Star Trek - The Next Generation: Kollateralschaden. David Mack

Читать онлайн.
Название Star Trek - The Next Generation: Kollateralschaden
Автор произведения David Mack
Жанр Языкознание
Серия Star Trek - The Next Generation
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783966583244



Скачать книгу

aufs Deck oder stampfen mit den Füßen. Die älteren, wie Doktor Veekhour oder ich selbst, und der einzigartig kaltblütige Drogeer hören einfach nur zu und machen sich wortlos ihre Gedanken. Können sie wirklich nicht sehen, was da direkt vor ihnen liegt?

      Nun spricht Kiruna. Sie bearbeitet die Leute, streift direkt vor der ersten Reihe entlang und nimmt Augenkontakt auf, während sie ihre Argumente vorträgt. »Keine Nadelstichmissionen mehr! Mit einer Feuerkraft wie dieser können wir eine ganze Welt als Geisel nehmen! Wir können als Lösegeld alles fordern, was wir brauchen – und dann die Kanone als unsere Rückversicherung einsetzen!«

      Dafür erntet sie lautes Gebrüll. Die Leidenschaften beginnen hochzukochen.

      Ich habe genug gehört. Ich stehe auf. Bedeute Kiruna, beiseitezutreten und sich zu setzen.

      »Zu klein. All eure Pläne. All eure Träume. Zu. Klein.« Ich stelle mich hinter die Kiste. Meine Hände ruhen auf ihrem Deckel, als sei sie ein Altar der Winde. »Das hier ist ein Geschenk. Nicht nur für uns. Für unser ganzes Volk. Die Vier Winde haben uns das Schicksal unserer Spezies anvertraut. Keine unbedeutenden Ziele mehr. Keine unbedeutenden Aufträge. Wir müssen größer träumen. Nach Höherem streben. Mutiger sein. Unseren Guramba finden.«

      Majaf, unser Ingenieur, springt auf die Füße. Sein Stolz ist verletzt. »Du sagst, dass wir keinen Guramba haben? Wie lange haben wir für dich gekämpft? Wie viele sind gestorben? Wie sehr haben wir geblutet?«

      Sein Protest ruft einen Chor der Beschwerden hervor.

      Beim ersten Anzeichen eines Atemholens in diesem Aufruhr tritt der Pilot des Schiffs aus der Menge, um das Wort zu ergreifen. »Sechs Jahre haben wir uns an unser Leben geklammert! Uns mit den Fingernägeln daran festgehalten! Mit unseren Fängen! Kinogar redet von Träumen. Von Plänen. Der einzige Plan, der mir wichtig ist, ist der, der uns alle heute Nacht satt macht.«

      Ich mag Haylak, aber in diesem Moment möchte ich ihn würgen, bis er still ist. Nicht weil er im Irrtum ist, sondern weil ich von meinen Leuten etwas verlangen will, das sie in diesem Zustand nicht zu tun bereit sind: Opfer zu bringen.

      Drogeer, der am Ende des Frachtraums an der Wand lehnt, schaut auf. »Haylak liegt nicht falsch. Wir haben ein Recht darauf, hier und jetzt zu überleben.« Dann nickt er in meine Richtung. »Aber Kinogar hat auch recht. Wir hatten großes Glück. Große Macht wurde uns geschenkt. Wir könnten sie nun bloß für uns selbst nutzen. Aber das würde uns nicht besser machen als die Föderation. Wir könnten sie dazu nutzen, um ohne Grund und Verstand zu zerstören, aber das würde uns nicht besser machen als die Borg.« Er tritt vor, durch eine Wand aus Körpern, manche von ihnen stehend, manche sitzend, um sich in die Mitte zu stellen. »Oder wir könnten uns für alle unserer Art einsetzen.«

      Du wunderschöner, vernünftiger Venolar. Niemand kann so argumentieren wie ein Schneeblut.

      »Genau das sage ich auch!« Ich hebe meine Stimme, um die Aufmerksamkeit aller im Raum zu erringen. »Diese Waffe ist uns nicht zufällig in die Hände gefallen. Wir haben sie erbeutet, weil unsere Erlösung endlich gekommen ist. Die Vier Winde haben uns die Mission auferlegt, allen noch lebenden Nausikaanern dabei zu helfen, ihr Geburtsrecht einzufordern. Ihre Würde zurückzugewinnen! Und ihren Guramba zu finden!«

      Ich hebe meine Stimme, als solle sie das ganze Schiff erfüllen und die Sterne erschüttern. »Die Vier Winde haben die Sturmwolken davongeweht, die uns seit dem Tod unserer Welt heimgesucht haben. Jetzt singen sie die alten Lieder und rufen uns zu sich. Damit wir uns an unsere wahre Natur erinnern!«

      Ich schaue jedem meiner Leute in die Augen, während ich um sie herumschreite.

      »Wir wurden nicht dazu geboren, Plünderer zu sein! Nausikaaner sind ein Volk voller Stolz. Macht. Mut. Jetzt endet die Zeit der Dunkelheit für uns endlich! Wir wurden gerufen, um aufzustehen, ins Licht zu treten, um als die neuen Helden unseres Volkes gesehen und erkannt zu werden!«

      Die Wahrheit dieses Augenblicks lastet schwer auf mir. Ich rufe meine Leute nicht bloß dazu auf, einer ambitionierteren Form der Kriminalität zuzustimmen. Ich blase die Trompeten zum Krieg.

      »In unserer dunkelsten Stunde haben uns all unsere galaktischen Nachbarn wie Ungeziefer behandelt. Sie taten so, als sei unser Leid weniger bedeutend als das ihre, und das nur deshalb, weil wir unter unserer eigenen Flagge lebten. Sie ignorierten unsere Verwundeten und unsere Hungrigen. Sie haben unseren Toten den Rücken zugekehrt. Sie ließen uns durch unsere eigene Asche graben und zusehen, wie unser Himmel brannte. Sie zählten darauf, dass wir sterben. Jetzt ist die Zeit gekommen, diesen Fegoru zu zeigen, dass wir noch immer Jäger sind! Wir sind nicht so leicht zu töten. Und wir werden niemals vergessen werden. Nicht von ihnen. Nicht von ihren Kindern. Nicht von der Galaxis. Wir sind Nausikaaner! Und wir werden uns zurückholen, was uns gehört!«

      Der Jubel meiner Leute brandet über mich hinweg wie eine Sturzwelle.

      Ich weiß, jetzt habe ich sie. Ihre Herzen brennen. Sie wissen, was auf dem Spiel steht.

      Alles, was wir im Universum noch haben, steht jetzt auf dem Spiel. Alles, was wir sind. Alles, was unserem Volk noch lieb und teuer ist. Alles, was wir noch sein könnten.

      Wir haben die Borg nie kommen sehen. Hatten nie die Chance, unsere Welt zu verteidigen. Unser Volk.

      Heute werden diejenigen von uns, die verblieben sind, zusammenstehen. Und wir werden zeigen, was in uns steckt.

      Ob wir leben oder sterben, gewinnen oder verlieren … wir werden dafür sorgen, dass sich die Geschichte an uns erinnert.

      •

      Es gab eine Menge Aspekte an der Arbeit für den Sternenflottengeheimdienst, die Commander Sam Lavelle bereichernd und produktiv fand, aber der täglichen Geheimdienstbesprechung im Palais de la Concorde beizuwohnen, gehörte nicht dazu.

      Niemand musste ihm erklären, warum diese täglichen Treffen wichtig waren. Die Koordination der Aktivitäten der verschiedenen innerhalb und außerhalb der Föderation agierenden Nachrichtendienste war extrem wichtig, damit jeder von ihnen – und sie alle gemeinsam – effizient arbeiten konnte und die Sicherheit der Vereinigten Föderation der Planeten, ihrer extraterritorialen Gebiete und ihrer Verbündeten gewährleistet war.

      Aber der bürokratische Verwaltungskram, der mit dieser Koordination einherging, verursachte Lavelle fast täglich einen Hirnschlag. Die schiere Masse an Bürokratie war irrsinnig. Und es war schlichtweg entmutigend zu wissen, dass jede Entscheidung, die er an jedem Tag für den Rest seiner Karriere im Feld traf – manche von ihnen in der Hitze eines Gefechts um Leben und Tod –, von einem Komitee hinterfragt werden würde. Sein einziger Trost war, dass er an den meisten Tagen nicht persönlich vor Ort sein musste, um diesen Stress zu ertragen.

      Heute hatte er das Glück nicht.

      Unbehelligt passierte Lavelle auf seinem Weg ins Gebäude alle Sicherheitskontrollen. Seit seiner Beförderung zum Operationsmanagement innerhalb des Sternenflottengeheimdienstes, der als die wichtigste Behörde für das Sammeln von Informationen in Nachbarreichen galt, war er zu einem bekannten Gesicht im Palais geworden. Als er den Konferenzraum im dritten Stock betrat, der für die täglichen Treffen der Geheimdienstgemeinschaft reserviert war (deren Mitglieder sich selbst oft schlicht »die Gemeinschaft« nannten), fand er dort bereits mehrere seiner Kollegen von den zivilen Nachrichten- und Spionageabwehrdiensten der VFP vor.

      Auf der anderen Seite des Tisches ließ sich gerade Patton Gibson nieder, einer der Direktoren des Föderationssicherheitsdienstes. Während Gibson gedrungen, rundlich, käsig und kahl aussah, war Lavelle groß, schlank, braun gebrannt und mit vollem Haar gesegnet, das erst kürzlich begonnen hatte, erste graue Strähnen an den Schläfen und über den Ohren aufzuweisen.

      Ein paar Plätze links von Lavelle, aber auf derselben Seite des langen Tischs, saß J. Chapman Shull, eine Frau in den Vierzigern, deren Haar die Farbe von kaltem Stahl hatte und deren eiserner Wille seinesgleichen suchte. Als stolze Tochter des amerikanischen Südens hatte sie sich innerhalb der Ränge der eher unbekannten, aber wichtigen Föderationsfernaufklärung hochgearbeitet. Obwohl sie keine Agenten ins Feld