Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Название Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper
Автор произведения James Fenimore Cooper
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9788027209774



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nur der einen Dame erweise und sie nicht auch auf die andere ausdehne, weshalb Monsieur Le Quoi sich auch um neun Uhr nach der Rektorei verfügte, um Miss Grant ein ähnliches Anerbieten zu machen, welches jedoch keinen besseren Erfolg als das erste hatte.

      Als er um zehn Uhr nach dem Herrenhaus zurückkehrte, saßen der Major und Richard noch immer am Tisch. Sie suchten nun den Gallier, wie ihn der Sheriff nannte, zu bewegen, daß er den Versuch bei Remarkable Pettibone machen solle. Aber trotz der Weinlaune des also Bedrängten waren doch die zwei Stunden, welche die losen Vögel auf ihre Demonstrationen verwandten, verlorene Zeit; denn er lehnte ihren Rat mit einer Hartnäckigkeit ab, die für einen so höflichen Mann wahrhaft erstaunlich war. Als Benjamin Monsieur Le Quoi nach der Tür leuchtete, sagte er beim Scheiden:

      » Mon schür, wenn Sie neben Mistreß Prettibones beigelegt hätten, wie Squire Dickens Sie zu bereden suchte, so müßte Sie, nach meiner Ansicht, der Teufel geritten haben; denn sehen Sie, Sie würden Mühe gehabt haben, wieder klar von ihr abzukommen. Freilich Miss Lizzy und des Pfarrers Töchterlein sind ein paar zierliche Schifflein, die man wohl im Wind neben sich herlaufen lassen kann, aber Mistreß Remarkable hat so etwas von einer Galeere an sich; wenn Sie diese einmal ins Schlepptau nehmen, so wird sie sich nicht so leicht wieder abschütteln lassen.«

       Inhaltsverzeichnis

      Ja, weiter denn! – Wir wollen nicht

       Ob Froher den, dem’s Herze bricht,

       Verlassen. Jene Flotte

       Ist lustig toll, Gelächters voll –

       Doch bei dem Nachen hier

       Verweilt des Sängers Lied.

      Der Herr der Inseln

      Der Gang unserer Erzählung hat uns durch den Sommer geführt, und nachdem wir beinahe den Kreislauf eines Jahres durchgemacht haben, müssen wir unseren Bericht in dem herrlichen Monat Oktober schließen. Manche wichtige Ereignisse haben sich jedoch in der Zwischenzeit zugetragen, von denen wir einige nicht übergehen dürfen.

      Die zwei Hauptbegebnisse waren die Vermählung Olivers mit Elisabeth und der Tod des Majors Effingham. Beide fanden in der ersten Hälfte des September statt, und das letztere war von dem ersteren nur durch ein paar Tage getrennt. Der alte Mann schwand dahin wie ein erlöschendes Licht, und obgleich sein Verscheiden die Familie in Trauer versetzte, so konnte es doch nach einem solchen Lebensabend keinen Anlaß zu einem nachhaltigen Schmerz geben.

      Marmaduke ließ sich’s vorzugsweise angelegen sein, seine Stellung als Obrigkeit mit seinen natürlichen Gefühlen gegen die Verbrechen in Einklang zu bringen, weshalb den Tag nach dem Brande Natty und Benjamin wieder in das Gefängnis wandern mußten, und dort verblieben sie gutwillig bei guter Kost und sonstiger Bequemlichkeit, bis ein Eilbote von Albany mit einem Pardon des Gouverneurs für Lederstrumpf zurückkehrte. In der Zwischenzeit wurden auch die geeigneten Mittel angewendet, um Hiram wegen des Angriffs auf seine Person zu beschwichtigen, und an dem gleichen Tag erschienen die beiden Kameraden wieder in der Gesellschaft, ohne daß man sie wegen ihrer Verhaftung scheel angesehen hätte.

      Herr Doolittle begann zu entdecken, daß weder seine architektonischen noch seine Gesetzeskenntnisse länger dem wachsenden Reichtum und der zunehmenden Einsicht der Ansiedler entsprachen; nachdem er den letzten Heller, der sich auf dem Wege des Vergleichs erzielen ließ, eingezogen hatte, zog er, um uns des Provinzialausdrucks zu bedienen, ›seine Pfähle heraus‹, um sich weiter nach dem Westen zu begeben, wo er nun sein technisches und juridisches Wissen im Lande verbreitete, wie denn auch noch bis auf den heutigen Tag Spuren von beiden dort zu entdecken sind.

      Der arme Jotham, der seine Torheit mit dem Leben büßen mußte, bekannte noch vor seinem Tode, daß die Gründe für seinen Glauben an eine Mine von den Lippen einer Wahrsagerin stammten, die mittels eines Zauberspiegels verborgene Schätze in der Erde entdecken zu können vorgab. Dieser Aberglaube war in den neuen Ansiedlungen häufig, und als die erste Überraschung vorüber war, geriet die Sache bei dem besseren Teile der Gemeinde bald in Vergessenheit. Während aber die Entwicklung der Dinge jeden noch vorhandenen Verdacht über das Tun und Treiben der drei Jäger aus Richards Brust verbannte, diente sie ihm zugleich als eine nachdrückliche Lehre, – ein Umstand, der für die Zukunft seinem Vetter sehr zustatten kam, indem sich Richard fortan hütete, ihn mit seinen abenteuerlichen Plänen allzusehr zu belästigen. Wir müssen dabei noch bemerken, daß Richard vor Austragung der Sache seinen damaligen Entwurf mit der größten Zuversicht als »einen keineswegs träumerischen« bezeichnet hatte, und das Entgegenhalten dieses einzigen Wortes genügte, ihm für die nächsten zehn Jahre bei jeder Gelegenheit die Lippen zu schließen. Monsieur Le Quoi, den wir unsern Lesern vorgeführt haben, weil ein Gemälde jenes Landes ohne die Darstellung eines solchen Charakters nicht treu sein würde, fand die Insel Martinique und seine sucre-plantage im Besitz der Engländer. Marmaduke und seine Familie wurden jedoch bald durch die Nachricht erfreut, daß er in sein Büro nach Paris zurückgekehrt sei, von wo aus später jährliche Bulletins über das Glück des Franzosen, nebst Versicherungen fortwährender Dankbarkeit seinen Freunden gegenüber in Amerika einliefen.

      Nach dieser kurzen Abschweifung müssen wir zum Gang unserer Erzählung zurückkehren.

      Der Leser denke sich einen unserer mildesten Oktobermorgen – freilich setze ich dabei einen amerikanischen Leser voraus –, wenn die Sonne wie ein Ball von silberglänzendem Feuer am Himmel steht und die beschwingende Herbstluft dem Atmenden Kraft und Leben in alle Gefäße gießt; – dabei ein Wetter, weder zu warm noch zu kalt, sondern von jener glücklichen Temperatur, die das Blut in rascheren Strömen kreisen läßt, ohne die Erschlaffung des Frühlings mit sich zu führen.

      An einem solchen Morgen, ungefähr um die Mitte des Monats, war es, als Oliver in die Halle trat, wo Elisabeth ihre gewöhnlichen Anordnungen für den Tag gab, um seine Frau zu bitten, ihn auf einem kurzen Spaziergang nach dem Seeufer zu begleiten. Die zarte Schwermut in dem Benehmen ihres Gatten fiel Elisabeth auf; sie verließ daher sogleich ihre häuslichen Geschäfte, warf einen leichten Schal über ihre Schulter, verbarg ihre rabenschwarzen Locken unter einem Strohhut, nahm seinen Ann und überließ sich, ohne eine Frage zu stellen, seiner Führung. Sie gingen über die Brücken und waren bereits von der Landstraße ab nach dem See eingebogen, ehe ein Wort gewechselt wurde. Elisabeth erkannte aus den eingeschlagenen Richtungen den Zweck des Spaziergangs und achtete die Gefühle ihres Gatten zu sehr, um eine unzeitige Unterhaltung einleiten zu wollen. Als sie jedoch in den offenen Feldern anlangten und ihr Auge über den lieblichen See streifte, wo bereits die wilden Zugvögel von den großen nördlichen Gewässern Abschied nahmen, um eine wärmere Sonne zu suchen, aber noch verweilten, um in dem spiegelklaren Wasser des Otsego und an den Hängen des Gebirges zu spielen, die sich, als geschähe es dem jungen Ehepaar zu Ehren, in die tausend heiteren Farben des Herbstes gekleidet hatten, da ging der jungen Gattin das Herz über.

      »Das ist keine Zeit zum Schweigen, Oliver«, sagte sie, indem sie sich zärtlicher an seinen Arm anschmiegte. »Jede Kreatur scheint sich zum Preise des Schöpfers zu erheben; warum sollten wir, die wir für so vieles dankbar sein dürfen, stumm bleiben?«

      »So sprich!« entgegnete ihr Gatte lächelnd, »ich hebe den Ton deiner Stimme. Du wirst dir denken können, weshalb ich dich hierher führe; denn ich habe dir meine Pläne mitgeteilt: wie gefallen sie dir?«

      »Ich muß mich zuvor durch den Augenschein überzeugen«, versetzte die junge Frau. »Ich habe mich jedoch ebenfalls mit Entwürfen getragen, und ich glaube, es ist jetzt Zeit, damit hervorzutreten.«

      »Du? Ah, vermutlich etwas im Interesse meines alten Freunde Natty?«

      »Für Natty wird allerdings gesorgt werden; aber wir haben noch andere Freunde außer Lederstrumpf, die unserer Dienste bedürfen. Hast du Luise und ihren Vater vergessen?«

      »Nicht doch; habe ich dem guten Geistlichen nicht eine der besten Meiereien des Bezirks gegeben? Was Luise anbelangt, so möchte ich daß du sie immer in unserer Nähe behältst.«