Streiche im Doppelpack. Irina Kostić

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Название Streiche im Doppelpack
Автор произведения Irina Kostić
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783417228410



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langweilig: zwanzig Tage sitzen.“ Sie hüpft schon auf der Stelle herum, weil sie an das lange Sitzen denkt.

      Papa erzählt: „Nach zwanzig Tagen picken die kleinen Küken die Schale kaputt. Vorsichtig stecken sie ihren Kopf heraus und versuchen aus dem Ei zu schlüpfen.“

      „Wie sehen Küken aus?“, fragt Anna.

      „So wie Hühner, nur klein“, sagt Jule und zuckt mit den Schultern. „Wie sonst?“

      „Seht doch mal hier“, sagt Herr Fuchs. Er führt die Kinder zu einer großen Kiste. Er öffnet sie und Anna und Jule dürfen hineinsehen. Was für ein Gepiepe, als Herr Fuchs den Deckel öffnet! In der Kiste sind viele kleine Küken. Eins läuft nach links, eins nach rechts, eins sitzt und eins fällt ständig um.

      „Aber die sehen ja alle gleich aus“, bemerkt Jule. „Wie soll die Mutter die denn alle auseinanderhalten?“

      „Das fragt die Richtige!“, lacht Herr Fuchs. „Du siehst doch auch aus wie deine Zwillingsschwester. Sogar die Haarbänder habt ihr in der gleichen Farbe.“ Er muss ein bisschen husten, dann beruhigt er sich wieder. „Ihr beiden, ihr gleicht euch doch wie ein Ei dem anderen.“

      Anna überlegt: „Aber wir sind ganz anders. Und Mama sagt, sie erkennt uns ohne Probleme. Sie weiß immer, wer Jule ist und wer ich bin.“

      „Aber Mama liebt keinen mehr oder weniger, keiner ist wichtiger oder hübscher, nicht wahr?“, erinnert Papa. „So ist es auch bei Gott. So verschieden wir auch sind, Gott findet alle Menschen gleich wichtig und gleich hübsch und er liebt uns auch alle gleich.“

      „Sogar einen Superstar und mich findet er gleich toll. Und unseren Eiermann und dich, Anna“, versteht Jule.

      Anna hört gar nicht richtig zu. Sie sieht in die Kiste und freut sich: „Ihr seht aus wie gelbe Wuschel-Wollis. Das da hinten ist noch wuscheliger als die anderen und das hier vorne noch viel wolliger.“

      Jule huscht zum Nest der Henne und holt eine zerbrochene Eierschale.

      „Was hast du vor?“, fragt Papa.

      Jule setzt einem neugierigen Kleinen vorsichtig das Stück Schale auf den Kopf. Dann sagt sie: „Nee, da passt ihr auch gar nicht mehr rein. Gut, dass ihr aus den Eiern rausgekommen seid. Ihr seid auch wirklich viel schöner ohne Schale.“

      Da schüttelt sich das kleine Küken die Schale von den gelben Federn.

      „Hoppla!“, ruft Jule. „Magst du den Hut etwa nicht?“ Zu Herrn Fuchs sagt sie: „Die Hühner brauchen einen Spiegel im Stall. Kein Wunder, dass sie keine Hüte tragen wollen. Sie wissen ja gar nicht, wie gut sie damit aussehen.“

      „Na, hör auf mit dem Quatsch!“, lacht Papa.

      Jule zuckt mit den Schultern. Kurz überlegt sie. Dann sagt sie: „Okay, aber diesen Hut lasse ich euch hier. Falls es mal regnet oder falls doch mal eins anders aussehen möchte als die anderen Geschwister.“

5

      Vom Kern zur Blume

      Vorlesezeit ca. 5 Minuten

      „Jetzt sind meine Hände schwarz!“, ruft Anna.

      „Und deine Nase“, ergänzt Jule lachend. Sie nimmt ein wenig schwarze Blumenerde vom Tisch. Damit malt sie Anna zwei Streifen ins Gesicht: links und rechts auf die Wange. „Hübsch“, strahlt Jule.

      Mama möchte heute mit ihren Mädchen Blumen pflanzen. Dafür brauchen Anna und Jule einen Topf.

      „Ich möchte den schwarzen Topf“, sagt Anna.

      „Und ich möchte den anderen schwarzen Topf“, sagt Jule. Sie greift zu. Dann fragt sie erschrocken: „Aber wie halten wir denn unsere Töpfe auseinander?“

      „Oh, stimmt.“ Anna versteht. „Wenn du einen schwarzen hast und ich einen schwarzen, dann wissen wir ja gar nicht, wem welcher Topf gehört.“

      „Ich habe bunte Untersetzer für euch. Anna kann den blauen Untersetzer nehmen und Jule den grünen. Dann wisst ihr ganz sicher, welche Blume wem gehört.“

      Anna seufzt erleichtert. „Was wird das überhaupt für eine Blume, Mama?“, will sie wissen.

      „Ja, was wird das für eine Blume? Nicht, dass es Salat wird. Den mag ich gar nicht“, sagt Jule und schüttelt sich dabei.

      „Ich möchte mit euch eine Sonnenblume pflanzen“, erklärt Mama. „Dafür müsst ihr zuerst ganz vorsichtig diese Blumenerde in eure Töpfe füllen.“

      Jules Hände sind schon im Beutel mit der Blumenerde verschwunden. Irgendwie kommen sie da aber gar nicht wieder raus.

      „Beeil dich! Ich will auch“, drängelt Anna.

      „Es fühlt sich ganz kalt und nass an“, überlegt Jule. „Und schwarz.“

      „Schwarz kann man doch nicht fühlen“, lacht Mama. „Schwarz kann man nur sehen. Na, los! Nimm ein wenig Erde und fülle sie in deinen Topf.“

      Jule kann sich immer noch nicht von der Erde um ihre Hände trennen. Erst als Mama mit einer kleinen Tüte raschelt, wird sie neugierig und beeilt sich. Auch Anna füllt flink Erde in ihren Topf. Sie kleckert nur ein ganz kleines bisschen.

      „Das hier sind Sonnenblumenkerne“, erklärt Mama. Sie hat die kleine Tüte aufgerissen. Vorsichtig kippt sie zwei Kerne auf ihre Hand. Anna und Jule sehen sich die Kerne an.

      „Die haben ja gar keine Farbe“, fällt Jule auf. „Darf ich sie anmalen?“

      Mama schüttelt den Kopf: „Wir müssen sehr vorsichtig damit umgehen, wisst ihr? Sonst könnte der Kern Schaden nehmen. Dann kann keine Blume mehr daraus wachsen.“

      „Aber woher bekommen wir nun die gelben Blätter und den grünen Stängel? Und wo ist die Klebe zum Drankleben?“, fragt Anna.

      „Warum sorgst du dich denn um Dinge, die schon geregelt sind?“, schmunzelt Mama. „Unsere Aufgabe ist es nur, den Kern in die Erde zu stecken, die Erde ein wenig anzudrücken und dann ein bisschen Wasser darüber zu kippen.“ Sie drückt die Erde der beiden Mädchen etwas tiefer in den Topf. „Die Menschen versuchen oft, alles zu regeln und für alles zuständig zu sein.“ Sie zuckt mit den Schultern. „Aber alles kann man gar nicht kontrollieren. Und wisst ihr, was schön ist? Man muss es auch gar nicht. Gott passt auf uns auf. Er sorgt für uns. Und er wird auch dafür sorgen, dass diese Sonnenblume zu leben beginnt.“

      „Hilfe! Eine lebende Sonnenblume!“, kreischt Jule albern.

      „Sei leise!“, schimpft Anna und zu Mama sagt sie: „Kümmert sich Gott auch wirklich um mich, wenn er sich sogar um diese Blume kümmert? Nicht, dass er mich vergisst, weil er keine Zeit hat.“

      Mama streichelt Anna über den Kopf. An der Hand hat sie noch Erde kleben, deshalb streichelt sie mit dem Unterarm. „Sieh dir die Vögel an: Sie brauchen nicht einzukaufen, sie müssen kein Geld verdienen. Trotzdem geht es ihnen gut. Und weil Gott dich noch viel lieber hat als einen kleinen Piepmatz, kannst du ganz sicher sein, dass er dich nicht vergessen wird.“

      Anna strahlt.

      Jule