GRAHAMS HOFFNUNG (Survivor 2). A.R. Shaw

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Название GRAHAMS HOFFNUNG (Survivor 2)
Автор произведения A.R. Shaw
Жанр Языкознание
Серия Survivor
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958354333



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       Kapitel 33

       Kapitel 34

       Kapitel 35

       Kapitel 36

       Kapitel 37

       Kapitel 38

       Kapitel 39

       Kapitel 40

       Kapitel 41

       Kapitel 42

       Kapitel 43

       Kapitel 44

       Danksagungen

       Über die Autorin

      Kapitel 1

       Der Pfad zwischen den Bäumen

      Der frühmorgendliche Winterhimmel war in ein lebhaftes Lila getaucht, das auf dem Weg zum Horizont in ein stechendes Blau überging. Es war so kalt, wie die Hölle heiß ist, sofern es einem gelang, sich das Gegenteil zur Hitze der Hölle als Eiseskälte vorzustellen. Graham holte die straff gespannte Schnur ein, Hand über Hand. Mit kreisförmigen Bewegungen wickelte er die Schnur von der Hand über den Ellbogen auf und starrte dabei in das dunkelblaue Eisloch im zugefrorenen See. Sich drehend und windend kam die Forelle auf ihn zu, um ihr Schicksal zu erfüllen.

      Sam zog ein letztes Mal kräftig an der Schnur, streckte die Hand aus und packte den gierigen Fisch mitten in der Luft. Er entfernte den Haken aus dem Maul und warf den eiskalten Fisch in einen Eimer, der schon gut gefüllt mit seinen Brüdern und Schwestern war. Sam und Graham legten eher Wert auf Menge statt Größe, wenn sie in den seichten Gewässern unter dem Eis fischten. Dennoch hatten sie heute Morgen länger gebraucht als üblich, um genug für alle in ihrer Gruppe zu fangen.

      Innerhalb weniger Minuten war das tiefe Blau, vor dem eben noch der Mond eingebettet in einen feinen Nebel gestanden hatte, vom Himmel verschwunden. Das grelle Tageslicht war so intensiv, dass sie Sonnenbrillen aufsetzen mussten. Trotz der Wärme, die das Sonnenlicht mitbrachte, blieb es kalt, und sie behielten ihre zusätzlichen Pelzschichten an.

      Sobald sie genug für das Frühstück gefangen hatten, sammelten sie still ihre Ausrüstung ein und machten sich auf den Weg zurück zum Camp. Wie jedes andere Zweierteam, das immer wieder der gleichen Routine unterworfen war, verrichteten sie ihre Arbeit ohne ein einziges Wort, das sich auf die Aufgabe bezog. »Nimm deine Nase da raus, Sheriff«, warnte Graham sanft den Hund mit seiner rauen, tiefen Stimme, als er ihn dabei erwischte, wie er in den Eimer spähte. »Du wirst schon deinen Anteil bekommen.« Er tätschelte den Hund am Kopf, wuschelte ihm durchs Fell und hob ihren morgendlichen Fang auf. Hinter ihm erschien Sam mit den anderen Schnüren in der Hand, nachdem er die Eislöcher mit Sperrholzplatten abgedeckt hatte, damit sie nicht zu sehr zufroren.

      »Bereit?«, fragte Sam.

      »Ja.«

      Das Eis knirschte unter ihren Stiefeln, als sie über die zuverlässige Kruste liefen, und ihre Schritte hallten in der Weite der Landschaft wider, bis sie auf dem Pfad zwischen den Bäumen waren. Mark war gerade damit fertig geworden, den Weg vom Schnee der letzten Nacht zu befreien.

      Als sie die Lichtung heraufkamen, warf Bang, der von Kopf bis Fuß in seiner Schneeausrüstung steckte, gerade den Hühnern Essensreste zu. Begierig umschwirrten sie ihn und stürzten sich auf die mageren Delikatessen. Sheriff rannte voraus, um seinem jungen Freund zu helfen. Graham lachte, amüsiert darüber, dass der Hund nicht verstand, warum sie die Vögel in Käfigen hielten und warum, um alles in der Welt, er sie nicht in ihrem Stall besuchen durfte. Die Hennen legten unhöflicherweise keinerlei Wert auf Sheriffs Gegenwart und eilten immer ans andere Ende ihres Geheges, wenn er sie jeden Morgen begrüßen kam.

      Graham rief Bang zu: »Denk dran, dass du ihnen frisches Wasser gibst!«

      »Mache ich doch immer«, antwortete Bang, den die unnötige Erinnerung etwas verärgert aussehen ließ. Doch dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck. »Mark hat gemeint, ich soll dir sagen, dass Ennis immer noch schläft.«

      »In Ordnung, danke. Ich sehe nach ihm.« Graham und Sam gingen schweigend an der Vorderseite ihrer Blockhütte vorbei. Sam wirkte nachdenklich, was für ihn nicht ungewöhnlich war. Man konnte den ganzen Tag mit ihm verbringen und häufig kam nicht mehr als ein Nicken oder ein gelegentliches Wort aus ihm heraus. Graham vermutete, dass Sam entweder über ihre Zukunft nachdachte oder darüber trauerte, dass er von seiner Tochter Addy getrennt war. Ob er jemals wieder einen anderen Menschen in seine Gedankenwelt hineinlassen würde, war völlig offen. Umso überraschter war Graham, als Sam sich zu Wort meldete.

      »Weißt du, Ennis wird keinen weiteren Winter mehr erleben. Du solltest darauf vorbereitet sein, Graham.«

      Graham antwortete leise. »Ja, ich weiß. Wir verlieren ihn jeden Tag ein Stückchen. Er redet kaum noch, und wenn er es tut, sind es unverständliche Warnungen. Als ob er versucht, uns so viel wie möglich mitzugeben, bevor er geht.« Graham blieb abrupt stehen und stieß mit der Stiefelspitze gegen das Eis. Ein Wölkchen aus weißen Kristallen stob nach vorn. »Ich bin dankbar, dass wir ihn so lange bei uns hatten.«

      Sam klopfte ihm auf den Rücken. Er mochte Ennis auch. Der alte Mann hatte Sam sogar ein paar Tricks gezeigt, wie er die kleinen Holzfiguren besser hinbekam, die er für Addy schnitzte, seine Tochter, die er sehen und hören, aber nie wieder berühren durfte. Wenn ein Mann einem etwas Nützliches fürs Leben beibrachte, gehörte er für Sam zu den Guten. Ein Jammer, dass sie mit ansehen mussten, wie Ennis' Lebenskräfte nachließen, jetzt, wo sie ihn so sehr lieben und schätzen gelernt hatten.

      »Pass auf, ich säubere die Forellen und kümmere mich ums Aufräumen. Geh du vor und hilf Tala mit Ennis«, sagte Sam.

      »Danke, Sam.« Graham reichte ihm seine Ausrüstung. Dann bemerkte er Sheriff, der in der Hoffnung auf einen oder zwei Fischköpfe hinter Sam hertrottete. Dem Hund fiel es leicht, sich über den Tag immer wieder einer anderen Person anzuschließen, je nachdem, wer die besseren Leckereien hatte. Heute Morgen war Sam der Mann der Stunde, aber bei Einbruch der Dunkelheit würde Sheriffs ganze Loyalität zweifellos wieder Macy gehören.

      Graham lief zurück zur Hütte, sprang die Treppe immer zwei Stufen auf einmal nehmend nach oben und stampfte über den Holzboden der Veranda. Die Tür schwang auf. Tala begrüßte ihn mit einem besorgten Gesichtsausdruck.

      »Da bist du ja endlich! Ich brauche deine Hilfe. Es geht ihm gar nicht gut«, sagte sie. Sorgenfalten zeichneten sich auf ihrer Stirn ab, sie kämpfte mit den Tränen. Graham nahm sie in den Arm. »Schon gut, schon gut, ich kümmere mich darum«, sagte er und beruhigte sie, so gut er konnte. Eigentlich war Tala ganz und gar nicht der ängstliche Typ. Sie hatte sich als realistisch und praktisch erwiesen, mehr noch als die meisten Menschen, denen Graham je begegnet war. Und sie alle wussten im Stillen, dass sie Ennis bald verlieren würden. Doch Talas offensichtliche Sorge beunruhigte Graham und ließ ihn befürchten, dass das Ende unmittelbar bevorstand.

      »Mark und ich haben