So was macht die Liebe. Bo R. Holmberg

Читать онлайн.
Название So was macht die Liebe
Автор произведения Bo R. Holmberg
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9788711461518



Скачать книгу

rückwärts und musterte sich. Mit der einen Hand fuhr er sich durch die Haare, damit sie sich zur Seite legten. Aber sie bewegten sich kaum.

      »Warum bist du so fein angezogen? Bleibst du nicht zu Hause, jetzt wo Jörgen hier ist?«

      Sie ging ins Badezimmer und kramte alle After-shaves hervor, die es dort gab. Jörgens und Papas und Martins.

      Sie schnupperte und roch daran.

      Martin stand immer noch vorm Spiegel. Er zog an seinem T-Shirt, löste den Gürtel und stopfte es fester in die Hose. Dann schnallte er den Gürtel noch enger. Er war schwarz und hatte ein Zeichen, darauf stand Diesel.

      Agnes ging nah an ihn heran und schnupperte.

      »Hugo Boss«, sagte sie. »Hat Jörgen dir erlaubt, dass du das benutzt?«

      »Hör auf«, sagte Martin.

      Er öffnete den Gürtel wieder und zog das T-Shirt aus der Hose.

      »Soll ich es über der Hose tragen?«, fragte er.

      Agnes ging ein paar Schritte zurück und betrachtete ihren Bruder. Er trug schwarze Jeans und ein dunkelblaues T-Shirt.

      »In der Hose«, sagte sie.

      »Okay«, sagte er.

      »Ist es wegen Elenor?«, fragte Agnes. »Machst du dich für sie schön?«

      Martin antwortete nicht. Er kehrte dem Spiegel den Rücken zu und drehte sich langsam um.

      »Jetzt bist du hübsch genug«, sagte Agnes. »Bist du verliebt?« Martin glättete das T-Shirt und legte Agnes die Hände um den Hals.

      »Neugierig bist du ja gar nicht«, sagte er.

      Er band seine Schnürsenkel zu, warf sich die Jacke über, ging zur Wohnzimmertür und rief: »Ich geh dann!«

      Er legte einen Zeigefinger auf die Lippen und tippte ihn auf Agnes’ Mund. Dann öffnete er die Haustür.

      »Wann kommst du nach Hause? Du übernachtest doch nicht woanders ...«

      Martin winkte ihr nur zu.

      Sibylla kochte und Agnes half ihr.

      »Ja, du, Agnes«, sagte sie.

      Langsam ging es. Es sah aus, als hätte Sibylla Angst, sich schmutzig zu machen. Sie spreizte ihre schmalen Finger, nahm vorsichtig den Braten und legte ihn auf die Platte.

      Agnes schälte Kartoffeln und putzte das Gemüse. Sie kochte die kleinen Mohrrüben, die sie so gern mochte, und deckte den Tisch. Sibylla trocknete sich die Hände ab und bereitete die Vorspeise zu. Es gab Avocado mit Krabben.

      Hin und wieder kam Jörgen in die Küche und berührte Sibylla. Er legte die Hand um ihren Bauch, er küsste sie, er klopfte ihr auf den Po, er umarmte sie. Und sie legte ihre kleinen Hände auf seine Wangen.

      Schließlich ging Agnes zu Papa.

      »Sie sind verliebt«, sagte sie.

      Papa blinzelte über die Zeitung und lächelte.

      Als sie endlich fertig waren in der Küche, trocknete sich Sibylla die Hände ein letztes Mal ab.

      »Ja, du, Agnes«, sagte sie. »Jetzt haben wir uns eine Pause verdient.«

      »Rauchpause?«, fragte Agnes.

      »Wir haben jetzt Hunger«, sagte Jörgen und packte Sibylla von hinten und hob sie hoch.

      »Oh!«, schrie sie.

      Heute gab es nicht mal Wein.

      Agnes saß neben Papa und gegenüber saßen Jörgen und Sibylla.

      Jetzt esst doch endlich, dachte Agnes.

      Aber nach jedem Bissen mussten die beiden sich küssen. Sie hoben die Gläser mit der Limo und prosteten einander zu und Jörgen starrte in Sibyllas Augen, als ob er da etwas Neues entdeckt hätte.

      Agnes nahm Papas Hand und hielt sie fest.

      »Das hat gut geschmeckt«, sagte er.

      »Wollt ihr denn gar nicht essen?«, fragte Agnes.

      »Sie war meine kleine Küchenhilfe«, sagte Sibylla.

      »Tüchtiges Mädchen«, sagte Jörgen und tippte Agnes auf die Nase.

      Agnes nahm wieder Papas Hand und riss einen Fetzen getrockneten Kleber ab.

      Sibylla ist eine Wurst

      Mirjam wohnte auch auf dem Hügel, nicht weit entfernt von Agnes. Sie wohnte zusammen mit ihrer Mama Maria, ihrem Papa Juan und Carlos. Das war ihr Bruder.

      Maria ist fast genauso dünn wie Sibylla, dachte Agnes. Aber sie hat schwarze Haare. Wie Mirjam.

      Sie saßen in Mirjams Zimmer. Es war Montag und Ostern war bald vorbei.

      »Mirjam ist derselbe Name wie Maria«, sagte Mirjam.

      Sie hatte Jesus von Nazareth im Fernsehen angeguckt. Agnes hatte den Film schon vor mehreren Jahren gesehen. Hinterher hatte sie Jesus gezeichnet, wie er an Luftballons gebunden zu seinem Vater in den Himmel hinaufflog.

      Mirjam blätterte in dem Buch mit Namen, das sie sich in der Bibliothek ausgeliehen hatte.

      Agnes hatte ihr einmal ein Buch gezeigt, in dem man nachlesen konnte, was Namen bedeuteten.

      Agnes bedeutet »die Keusche« und Amanda »sie, die man lieben sollte«. Das würde Agnes nie vergessen.

      Sie bereute es, dass sie Mirjam das Buch gezeigt hatte.

      »Guck mal bei Sibylla nach«, sagte Agnes.

      »Das bedeutet Wahrsagerin. Das weiß ich schon.«

      »Oje«, sagte Agnes.

      »Und außerdem heißt doch so die Wurstbude am Bahnhof«, sagte Mirjam.

      Sibylla Wurst, dachte Agnes. Aber sie heißt doch Sibylla Karlsson.

      Mirjam klappte das Buch zu und ging zum Fenster. Eine ganze Weile guckte sie hinaus.

      »Hat Carlos eine Freundin?«, fragte Agnes.

      Mirjam hörte auf, aus dem Fenster zu gucken.

      »Ich weiß nicht«, sagte sie.

      »Martin hat eine«, sagte Agnes. »Sie heißt Elenor.«

      »Ich weiß«, sagte Mirjam. Sie wollte nach dem Buch greifen, aber Agnes warf es aufs Bett.

      »Ich will nicht wissen, was Elenor bedeutet«, sagte sie.

      »Was wollen wir dann machen?«, fragte Mirjam.

      »Jörgens Freundin heißt Sibylla. Sie haben in Papas Bett geschlafen.«

      Mirjam fing an, sich dafür zu interessieren.

      »Wie alt ist sie?«

      »Dreißig oder vierzig vielleicht«, sagte Agnes. »Wahrscheinlich ist sie schon zu alt, um ...«

      Sie holte tief Luft und dann sagte sie es: »... um zu bumsen.«

      Mirjam zog eine Grimasse.

      »Manche machen das noch mit hundert«, sagte sie.

      »Hundert!«, rief Agnes aus.

      Sie dachte an Großvater und Großmutter. Die würden das doch wohl nicht mehr machen? Und die waren noch nicht mal siebzig.

      »Alle Erwachsenen machen es«, sagte Mirjam.

      Agnes war drauf und dran zu fragen, ob sogar Maria und Juan es machten, aber zum Glück schaffte sie es, sich die Frage zu verkneifen.

      Sie hatte es gelernt. Sie zählte fünf Mississippi.

      Papa hatte ihr beigebracht erst nachzudenken, ehe sie etwas sagte.

      Jetzt warf sie einen