Missbrauch mit dem Missbrauch. Rainer Bertram

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Название Missbrauch mit dem Missbrauch
Автор произведения Rainer Bertram
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783710347016



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von den „entdeckten Fotos“ bis zur allumfassenden „Beweisführung mit sogenannten Belegen“ Gedanken gemacht. Am Freitag um 9:00 Uhr wusste die Schwester von all dem nichts. 10 Stunden später waren das bewiesene „Tatsachen“. Zurückerinnernd an den Urlaub, muss es aber schon im Drehbuch gestanden zu haben. Alles andere als faszinierend ist die daraus resultierende Erkenntnis, dass die Fotos wohl nur der willkommene Anlass waren, eine bereits in anderer Form geplante Trennung zu vollziehen. Eine Trennung, so absolut, dass der gemeinsame Sohn nur noch der Mutter und deren Familie gehört. Wenn Levin ihrer Aussage nach bereits seit Ostern immer wieder Bilder vom Dachboden gezeichnet hat, muss das ja lange vor dem Urlaub geschehen sein. Warum fallen ihr die angeblich einen Mann mit erigiertem Penis darstellenden Bilder denn erst im Juni auf? Sie hat diese doch nach eigener Darstellung bereits seit Ostern als solche identifiziert. Wenn einer Mutter solche Bilder in die Hände fallen, geht sie der Sache nach. Sofort und nicht erst Monate später. Nach Drehbuch kommt jetzt die Verbindung zwischen Fiktion und Realität zum Tragen. Ursprünglich wollten wir einen zusätzlichen Spiel-bereich auf dem Dachboden schaffen, haben aber das bereits im November 2011 ad acta gelegt. Die Bilder müssten dann doch vor November 2011 entstanden sein. Die großen Lücken zwischen Handlungsplan und den Life Einspielungen treten immer deutlicher hervor. Schlechte Life-Regie. Nur dort, wo man sie bewerten müsste – beim Familiengericht – werden sie nicht beachtet. Knapp zwei Stunden nachdem Levins Mama uns fotografiert, als ich ihn getröstet habe, zwei Stunden nachdem sie dem kleinen Mann gefragt hat, was er ohne seinen lieben Papa denn machen würde, zwei Stunden nachdem sie mich gefragt hat, ob wir Sylvester wieder herkommen können, zwei Stunden nachdem sie mir sagt, wie schön es ist, dass Levin und sie mich haben, zwei Stunden danach hat sie Todesangst und fleht die Polizei an, mich auf keinen Fall zu entlassen, denn das darf auf keinen Fall passieren. Dann hätte Doris doch noch eine Fahrkarte gebraucht und mit dem Zug fahren müssen. Schlimmer noch. Dem Partner wären bei der Ankunft in „D“ nach gemeinsamer Rückfahrt die leeren Schränke und das neue Schloss aufgefallen. Die Eltern anrufen und die Aktionen rückgängig machen wäre nicht möglich, denn der Partner hätte ja neben ihr im Auto gesessen und das Gespräch mitgehört.

      Da ist noch etwas, dass anzusprechen mir schwerfällt, was aber auch kommentiert werden muss. Auch wenn es kein Tabuthema ist, für mich ist „Telefonsex“ etwas Intimes. Wenn die Schwester von Levins Mama bei der Polizei angibt, ich hätte Fotos verlangt und nur eigene geschickt, kann sie das tun. Vielleicht hat sie sich da auch ein wenig an Skandalmeldungen aus royalen Kreisen oder Facebook orientiert. Wenn Telefon-gespräche von royalen Prinzen durch die Weltpresse gehen, ist das sicher für einige Menschen interessant. Etwas anderes ist es, in theatralischer Empörung und ohne Wissen zu deklamieren, wie zwei Menschen mit diesem Thema umgegangen sind. Wer in einer Beziehung in gegenseitiger Übereinstimmung wem was erzählt, schickt oder erhält geht nur diese Zwei etwas an. Ich kann nur entsetzt feststellen, dass die Schwestern keine Scheu haben, selbst die Zeit, nach meiner Wahrnehmung geprägt von Liebe, gegen-seitiger Achtung und Verstehen – zu der auch unser wunderbarer Sohn gehört – in den Schmutz zu ziehen, zumal hier eine Phantombilddiskussion geführt wird. Glauben die Schwestern wirklich, dass der Staatsanwalt eine solch erbärmliche und niveaulose Darstellung nicht als solche erkennt. Wenn Levins Mama angeblich Fotos erhalten hat und diese als beleidigend, beschämend oder unangemessen anprangert, stellt sich die Frage, warum sie dann mit diesem „Ungeheuer“ überhaupt zusammengekommen ist. Der Dachboden sollte nach unseren Vorstellungen als Lagerraum und im vorderen Bereich als zweites Spielzimmer genutzt werden. Deshalb hatte der Bauunternehmer auch die Klappleiter im Zimmer von Levin eingebaut. Das Dach war nicht ausgebaut. Die Verkleidung fehlte und im Boden schaute noch der eine oder andere Nagel raus. Ursprünglich hatten wir gedacht, dass Levin dort seine Playmobil – Eisenbahn auf „Dauer“ aufgebaut lassen kann. Wir haben einen Spieleteppich nach oben gebracht und die Eisenbahn mit Bahnhof, Schranken, Straßen aufgebaut. Ich habe sogar ein Sicherheitsgitter konstruiert und eingebaut, damit er oder seine Spielkammeraden nicht unabsichtlich durch die geöffnete Luke fallen können und begonnen, die Dachbalken mit Sperrholzplatten zu verkleiden. Wie stolz war Levin und wie hat er sich gefreut, wenn er wie der Papa die Schrauben mit der

Maschine eindrehen durfte und es der Mama zeigen konnte. Und wie oft hat uns die Mama etwas zu trinken hochgebracht und mit dem Staubsauger den Sägestaub weggesaugt. Aber was ich als Entlastung für uns Erwachsene gesehen hatte, nämlich das „Fallgitter“, wurde zum Problem. Die Kinder sollten spielen können ohne, dass ein Erwachsener ständig in der Nähe sein musste. Aber dann zeigte sich, dass, sobald Levin und seine Freunde „allein“ waren, die Spielsachen nach kurzer Zeit einzeln durch das Sicherheitsgitter der Dachtreppenöffnung geflogen kamen. Das war nicht Sinn der Sache. Die Eisenbahn wurde wieder abgebaut. Christel selbst hat mit dem Staubsauger den Spieleteppich auf dem Dachboden gereinigt. Das war, wenn ich mich richtig erinnere, bereit im Oktober 2011 – also vier Monate nach dem Einzug ins Haus. Von da ab wurde der Dachboden als das benutzt was er ist, als Lagerraum. Die Eisenbahn wird in seinem Zimmer oder im Wohnzimmer aufgebaut. Unser Sohn spielt nicht auf dem Dachboden. Am 07.07.2012, als ich noch im Gewahrsam der Polizei war, wurde dieser Dachboden von zwei Polizisten betreten. Die haben Fotos gemacht, weil dort ja angeblich ein Computer steht, auf dem ich mit Levin Fotos angeschaut habe. Die Polizisten haben keine Toilette, keinen Computer, haben keine Eisenbahn, keine Spielecke oder andere Spielsachen gefunden. Sie haben einen Dachboden mit abgestellten Koffern, Kartons und Gerümpel fotografiert. Diese Nachweisfotos befinden sich in dem 70-seitigen Gutachten der Kriminaltechnik zu den untersuchten Medien. Alptraum Zurück – und kein Zuhause Nirgendwo Warum?

      Verfahren zum Umgang

      Amtsgericht 23. Juli 2012

      (.) hat das Amtsgericht – Familiengericht – „S“ durch den Richter am Amtsgericht am 23.07.2012 beschlossen:

      1. Der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung wird zurückgewiesen.

      2. Kosten für das Verfahren ohne mündliche Verhandlung werden nicht erhoben.

      3. Der Verfahrenswert wird auf 1.500 € festgesetzt.

      Es läuft ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs. Im einstweiligen Anordnungsverfahren ist nur eine summarische Prüfung möglich. Das Gericht sieht sich außer Stande, angesichts des schwerwiegenden Vorwurfs einen Umgang nur aufgrund einer solchen Prüfung einzuräumen. Zwar besteht grundsätzlich ein Anspruch auf Umgang, gleichwohl ist das Kindeswohl vorrangig zu beachten.

      Donnerstag – 26. Juli 2013

      Als ich die Kirche verlasse, klingelt das Handy. Herr Dexter, Rechtsanwalt bei „La“ Rechtsanwälte ist am Apparat und bittet mich um einige Angaben zu meiner geschiedenen Frau, die er in einem Versicherungsfall wegen eines ärztlichen Kunstfehlers vertritt. Ich hatte ihn früher darum gebeten, da meine Exfrau sich nicht zu helfen wusste. Er bekommt die Auskünfte von mir, bedankt sich und fragt dann wie es mir selbst geht. Mit dem was ich ihm dann erzählt habe kann er nichts anfangen, aber er bietet mir seine Hilfe an. Einige Tage später werde ich die Kirche und das Kreuz anders sehen. Meine Rechtsanwältin hatte mir gesagt, dass sie mit der gegnerischen Anwältin sprechen wolle und da sie beide bekannt seien, erwarte sie keine großen Probleme bei der Lösung aller Fragen.

      Heute frage ich mich nicht mehr, wie in vielen anderen Fällen, warum sie mir das Treffen mit unserem Sohn bei der Anhörung ausgeredet hat. Obwohl ich eine einstweilige Verfügung zum Betreten der Wohnung erwirkt habe, erhalte ich von meiner Anwältin die Auskunft, erst einmal abzuwarten. Mein Vorschlag selbst einen Gerichtsvollzieher zu suchen und mit ihm die Öffnung der Wohnung zu erzwingen, lehnt sie ab und bittet mich eindringlich zu warten. Wozu habe ich dann eine solche Verfügung erwirkt? Ich verstehe die mangelnde Unterstützung nicht. Erst war sie hundertprozentig überzeugt und hat mir schon die Lösung aller Fragen innerhalb von Wochen in Aussicht gestellt und plötzlich, nach einem Gespräch mit der gegnerischen Anwältin, hat es alle Zeit. Nur ich habe keine Zeit. Die Chancen endlich dieses unsägliche Missverständnis aufzuklären schwinden mit jedem Tag. Das ist keine Unterstützung wie ich