Название | Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman |
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Автор произведения | Friederike von Buchner |
Жанр | Языкознание |
Серия | Toni der Hüttenwirt Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740950989 |
»Ja, Großvater! Die Haltingers haben drei Kinder. Es sind zwei Buben, die Zwillinge Thomas und Titus. Später bekamen sie noch ein Madl. Jetzt kann jeder der Buben einen Hof erben. Darum geht es dem Bauern.«
»Das ist gut so! Dann gibt es keinen Streit mehr. Das Madl wird wohl irgendwo einheiraten, denke ich mir. So war das schon damals zu meiner Zeit!«
Kilian nickte seinem Großvater nur zu. Er wollte nichts von Lotti sagen. Er hatte nicht einmal ihren Namen erwähnt. Allein der Gedanke an Lotti schmerzte ihn. Er stand auf.
»Ich bin müde! Reden wir morgen weiter!«
Kilian sagte »Gute Nacht« und ging in sein Zimmer.
Seine Eltern und Schwestern legten sich bald schlafen. Nur Großvater Willi und die Großmutter saßen noch etwas zusammen.
*
Lotti war spät aufgewacht. Sie war überrascht, daß Titus auf dem Bernreither Hof war.
»Wo ist Kilian?« fragte sie und schüttelte ihr Haar.
Titus brachte es nicht über das Herz, seine Schwester anzuschauen, als er leise sagte:
»Lotti! Kilian ist zurück nach Neuseeland! Er hat mir schon den Schlüssel gegeben! Er hat mir alles erzählt über dich und ihn. Es bleibt unter uns. Kilian meint, er gehöre nicht hierher. Du bist hier verwurzelt und willst hier bleiben. So hielt er es für besser, dich nicht mehr zu sehen. Er wünscht dir von Herzen alles Glück der Welt und er wird dich, seine erste Liebe, nie vergessen.«
Lottis Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. Sie sank auf einen Stuhl. Lange schaute sie regungslos aus dem Fenster. Dann flüsterte sie leise:
»Die erste Liebe vergißt kein Mensch! Auch ich werde Kilian niemals vergessen. Jeden Burschen werde ich mit ihm vergleichen. Vielleicht war es wirklich besser so. Sonst wäre es noch schmerzhafter geworden. Ich will das Schöne sehen. Vater und Mutter kaufen den Hof. Es wird hoffentlich dann endlich Frieden in der Familie geben. Laß uns bitte nie mehr davon sprechen.«
»Ja, Lotti!«
Lotti machte sich Frühstück. Sie aß. Dann besprachen die Geschwister sachlich die anstehenden Arbeiten auf dem Hof. Lotti war dagegen, daß Titus sich um den Hof kümmern sollte. Sie würde das machen.
»Wenn du es machst, dann denkt Thomas, daß du nachgegeben hast und er unseren Haltinger Hof bekommt. Das will ich nicht.«
»Wer welchen Hof einmal überschrieben bekommt, das ist die Entscheidung der Eltern«, antwortete Titus. »Aber ich sehe ein, daß dein Vorschlag gut ist.«
Sie waren noch mitten im Gespräch, als die ersten Bauern kamen und das Vieh brachten, das Bürgermeister Fellbacher unter den örtlichen Landwirten verteilt hatte. Lotti packte an. Titus ebenso. Anschließend fuhr Titus heim auf den Hof, um mit den Eltern zu sprechen.
Sie waren betrübt, daß Kilian abgereist war, milde gesagt. Sie bedauerten, daß er sich nicht von ihnen verabschiedet hatte. Titus machte einige diskrete Andeutungen, was das Verhältnis zwischen Lotti und Kilian betraf. Den Rest reimten sich die Eltern zusammen. Elli Haltinger fühlte mit ihrer Tochter.
»Wenn das Madl hier in Waldkogel bleiben will und sich dafür entscheidet, dann müssen wir das so hinnehmen. Der Kilian war ein fescher Bursche. Es ist sehr schade, daß er nach Neuseeland zurückwollte«, bemerkte Helmut zu seiner Frau.
»Ja, das ist es! Auf der anderen Seite, wenn unsere Lotti mit ihm gegangen wäre, dann wäre das auch schlimm gewesen. Das einzige Madl so weit fort zu wissen. Mei, da hätte mein Mutterherz geblutet. Aber in erster Linie muß des Madl selbst wissen, was es will. So oder so! Es ist ihre Entscheidung.«
Der Bauer stimmte seiner Frau zu. Er hoffte nur, daß es mit dem Erbschein nicht mehr lange dauerte, damit Willi Bernreither ins Grundbuch eingetragen werden konnte. Erst danach konnte er als rechtmäßiger Besitzer den Hof an die Haltingers verkaufen.
Die nächsten beiden Wochen verliefen ruhig. Lotti blieb auf dem alten Bernreither Hof. Dort gab es genug Arbeit. Sie kam in den ersten Tagen nur abends zum Schlafen heim. Die Stimmung auf dem Haltinger Hof hatte sich etwas gebessert. Thomas bemühte sich, seine Arbeit zu machen und ging Titus aus dem Weg. Er sträubte sich auch nicht, wenn er aufgefordert wurde, zusammen mit seinem Bruder Lotti auf dem Bernreither Hof zu helfen.
Eines Tages war es dann soweit. Pfarrer Zandler und Bürgermeister Fellbacher kamen. Sie sagten, daß der Erbschein jetzt ausgestellt und auf dem Weg nach Neuseeland sei. Dann stehe dem Notartermin nichts mehr im Wege. Willi Bernreither hatte öfter mit den beiden telefoniert. Nach dem Eintrag ins Grundbuch wollte Willi einen Kaufvertrag in Neuseeland unterschreiben und ihn an den Notar in Kirchwalden schicken, dann könnten Helmut und Elli endlich die Besitzer des Bernreither Hofs werden.
Alle hätten sich freuen können. Doch Thomas stellte sich weiterhin quer. Immer wieder brachte er das Gespräch auf das spätere Erbe und betonte sein Vorrecht auf den elterlichen Hof.
»Herr im Himmel! Nimmt das kein Ende?« jammerte die Bäuerin oft.
»Das nimmt erst ein Ende, wenn wir entschieden haben! Doch dazu müssen wir erst Eigentümer des Bernreither Hofes sein, Elli! Ich werde vorher nichts tun und wir können auch nichts tun. Gib die Hoffnung nicht auf, Elli! Unsere Buben sind eben ganz verschieden. Thomas ist eben ein richtiger Hitzkopf. Wenn er erstmal ein Madl hat, dann wird er ruhiger werden. Des ist bei vielen so!«
Elli hoffte, daß sich Thomas bald verlieben würde.
*
Eines Nachmittags besuchte Pfarrer Zandler den Bernreither Hof.
»Grüß Gott, Herr Pfarrer! Des ist ja eine Überraschung! Da haben S’ Glück, daß sie mich noch antreffen! Ich wollte gerade die Haustür ab-schließen.«
»Grüß Gott, Lotti! Wo willst du hin?«
»Ich will ein paar Tage rauf auf die Berghütte. Ich muß alleine sein!«
Pfarrer Zandler schmunzelte.
»Hier bist net allein auf dem Hof? Tut’s Vieh so viel reden?«
Lotti mußte lachen.
»Naa! Es ist nur so, daß ich hier net so glücklich bin. Alles erinnert mich an…«
Lotti errötete tief und brach den Satz ab.
Der Geistliche war ein guter Menschenkenner. Außerdem hatte er einen Anruf von Willi aus Neuseeland erhalten. Dieser klagte über eine seltsame Verschlossenheit, die sein Enkel Kilian an den Tag legte, seit dieser so frühzeitig zurückgekommen war. Pfarrer Zandler reimte den Rest schnell zusammen. In Neuseeland lief ein junger Bursche herum, der sich wild in die Arbeit stürzte und den Mund nicht aufbekam. Hier in Waldkogel suchte ein Madl die Einsamkeit in den Bergen, obwohl es den ganzen Tag alleine war.
»Ach, dann will ich es kurz machen! Ich will dich nicht aufhalten. Der Willi hat angerufen. Er bat mich, Nachforschungen anzustellen. Er wartet auf zwei Koffer mit Erinnerungsstücken, die der Kilian zusammengepackt hat. Wann habt ihr die abgschickt?«
Lotti öffnete die Haustür und deutete in den Hausflur.
»Da stehen sie noch! Ich habe sie noch nicht abgeschickt! Ich werde es aber tun!«
Sie schaute auf die Uhr.
»Heute ist es schon zu spät. Unsere Post hat heute nachmittag geschlossen. Ich bleibe hier und gehe dann erst morgen rauf auf die Berghütte. Die Koffer schicke ich morgen früh gleich ab.«
»Das ist gut! Ich werde den Willi anrufen und es ihm sagen! Soll ich Grüße von dir ausrichten?«
»Sagen Sie Grüße von uns allen! Sagen Sie, das Vieh macht sich prächtig. Ich habe den Eindruck, daß des Viehzeug richtig froh ist, wieder hier zu sein!«
»Willst du den Kilian nicht anrufen und ihm das selbst erzählen. Ich bin sicher, er würde sich freuen. Denkst net auch?«
Lotti fühlte, wie ihr Herz zu klopfen anfing. Kilian – Kilian