Die Weltportale (Band 3). B. E. Pfeiffer

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Название Die Weltportale (Band 3)
Автор произведения B. E. Pfeiffer
Жанр Языкознание
Серия Die Weltportale
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783038961536



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werden«, murmelte Hektor. »Wenn dich jemand beeinflusst, wirst du vielleicht nicht das tun, was du vorhattest, sondern das, was du für richtig hältst, obwohl es das womöglich gar nicht ist.«

      Eleonora wollte etwas sagen, doch Lucius legte eine Hand auf ihre Schulter. »Ich verstehe, dass du wütend bist, und auch ich kann nicht nachvollziehen, warum sie dir nichts sagen. Aber du wirst sie jetzt nicht dazu bringen, dich in alles einzuweihen, und wir müssen wirklich aufbrechen, wenn wir die Nacht nicht in der Wüste verbringen wollen.«

      Als sie in seine Augen blickte, musste sie an die Worte denken, die Merana im Garten hinter dem Ratstempel zu ihr gesagt hatte: »Der Ritter gibt dir Sicherheit, aber der Drache lässt dein Licht heller strahlen.«

      Sie schluckte. Hatten diese Worte sie in ihrer Entscheidung beeinflusst? War sie damals, als Lady Graie starb, dem Schatten in die Falle gegangen, weil Aestus’ Worte sie gekränkt hatten und sie sich selbst etwas beweisen wollte?

      Sie wandte sich ihrem Großvater zu, der immer noch auf den Boden starrte. »Wer wird mich in das einweihen, was Hektor gerade angeschnitten hat?«

      Dano stieß den Atem aus. »Die Königin«, sagte er leise. »Falls sie mit uns spricht.« Er hob den Kopf und sah sie erschöpft an. »Vielleicht wäre es besser, ich würde euch nicht begleiten. Denn wenn sie nicht mit dir spricht, ist es meinetwegen.«

      »Aber du bist der Einzige, der uns zu ihr führen kann«, warf Eleonora ein.

      »Und nur deswegen komme ich mit«, erwiderte Dano. »Aber ihr solltet in Erwägung ziehen, mich in der Wüste zurückzulassen.«

      »Das kommt nicht infrage!« Eleonora schüttelte den Kopf. »Wir lassen dich nicht einfach irgendwo sitzen.«

      Die anderen nickten zustimmend. Dano schwieg und ließ sich schließlich von Lucius in den Sattel helfen.

      »Wo ist eigentlich Daphne?«, fragte der Ritter Cerim.

      Als der Magier gerade mit den Schultern zucken wollte, kam Daphne angelaufen. Sie schleppte eine Tasche mit sich und rang um Atem, als sie die Gruppe erreichte.

      »Was ist das alles?« Lucius beobachtete, wie Cerim die Tasche an Daphnes Pferd befestigte.

      »Wir begegnen einer Königin und ich dachte, Eleonora sollte dann ein wenig … Nun ja … Sie sollte dann nicht unbedingt aussehen, als wäre sie gerade aus dem Bett gefallen.« Daphne schenkte Eleonora ein Lächeln. »Entschuldige, Liebes, aber du siehst im Moment nicht vorzeigbar aus.«

      Hektor beugte sich zu Eleonora hinunter. »Kann es sein, dass Daphne nicht weiß, wie gefährlich die Reise ist?«

      »Das ist ihre Art, mit der Angst umzugehen«, erwiderte Eleonora leise. »Es beruhigt sie, sich um so etwas zu kümmern.«

      »Gefühle sind wirklich kompliziert«, meinte Hektor. »Ich glaube, ich bin froh, dass ich sie kaum selbst empfinde.«

      »Manchmal wünsche ich mir das auch«, entgegnete Eleonora.

      »Das solltest du nicht«, mahnte der Lunara. »Denn sie sind die Grundlage deiner Stärke.«

      Eleonora nickte und sah dann verstohlen zu Lucius, der zu warten schien, bis alle anderen auf ihre Pferde aufgesessen waren, ehe er selbst aufstieg. Erst als die anderen bereit waren, schwang er sich hinter Dano in den Sattel und ergriff die Zügel seines Pferdes.

      »Ich fliege voraus, Cerim übernimmt den Abschluss«, bestimmte der Ritter. »Wir werden landen, wenn die Sonne wieder sinkt, und ein Lager für die Nacht aufschlagen. Sollten wir einander verlieren, treffen wir uns spätestens im Morgengrauen in Vindu. Haltet euch unter allen Umständen von Lumeno fern und fliegt einen weiten Bogen um die Stadt. Verstanden?«

      Er wartete, bis alle zugestimmt hatten, dann gab er seinem Pferd ein Zeichen und es lief los, breitete seine Flügel aus und erhob sich in die Lüfte. Eleonora folgte ihm und hinter ihr tauchte Daphne mit Hektor auf, der sich an den Knauf des Sattels klammerte.

      Wind blies ihr um das Gesicht und sie schob ihre Kapuze über den Kopf, zog den Umhang enger vor ihrer Brust zusammen. Es würde kalt werden, weil immer noch Winter herrschte und die Temperaturen außerhalb von Aquaris stark abfallen würden. Einen Moment bereute sie, sich nicht eine wärmere Tunika angezogen zu haben. Doch daran ließ sich jetzt nichts mehr ändern.

      Und während sie der Sonne entgegenflogen, hoffte sie, dass der Schatten sie wirklich nicht beobachtete und sie die Auronen ohne Verzögerung erreichen würden.

      Es dauerte nicht lange, da fühlte sich der Wind so schneidend an, dass Eleonora es kaum noch aushielt und sich tief über ihr Pferd beugte, um sich ein wenig zu wärmen. Zwar überquerten sie die Wüste nahe von Dragonis, allerdings schien der Winter dennoch in greifbarer Nähe zu sein.

      Je länger der Flug dauerte, umso steifer wurden ihre Finger, die sie um die Zügel verkrampfte. Denn mit jedem Flügelschlag kamen sie Lumeno näher und selbst hier, wo noch der zarte Duft des Meeres in der Luft lag, konnte sie bereits die Dunkelheit spüren, die von der Magierhauptstadt auszugehen schien. Das Atmen fiel ihr immer schwerer und sie musste sich zwingen, die Augen offen zu halten. Das Amulett unter ihrer Tunika glühte, wie vorhin, als Nina ihr gegenübergetreten war. Als wollte es sie schützen …

      »Lucius«, dachte sie und war erleichtert, als der Ritter seinen Kopf wandte. Wortlos schien er zu verstehen, dass sie ihm etwas sagen wollte, denn er zügelte sein Pferd und ließ sich zu ihr zurückfallen.

      »Alles in Ordnung?«, fragte er. »Hast du … Habe ich dich in meinem Kopf gehört?«

      »Es tut mir leid«, brachte Eleonora mühsam hervor. »Aber ich …«

      Ihre Hände begannen zu zittern und sie musste gegen die Übelkeit ankämpfen, die sich ihrer bemächtigte.

      »Eleonora«, sagte Lucius und griff nach den Zügeln ihres Pferdes.

      Sie schaffte es gerade noch, sich im Sattel zu halten, und wusste nicht, wie es Lucius gelang, beide Pferde sicher auf den Boden zu führen, während er auch noch Dano davor bewahrte, hinunterzufallen. Aber kaum hatte ihr Tier seine Hufe auf den Sand gesetzt, schwang der Ritter sich aus dem Sattel und hob Eleonora aus ihrem.

      »Was ist los?«, fragte er, als er sich mit ihr auf den Boden setzte.

      »Die Dunkelheit … sie ist zu stark«, murmelte Eleonora. »Es fühlt sich so an, als wäre sie ganz nahe …«

      »Unmöglich«, erwiderte der Ritter. »Lumeno ist noch einige Flugstunden entfernt.«

      »Lucius, ich bilde mir das nicht ein«, sagte sie ernst. »Hier stimmt etwas nicht.«

      »Ich glaube dir ja«, meinte Lucius und sah sich um. »Aber wir sind hier mitten in der Wüste und ich entdecke nichts, was auf den Schatten hinweisen könnte.«

      Die anderen Pferde landeten neben ihnen, doch noch bevor Daphne, deren Gesicht von der Kälte gerötet war, fragen konnte, was los war, zitterte der Boden unter ihnen.

      Die Flügelpferde schnaubten und obwohl Dano noch auf seinem saß, ging es mit ihm durch und lief in die Wüste. Jenes von Eleonora folgte ihm, nur Daphne und Cerim konnten ihre Tiere daran hindern, wegzulaufen.

      »Was ist das?«, schrie Daphne, die mit dem riesigen Tier, auf dem sie vor Hektor saß, zu kämpfen hatte.

      In dem Moment verschwand die Sonne in dunklem Nebel und es wurde eiskalt.

      »Nina«, keuchte Eleonora, als sie auf einer Düne die schmale Gestalt ihrer einstigen Freundin entdeckte. Die Haut ihrer Hände wirkte noch dunkler als am Morgen und mittlerweile sahen auch ihre Arme aus, als hätte sie schwarze Spitzenhandschuhe angezogen. Ob die Dunkelheit sie von innen heraus zerfraß?

      »Du bist wirklich dumm«, rief Nina und hob ihren Arm. »Hast du gedacht, ich lasse zu, dass du die Auronen um Hilfe bittest? Es ist Zeit, dass du in die Dunkelheit fällst, wie mein Meister es wünscht. Aber wenn es nach mir geht, überlebst du diesen Kampf