Operation Rhino. Lauren St John

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Название Operation Rhino
Автор произведения Lauren St John
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783772543456



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sagte: «Martine, hier ist jemand, den du kennenlernen solltest.»

      Martine blinzelte wie eine Eule. Der Junge vor ihr rückte ins Blickfeld. Er war um die fünfzehn und trug ein enges schwarzes T-Shirt und eine eingerissene Jeans, die zu seinen blassblauen Augen passte. Sein Haarschnitt wurde von Millionen Jungen – und ein paar Mädchen – auf aller Welt kopiert. Sie bekam gerade eben mit, dass Gwyn Thomas ihn vorstellte, aber das war gar nicht nötig. Sein Gesicht war ihr fast so vertraut wie ihr eigenes.

      Martines Mund öffnete sich, aber alles, was sie hervorbrachte, war ein Piepsen.

      Gewöhnt an stumme Anbetung, ließ Jayden Lucas ein einstudiertes strahlendes Lächeln aufblitzen und ergriff ihre Hand. «Angenehm.»

      Zu Martines Verlegenheit sagte Gwyn Thomas strahlend: «Meine Enkelin ist dein größter Fan, Jayden. In ihrem Zimmer hat sie ein Poster von deiner Band an der Wand. Wenn du heute Abend ein Momentchen Zeit hast, würdest du dann so lieb sein, es für sie zu signieren?»

      Er neigte seinen dunklen Kopf als Antwort und zeigte dabei das Wunder seines Stylings.

      Martine stotterte: «Jayden, ich, äh, es ist eine Ehre, dich kennenzulernen. I-ich liebe deine Musik.»

      Eigentlich wollte sie sagen, dass Jaydens Stimme und die Texte seiner Songs ihr über diese ersten schrecklichen Monate hinweggeholfen hatten, nachdem ihre Mutter und ihr Vater gestorben waren, die Zeit, als sie sich einsam und verlassen gefühlt hatte. Aber sie sagte es nicht, weil sein Blick über sie hinwegglitt. Er schien müde. Oder gelangweilt.

      «Martine hat eine besondere Gabe», sagte Gwyn Thomas. «Eigentlich hat sie sogar ein paar besondere Gaben. Eine davon ist, dass sie eine Giraffe reiten kann.»

      Jetzt hatte sie seine Aufmerksamkeit. Er wandte ihr seine blauen Augen zu. «Ehrlich? Du kannst tatsächlich eine Giraffe reiten? Vielleicht könntest du es mir …»

      Ein Schatten fiel über die beiden. Martine schnappte eine Duftwolke von Eau de Cologne auf, als ein übermäßig gebräunter Mann dem jungen Sänger auf die Schulter klopfte. Sie erkannte ihn gleich, es war Dirk Carswell, Jaydens Manager.

      «Entschuldigung, Leute. Kann ich unseren Star zu einem Fototermin entführen? Gwyn, würde es Ihnen was ausmachen, mit uns zu kommen? Ich würde Sie gern ein paar Dinge zum Ablauf von heute Abend fragen.»

      Martine hatte kaum Zeit, Luft zu holen, bevor eine junge PR-Dame in aufsehenerregenden High Heels herüberkam und auch gleich Jaydens Bandmitglieder mitbrachte: den Schlagzeuger Liam Scott – ein kleiner, niedlicher Junge mit blonder Stachelfrisur – und den Gitarristen Lachlan Avery, der eine fantastische kastanienbraune Haartolle hatte. Zusammen mit Jayden bildeten sie Take Flight, eine der angesagtesten Boy Groups auf dem Planeten.

      Martine hatte gehört, dass sie in Kapstadt gastierten, und hatte gebettelt, hingehen zu dürfen, aber ihre Großmutter hatte kategorisch abgelehnt mit der Begründung, es sei zu teuer, zu weit und zu laut.

      «Du kannst deinen Mund jetzt wieder zumachen», neckte Ben sie, als die PR-Dame, die sich als Tiffany vorgestellt hatte, und die Jungs sich in Richtung des Hauses entfernt hatten.

      «O mein Gott!», sagte Martine. «Habe ich Halluzinationen? Hat Jayden Lucas mich tatsächlich gerade gebeten, ihm zu zeigen, wie ich Jemmy reite?»

      «Aber nur, weil er keine Ahnung hat, dass deine berühmte weiße Giraffe heute Morgen von einem einfachen Basotho-Pony geschlagen worden ist.»

      «Das träumst du wohl», spöttelte Martine. «Als ob Jayden glauben würde, dass ein stummelbeiniges Pony eine schlanke großartige Giraffe überholen …»

      «Ich wette, Jayden kümmert sich nur darum, dass bloß kein einziges Haar auf seinem Kopf in Unordnung gerät. Mit der Menge Schmiere, die er reintut, könntest du einen Traktor zum Laufen bringen.»

      «Es ist Wachs», sagte Martine, «was du wissen würdest, wenn …»

      Sie stockte mitten im Satz. Ein Aston Martin, ein mit Kakadufiguren dekoriertes Wohnmobil und ein riesiger SUV mit schwarz getönten Scheiben kamen gerade die Auffahrt herauf. Während sie hier Zeit mit Gekabbel verschwendete, trafen interessante Leute ein, und ihre Lieblingsband wurde von Leuten bewirtet, die sie unmöglich so zu würdigen wussten wie Martine.

      «Wie wäre es, wenn wir diese Debatte auf später verschieben würden?», schlug sie vor.

      Ben grinste. «Ich möchte sie um keinen Preis verpassen.»

      Lachend liefen sie über den Rasen und gingen erst wieder gemächlich, als sie das Haus erreichten. In der Einfahrt wurden die Safari-Fahrzeuge mit Proviant für das abendliche Barbecue beladen. Die Besucher hatten sich auf der Veranda versammelt, wo die Tische mit allerlei Getränken und Snacks gedeckt waren. Die neuesten Ankömmlinge waren Mr und Mrs Chan, ein chinesisches Ehepaar, zwei kurze, rundliche Gestalten. Sie trugen Safari-Kleidung und dunkle Sonnenbrillen, standen schweigend da und nickten unaufhörlich.

      Das VW-Wohnmobil gehörte einer Gruppe von fünf australischen Surfern, die die Szene mit ihrem sonnigen Lächeln und ihrem meersalzgebleichten Haar aufhellten. Unter den Gästen waren außerdem John und Olivia Johnson, ein Ärzteehepaar aus Cheshire in England. Zwei belgische Geschäftsleute namens Lars und Kobe vervollständigten die Gesellschaft.

      Während Ben auf der Suche nach Erfrischungsgetränken ins Haus ging, drückte sich Martine unbehaglich an die Wand. Sie warf den Jungs von Take Flight heimliche Blicke zu. Liam und Lachlan posierten für Fotos mit den Australiern. Jayden war nirgends zu sehen.

      Sie überlegte gerade, ob sie sich nach oben schleichen und ihr Poster holen sollte, damit er es signieren konnte, als sie ihn entdeckte. Er und sein Manager standen im Schatten des Mangobaums in einigem Abstand zum Haus. Von ihrer Körpersprache her zu urteilen stritten sie sich.

      Ben brachte zwei Gläser mit spritzigem rotem Traubensaft, dekoriert mit Himbeeren und gezwirbelten zebragestreiften Trinkhalmen. Neben ihnen schwatzten die beiden Belgier mit dem Ärzteehepaar.

      «Wir sind im Mobilfunkgeschäft», sagte Lars, «aber das ist nischt unsere wahre Läidenschaft.»

      «Und die wäre?», fragte John Johnson.

      Lars strahlte. «Vielleischt passt Ihnen das nischt. Wir lieben die Jagd.» Er schlug vor Entzücken seine Hände zusammen. «Bei uns zu Ause, in Europa, aben wir viele Trophäen. Isch selbst abe in Siebenbürgen gerade einen Braunbären geschossen.»

      Martine verkniff sich einen Entsetzensschrei.

      «Wie konnten Sie nur?», rief Olivia Johnson. «Was gibt Ihnen das Recht, einer solch wunderschönen Kreatur das Leben zu nehmen?»

      «Bitte, Madam, regen Sie sisch nischt auf. Diese Bären in Rumänien und anderen Teilen des Kontinents sind weit verbreitet. Sie sind nischt gefährdet. Aber wir aben nie zuvor gesehen die wilden Tiere von Afrika. Wir visieren die Großen Fünf an. Keine Angst, wir können uns die Jagdlizenz für etwas Besseres als Büffel sowieso nischt leisten. Kein Leopard oder Elefant für uns. Für einen Nasornkopf wir müssten erst in der Lotterie gewinnen.»

      «Oder eine Bank ausrauben», witzelte Kobe.

      Martine war kurz davor, vor Wut zu platzen. Ben packte warnend ihren Arm. «Denk daran, was deine Großmutter gesagt hat. Nicht jeder, der nach Sawubona kommt, macht sich etwas aus wild lebenden Tieren. Es wird Zeit, dass wir ihnen zeigen, was sie verpassen.»

      Sie wusste, dass er recht hatte. Alles Geschimpfe der Welt würde die Leidenschaft von Jägern nicht ändern. Das Beste, was sie und Ben sich erhoffen konnten, war wohl, dass das Erlebnis der afrikanischen Natur in ihrer ursprünglichen Form einige Gäste zum Umdenken bewegen würde. «Der afrikanische Busch ist ein mächtiger Muti», sagte Grace immer. «Wenn du ihn erst im Blut hast, verfolgt er dich für immer und ewig.»

      Martine glaubte, dass das auch auf die wilden Tiere zutraf. Wenn man einmal das Glück gehabt hatte, einem Löwen oder Elefanten in die Augen zu schauen und den ungezähmten, mächtigen Willen darin zu erkennen, konnte einen das nicht unberührt lassen.

      Dann