Julian im Zaubermoor. Bodil El Jørgensen

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Название Julian im Zaubermoor
Автор произведения Bodil El Jørgensen
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9788711459751



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nach.

      Julian nickte. Er wusste nicht, was er sonst hätte sagen sollen.

      Sie hielt ihm die Tür auf und Julian setzte sich auf den Beifahrersitz.

      Er spähte durch die Windschutzscheibe, aber Posemuckelmats war und blieb verschwunden.

      Die Baroness stieg auf der anderen Seite ein und startete den Wagen. Vor einem Laden in der Hauptstraße machte sie Halt.

      „Ich muss nur schnell eine Kleinigkeit erledigen“, sagte sie und war weg.

      Julian blieb allein im Wagen zurück. Er sah sich vorsichtig um. Und fuhr zusammen. An der Seitenscheibe drückte sich einer die Nase platt.

      Posemuckelmats!

      Julian kurbelte das Fenster nach unten.

      „Wo warst du denn so plötzlich?“, fragte er.

      „Bin hinter die Würstchenbude gehechtet. Geniales Versteck. Los, stöbere schon!“

      „Was soll ich?“

      „Durchstöbere das Auto der Hexe, du Dummkopf. Wo du schon mal drinsitzt. Ich bin sicher, dass sie eine Hexe ist. Absolut sicher. Guck nach, ob du irgendetwas Hexenartiges findest. Husch, husch.“

      Posemuckelmats warf nervöse Blicke über die Schulter. Auf den roten Ledersitzen lag nichts. Julian öffnete das Handschuhfach.

      „Beeil dich!“, flüsterte Posemuckelmats. „Sie kann jeden Augenblick zurückkommen.“

      Julian durchwühlte mit zittrigen Fingern das Handschuhfach. Es war voller Frauenzeitschriften, solche, wie seine Mutter sie nur selten kaufte. Zwischen zwei bunt glänzenden Zeitschriften entdeckte er ein Heft aus vergilbtem Papier.

      „Was ist das?“ Posemuckelmats kam fast durch das offene Seitenfenster gekrochen. „Was steht da?“

      „Äh“, stammelte Julian. Lesen war nicht direkt seine Stärke.

      „Was steht da?“, flüsterte Posemuckelmats gehetzt. „Lies schon.“

      Er zeigte auf die großen Buchstaben ganz oben auf der Seite.

      „Lies doch selbst“, sagte Julian.

      „Nein, kann ich nicht.“

      „Doch, kannst du wohl.“

      „Nein, ich kann nicht lesen! Ich bin mitten in der zweiten Klasse von der Schule abgegangen.“

      „Echt?“, fragte Julian verblüfft.

      „Die konnten mir nichts beibringen. Sie hatten keine Ahnung von Hexen. Skandalös. Und jetzt lies“, knurrte Posemuckelmats.

      Also begann Julian zu lesen. Was hätte er anderes machen sollen?

      „Äh ... Zet-E-I-Te ...“, buchstabierte er, „... Es-Ce-Ha-Er-I-Ef-Te Ef-Ü-Er ... Ha-E-Ix-E-En. Zeitschrift für Hexen!“

      „Hab ich’s mir doch gedacht! Was noch? Schnell. Blätter weiter!“

      Posemuckelmats sah sich erneut über die Schulter.

      Julian blätterte weiter auf die nächste Seite. Dort war etwas rot eingerahmt.

      „Er-E ... Zet-E-Pe-Te, Rezept für Fa-, Fa-, Faltencreme für Hexen. Wirkt mindestens 100 Jahre.“

      Julian war so baff, dass er fast fließend las.

      „Saft von tausend Kröten“, las er. „Rie-sen-men-gen gut ab-ge-stan-de-nes Moor-wasser, Stun-den, Ta-ge, Se-kun-den und Jah-re ...“

      „Wie bitte?“

      „Das steht da.“

      Posemuckelmats gab einen seltsamen Laut von sich. Julian blickte ihn erschrocken an.

      „Sie kommt“, wisperte Posemuckelmats und war plötzlich wie vom Erdboden verschluckt.

      Julian konnte die merkwürdige Zeitschrift gerade noch rechtzeitig ins Handschuhfach zurückschieben, ehe die Fahrertür aufging. Sein Herz hämmerte.

      Die Baroness stieg ins Auto und lächelte ihr Filmlächeln.

      „Na, wollen wir jetzt mal richtig schnell fahren?“, fragte sie.

      Und damit brauste das Auto auch schon los. Es kam Julian fast so vor, als würden die Reifen vom Asphalt abheben. Julian wurde in den Sitz gedrückt. In seinem Bauch kribbelte es. Schneller als er blinzeln konnte, waren sie am Ende der Hauptstraße angelangt und aus dem Städtchen hinaus.

      Die Baroness drückte einen Knopf und das Verdeck glitt auf. Der Fahrtwind schlug Julian knatternd um die Ohren. Er konnte gerade noch eine Hand auf seine Mütze legen, bevor sie weggeblasen wurde. Er hatte das Gefühl, sein Kopf würde gleich mit weggeblasen werden. Aber das war Julian vollkommen schnuppe. Er hatte nämlich soeben entdeckt, was für ein unglaublich tolles Gefühl es war, richtig schnell zu fahren. Felder, Häuser und Bäume flimmerten links und rechts an ihm vorbei. Julian lachte.

      „Schneller?“, fragte die Baroness.

      „Schneller!“, rief Julian.

      Das Auto legte noch einen Zahn zu. Das war wie Achterbahn fahren im Tivoli in der großen Stadt am Meer. Nur hundertmal schneller. Sein ganzer Körper kribbelte und er juchzte laut.

      „Hab ich es mir doch gedacht, dass du gerne schnell fährst“, sagte die Baroness und lachte ebenfalls.

      „Schneller!“, rief Julian, dem es gar nicht schnell genug gehen konnte.

      „Das ist übrigens eine hübsche Mütze, die du da trägst“, sagte die Baroness. „So eine hätte ich auch gern. Wo hast du die her?“

      „Von der Tankstelle“, sagte Julian. Ihm war angenehm schwindelig. „Sie können sie gern haben.“

      „Ist das dein Ernst?“

      „Ja, klar“, antwortete Julian.

      „Danke schön“, sagte die Baroness. „Leg sie ins Handschuhfach.“

      Julian tat, was sie sagte.

      Sie flogen weiter durch die Landschaft.

      Schließlich nahm die Baroness den Fuß vom Gas, wendete das Silberauto und fuhr zurück ins Städtchen.

      „Schneller!“, bettelte Julian.

      Sie lachte und gab Gas.

      Als die Tour zu Ende war und die Baroness wieder am Marktplatz vor der Bank parkte, konnte Julian sich nur schwer dazu durchringen auszusteigen. Er stand auf dem Marktplatz und starrte verloren hinter dem Wagen her, als die Baroness davonfuhr. Er wäre am liebsten gleich noch mal richtig schnell gefahren.

      Da packte jemand Julian hart am Arm und zerrte ihn herum. Posemuckelmats. Er sah Julian forschend mit seinem einen Auge an.

      „Potzblitz“, murmelte er. „Ein eindeutiger Fall von Geschwindigkeitsrausch-Zauber.“

      Er schüttelte Julian heftig durch. Dann zog er ihn hinter sich her, raus aus dem Städtchen, raus ins Zaubermoor und zur Hütte.

      Julian bekam kaum etwas mit. Er versuchte immer wieder sich loszureißen und zurückzulaufen, nur um noch einen Blick auf das Silberauto zu erhaschen. Er bettelte und tobte, aber Posemuckelmats ließ ihn nicht los. Erst als sie sich der Blockhütte näherten, ließ Julians Geschwindigkeitsrausch nach. Aber ihm war ganz eigenartig zu Mute. Er setzte sich vorsichtig unter einen Birnbaum und schüttelte den Kopf.

      „Was denkst du?“, fragte Posemuckelmats und musterte ihn forschend.

      „Äh ... nichts“, murmelte Julian. Er fühlte sich völlig leer. Ihm war, als ob sein Kopf sich ganz woanders befand als der Rest des Körpers.

      „Du gehst jetzt am besten los und sammelst Brennholz“, sagte Posemuckelmats. „Du musst nämlich ein Feuer machen.“

      Julian tat, was Posemuckelmats von ihm verlangte. Er sammelte einen