Al Capone Staffel 1 – Kriminalroman. Al Cann

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Название Al Capone Staffel 1 – Kriminalroman
Автор произведения Al Cann
Жанр Языкознание
Серия Al Capone Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783863775209



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      Inhalt

       Der Nebelmörder

       Der Serienkiller von Chicago

       Boss Drenkhan

       Der perfekte Plan

       Der Unheimliche vom Sherman Park

       Drei von der Keaton-Gang

       Der Tote kam später

       Buddy Billoks Trick

Al Capone – Staffel 1 –
Der Nebelmörder

      Schwere Nebelschwaden lasteten über den dunklen Straßen Chicagos. Die Luft roch nach Schwefel und Kohlenruß. Alle Geräusche schienen gedämpft zu sein und wie von weit herzukommen.

      Von der St. Patrick-Church schlug die achte Abendstunde.

      Es sollte die letzte Stunde des Ireen Moreland sein. Mit raschen Schritten hatte die dunkelhaarige junge Frau das Chekman-House in der 77th Street verlassen und ging an der Southshore Highschool vorbei der Stony Island Avenue entgegen. Hier war der Nebel schwächer, aber schon an der nächsten Straßenecke wälzte sich ihr wieder eine graue Wand entgegen, die die ganze Straße erfaßte.

      Die Frau blieb unwillkürlich stehen und mußte plötzlich gegen ein dumpfes Gefühl der Angst ankämpfen. Dabei waren die Straßen um diese Stunde nicht etwa schon leer. Im Gegenteil, trotz des scheußlichen Nebels kämpften sich eine Unzahl von Fahrzeugen durch die breite Avenue, und auch aus den Seitenstraßen quollen die Autos nur so heraus.

      Aber der Nebel verschluckte sie alle, und die Menschen, die vor einem auftauchten, erschienen wie Schemen und verschwanden ebenso körperlos wieder.

      Scheußlich, dieser Chicagoer Nebel, ging es durch den Kopf der Frau. Wie lange schon hatte sie versuchen wollen, die Stadt zu verlassen. Sie haßte diese schweren erstickenden Nebel im November, die Nässe und die Düsternis. Eine sonnenlose Stadt!

      Seit Rodger sie damals verlassen hatte, um sich eine andere Freundin zu nehmen, schien ihr die Stadt selbst in ihrem kurzen Sommer unfreundlich und abstoßend.

      Rodger! Er war der einzige Mann gewesen, der das Leben der Ireen Moreland in Unruhe versetzt hatte. Aber es war eine Unruhe, die die dunkelhaarige Ireen gern weiter ertragen hätte – viele Jahre noch, bis ans Ende ihres Lebens. Die damals schon Dreiundzwanzigjährige hatte geglaubt, das große Glück ihres Lebens mit ihm gefunden zu haben. Doch dann war er nach fast fünf Jahren gegangen – und hatte eine Neunzehnjährige genommen. Eine Welt war für Ireen zusammengebrochen.

      Zu allem Unglück erhielt sie kurz danach aus New York die Nachricht, daß ihre Mutter gestorben war und der alte Vater ins Krankenhaus gekommen sei.

      Mit raschen Schritten zwängte Ireen sich jetzt durch die Menschen, die an einer Bushaltestelle standen. Einen Augenblick verhielt sie den Schritt und schloß die Augen. Eingekeilt in eine Menschenmauer stand sie da und lauschte auf den Verkehr, der in weiter Ferne vorüberzubranden schien, auf die Stimmen der Menschen, die sie doch nicht sah.

      Wie einsam man mitten in einer Weltstadt und in einem Knäuel von Menschen sein konnte.

      Sie hatte eigentlich zu dem Bus gehen wollen, der in der Dorchester Avenue abfuhr und sie rascher nach Hause gebracht hätte. Aber der scheußliche Nebel veranlaßte sie schließlich, hier bei den Menschen an der Haltestelle zu warten.

      Da tauchte der Bus urplötzlich aus dem Lärm und dem grauweißen Nebel auf, riesengroß, mit Lichtern, die von Kränzen umgeben zu sein schienen. Mit einem leisen, wippenden Federn hielt er an, und mit einem Knacken wurden die Türen geöffnet. Menschen stiegen aus, und die ersten drängten wieder hinein.

      Ireen war bei den letzten, die noch Einlaß fanden. Die Tür klappte wieder zu. Das Mädchen zahlte, schob sich in den Mittelgang und bekam einen der pendelnden Hartgummigriffe zu fassen, so daß sie nicht von jeder Schlingerbewegung des Busses hin und her geworfen wurde.

      Da sah sie über die breite, runde Schulter eines grauhaarigen Mannes, der einen impertinenten Geruch von Alkohol um sich verbreitete, das Gesicht eines jungen Menschen. Es war schmal und bleich und wurde von großen dunklen Augen beherrscht, die durch eine schwarzgeränderte Brille zu ihr hinüberblickten. Ein alltägliches Gesicht – und doch schien es Ireen, als ob etwas Besonderes in diesen Augen wäre. Groß und ernst hafteten sie auf ihr, wichen auch jetzt nicht, als sie hineinblickte, zur Seite. Der Mann trug einen einfachen Hut mit schmalem Rand, einen graubraunen Trenchcoat, ein blaues Hemd und eine rotweiß gestreifte Krawatte. Seine Hand, die ebenfalls einen der Haltegriffe umspannt hielt, war feingliedrig und schlank.

      Elf Minuten waren bereits von der letzten Lebensstunde der unglücklichen Frau verstrichen. – Mit einem sanften Surren fuhr der schwere Bus durch die große Straße nordwärts in das Herz der Weltstadt hinein.

      Ireen hatte den Blick abgewandt und spürte doch, daß der Mann sie unentwegt ansah. Heiß strömte es ihr plötzlich zum Herzen. Ein Mann sieht dich an! Und du wähnst dich allein in dieser Stadt. Er aber hat Interesse an dir. Vielleicht ist er verheiratet?

      Sie wandte den Kopf und schickte einen verstohlenen Blick auf seine Hand. Daran war kein Ring zu sehen. Aber er konnte an der Linken einen Verlobungsring haben oder den Ehering in der Westentasche verbergen. Das wäre ja nichts Neues gewesen.

      Dann war ihre Station da. Sie stieg aus, zwängte sich wieder durch einen Wall von Menschen und lief die breite Straße Midway Playsance nach Westen entlang, an dem gewaltigen Komplex der Universität vorbei, dem Washingtonpark entgegen.

      Am Ende der Midway Playsance stand unter einem großen Kastanienbaum ein Losverkäufer. Ein alter Mann mit zerfurchtem Gesicht, breitem Schlapphut und einem alten unmodernen Mantel. Er hatte den Kragen hochgestellt und die Spitzen seiner Wollhandschuhe abgeschnitten, um so die Lose besser fassen zu können. Nur ein paar Neugierige und vielleicht auch ein paar Unschlüssige hatten sich an seinem Stand eingefunden. Meistens waren es sicher Leute, die mit einem der Busse weiterfahren wollten, die drüben hielten.

      Dreiundzwanzig Minuten von der letzten Stunde der jungen Frau waren bereits verronnen, als sie sich plötzlich, einem Impuls folgend, entschloß, einen Vierteldollar zu riskieren. Sie trat an den Stand und schob das Geld über den gelbroten Plastikstreifen, der eine Art Brücke zu dem Händler bildete.

      Mit einer raschen Bewegung nahm der Mann das Geld, blickte dann auf und ließ seine Augen einen Moment auf dem Gesicht der Ireen Moreland haften.

      Er sah ein bläßliches schlankes Gesicht, in dem ein graublaues Augenpaar stand – Augen, die etwas Verträumtes hatten – und einen Mund, der blaß und schmal wirkte. Das Haar war kurz gehalten und umrandete den oberen Teil des Gesichtsovals. Eine weiße Bluse blickte unter dem dunklen Mantel hervor – eine Bluse, auf der in nicht ganz siebenunddreißig Minuten Blutflecken wachsen würden…

      Ireen griff nach dem Los, das der Mann ihr hinhielt, und trat zwei Schritte damit zurück.

      Ehe sie es öffnete, blickte sie noch einmal zu dem Losverkäufer hinüber. Der hatte den Kopf wieder gesenkt, sah auf das Geld in der kleinen Schachtel unter der Glasplatte und hob dann den Kopf, um Ausschau nach neuen Kunden zu halten.

      In dem Moment, in dem Ireen den Kopf senken wollte, um sich das Los näher anzusehen, blickte sie noch einmal auf. Drüben, hinter einem älteren Ehepaar, das neugierig die kleine Plastiktrommel auf dem Tisch des Losverkäufers musterte,