Ein Traumpferd für Petra. Torbjörg Hagström

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Название Ein Traumpferd für Petra
Автор произведения Torbjörg Hagström
Жанр Языкознание
Серия Petra
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788711786857



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wurden plötzlich von Beifallsklatschen unterbrochen. Das bedeutete also, daß die Quadrille beendet war. Wenige Minuten später erklangen Stimmen und Hufgetrappel vor der Stalltür. Die Pferde wurden hereingeführt. Mädchen riefen einander Scherzworte zu, Boxtüren wurden geöffnet, jemand drehte am Wasserhahn vor dem Stallbüro und das Wasser plätscherte auf den Boden. Die Mädchen säuberten die Pferdegebisse und unterhielten sich dabei eifrig, doch Astrid konnte nur einige Wortfetzen verstehen. Plötzlich lachte jemand. Astrid fühlte sich mit einem Male sehr ausgeschlossen.

      „Beeil dich mit Tuff-Tuff!“ rief eine Stimme.

      Das kleine Fjordpferd sollte gleich wieder auftreten. Lena war eine von den Glücklichen, die gelernt hatten, auf Tuff-Tuffs Rücken zu springen, während das Pony über die Bahn trabte, und dann Kunststücke auf dem Pferderücken vorzuführen.

      Astrid stand auf, ging zu Svala und streichelte das weiche, gepflegte Winterfell ihres Ponys. Dann setzte sie sich wieder in die Ecke und sagte: „Sieh mal, Svala! Eine Karotte!“

      Wie immer hatte sie ein paar gelbe Rüben in ihrer Tasche. Nun nahm sie eine davon und legte sie sich auf den Kopf. Das war ein Spiel, das Svala kannte. Im nächsten Augenblick spürte Astrid die warmen Atemzüge ihres Ponys in den Haaren. Das Pferdemaul schnappte zu, und schon war die Karotte verschwunden.

      Wenn ich Petra nur ein neues Pferd verschaffen könnte! dachte Astrid. Eines, das genauso wunderbar ist wie Svala.

      Plötzlich hörte sie wieder Schritte an der Stalltür. Jetzt wurde wohl Tuff-Tuff hereingeführt, und nun waren Agneta und Charlotte Verelius mit ihrem Spiegelritt an der Reihe. Ihr Vater leitete die Reitschule zusammen mit Karin, und die Zwillingsschwestern waren wirklich vorzügliche Reiterinnen.

      Die Mädchen, die Tuff-Tuff zurückgebracht hatten, verschwanden rasch, und im Stall wurde es wieder so still und friedlich wie vorher.

      Astrid war wirklich froh, daß sie in diesem Jahr auf eine ganz gewöhnliche Schule hatte überwechseln dürfen. So konnte sie zu Hause wohnen und jeden Tag in den Stall zu Svala kommen. Ein wenig nervös war sie schon gewesen, als sie in diese neue Schule kam, in der alle ihre Mitschüler sehen konnten …

      „Ob die hier wohl abends abschließen?“ hörte sie plötzlich eine fremde Männerstimme sagen.

      Astrid fuhr zusammen und lauschte mit angehaltenem Atem. Sie hatte geglaubt, allein im Stall zu sein.

      „Der Fuchs sieht gut aus, wie?“

      „Ja, aber seine Augen gefallen mir nicht“, antwortete eine zweite Stimme ängstlich.

      „Feigling!“ sagte der Mann, der zuerst gesprochen hatte, lachend.

      Astrid merkte nun, daß die Fremden vor Ballades Box standen. Was redeten sie da nur? Sie hörte, wie die beiden näher kamen, während sie sich über jedes einzelne Pferd unterhielten. Es klang beinahe, als wollten sie sie kaufen. Plötzlich kam Astrid ein schrecklicher Gedanke. War es möglich, daß Herr Verelius und Karin sich entschlossen hatten, die Reitschule zu schließen und die Pferde zu verkaufen? Sie verdienten ja nicht allzuviel damit, doch Karin behauptete immer, das läge nur daran, daß die Reitschule noch so neu sei.

      Astrid wünschte, die Männer wären in die entgegengesetzte Richtung der Stallgasse gegangen. Es war ein unbehagliches Gefühl, sich vorzustellen, daß die beiden sie vielleicht sahen. Doch sie wußte aus Erfahrung, daß man sie von der Stallgasse aus kaum bemerkte, wenn sie wie jetzt direkt neben der Boxtür saß. Nur wenn die Männer auf die Idee kamen, in die Box zu gehen, konnte es passieren, daß sie über sie stolperten.

      „Fjordpferde sind gut. Die sehen alle gleich aus“, murmelte einer von den beiden.

      Nun waren sie vor Tuff-Tuffs Box angelangt. Daneben stand Svala, und Astrids Herz klopfte angstvoll. Sie kroch noch mehr in sich zusammen und machte sich so klein wie möglich.

      Dann hörte sie eine Stimme über ihrem Kopf sagen: „Hübsches Pony. Solche wird man leicht los, ob sie jetzt Papiere haben oder nicht.“

      Ein Brummen war die Antwort.

      Astrid begann vor Angst zu zittern. Diese Männer sprachen nicht so, als wollten sie Pferde kaufen!

      Sie fürchtete sich so, daß sie kaum zu atmen wagte.

      „Komm jetzt, wir gehen wieder hinaus und mischen uns unters Publikum“, sagte die Stimme, die vorher so ängstlich geklungen hatte.

      „In Ordnung. Jetzt haben wir uns wenigstens mal umgesehen und wissen Bescheid.“

      Zu Astrids grenzenloser Erleichterung verließen die Männer den Stall. Während die Tür hinter ihnen zufiel, erinnerte sie sich plötzlich daran, daß einer von beiden gefragt hatte, ob der Stall abends verschlossen würde. Waren diese Männer vielleicht Pferdediebe? Womöglich wollten sie Svala stehlen?

      Zitternd saß Astrid in ihrer Ecke. Was konnte sie tun, um die beiden daran zu hindern? Was sollte sie nur machen?

      Ein Traumpferd für Petra?

      „Ankauf und Verkauf von Pferden“ stand auf einem verwitterten Schild neben einem schmalen Zufahrtsweg. Petras Vater bog mit dem Wagen in die kleine Straße ein.

      Der Pferdehändler hatte am Telefon gesagt, daß er einige gute Reitpferde hätte, die nicht zu teuer wären, und Petra hoffte, daß es stimmte.

      Herr Granberg parkte sein Auto neben einem Gelände, das vermutlich der Stall war, und Petra und Rosemarie stiegen aus. Jenseits des Stallhofs befand sich eine Koppel, auf der einige Hindernisse aufgebaut waren. Direkt neben dem Zaun saß ein Reiter auf einem großen, braunen Pferd. Er unterhielt sich mit einem hochgewachsenen, mageren Mann. Herr Granberg und die Mädchen gingen auf die beiden zu.

      „Sie scheinen zu streiten“, sagte Petra leise.

      „… und soll das wirklich der ,tolle Hengst‘ sein, den Sie mir am Telefon versprochen haben? Außerdem sagten Sie doch, es wäre ein Schimmel!“

      „Nein, das ist leider ein anderes Pferd“, erwiderte der große Mann, der offenbar der Pferdehändler war. „Vor Ihnen war noch ein anderer Herr hier, der den Schimmel haben wollte, aber Bedenkzeit verlangte. Anfangs schien er nicht übermäßig interessiert zu sein; deshalb dachte ich, ich könnte Ihnen den Hengst verkaufen. Aber dann wollte ihn der Herr doch haben. Tut mir wirklich leid!“

      „Es tut Ihnen leid – was nützt mir das schon!“ sagte der Reiter mürrisch und stieg vom Pferd.

      Petras Hoffnung sank. Das fing ja nicht gerade gut an! In diesem Augenblick wurde der Pferdehändler auf sie aufmerksam.

      „Oh, guten Tag!“ sagte er mit einer Herzlichkeit, die im scharfen Kontrast zu dem Ton stand, den er seinem vorherigen Kunden gegenüber angewandt hatte. Dann begrüßte er der Reihe nach Herrn Granberg, Petra und Rosemarie.

      „Und welche von den jungen Damen möchte nun ein Pferd kaufen?“

      „Kann mir jemand vielleicht dieses Kamel hier abnehmen?“ fuhr der unzufriedene Kunde dazwischen.

      Rosemarie nahm den braunen Hengst am Zügel, und der Mann ging auf seinen Wagen zu. Sogar von hinten wirkte er wütend.

      „Die Pferde sind dort im großen Stall“, sagte der Händler und führte Herrn Granberg und die Mädchen zu dem Gebäude, vor dem sie geparkt hatten.

      In der Stalltür kam ihnen ein kleiner, stämmiger Pferdeknecht entgegen, der den Hengst entgegennahm.

      „Sind die Pferde gesattelt?“ fragte der Händler.

      „Ja – bis auf Katinka“, erwiderte der Stallknecht.

      „Und warum ist sie noch nicht soweit?“ Die Worte kamen wie ein Peitschenhieb.

      Der Stallknecht befeuchtete die Lippen mit der Zungenspitze. „Sollen die Mädels wirklich auf ihr reiten?“

      „Ja, natürlich! Das habe ich doch schon gesagt! Also, sattle sie schnell, während wir uns den Wallach ansehen. – Hier haben