Название | Die Weltportale (Band 3) |
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Автор произведения | B. E. Pfeiffer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Die Weltportale |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783038961536 |
»Wer seid ihr und wie habt ihr euch Zugang zu unserer Welt verschafft?«, fragte der vermeintliche Anführer der Lunara und fixierte Eleonora dabei.
Sie fröstelte noch mehr, weil der Mann so feindselig wirkte. Erkannte er denn die Lunara an ihrer Seite nicht als jemanden seines Volkes an?
»Wir sind …«, begann Sarina, aber der Lunara hob seine Hand.
»Ich will es von ihr wissen«, forderte er und deutete auf Eleonora.
Sie straffte die Schultern, richtete sich zu voller Größe auf und sah dem Lunara in die eisblauen Augen, die sie so sehr an Aestus erinnerten. Ein Stich in ihrem Herzen ließ sie nach Luft schnappen. Sie durfte jetzt nicht Trauer und Schuldgefühle die Oberhand gewinnen lassen. Die Magie ihrer Welt würde erlöschen, wenn diese Lunara ihr nicht halfen.
Sie zögerte, bis sie eine warme Hand auf ihrer Schulter spürte. Ohne sich umdrehen zu müssen, wusste sie, dass Lucius hinter sie getreten war und ihr auf diese Weise Mut schenkte. Und wieder regte sich das schlechte Gewissen, weil sie Aestus aus ihren Gedanken verdrängt hatte.
Sie schüttelte kaum merklich den Kopf, ermahnte sich gedanklich, sich zu konzentrieren. Dieser Moment war entscheidend und sie durfte ihn nicht verstreichen lassen.
»Wir kommen aus der Welt der Menschen«, verkündete Eleonora mit fester Stimme. Insgeheim hatte sie gehofft, dass die Lunara sich beeindruckt zeigen würden, doch keine Regung huschte über ihre Gesichter. »Dies ist der Rat der Lunara in meiner Welt. Außerdem ist der Magierkönig Seratus an meiner Seite sowie die Ritter des Mondordens. Ich bin Eleonora aus dem Haus Etoille …« Sie zögerte einen Augenblick, ehe sie hinzufügte: »Ich bin das Licht.«
Einen kurzen Augenblick ließen die Lunara vor ihr Überraschung in ihren Mienen erkennen, allerdings verschwand die Gefühlsregung genauso schnell, wie sie gekommen war.
Der Mann, der sie angesprochen hatte, trat vor. »Ich bin Wyn, Anführer der Jäger des Nordens.« Er neigte seinen Kopf leicht und Eleonora konnte nicht anders, als die unzähligen Narben auf seiner Brust zu mustern. Wie viele Kämpfe er wohl ausgetragen hatte? »Wir erlauben euch, hier zu sein. Könnt ihr mich zu unserem Oberhaupt begleiten?«
»Gebt uns einen Augenblick und wir werden uns geeignetere Kleidung holen«, meinte Eleonora schnell und wollte sich umdrehen, als Wyn nach ihrem Arm griff.
»Du bist das Licht, oder? Dann kannst du uns auch durch den Schnee folgen.«
Lucius trat dazwischen und wischte den Arm des Lunara von Eleonora. »Es ist für unsere Verhältnisse sehr kalt und falls wir Euch länger folgen müssen, werden wir erfrieren«, warf er mit einer Stimme ein, die keinen Widerspruch duldete.
Der Lunara machte einen Schritt zurück und gab ein Grunzen von sich. »Meinetwegen, aber beeilt euch. Wenn die Sonne hier untergeht, wird es gefährlich.«
Lucius nickte und führte Eleonora durch das geöffnete Portal zurück in ihre Welt. Seratus rief Befehle, kaum dass er aus dem Portal getreten war, und sowohl die Lunara als auch die Magier beeilten sich, winterfeste Kleidung für alle zu bringen.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte der Ritter und betrachtete Eleonora mit ernstem Blick.
»Ich weiß nicht«, murmelte sie. »Etwas an diesen Lunara kommt mir … seltsam vor.«
Lucius hob eine Augenbraue. »Was meinst du?«
»Sie sind so anders als jene dieser Welt.«
Eleonora kam nicht dazu, ihre Überlegungen fortzusetzen, denn jemand reichte ihr ein warmes Oberteil und Winterstiefel, die sie schnell anzog. Daphne gab ihr einen dunkelblauen Wollumhang des Mondordens und ergriff ihre Hand.
»Ich bin gespannt, was diese Lunara uns zeigen wollen.« Sie klang aufgeregt und ängstlich zugleich.
»Ich hoffe, sie helfen uns«, erwiderte Eleonora unsicher.
»Das werden sie«, versuchte Sarina, die gerade einen dritten Pullover über ihren Kopf zog, ihr Mut zu machen.
»Wird Lord Dano uns begleiten?«, wollte Lucius wissen.
Sarina schüttelte den Kopf. »Er ist nicht in der Lage, so weit zu gehen, und wir können ihn nicht tragen. Es ist besser, er bleibt hier und ruht sich aus.«
»Wird er jemals wieder er selbst sein?«, fragte Eleonora beunruhigt.
»Er war mehrere Tausend Erdenjahre unsterblich, Kind«, erwiderte die Lunara. »Es wird ein wenig dauern, bis er damit zurechtkommt, es nicht mehr zu sein. Es ist für uns alle nur schwer nachzuvollziehen, weil niemand so etwas je erfahren hat.«
Eleonora drehte ihren Kopf und sah Lucius an, der ihrem Blick standhielt. Seine dunkelblauen Augen wirkten bedrückt. Sie wusste, dass er Dano verstand, weil es ihm ähnlich gegangen war und vermutlich immer noch ging. Auch er war unsterblich gewesen, allerdings nicht als Teil dieser Welt, und er schien ihr immer ein wenig verloren zu sein.
»Wir sollten aufbrechen«, meinte Seratus und zog seinen Umhang enger vor seiner Brust zusammen. »Hoffen wir, dass die Lunara uns helfen werden.«
Kapitel 6
Wyn, der Anführer der Lunara, verschränkte seine Arme, als Eleonora neben Lucius wieder durch das Portal trat. Er wirkte gereizt und sie fragte sich, wieso.
Während sie darauf warteten, dass auch die anderen, die sie begleiten würden, durch das Portal traten, begann ein Lunara aus dieser Welt, mit Hektor zu sprechen.
»Wie ist die Menschenwelt, außer deutlich wärmer?«
Hektor ließ seinen Blick schweifen. »Nun, es gibt Pflanzen und Jahreszeiten, Meere und Flüsse …«
Er starrte auf ein Symbol, das auch Eleonora bereits aufgefallen war. Die Lunara trugen auf ihrer rechten Schulter eine Art Zeichen, das ein wenig an die Schrift erinnerte, die auf dem Portal aufgeleuchtet hatte. Ob es sich um einen Buchstaben der alten Lunara-Sprache handelte?
»Dieses Symbol kommt mir bekannt vor«, murmelte Hektor.
Der andere Lunara sah ihn verständnislos an. »Das sollte es auch, es steht für die Bestimmung eines Jägers.« Er deutete auf Hektor, dessen Schulter unter der Kleidung und dem Umhang verborgen war. »Und was ist deine Bestimmung?«
»Ich bin Handwerker«, erwiderte Hektor.
Der Jäger hob eine Augenbraue. »Was soll das bitte sein?«
Hektor setzte zu einer Erwiderung an, aber Seratus erklärte, dass sie vollzählig waren. Wyn, der wieder nur ein Grunzen von sich gab, wandte sich um und schritt voran, ohne sich darum zu kümmern, ob die anderen sein Tempo halten konnten.
Eleonora, die im tiefen Schnee immer wieder einsank, kämpfte verbissen darum, Wyn zu folgen. Doch erst als Lucius ihren Arm umfasste und ihr half, voranzukommen, gelang es ihr. Dankbar nickte sie Lucius zu, der starr nach vorn blickte. Er behielt Wyn im Auge und Eleonora wusste, dass er es tat, weil er dem Lunara nicht traute. Der Ritter war immer besorgt und verschaffte sich einen Überblick über die Lage. Vermutlich überlegte er gerade, wie sie am schnellsten fliehen konnten, wenn es nötig werden sollte.
Eigentlich wollte Eleonora sich nicht zu sehr auf ihn verlassen, aber sie konnte nicht anders, als ihm dankbar zu sein. Lucius gab ihr die Sicherheit, die sie jetzt benötigte. Außerdem hatte sie im dichten Schneetreiben, das eingesetzt hatte, längst die Orientierung verloren. Wyn hätte sie die ganze Zeit im Kreis führen können und sie wäre nicht dahintergekommen, Lucius aber mit Sicherheit.
Gerade als sie Wyn fragen wollte, wie lange sie noch würden gehen müssen, erkannte sie schemenhaft ein Gebäude vor sich. Je näher sie kamen, umso klarer wurden die Umrisse eines Palasts, dessen spitze Türme sie an das Schloss auf der Insel der Lunara erinnerten.
Unvermittelt