Название | Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman |
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Автор произведения | Friederike von Buchner |
Жанр | Языкознание |
Серия | Toni der Hüttenwirt Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740950989 |
»So? Kann ich des mal sehen?«
»Später, Vater! Jetzt helfe ich dir schnell! Dann machen wir uns ein gemütliches Frühstück und schwatzen.«
So geschah es dann auch.
Ein wenig später saßen Polly und ihr Vater gemütlich in der Küche beim Frühstück. Es duftete nach Kaffee und Brötchen, die Polly aufgebacken hatte. Dazu gab es Butter und Marmelade aus Gartenfrüchten und Beeren des Pircher Hofes.
Edgar Pircher musterte seine Tochter.
»Schaust richtig gut aus, Madl! Dabei hast du sicher die Tage schwer gearbeitet. Hast so ein Leuchten in den Augen!«
Polly lächelte verlegen. Wenn man verliebt ist, kann es jeder sehen, dachte Polly und erinnerte sich an Annas Worte.
»Ach, Vater, es war schön. All die vielen Leute. Fröhlich waren sie. Nur zu den Stoßzeiten war viel zu tun. Aber ich hatte genug Zeit, auch die Berge zu genießen. Abends habe ich mich verzogen. Bin spazierengegangen. Das war richtig schön. Wie Urlaub!«
Polly biß in ihr Brötchen. Sie kaute bedächtig. Dann kramte sie in ihrem Rucksack, der neben ihr auf der Eckbank der Wohnküche stand.
»Wo habe ich das Foto nur hingesteckt? Dieser Rucksack hat so viele Taschen.«
Sie suchte weiter.
»Endlich! Da ist es! Das soll ich dir vom alten Alois geben. Er hat viel von dir erzählt. Bist als junger Bursch oft bei ihm auf der Berghütte gewesen, wie?«
»Ja, des kann man so sagen!«
Edgar Pircher griff in die Brusttasche seines karierten Arbeitshemdes und holte seine Lesebrille heraus. Er zog sie auf und betrachtete das Bild.
»Mei, des ist lange her! Sag’ dem Alois ein herzliches ›Vergelt’s Gott‹! Er hat mir damit eine wirkliche Freud’ gemacht. Mei, des kommt mir vor wie aus einem anderen Leben. Was aus all den Burschen geworden ist?«
Lächelnd betrachtete Edgar das Foto. Wie von selbst fing er an zu erzählen. Nach und nach stellte er jeden einzelnen Burschen vor. Sie waren eine eingeschworene Seilschaft gewesen.
»Ja, ja! Alles richtige Bergler! Wir sind fast jedesmal rauf auf den ›Engelssteig‹. Bei schönem Wetter sind wir bis zum letzten Augenblick geblieben. Einmal haben wir dort sogar biwakiert. Wir wollten dem Himmel ganz nah sein. Ohne Zelt lagen wir dick eingehüllt in unseren Schlafsäcken und schauten hinauf in den nächtlichen Sternenhimmel. Das war ein besonderes Erlebnis.«
Pollys Vater erzählte und erzählte. Immer wieder hielt er Polly das Bild hin und zeigte mit dem Finger auf Personen.
»Auf dem Bild schaust du richtig glücklich aus, Vater!«
»Damals ist man jung gewesen. Nix konnte die Gedanken an die Zukunft trüben. Na ja, so ist das eben, wenn man jung ist. Das ist auch gut so. Zum Glück weiß man net, was noch alles auf einem zukommen tut.«
Edgar Pircher trank einen Schluck Kaffee. Er konnte kaum die Augen von dem Foto lassen. Sein Brötchen lag angebissen auf dem Teller.
Da kam Polly ein Gedanke. Es war ein Lüge, aber der Zweck heiligt die Mittel, dachte sie und Pfarrer Zandler hat dafür bestimmt Verständnis.
»Der alte Alois, der hat in den alten Aufzeichnungen die Adressen der Leute. Sicherlich sind viele umgezogen. Aber mit ein bissel Mühe lassen sie sich bestimmt finden. Der Alois will ihnen allen schreiben, daß die Berghütte wieder offen ist und jetzt dem Toni und der Anna gehört.«
Edgar Pircher hörte seiner Tochter genau zu, als sie erzählte, Alois wollte ein Fest für die alten Bergkameraden geben.
»Was meinst, Vater? Wie viele werden kommen?«
Edgar überlegte.
»Ich hoffe für den Alois, daß viele kommen. Ich muß mal die alten Sachen auf dem Speicher durchsehen. Vielleicht habe ich auch noch einige Anschriften. Mit einigen war ich noch Jahre nach unserer aktiven Zeit in Kontakt. Bei Gelegenheit werde ich mal nachsehen, oder eilt es dem Alois?«
»Naa! Naa!«
Polly trank einen Schluck Kaffee.
»Die Burschen darauf sind leicht zu finden. Bei dem Madl, des du da im Arm hast, wird es schwieriger sein. Sicher hat sie inzwischen geheiratet. Dann hat sie einen anderen Familiennamen.«
Polly lachte absichtlich.
»Schaust ja gut aus, Vater, wie du des Madl im Arm hast. Wer ist es?«
Polly sah, wie ihr Vater leicht rote Wangen bekam.
»Des Madl? Ja, des war die Lioba Fischer. Sie war aus Köln. Mei, war die fesch! Wir waren eng befreundet.«
»Oh! Was höre ich da? Dann hast du vor der Mutter schon mal ein Madl gehabt?«
Jetzt wurde Edgar Pircher tiefrot und sehr verlegen.
»Ja, deine Mutter war nicht mein erstes Madl«, gestand er verlegen.
Ohne daß Polly weiter nachfragen mußte, fing ihr Vater an zu erzählen.
»Ich habe die Lioba sehr geliebt. Offiziell waren wir net verlobt, aber jeder in Waldkogel wußte, daß wir zusammengehörten. Wenn sie kam, dann wohnte sie oft hier auf dem Hof. Wir sind dann zusammen auf die Berghütte rauf. Deine Großeltern mochten die Lioba sehr. Sie war schon ein ganz besonderes Exemplar von Madl. Weißt, so ein Madl, das man nie im Leben vergißt.«
»Aber geheiratet hast dann die Mutter, net die Lioba!«
Edgar Pircher seufzte.
»Ja, geheiratet habe ich dann die Alwine. Des mit der Lioba, des ist plötzlich in die Brüche gegangen. Des war damals schlimm für mich. Da ist eine Welt zusammengebrochen. Ich fühlte mich, als wäre der ganze Hang vom ›Höllentor‹ auf einmal runtergekommen.«
Er seufzte wieder.
»Ich hoffe von ganzem Herzen, daß die Lioba ein glückliches Leben hat!«
Polly bestrich sich noch ein Brötchen. Dabei fragte sie, wie beiläufig, wer Schluß gemacht hatte, Vater oder das Madl. Ihr Vater bat sie, keine weiteren Fragen zu stellen.
»Weißt, Polly, die erste Liebe, die vergißt man nie! Ganz gleich, wie alt man wird. Wenn man daran denkt, dann spürt man so ein wehmütiges Gefühl.«
»Da kann ich noch nicht mitreden. Aber der Lioba aus dem Weg gehen kannst du auch nicht. Stell’ dir vor, sie käme zum Treffen von dem alten Alois. Ich nehme doch stark an, daß du auch hingehst.«
Edgar Pircher zuckte mit den Achseln.
»Da ist des letzte Wort noch net gesprochen. Erst mal sehen, wen der Alois findet und wer kommt. Dann sehen wir weiter.«
»Vater!« Pollys Stimme klang streng. »Du bist doch net feige und hast vor dieser Lioba Angst?«
»Angst? Naa! Angst hab’ ich vor nix und niemand!«
»Ich dachte ja nur, vielleicht hast Angst, dich wieder in sie zu verlieben? Das könnte doch sein, oder? Es war deine erste Liebe!«
»Die erste und die einzige große Liebe!« flüsterte Edgar leise und betrachtete weiter das Foto.
Polly schwieg. Sie hatte den Satz genau gehört und die Worte verstanden. Nach einer Weile sprach ihr Vater weiter. Er versicherte Polly, daß er ihre Mutter auch geliebt habe.
»Das weiß ich doch!«
»Es war aber eine andere Liebe. Deine Mutter wußte von Lioba und ich von einem Burschen, der Alwines erste und große Liebe war. Sie hatte damals Liebeskummer, als sie zu uns auf den Hof kam. Sie war Krankenschwester. In dem Krankenhaus, in dem sie arbeitete, gab es einen jungen Arzt. Sie verlobten sich sogar. Doch dann kam eine junge Ärztin und es war aus und vorbei.«
Polly erfuhr, daß