Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Название Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman
Автор произведения Friederike von Buchner
Жанр Языкознание
Серия Toni der Hüttenwirt Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740950989



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deine Vermieter zum Kaffee einladen wollen. Sie sehen ganz nett und verständnisvoll aus. Ich denke, es ist ihr Grund und Boden. Liebe Familie Unterbühler! Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen, daß Sie Zeuge dieser Auseinandersetzung wurden. Ich bin hier Ihr Gast – eigentlich! Es geht um meine Zukunft, um die Zukunft von mir und Rosi. Sie ist nur nervös.«

      Joschka stand langsam auf.

      »Bei uns in Waldkogel hat man Namen für Burschen wie dich! Erstens bist du ein sturer Besserwisser, ein Saukerl! Dabei ist des eine Beleidigung für jede Sau! Zweitens merkst du wohl gar net, wie lächerlich du dich machst. Du bist dümmer als der dummste Bulle. Der weiß wenigstens, wann die Kuh ihn ablehnt. Dann trollt er sich und sucht sich eine andere.« Joschka grinste. »Und was die andere Sache betrifft. Die Rosi kann, wann immer – und wen auch immer, vom Grundstück weisen. Da hat sie unsere Rückendeckung. Die Rosi hat uns alles erzählt. Wir verstehen sie. Wir sind vielleicht keine so studierten Leut’, wie du einer bist. Aber wir haben Verstand und Herz. Wenn jemand kein Verständnis für Vieh hat und sei es auch nur für so ein kleines Kaninchen, das niemand schadet. So ein Mensch, der hat auch für Leut’ kein Herz. Der kennt keine Wärme, kein Mitgefühl, kein Verständnis. Jetzt machst besser, daß du fortkommst! Dort geht es lang!«

      Stefan blieb wie angewurzelt stehen. Er starrte Joschka an.

      »Du bist doch nicht mit diesem Bauern zusammen, Rosi?«

      »Das geht dich nichts an!«

      »Rosi! Was ist nur mit dir los? Maggy und deine Mutter sagten, daß du vielleicht so etwas wie Torschlußpanik hast! Das ist ein Ausnahmezustand! Noch ist es nicht zu spät!«

      »Es war schon viel zu spät, Stefan! Wenn mich etwas ärgert, dann ist es die Tatsache, daß ich dich nur durch die rosarote und himmelblaue Brille gesehen habe. Das hat etwas mit Wahrnehmung zu tun. Ich sah nur, was ich sehen wollte und was meine Eltern und meine Schwester sahen. Drum prüfe, wer sich ewig bindet! So heißt es. Ich habe geprüft. Du bist durchgefallen, Stefan! Das kann ich dir nicht zum Vorwurf machen. Ich habe es zu spät bemerkt. Dafür ist es an mir, mich bei dir zu entschuldigen. Sicherlich erkennst du im Augenblick nicht, wie gut das auch für dich ist. Ich kann nur hoffen, daß du es eines Tages erkennen wirst. Jetzt gehe, Stefan! Grüße mir Maggy und meine Eltern. Sage ihnen, ich melde mich bei ihnen. Ich melde mich, wenn ich soweit bin!«

      Stefan stand so hilflos da, daß er Rosi schon fast leid tat. Aber sie blieb hart. Sie wandte sich um und setzte sich an den Kaffeetisch. Stefan zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. Dann drehte er sich um und verließ den Garten des Unterbühler Hofes.

      Rosi lehnte sich auf dem Gartensessel zurück und schloß für einen Augenblick die Augen. Es war ihr, als hätte sie soeben einen schlechten Film gesehen.

      »Dann wollen wir mit dem Kaffeetrinken anfangen!« sagte Trudi.

      Sie schenkte Kaffee ein und gab jedem ein Stück Kuchen und Sahne auf den Teller. Sie aßen. Keiner sagte ein Wort zu Stefans Besuch. Sie aßen. Sie unterhielten sich über allgemeine Themen. Rosi ließ sich von Waldkogel erzählen. Sie lauschte den Geschichten. So vergingen die nächsten Stunden.

      Irgendwann kam Rosi doch zum Thema.

      »Es hat mich doch etwas mitgenommen. Bitte entschuldigt, daß ihr das alles habt mit anhören müssen. Es ist mir peinlich.«

      »Ach, Madl! Es gibt schlimmere Sachen im Leben! Hast dich tapfer geschlagen!« bemerkte Niklas. »Hast keinen Augenblick gewankt oder gezögert. Hast dem Kerl den Marsch geblasen, auch wenn er es net versteht.«

      Rosi stand auf.

      »Ich gehe ein wenig spazieren!«

      »Soll, darf ich dich begleiten?«

      »Joschka! Besser nicht. Ich möchte erst eine Weile alleine sein. Ich gehe den Weg am Bergsee entlang, der zum Sägewerk führt. Wenn du willst, kannst du später nachkommen.«

      »Paß aber gut auf dich auch, Rosi! Net, daß dir der Stefan irgendwo auflauert.«

      Rosi schenkte Joschka einen liebevollen Blick.

      »Schön, wie besorgt du bist!« Sie schaute ihm in die Augen. »Gut! Dann komm!«

      Trudi und Niklas sahen den beiden nach.

      »Siehst, Niklas! Der Bub hat seine Hand unten. Er würde die Rosi so gern an der Hand nehmen. Aber die Rosi, die hält ihr Schultertuch mit beiden Händen fest, als wollte sie es nimmer loslassen!«

      »Nun beruhig dich, Trudi! Des wird schon mit den beiden. Immerhin hat die Rosi Joschkas Schutz angenommen.«

      Niklas half seiner Trudi das Kaffeegeschirr und den Rest vom Kuchen ins Haus tragen.

      Niklas saß in der Küche und schaute Trudi zu, wie sie das Geschirr spülte.

      »Bist so schweigsam, Niklas!«

      »Mei, des ist eine harte Gedulds-probe mit den beiden, meinst net auch, Trudi?«

      »Ja, das ist es! Doch wir müssen warten. Ich habe den Eindruck, daß die Rosi die Sache mit dem Stefan jetzt zu Ende gebracht hat. Jetzt kann sie den nächsten Schritt machen.«

      Derweilen gingen Joschka und Rosi stumm nebeneinander her. Joschka fing kein Gespräch an. Er verstand, daß Rosi ihren Gedanken nachhängen wollte. Sie gingen den Weg am Bergsee entlang und setzten sich ans Ufer. Es wehte ein leichter warmer Wind, der die Wasseroberfläche kräuselte. Die Wellenkämme glitzerten in der Sonne.

      »Schön ist es hier! So wunderschön!«

      »Ja, das ist es! Im Winter ist es auch schön. Wenn es richtig kalt ist, dann kann man auf dem zugefrorenen Teil des Sees Schlittschuhlaufen. Das habe ich als Kind auch immer getan.«

      »Du mußt eine glückliche Kindheit gehabt haben, denn du bist ein glücklicher Mensch.«

      »Ich habe nur schöne Erinnerungen an meine Kindheit. Ich bin viel draußen gewesen, bei den Tieren.«

      »Ich liebe Tiere sehr, aber das weißt du sicher. Ich war schon glücklich mit meinen Kaninchen. Ich überlege, ob ich mir für Bunny eine Gefährtin hole. Das hatte ich vor. Er ist so alleine.«

      »Das mußt du mit der Beate reden, Rosi. Mei, jetzt habe ich des völlig vergessen. Was bin ich für ein Idiot! Die Beate hat erzählt, daß sie ein Kaninchen aufgenommen hat. Sie gewährt ihm Asyl. Des Kind, dem des gehört hat, des hat eine Allergie und mußte des Tierchen abgeben. Die

      Beate gibt es dir gerne!«

      »Oh, das ist gut! Dann gehe ich morgen nach der Arbeit zu ihr!«

      Rosi riß einen Grashalm aus.

      »So eine Allergie muß schlimm sein. Hoffentlich passiert so etwas meinen Kindern nicht.«

      »Du magst Kinder?«

      »Ja, sehr. Ich will eine große Familie, wenn es möglich ist. Ich habe nur eine jüngere Schwester, Maggy. Du wirst sie kennenlernen. Sie ist ein richtiger Wirbelwind. Ich hätte gern mehr Geschwister gehabt.«

      »Ich bin ein Einzelkind! Ich will auch eine große Familie. Platz auf dem Unterbühler Hof ist genug. Hat dir die Mutter schon alles gezeigt?«

      Rosi warf ihm einen Seitenblick zu.

      »Ja! Sie hat mich herumgeführt und mir alles gezeigt, bis auf deine Zimmer. Das sollst du selbst machen, sagt sie.«

      Joschka lachte.

      »Ja, so ist sie! Sie ist sehr fürsorglich. Sie hat ein großes Herz. Sie weiß aber auch, wenn sie sich zurücknehmen muß. Das schätze ich an ihr. Sie hat Angst, daß du – besser ich sage es neutral – daß das Madl, das ich heirate, auf die Dauer die Küche mit ihr teilen muß. Sie sorgt sich, daß sich des Madl net wohl fühlt. Mußt wissen, daß meine Großmutter bis zum Schluß des Sagen in der Küche hatte. Für die Mutter war des oft schlimm.«

      Rosi lächelte.

      »Deine Mutter sprach bereits mit mir darüber.«

      Rosi