Brüder machen manchmal Kummer. Lise Gast

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Название Brüder machen manchmal Kummer
Автор произведения Lise Gast
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9788711508398



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sie halblaut, nahm die Schenkel heran, und schon galoppierte das Pferdchen an, duckte sich zusammen und setzte mit Reni über den Zaun, glatt, wie hundertmal geübt. Reni hatte die Knie unwillkürlich angeklemmt und war mit der Bewegung gegangen, wie es ihr in ihrem jungen Leben wohl noch nie auf Ponyrücken geglückt war. Auch Reiter, die jeden und jeden Tag springen, haben gute und schlechte Tage. Reni mußte heute einen außerordentlich guten haben, das merkte sie selbst.

      „Reni!“ quiekte Tante Mumme, die die Kinder noch nie hatte springen sehen. Und —

      „Na also!“ murmelte Christian.

      Vater lachte. Er ging zu Reni und ihrem Pferdchen hin und tätschelte dem Kleinen den Hals, Reni den Arm.

      „Das habt ihr wirklich fein gemacht.“

      „Ja, ich hatte Glück, Vater“, sagte Reni ehrlich, aber doch strahlend vor Stolz. Wenn man einen ordentlichen Sprung landete, hatte ihn meist niemand gesehen. Das traf diesmal nicht zu. Sie lachte. Und dann ritt sie ihr neues Pferdchen rasch ein paarmal im Kreis, trieb es mit den Schenkeln, völlig sicher und wie darauf zu Hause. Nach der dritten Runde hatte der Fuchs es satt. Er bockte, setzte seine Reiterin, die an kein Aussteigen mehr dachte, mit Schwung in die Wiese und sprang davon. Alle lachten, Reni am meisten.

      „Nun reicht’s für heute, Reni“, rief Tante Mumme und kam mit einem Zuckerstück in der einen Hand gelaufen, um es dem Pferd zu geben und mit der andern Hand Reni festzuhalten, die, o Wunder!, noch lebte.

      Reni aber wehrte ab, und auch Mutter sagte freundlich, aber bestimmt:

      „Nein, Mummelein, nun muß Reni erst nochmal rauf, und Zucker gibt es erst, wenn der Reiter freiwillig abgestiegen ist. Was denkst du, Pferde haben ein ausgezeichnetes Gedächtnis, und dieser kleine Gauner hier würde von nun an immer versuchen, seine Reiter loszuwerden, um dann erstens Zucker zu bekommen und zweitens die Reitstunde zu beenden.“

      Das sah Tante Mumme ein. Reni ritt noch ein Stück, sprang dann ab, und nun durfte das neue Pony ganz allein auf der Weide bleiben. Die drei andern, der Graf und die Gräfin samt Prinz, ihrem Fohlen, mußten im Stall stehen.

      „Später findet sich schon irgendein Rat“, sagte Vater, und Christian nickte ihm zu. ‚Ich werd das mit Güsti schon hinkriegen‘, hieß dieser Blick. Noch atemlos und aufgeregt verließ die Familie den Schauplatz der Ereignisse.

      „Na? Und was sagst du nun zu Vater?“ fragte Mutter schließlich leise in das endlose Fachgesimpel hinein, in dem Reni, Christian und Erika dahinmarschierten. Reni wurde rot.

      „Ja: danke natürlich ... aber ich weiß ja gar nicht mal, wem er gehören soll. Oder was — hast du ihn geborgt, Vater, den Fuchs?“

      Der Doktor sah sie nachdenklich an.

      „Das wollte ich eigentlich sagen, Reni, als Ausrede, weil ich ein rabenschwarzes Gewissen habe. Auch Väter können unter Gewissensbissen leiden, und bei mir war das stark der Fall. Ohne Grund den Kindern ein viertes Pony zu schenken, grenzt das nicht an allzu große Verwöhnung? Aber erstens wachst ihr wirklich allmählich über die Shetland-Ponys hinaus, und zweitens hast du Ostern ein sehr anständiges Zeugnis gebracht, Reni, ich hab das nicht vergessen. Christian übrigens auch. Immer muß so was ja nicht belohnt werden, aber manchmal. Und drittens und hauptsächlich, mein Kind, habe ich das Pferdchen gekauft, weil ich finde, die Pferde sollen endlich ihren eigentlichen Zweck erfüllen: nicht nur, damit ihr drei andauernd damit reitet und fahrt, sondern wegen der Heimkinder. Dieser Fuchswallach soll ein gutes Voltigierpferd sein, deshalb hab ich ihn gekauft. Ihr habt jetzt genug gelernt, um euch selbst auf Pferderücken zu behaupten. Nun soll es endlich damit losgehen, daß auch die Heimkinder oder doch diejenigen, die es gern möchten, etwas davon haben. Weil ich aber nicht vierzig oder fünfzig Ponys anschaffen kann, damit jedes ein eigenes reitet, dachte ich, wir nehmen ein Voltigierpferd. Und das soll dieser Muckel sein. Voltigieren können gut sechs oder zehn Kinder, und wenn der Muckel vormittags eine halbe Stunde läuft, damit die Kinder an ihm turnen, und nachmittags wieder eine andere Gruppe, so können doch alle mal auf einen Pferderücken kommen. Und sie haben ihren Spaß.“

      „Ja, o ja, Vater. Aber manchmal darf ich ihn auch reiten — und springen! Frühmorgens — oder abends, wenn die Kinder schon in den Schlafsälen sind, und sonntags — und —“

      „Und — und — und — — — Reni, du bleibst doch immer, wie du warst. Denk ein einziges Mal an die andern und nicht nur an dich“, mahnte Mutter leise. Reni wurde rot.

      „Also Muckel heißt er“, sagte sie dann, schnell auf ein anderes Thema kommend, „eigentlich kein sehr schöner Name, wenn man Graf und Gräfin dagegen hält. Und wie werden wir es schaffen, ohne daß er und der Graf sich gegenseitig zusammenschlagen?“

      „Reni“, sagte nun auch Erika, leise und ziemlich mahnend, „du hast schon wieder vergessen ...“

      „Richtig. Ich bin ein Scheusal. Danke, Vater“, sagte Reni und sprang dem Vater an den Hals. Er tat, als fiele er von diesem Ansprung um, nahm sie dann um die Schulter und ging so mit ihr vor den andern her, dem Hause zu.

      „Bitte, Reni. Gern geschehen“, sagte er, und es klang, als wollte er noch mehr sagen. Aber er schwieg. Und sie waren auch schon am Hause angelangt.

      Reni zog ihn die Treppe hinauf, wie sie es als kleines Kind getan hatte, wenn er unten stand und jammerte, er könne nicht mehr, und bugsierte ihn liebevoll-übermütig in sein Zimmer.

      „Hoffentlich hast du nun noch eine Viertelstunde Ruhe“, sagte sie und warf ihm eine Decke über die Beine, strich sie glatt, so daß der Doktor sich schreiend unter dieser Liebkosung krümmte.

      „Laß midi leben, bitte!“

      „Ach, Vater.“ Sie kam noch einmal zum Kopfende der Couch, beugte sich herunter und küßte seine braunrote Wange mit den tiefen Falten. „Ich danke dir, ich danke dir sehr, sehr schön!“

      Erst als sie die Tür, so leise wie möglich, hinter sich zugemacht hatte, fiel ihr ein, daß die Überraschung, auf die sie gewartet hatte, eine ganz andere geworden war. Sie blieb stehen und sah auf ihre Fußspitzen herab, nachdenklich, minutenlang. So fand Christian sie, der zufällig vorbeischlenderte.

      „Na?“ fragte er und gab ihr einen kleinen Puff.

      „Was denn: na?“ sagte Reni gereizt. Das war ja das Scheußliche an Christian: er wußte immer, was man dachte. Es war die reinste Zauberei bei ihm.

      „Gar nicht na, daß du es nur weißt“, sagte sie und gab ihm einen viel gröberen Puff, um gleich danach die Treppe hinunterzusausen, schnell, schnell, schneller, als er hinterhergucken konnte ...

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