Star Trek - Legacies 2: Die beste Verteidigung. David Mack

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Название Star Trek - Legacies 2: Die beste Verteidigung
Автор произведения David Mack
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783966583282



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sich über die abgeschirmte Sensoranzeigen beugte. Der schlanke Wissenschaftsoffizier mit den blonden Haaren war Anfang vierzig und ein ungewöhnlich später Bewerber an der Sternenflottenakademie gewesen. Sie sah hoch, als Kirk fragte: »Ensign, erfassen wir den klingonischen Kreuzer immer noch mit den Langstreckenscans?«

      »Nein, Sir«, sagte sie. »Sein letzter bekannter Kurs führte ihn zurück in den klingonischen Raum.«

      »Hoffen wir, dass unser Glück anhält.« Er wandte sich wieder dem Hauptbildschirm zu, auf dem ein statisches Sternenfeld zu sehen war. Einer dieser Lichtpunkte war das Libros-System, in dem der Planet Usilde beheimatet war. Dort befand sich eine fremde Maschine, die das Tor zwischen Universen öffnen konnte, die sich niemals überschneiden sollten.

      Grundsätzlich befand sich das Libros-Sonnensystem weder auf Föderations- noch auf klingonischem Territorium, weshalb der offizielle Status auch als »umstrittenes« Hoheitsgebiet definiert war. Zu Kirks Missfallen – und vor achtzehn Jahren zum Nachteil von Captain Una und ihren Schiffskameraden von der Enterprise – neigte die Föderation dazu, den Begriff »umstritten« als Verbotsschild zu interpretieren. Im Gegensatz dazu fasste das Klingonische Reich solche Unklarheiten fast immer als Einladung dazu auf, seine Flagge zu hissen.

      Was sie hier auf jeden Fall getan haben, brütete er.

      Kirk sah sich auf der Brücke um und fand die Zahl unbekannter Gesichter besorgniserregend. Lieutenant Stiles bemannte den Posten des Navigators – normalerweise Chekovs Station während dieser Schicht – neben Steuermann Lieutenant Beggs Hansen, der den Platz von Lieutenant Hikaru Sulu einnahm. Beide waren für ihre Rolle herausragend qualifiziert, aber in Krisenzeiten war Kirk inzwischen daran gewöhnt, sich auf der Brücke mit den besten Offizieren der Enterprise zu umgeben. Er verzichtete nur widerwillig auf den Rat seiner erfahrensten Offiziere außer einem, wusste aber, dass dies die beste Strategie für einen Erfolg war – nicht zuletzt, weil Spocks ihm versichert hatte, dass es so war.

      Das sanfte pneumatische Zischen der sich öffnenden Turbolifttüren veranlasste Kirk, seinen Kopf weit genug herumzudrehen, um die Ankunft von Doktor Leonard McCoy zur Kenntnis zu nehmen. Dieser war Chefarzt der Enterprise und sein verlässlicher Freund und Ratgeber. Obwohl ihm der Ruf emotionaler Ausbrüche vorauseilte, senkte er dieses Mal seine Stimme zu einer vertraulichen Lautstärke, die dennoch seinen Zorn nicht verbergen konnte. »Jim? Hast du den Verstand verloren?«

      »Das ist weder die Zeit noch der Ort, Doktor.«

      »Da bin ich anderer Meinung. Du bist dabei, vier gute Leute ins Fadenkreuz der Klingonen zu schicken. Jetzt scheint mir der perfekte Zeitpunkt für die Frage zu sein: warum?«

      Kirk warf seinem Freund einen vorwurfsvollen Blick zu. »Weil es getan werden muss. Und gerade du solltest wissen, dass auf dieser Brücke meine Befehle nicht zur Diskussion stehen.«

      Seine Zurechtweisung veranlasste McCoy dazu, sein Gegenargument flüsternd vorzubringen. »Verdammt, Jim. Wie kannst du so ein Risiko am Vorabend der Vertragskonferenz eingehen?«

      »Weil ich ein Versprechen gegeben habe, Pille. Und zwar Captain Una.«

      »Aber wenn Spock und die anderen erwischt werden …« McCoy sah sich um, um sicherzugehen, dass niemand seine nächsten Worte belauschte. »Das könnte einen Krieg auslösen. Oder man könnte sie als Spione anklagen …«

      »Und sie zum Tode verurteilen«, beendete Kirk den finsteren Gedanken. »Das weiß ich. Und sie auch.«

      »Das scheint mir ein schrecklich hoher Preis für ein Versprechen zu sein«, grollte der Doktor.

      »Ihre Bedenken sind zur Kenntnis genommen, Doktor.«

      Nachdem er abgeblitzt war, hatte McCoy offenbar nichts mehr zu sagen und räumte das Feld. Er gesellte sich zu Uhura auf dem Oberdeck der Brücke und sah ihr über die Schulter. Kirk ließ zu, dass sein Freund sich aus dem Gespräch zurückzog, und brütete über die beunruhigende Wahrheit, die er mit niemand anders auf dem Schiff – außer Spock – teilen konnte. Es war nicht Kirks Entscheidung gewesen, den größten Teil seiner Führungsoffiziere in verdeckter Mission nach Usilde zu schicken. Nachdem er dem Sternenflottenkommando von der Existenz des Transferschlüssels und dessen Diebstahl durch einen romulanischen Schläferagenten berichtet hatte, hatte dieses ihm trotz seiner Einwände diese Mission auferlegt.

      Das Ärgerlichste an allem war der Zusatz gewesen, der Kirk anwies, die volle Verantwortung für die Mission zu übernehmen. Sollte sie ins Auge gehen, würde man sie als Operation eines Abtrünnigen abtun, die Schnapsidee eines eigenwilligen Raumschiffcaptains, der ohne Befugnisse handelte. Die Logik hinter dem Befehl war Kirk von Anfang an klar gewesen. Auf diese Weise sollten die Vertragsverhandlungen vor möglichen Rückschlägen geschützt werden, wenn die Mission schiefging. Und da Kirk schlussendlich für das Verhalten des gesamten Personals unter seinem Kommando verantwortlich war, hielt man es für besser, ihn als Abtrünnigen hinzustellen und nicht als einen Kommandanten, der die Kontrolle über sein Schiff und die Mannschaft verloren hatte. Rein theoretisch stimmte Kirk der Denkweise seiner Vorgesetzten zu, doch er hegte Bedenken, dass dies einen falschen Eindruck seines Kommandostils hervorrufen und Nachahmer auf den Plan rufen könnte.

      Ich kann mir nicht den Kopf über meinen Ruf zerbrechen, entschied er. Wenn es das ist, was die Sternenflotte von mir braucht, dann wird sie es von mir bekommen. Kirk hatte sich immer für einen loyalen Offizier gehalten, der sich an die Regeln hielt, der seine Mission, sein Schiff und seine Besatzung vor seine eigenen Interessen stellte. Und das würde auch so bleiben – ganz egal welchen falschen Eindruck die Geschichte von ihm in zukünftigen Zeiten haben mochte.

      Aber das hieß nicht, dass er leichtsinnig sein musste.

      Er wandte sich wieder an Uhura an der Kommunikationskonsole: »Lieutenant? Gibt es Funkverkehr nach oder von Usilde auf klingonischen Militärkanälen?«

      Sie drückte ihre Hand sanft an den Empfänger, der in ihrem Ohr steckte, und lauschte aufmerksam einige Sekunden. Dann sah sie Kirk an und schüttelte den Kopf. »Überhaupt nichts, Sir.«

      »Also schön. Sagen Sie Mr. Spock, dass die Galileo Abflugerlaubnis hat.«

      Während Uhura seinen Befehl an den Shuttlehangar des Schiffs weiterleitete, sagte Kirk: »Mr. Stiles, Hecksicht auf den Schirm, bitte.«

      »Aye, Sir.« Stiles tippte den Befehl in die vordere Konsole ein. Das Bild auf dem Hauptschirm veränderte sich und zeigte den Heckbereich des zylinderförmigen Sekundärrumpfes der Enterprise. Ein paar Sekunden später schoss ein kleiner silberner Blitz aus den offenen Hangartoren des Raumschiffs. Innerhalb weniger Momente schrumpfte der gleißende Bewegungsstreifen zu einem Lichtpunkt zusammen, der immer kleiner wurde und zwischen den Sternen verschwand.

      Hinter Kirk bestätigte Uhura: »Die Galileo ist unterwegs.«

      »Danke, Lieutenant. Überwachen Sie bis zu ihrer Rückkehr jederzeit ihren Notrufkanal.«

      Kirk starrte auf die Sterne und war ganz allein mit seinen Gedanken, von denen er wusste, dass er sie niemals teilen konnte. Hatte er das Richtige getan? Hatte er gerade die Friedensverhandlungen und dadurch das Schicksal von Milliarden denkender Wesen in Gefahr gebracht? Und das Schlimmste, hatte er seine Freunde und Schiffskameraden in den sicheren Tod geschickt? Das würde nur die Zeit zeigen, aber vorläufig musste er all seine Befürchtungen für sich behalten.

      So war das, wenn man Captain eines Raumschiffs war.

      Auch der längste Marsch mochte mit dem Schritt beginnen, aber Captain Una hatte den Schritt, der sie auf ihren unbestimmten Weg geführt hatte, längst vergessen.

      In der Eintönigkeit der Wüste war es leicht für die Gedanken abzuschweifen. Sogar mit einem fernen Orientierungspunkt, auf den man den Blick richten konnte, verschworen sich die endlosen Ebenen, der karge Horizont und der leere Himmel dazu, den Betrachter beim Laufen in Hypnose zu versetzen, in einen fortwährenden Traumzustand der Verleugnung.

      Una blinzelte und bemerkte, dass sie sich auf einem felsigen Bergpfad mit hohen Felswänden befand. Sie hatte keine Erinnerung daran,