Star Trek - The Next Generation: Kollateralschaden. David Mack

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Название Star Trek - The Next Generation: Kollateralschaden
Автор произведения David Mack
Жанр Языкознание
Серия Star Trek - The Next Generation
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783966583244



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wollten, also schickte ich es ihnen, bevor sie fragten: meinen Flugplan. Nicht meinen echten, natürlich, aber einen, der unverfänglich genug wirkte, um mich aus ihren Klauen zu befreien.

      »Tain Hu, Sie haben Freigabe zum Start«, erwiderte eine Frauenstimme in zackigem Tonfall. »Der Traktorstrahl wurde deaktiviert, und das Kraftfeld der Dockbucht ist abgeschaltet. Folgen Sie nach dem Start dem Kurs drei fünf fünf zu neun, bis Sie den Kolonieschild passiert haben. Danach steht es Ihnen frei, Ihren Flug nach Belieben fortzusetzen.«

      »Vielen Dank, Flugkontrolle. Tain Hu out, ich hebe ab.«

      Ich gab leichten Schub auf die Düsen, gerade genug, um mein Schiff vom Boden zu heben. Dann steuerte ich es durch den Eingang der Dockbucht. Einen kurzen Moment lang verspürte ich den Drang, meinen Impulsantrieb voll aufzudrehen und mit Schwung abzuzischen, aber mein Alter meldete sich, und Diskretion triumphierte über mein Ego. Ganz brav flog ich mit einem Viertel Manövrierschub ab und schlüpfte durch die Lücke im Schild von Freehold, bevor ich auf Kurs ging und auf halben Impuls beschleunigte.

      Nachdem ich den Orbit erreicht hatte, bestätigte mir ein Blick auf die Sensoren, dass mich die Enterprise nicht aktiv scannte. Das nahm ich als gutes Zeichen. Manchmal war es hilfreich, Freunde in hohen Positionen zu haben.

      »Computer, Systemcheck, Level eins.«

      »Systemcheck läuft«, erwiderte der Computer mit angenehm weiblicher Stimme. »Alle Systeme grün.«

      »Genau das, was ich hören wollte.« Ich programmierte meinen ersten Warpsprung in die Steuerkonsole. Nach ein paar Sekunden bestätigte der Computer, das er seine Berechnungen für den Überlichtflug beendet hatte. Ich berührte die Konsole und aktivierte damit den Warpantrieb. Die Tain Hu sprang von Celes II fort.

      Einige Minuten lang behielt ich die Passivsensoren im Blick. Dann fuhr ich den Quantensendeempfänger hoch und wartete auf das Bereitschaftssignal. Ich bekam es. Der Kanal war offen.

      »Exeget, hier ist Agonist. Hören Sie mich?«

       »Laut und deutlich, Agonist. Haben Sie Ihre Freizeit genossen?«

      »Meinen Sie meine Inhaftierung auf der Enterprise? Es war genau so, wie ich es erwartet habe, und trotzdem enttäuschend. Ich gehe davon aus, dass Sie in der Zwischenzeit damit vorangekommen sind, die Informationen zu analysieren, die ich Ihnen vor meiner Gefangennahme geschickt habe.«

       »Nicht so weit, wie Sie vielleicht hoffen.«

      »Geben Sie mir einfach irgendetwas.«

       »Es gibt ein paar Hinweise von der Fernmeldeaufklärung. Lokale Ordnungskräfte berichten von einigen Nausikaanern, die auf Argelius für Unruhe gesorgt haben. Sie haben mit Geld um sich geworfen und sich im Allgemeinen schlecht betragen.«

      »Typisches Verhalten für Nausikaaner. Inwiefern betrifft das uns?«

       »Einer von ihnen hat wohl mit einem dicken Fischzug auf Celes II geprahlt.«

      »Okay, damit kann ich arbeiten. Schicken Sie mir so schnell wie möglichen ihren letzten bekannten Aufenthaltsort.«

       »Schon hochgeladen.«

      »Gute Arbeit. Danke, Exeget.«

       »Bevor Sie abschalten …«

      »Sagen Sie es nicht.«

      »… will Protektor mit Ihnen sprechen. Bis dann!« Es gab ein sanftes Klicken, als Exeget das Gespräch zu unserem stets unzufriedenen Vorgesetzten weiterleitete.

       »Diesmal haben Sie sich wirklich in die Nesseln gesetzt, Agonist. Die OPK zu verlieren, war schon für sich genommen ein Desaster. Doch dann wurden Sie von der Sternenflotte erwischt? Haben Sie eine Ahnung, wie knapp Sie davorstanden, Ihre komplette Tarnung zu verlieren?«

      »Ja, ein wenig. Abgesehen davon, wie lange sollte ich warten, bevor ich den Peilsender deaktiviere, den La Forges Leute in meinem Reserve-Deuteriumtank versteckt haben?«

       »Warum haben Sie ihn nicht schon abgeschaltet?«

      »Zum einen, weil ich die fragwürdige Entscheidung getroffen habe, mich zuerst bei Ihnen zu melden. Zum anderen, weil sich La Forge und sein Team im Moment echt schlau vorkommen müssen, und ich möchte Ihnen das Gefühl so ungern nehmen.«

      »Ich wünschte, Sie würden dieselbe Rücksicht auf meine Gefühle nehmen – ganz zu schweigen von meiner Karriere und der von Exeget. Wir sind nur noch eine Stümperei Ihrerseits davon entfernt, allesamt verleugnet zu werden.«

      »Ich weiß, und das tut mir leid. Ehrlich. Aber ich werde das wieder hinbiegen, ich verspreche es.«

       »Schön.«

      »Sind wir dann fertig? Wenn ja, geben Sie mir noch mal Exeget.«

      Ein weiteres, kaum hörbares Klick im Quantenkanal. »Exeget hier.«

      »Ich wollte nur kurz Bescheid geben, dass ich Kurs auf Argelius nehmen werde, sobald ich den Peilsender der Enterprise losgeworden bin.« Ich blickte auf den Datenschirm und sah die Polizeiberichte von Argelius’ Hauptraumhafenzentrum. »Die Tain Hu braucht eine neue Transponder-ID – die Argelianer kennen alle meine Identitäten. Und ich benötige einen Ankunftsflugplan, zurückdatiert, zusammen mit einer neuen Geschichte.«

       »Und das alles in den nächsten paar Stunden? Ha, sonst noch etwas?«

      »Genau genommen: ja. Könnten Sie, wenn es nicht zu viel Mühe macht, den Quartiermeister der Enterprise dazu bringen, einen hübschen Blumenstrauß zu replizieren und ihn an die Kabine von Sicherheitschefin Aneta Šmrhová zu schicken? Und lassen Sie ihn eine Karte hinzufügen: ›Danke für die schöne Zeit. Das müssen wir unbedingt wiederholen. Kuss, Thadiun.‹ Oh, und beschaffen Sie auch eine Vase. Irgendwas Hübsches.«

       »Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen. Sagen Sie mir nicht, dass Sie …«

      »Nein, habe ich nicht. Das macht es ja so lustig.«

       »Oder selbstmörderisch.«

      »Schicken Sie sie einfach, bitte.«

       »Fein, aber Sie bezahlen das. Wenn Protektor das auf dem Spesenkonto sieht, geht er an die Decke.«

      »Danke, Ex.«

       »Gern geschehen. Und bitte seien Sie diesmal vorsichtig, ja?«

      Ich lachte. »Kommen Sie, Sie kennen mich doch – ich bin immer vorsichtig.«

      KAPITEL 6

      Der Mann, der vor Picards Tür stand, sah genauso aus, wie dieser ihn sich vorgestellt hatte: mittelgroß, durch die Jahre ein wenig stämmig geworden, und von seinen Haaren war nur ein grau melierter, millimeterkurz geschnittener Halbkreis geblieben, der von einem Ohr über den Hinterkopf zum anderen verlief. Seine Haut hatte die fahle Farbe eines Mannes, der den Großteil seines Lebens drinnen verbracht hatte, fernab von natürlichem Licht. Die Falten seines Anzugs waren messerscharf, nicht minder perfekt wirkte der Windsorknoten seiner Seidenkrawatte, und seine Oxford-Schuhe glänzten spiegelblank poliert. Er trug eine Brieftasche bei sich.

      Picard bot dem Mann die Hand. »Commander Jonathan Ezor, nehme ich an.«

      »Im Ruhestand, aber ja.« Er schüttelte Picards Hand. »Ich habe jetzt meine eigene Kanzlei.«

      »Das sagte Will.« Picard trat einen Schritt zurück und ließ Ezor ein. »Kommen Sie herein. Das Esszimmer wurde für uns vorbereitet.«

      »Ich hoffe, Sie haben sich meinetwegen keine unnötigen Mühen gemacht«, sagte Ezor höflich.

      »Keineswegs.