Überraschung auf dem Reiterhof. Torbjörg Hagström

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Название Überraschung auf dem Reiterhof
Автор произведения Torbjörg Hagström
Жанр Языкознание
Серия Petra
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788711786840



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heißt Scarlet und ist Saphirs Mutter“, erklärte Mick. „In diesem Frühling war sie nicht trächtig. Deshalb hat Rolf mit ihr an einigen Turnieren teilgenommen. Er will übrigens auch übermorgen mit ihr und Saphir zu einem Turnier fahren. Das ist der Grund, weshalb die beiden jetzt im Stall stehen.“

      „Dann nimmt Saphir also auch schon an Turnieren teil?“

      „Eigentlich nicht. Übermorgen ist sein erstes Springturnier, und Rolf hat ihn hauptsächlich deshalb angemeldet, damit er sich an die Turnieratmosphäre gewöhnt, Einer von uns wird wohl als Pferdeknecht mitfahren müssen.“

      Saphirs erstes Springturnier! Ach, Petra wünschte sich so sehr, mit dabeisein zu können.

      Der Pferdesommer beginnt

      Als Petra erwachte, dachte sie zuerst, sie wäre in ihrem eigenen Bett zu Hause auf dem Granberghof. Dann hörte sie einen fernen Vogelruf aus dem Wald. Sie wußte nicht, daß es der Ruf eines Fasans war, doch der fremde Laut brachte ihr zum Bewußtsein, wo sie war.

      Morgen werde ich Saphir beim Wettkampf sehen, dachte sie, als sie in ihre Jeans schlüpfte. Mick hatte selbst vorgeschlagen, daß sie mit zum Turnier fahren sollte. Ein prima Kerl war dieser Mick! Am Vorabend hatte er Petra noch zu allen Koppeln geführt und ihr von den einzelnen Pferden erzählt. Er schien alle Stammtafeln auswendig zu kennen, und es hatte den Anschein, als hätte er die Jungpferde heranwachsen sehen. Schließlich fragte ihn Petra, wie lange er schon im Gestüt arbeitete.

      „Fast zwei Monate“, hatte er erwidert, „aber ich habe schon im letzten und im vorletzten Sommer hier gearbeitet. Außerdem hatte ich hier ein paar Jahre Reitunterricht. Rolf betreibt nämlich während der Wintermonate eine kleine Reitschule.“

      Nach der morgendlichen Stallarbeit ritt Mick auf Saga aus.

      „Währenddessen kümmern wir uns ein bißchen um die Hengste“, sagte Rolf zu Petra. „Ich werde Saphir für morgen trainieren, und du könntest es mal mit Fox versuchen. Ist dir das recht?“

      Petra befürchtete, daß es etwas schwierig werden könnte, wenn zwei Hengste gleichzeitig auf der Bahn waren, doch sie wollte ihre Unsicherheit nicht zeigen.

      „Ich will mal sehen, ob ich zurechtkomme“, erwiderte sie nur.

      Fox stand nicht im Stall. „Er ist auf der Koppel. Lock ihn mit einem Zuckerstück, dann kommt er sofort“, sagte Rolf. „Und laß den alten Burschen nicht heraus.“

      „Welchen alten Burschen?“

      „Cajus, den schwarzen Wallach.“

      Petra nickte. Sie erinnerte sich jetzt, daß sie Cajus am Vorabend auf ihrem Rundgang gesehen hatte. Mick hatte ihr erzählt, daß Cajus ein altes Dressurpferd war, das einem von Rolfs Freunden gehört hatte. Nun war er zu alt und zu steif für Turniere geworden, doch für eine ruhige Reitstunde war er noch immer gut zu gebrauchen.

      Als Petra mit dem rotbraunen Hengst von der Wiese zurückkam, trabte Rolf schon auf Saphir über die Reitbahn. Fox wieherte und begann mit den Vorderhufen zu stampfen, doch Petra nahm die Zügel fester und führte ihn am Zaun vorbei zum Stall.

      Als sie Fox gestriegelt und gesattelt hatte, führte sie ihn auf den Hofplatz und schwang sich auf seinen Rücken. Der Hengst bewegte sich mit langen, elastischen Schritten zur Reitbahn. Petra war es gewöhnt, die Pferde genau zu kennen, die sie ritt; doch von Fox wußte sie noch so gut wie nichts.

      Anfangs ritt sie also recht vorsichtig, doch schon bald fühlte sie sich sicherer im Sattel. Fox war wirklich nicht schwer zu reiten.

      „Jetzt bringe ich den Schlingel wieder in den Stall“, rief Rolf ihr nach einer Weile zu. „Du kannst ja noch etwas weitermachen.“

      Nachdem Rolf Saphir in seine Box gebracht hatte, kam er zum Zaun und sah Petra beim Reiten zu.

      Während Petra noch ritt, kam Mick mit Saga aus dem Wald zurück.

      „Jetzt hat Fox wohl genug Bewegung gehabt“, sagte Rolf. „Es ging ja recht gut. Wollen wir’s jetzt mal mit den Dreijährigen versuchen?“

      Petra atmete auf. Sie hatte also nicht allzu schlecht abgeschnitten.

      Nach einigen kurzen Anweisungen durfte sie versuchen, einen kleinen Fuchs zu longieren. Er hieß Firlefanz und war ein Halbbruder von Saphir. Schließlich übernahm Rolf die Leine und half Petra vorsichtig in den Sattel des Jungpferdes. Firlefanz trabte immer rundherum, während Petra sich Mühe gab, so weich und federnd wie nur möglich zu sitzen. Am anderen Ende der Reitbahn longierte Mick den zweiten Dreijährigen, einen kräftigen braunen Wallach, der Jambo hieß.

      „Langsam … Halt!“ rief Rolf schließlich.

      Firlefanz blieb gehorsam stehen, während Rolf näher kam. „Wie wär’s, wenn du dich in nächster Zeit etwas mehr mit ihm befassen würdest?“ fragte er Petra. „Firlefanz müßte noch ein paar Tage an der Longe gehen, dann kannst du richtig mit ihm reiten. Bring ihm bei, vor den Schenkeln zu gehen, durch die Bahn zu wechseln und haltzumachen. Das reicht für den Anfang. Mick wird Jambo einreiten; damit übernimmt jeder von euch die Verantwortung für einen Dreijährigen. Die beiden können nachts im Stall stehen, zusammen mit den Pferden des Reitlagers.“

      Petra nickte; und als sie den Fuchs zum Absatteln führte, überlegte sie bereits, ob Firlefanz nicht vielleicht das richtige Pferd für sie sein könnte.

      Beim Mittagessen schlug Rolf vor, daß Mick Petra einige Reitwege in der Umgebung zeigen sollte.

      „Ihr könnt ja Polka und Mona-Lisa nehmen“, schlug er vor. „Ich werde euch helfen, die Fohlen in den Stall zu bringen.“

      „Mona-Lisa? Es kann eine Ewigkeit dauern, bis sie sich einfangen läßt, wenn die anderen frei herumlaufen“, wandte Mick ein.

      Rolf lachte. „Du Faulpelz! Na gut, nimm Donna, wenn dir das lieber ist.“

      Kurze Zeit später ritten sie los. Petra mochte Polka, die dunkelbraune Stute, sofort. Auch Donna, auf der Mick ritt, war ein schönes Pferd; sie schien jedoch etwas verspielt zu sein. Es wurde ein wunderbarer Ausritt mit Galopp auf grünen Waldpfaden und Sprüngen über Hecken und Gräben. Polka sprang gut und war munter und folgsam. Für Petra waren diese Stunden mehr Spaß und Erholung als Arbeit:

      Schließlich erreichten sie einen Traktorweg, der zwischen dem Waldrand und der Stutenkoppel zur Landstraße führte. Dort ritten sie Seite an Seite im Schritt. Von der Koppel erklang Gewieher, und Donna antwortete.

      „Gleich sind wir wieder zu Hause“, sagte Mick.

      „Das war ein schöner Ritt“, erwiderte Petra. „Diese Gegend ist für Ausritte wie geschaffen.“

      In diesem Augenblick tauchte ein cremefarbener Wagen am Waldrand auf und näherte sich dem Gestüt.

      „Da kommt Besuch“, rief Petra.

      Mick gab keine Antwort. Seine Augen wurden schmal, während er dem Wagen mit den Blicken folgte. Sein Gesicht wirkte plötzlich angespannt, und er schien sowohl Petra als auch sein Pferd vergessen zu haben. Donna begann unruhig unter ihm zu stampfen. Da verwandelte sich die Anspannung in Micks Zügen in ein Lächeln, und er streichelte den Hals der Stute.

      „Meine Mutter und meine kleine Schwester sind gekommen“, erklärte er.

      „Zuerst dachtest du wohl, es wäre jemand anderes?“ fragte Petra vorsichtig.

      „Ich dachte überhaupt nichts Bestimmtes“, erwiderte Mick ausweichend.

      Das letzte Stück des Weges legten sie schweigend zurück. Petra überlegte noch immer, was Mick empfunden hatte, als der Wagen aufgetaucht war. Er hatte plötzlich so erleichtert ausgesehen, als er entdeckte, daß seine Mutter und seine Schwester aus dem Auto stiegen; so, als hätte er jemand anderen erwartet. Doch offenbar wollte er nicht darüber sprechen. Oder hatte sie sich alles nur eingebildet?

      Das Auto stand auf dem Hofplatz. Gerade als Petra und Mick vor der Stalltür haltmachten, kam ein kleines Mädchen