Gitta, der kleine Star - Abenteuer beim Film. Marie Louise Fischer

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Название Gitta, der kleine Star - Abenteuer beim Film
Автор произведения Marie Louise Fischer
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9788711719787



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nicht!«

      »Ach so.«

      »Wenn ein Schornsteinfeger freie Zeit hat, sieht er genauso aus wie alle anderen Menschen!«

      »Darüber habe ich noch nie nachgedacht.«

      »Siehst du, nun hast du wieder was dazugelernt. Wenn ich auch kein Filmregisseur bin!«

      »Schade!«

      »Sei nicht traurig, du weißt doch … Schornsteinfeger, auch wenn sie nicht schwarz sind, bringen Glück!«

      »Werden Sie mir Glück bringen?«

      »Ganz bestimmt! Paß nur auf, es dauert nicht mehr lange, und du findest deinen Filmregisseur!«

      Das Abenteuer beginnt

      Montag nachmittag gingen Gitta, Susy und Regine, nachdem sie zu Mittag gegessen und die Schularbeiten gemacht hatten, auf die Straße. Der Vater mußte eine Besorgung machen.

      Die Mutter hängte Gitta die Haustür- und Wohnungsschlüssel an einer Kordel um den Hals.

      Als Gitta am Kino vorbeikam, rief Herr Reitmeier von weitem: »Hallo, Gitta!« Gitta lief zu ihm hin. Manchmal durfte sie Briefe für ihn zur Post tragen.

      Aber heute hatte Herr Reitmeier etwas ganz anderes im Sinn. Er zog eine zusammengefaltete Zeitung aus der Tasehe: »Hier … Gitta … lies das!« Er deutete auf einen kleinen Artikel, den er rot angestrichen hatte.

      »Über dreihundert Vorschläge sind für die Besetzung der weiblichen Kinderrolle in dem Film ›Der schwarze Christian« bei der corona Film GmbH eingegangen. Die Fotografien wurden sorgfältig geprüft. Zwanzig der kleinen Anwärterinnen sind zu Probeaufnahmen in das Filmatelier bestellt worden.«

      »Das wäre was für dich gewesen!« schmunzelte Herr Reitmeier.

      »Darf ich das noch einmal lesen?« bat Gitta ganz aufgeregt. Sie las die Notiz ein zweites und schließlich ein drittes Mal von vorne bis hinten. »Was für ein Kind wird denn gesucht?« fragte Gitta mit brennendem Interesse.

      »Ein blondes Mädchen von ungefähr zehn Jahren.«

      »Zehn Jahre bin ich!« überlegte Gitta laut, »und blond bin ich auch!«

      »Ja!« Herr Reitmeier überließ Gitta die Zeitung. »Das wäre etwas für dich gewesen!«

      »Ist es schon zu spät?«

      »Leider. Da steht es ja schwarz auf weiß: ›Die Vorschläge sind geprüft – und zwanzig kleine Mädchen für die Probeaufnahmen sind ausgesucht worden!««

      »Wer hat denn die Vorschläge und Fotografien eingeschickt?«

      »Die Eltern sicher – oder auch die Lehrer. Das weiß ich auch nicht so genau!«

      »Vielleicht auch die kleinen Mädchen selber?«

      »Das glaube ich kaum! Die Aufforderung hat ja nur in einer Fachzeitschrift gestanden. Und diese Zeitung lesen nur Leute, die mit dem Film zu tun haben!«

      »Das ist aber doch nicht richtig«, protestierte Gitta, »so etwas gehört doch in eine Kinderzeitung!«

      »Haha! Was glaubst du, wieviel kleine Mädchen sich dann gemeldet hätten?«

      Gitta dachte einen Augenblick nach. Dann lachte sie: »Wahrscheinlich alle!«

      »Na, siehst du! Und alle sind zuviel!«

      »Schade!« Gitta trat vor Aufregung von einem Fuß auf den anderen. »Aber … hätten Sie mich nicht vorschlagen können, Herr Reitmeier?«

      »Doch, das hätte ich«, gab Herr Reitmeier zu, »aber ich wußte damals noch nicht, daß du Filmschauspielerin werden willst. Und man muß ja auch die Fotografien einschicken!«

      »Oh! Fotografien habe ich viele!« rief Gitta. »Vati fotografiert ja sehr viel. Fotografien habe ich genug!«

      »Gut, Gitta!« Herr Reitmeier betrachtete seine kleine Freundin. »Das nächste Mal, wenn so was in der Zeitung steht – werde ich bestimmt an dich denken.«

      Gitta hatte die Zeitung noch immer in der Hand. »Wo ist denn das Filmatelier?«

      »Vor der Stadt … In der Gasteige … Weißt du das nicht?«

      »Wie kommt man nach der Gasteige?«

      »Mit der Straßenbahn … Die Linie sechsundzwanzig fährt direkt bis zum Eingang.«

      »Hm!« Gitta überlegte und drehte sich auf dem Schuhabsatz: »Was soll ich tun?«

      »Du willst doch nicht etwa aufs Geratewohl nach der Gasteige fahren? Das hat keinen Sinn, Gitta. Du würdest überhaupt nicht hineingelassen werden.«

      Gitta seufzte enttäuscht. »Schade.«

      »Aber Gitta, du darfst nicht traurig sein! Hörst du? Ich habe dir das nur gezeigt, damit du siehst, daß du eines Tages auch vielleicht mal Glück haben kannst!«

      Gitta lächelte tiefsinnig: »Ja … ja … ohne Glück soll man halt nicht auf der Welt sein! Auf Wiedersehen, Herr Reitmeier! Und: Danke schön!«

      Gitta trabte nach Hause. Als sie vor der Haustür stand, war ihr Entschluß gefaßt.

      Gitta öffnete im Schlafzimmer den Kleiderschrank. Sie nahm den neuen Jeansrock vom Bügel, der so gut zu ihrem roten Pullover paßte.

      Schnell lief sie ins Badezimmer, wusch sich Gesicht und Hände – auch Hals und Ohren, obwohl sie ganz sauber waren. Aber sicher ist sicher. Dann warf sie einen Blick in den Spiegel. Sie war mit ihrem Aussehen sehr zufrieden. Dann suchte sie ihr Geldtäschchen, das sie im hintersten Winkel ihrer Spielecke versteckt hatte, damit sie selber nicht daranging. Es enthielt ihr erspartes Geld. Den ganzen Inhalt schüttete Gitta vor sich auf den Tisch. Es waren genau zwanzig Mark. Sie tat noch die Schlüssel mit der Kordel hinein.

      Gitta ließ die Wohnungstür hinter sich ins Schloß fallen. An der Haustür blieb sie stehen und schaute nach allen Seiten, doch weder Susy noch Regine waren zu erblicken. Das war gut so. Gitta wollte nicht gefragt und auch nicht aufgehalten werden. Sie hatte es sehr eilig.

      So schnell sie konnte, lief Gitta zum Laubplatz, dort blieb sie vor einem großen eleganten Friseurladen stehen. »Damen- und Herren-Frisier-Salon – Parfümerie«, war da zu lesen. Entschlossen öffnete Gitta die Glastür. – Es klingelte. Gitta wollte schon wieder zurück. Aber eine Stimme sagte: »Guten Tag, gnädige Frau.«

      Oh, wie fein war alles hier! Schöne, weiche Teppiche lagen auf dem Boden. Und wie gut es roch!

      Hinter einem Ladentisch – er war ganz aus Glas – stand eine schöne Dame. Gitta faßte sich ein Herz und ging auf die Dame zu. »Bitte … könnte ich wohl … Ich möchte meine Haare schneiden lassen.«

      »Bitte!« Die Dame kam hinter dem Ladentisch hervor und schob Gitta durch einen seidenen Vorhang. »Herr Leimer!« Aus einer Kabine, vor der auch ein seidener Vorhang hing, kam ein junger Mann in weißem Mantel.

      »Bitte sehr – womit kann ich dienen?«

      »Bitte, wollen Sie diesem kleinen Fräulein die Haare schneiden?«

      Herr Leimer machte eine einladende Handbewegung: »Bitte sehr … Hier ist eine freie Kabine, mein Fräulein.«

      Gitta trat in die Kabine und setzte sich in einen Sessel. Sie versank in dem Sessel und kam sich sehr klein vor. In einem riesengroßen Spiegel konnte sie alles sehen – sich selber, den Herrn Leimer, der ihr langes Haar kämmte, bis es locker: war.

      »Wie kurz möchte das Fräulein das Haar tragen?« fragte der Friseur. Herr Leimer hielt eine gewaltige, blitzende Schere in der Hand. Er drückte die Schere an das Haar. »So … vielleicht? So …?« machte er und schnitt mit der Schere schnipp-schnapp in die Luft hinein. Gitta bekam einen furchtbaren Schreck und Wurde ganz blaß.

      Voll Entsetzen rief sie: »Nein! Nein!« rutschte vom Sessel