Waffe schlug klappernd auf die Metallplatten des Decks. Zum ersten Mal, seit sie den Trainingsraum betreten hatte, lächelte sie und stieß dann sogar ein leises Lachen aus.

      »Ihnen ist klar, dass nicht einmal mein Erster Offizier so mit mir reden darf, und ihn mag ich wenigstens.«

      Der Waffenoffizier lachte schallend. »Ja, aber ich bin der Hüter Ihres Gewissens, Commander. Das ist eine Verantwortung, die ich nicht auf die leichte Schulter nehme. Sie sind offensichtlich beunruhigt und das beeinträchtigt Ihre Konzentration.«

      Obwohl Visla seinen Rat schätzte, gab es Zeiten, da hätte sie Koveq wegen seines ruhigen, unerschütterlichen Auftretens am liebsten mit dem Gesicht gegen das nächste Schott gerammt oder ihn einfach aus einem der Torpedorohre des Schiffs gefeuert. Wenn er so mit ihr redete, wurde sie nur noch wütender, weil sie wusste, dass er die Quelle ihrer Wut ganz genau kannte.

      »Sie wissen, dass ich es hasse, wenn Sie in Rätseln sprechen«, sagte sie und griff nach dem bat’leth, das sie fallen gelassen hatte. Dann brachte sie es an seinen Platz bei den anderen Trainingswaffen auf dem Lagergestell an der hinteren Wand zurück. »Sagen Sie, was Sie zu sagen haben, Lieutenant.«

      Koveq stellte sich neben sie und legte seine Waffe ebenfalls auf das Gestell. »Sie sind hin- und hergerissen. Sie sind dankbar, dass Ihr Sohn lebt. Dennoch haben Sie das Gefühl, dass ihm, genau wie Ihnen selbst, durch Mächte, auf die er keinen Einfluss hatte, seine Ehre genommen wurde. Sie befürchten, dass er zu einem bloßen Diener des Reichs degradiert wird, der dazu bestimmt ist, im Verborgenen zu dienen, ohne Hoffnung auf einen Aufstieg, eine Belobigung, eine Belohnung oder auch nur ein bisschen Respekt.«

      Visla spannte bei den Worten ihres treuen Freundes den Kiefer an, drehte sich um und schlug gegen die Wand. Natürlich richtete die Wucht des Schlags keinen Schaden an der Metallverkleidung an, aber sie spürte den befriedigenden Schmerz in ihrer Hand auch durch den schweren, schützenden Lederhandschuh hindurch. Trotzdem rief der Schlag ein dumpfes Echo in der