Wyatt Earp Staffel 11 – Western. William Mark D.

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Название Wyatt Earp Staffel 11 – Western
Автор произведения William Mark D.
Жанр Языкознание
Серия Wyatt Earp Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740958466



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      Der Riese stieß einen Pfiff aus.

      »Wie der Marshal sie in der Trommel seines Buntline-Revolvers hat.«

      »Eben.«

      »Damned! Das kommt hin! Hier ungefähr muß auch der Schuß gefallen sein, den ich oben auf der Straße hörte. Ich hielt ja auch auf das Courthouse zu.«

      Holliday nahm die Patronenhülse wieder an sich und schob sie nachdenklich in seine Westentasche.

      »Es steht also fest, daß er hier war, daß er den Galgen gesehen hat, und daß er einen Schuß abgegeben hat!«

      Die Fährte des Marshals schien sich von hier an jedoch in ein Nichts aufgelöst zu haben.

      Das Jail war leer, und die beiden Männer hatten sich um nichts mehr zu kümmern, konnten sich also uneingeschränkt der Suche nach ihrem Freund widmen.

      Jeder tat es auf seine Art.

      Mitten auf der Allenstreet trennten sie sich.

      »Wo gehen Sie hin?« wollte der Texaner wissen.

      »Ich werde Rozy Gingers aufsuchen und mir meinen speziellen Freund Cassius Claiborne vorknöpfen. Er soll bei ihr wohnen.«

      Der Riese schnippste mit den Fingern.

      »Und ich suche James Curly Bill!«

      Rozy Gingers Bars war gerade geöffnet worden, als Holliday eintrat.

      Die hübsche Wirtin nahm rasch die Puderquaste und betupfte ihr bleiches, übernächtigtes Gesicht, als sie den Gast erkannt hatte.

      »Hallo, Doc Holliday!« begrüßte sie ihn überlaut, »was führt Sie denn zu mir?«

      Der Spieler blieb vor der Theke stehen und blickte der Frau kühl in die umflorten Augen.

      »Wie geht’s, Miß Ginger?«

      »Wie es mir geht?« antwortete sie verblüfft. »Ganz gut. Und Ihnen?«

      »Ich kann nicht klagen.«

      Holliday ging an der Theke entlang auf die Tür zu, die zum Flur führte. Plötzlich blieb er stehen und fragte über die linke Schulter.

      »Cass ist wohl nicht hier?«

      »Was wollen Sie von ihm?« forschte sie vorsichtig.

      »Ich habe eine Frage an ihn, Lady.«

      »Dann suchen Sie ihn!« erwiderte sie brüsk.

      »Das hatte ich auch vor«, entgegnete der Mann schroff und stieß mit dem Fuß die Flurtür auf.

      »Au!« schrie draußen ein Mann auf.

      »Komm rein, Cass«, sagte Holliday gelassen.

      Es war tatsächlich Cassius Claiborne, der jetzt aus dem Flur in den Schankraum kam und sich die rote Nase rieb.

      »Manieren haben Sie, Doc!«

      »Es fragt sich, wer von uns die schlechteren hat, Cass. – Übrigens, ich suche den Marshal.«

      »Habe ihn nicht gesehen!«

      Tief senkte der Spieler seinen Blick in die gelblichen Augen des Banditen. »Das möchte ich Ihnen auch nicht geraten haben.«

      Cass schluckte; dann, als er den Blick der Frau spürte, giftete er:

      »Was soll das heißen?«

      Holliday rührte sich nicht. Er hatte die Hände in den Hosentaschen. »Wenn du etwas mit der Sache zu tun hast, die sich in der vergangenen Nacht hier in der Nähe abgespielt hat, wäre es besser für dich, wenn du nie hierhergekommen wärest, Cass.«

      »Ich weiß gar nicht, was Sie wollen, Doc! Was fällt Ihnen überhaupt ein? Sie kommen hierher, bedrohen und beschimpfen mich; es ist eine Unverschämtheit! Ich denke nicht daran, mich von Ihnen bluffen zu lassen. Schließlich bin ich…«

      Er brach jäh ab, weil er dem Blick des Spielers nicht mehr standhalten vermochte.

      »Was sind Sie, Claiborne?«

      »Ich bin ein ehr…«

      Er brach wieder ab.

      Da sprang ihn eine glasharte, klirrende Lache des Spielers an.

      »Sie sind der Bruder eines bekannten Banditen – und selbst ein Bandit, Claiborne. Und wenn ich in Erfahrung bringe, daß Sie in der vergangenen Nacht am Courthouse mitgemischt haben, rechnen wir beide todsicher miteinander ab.«

      Claiborne war einen Schein blasser geworden. Er wagte jetzt keine Antwort mehr.

      Holliday wandte sich um.

      Rozy Ginger blickte ihm in die Augen. Sie senkte den Blick, weil sie wieder an jene Nachtstunde denken mußte, in der sie ein atemberaubendes Pokerspiel des Georgiers im Crystal Palace beobachtet hatte und anschließend fasziniert von dem brillanten Mann, laut an der Theke gesagt hatte: »Es gibt keinen Mann wie Doc Holliday!«

      Der Spieler ging weiter. Als er fast schon den Eingang erreicht hatte, stieß Cassius Claiborne die Hand zum Revolver.

      Wie ein Phantom wirbelte der Gambler herum, in jeder seiner vorgestreckten Fäuste einen seiner elfenbeinbeschlagenen Frontier-Revolver. In seinen Augen blitzte es auf.

      »Wolltest du jetzt schon sterben, Claiborne?«

      Der Bandit war aschgrau geworden, wandte sich um und stahl sich hinaus.

      Holliday trat auf die Straße, ging noch einmal zum Courthouse zurück und besah sich den Ort, an dem er die Patrone gefunden hatte. Dann schlenderte er quer durch die Allenstreet dem Russan House zu, wo er sich mit dem Texaner verabredet hatte.

      Mit bleichem Gesicht empfing ihn die Hoteleignerin.

      »Wo ist der Marshal?« fragte sie mit belegter Stimme.

      Holliday sah an ihr vorbei.

      »Haben Sie etwas von ihm gehört?«

      »Nein!« kam es eine Spur zu laut und zu erregt hervor.

      Der Spieler wußte, daß die schöne, glutäugige Nellie Cashman in Wyatt Earp verliebt war. Er schätzte sie sehr und wollte sie nicht unnötig belasten, deshalb meinte er jetzt ausweichend:

      »Wahrscheinlich ist er zu Boulders hinaus auf die Farm geritten. Sie wissen ja, daß er früher oft hinausritt…«

      »Andrew Boulders ist im vergangenen Herbst gestorben, Doc!« unterbrach ihn die Frau.

      Holliday nahm sein Zigarettenetui aus der Tasche, zog eine seiner langen russischen Zigaretten daraus hervor und schob sie sich zwischen die Lippen.

      »John Clum ist tot, habe ich gehört?« sagte Nellie leise.

      Der Spieler riß ein Zündholz an und schüttelte den Kopf.

      »Nein?« fragte die Frau aufgeregt.

      Da erklärte ihr Holliday, was geschehen war. »Ich brauche Sie wohl nicht eigens um absolutes Stillschweigen zu bitten, Miß Cashman?«

      »Nein, ich werde schweigen. Aber… weshalb sagen Sie mir nicht die Wahrheit, Doc? Was ist mit Wyatt?«

      »Nichts! Was soll mit ihm sein?«

      »Wo ist er?«

      »Ich weiß es im Augenblick nicht.«

      »Im Augenblick? Sie wissen es! Und wenn Sie es nicht wüßten, wäre das ein schlechtes Zeichen. Ich habe Luke Short vorhin in den Hof von Zidko Farkas gehen sehen. Bei dem Ungarn wohnt dieser Rowdy namens Curly Bill Crocius.«

      »Ich weiß.«

      »Wenn Mr. Short ihn sucht, dann hat das einen Grund.«

      »Aber Nellie, Sie konstruieren sich da etwas zusammen…«

      »Nein, Doc!« Impulsiv griff sie seine Hände. »Ich bitte Sie, sagen Sie mir doch