Vier Mordfälle für den Schnüffler: N.Y.D. New York Detectives Sammelband 4 Krimis. A. F. Morland

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Название Vier Mordfälle für den Schnüffler: N.Y.D. New York Detectives Sammelband 4 Krimis
Автор произведения A. F. Morland
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745213850



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zu Ende war, applaudierten Bount und der Wirt.

      „Wie gefällt euch die Nummer?“, fragte Wilkie.

      „Sie kann sich hören lassen“, sagte Bount.

      „Das kann ich nur bestätigen“, nickte der Wirt. „Hat das auch Joao geschrieben?“ Joao war ein brasilianischer Gitarrist, der zur Zeit in New York lebte. Wilkie hatte ihn bei einer Jam Session kennengelernt.

      Lenning nickte. „Der Knabe hat allerhand los, was?“

      „Wolltet ihr mir heute nicht zusammen eine kleine Privatvorstellung geben?“, fragte Bount.

      Wilkie hob die Schultern. „Er müsste eigentlich längst hier sein.“

      Bount grinste. „Diese Südamerikaner. Denen rinnt die Zeit buchstäblich durch die Finger.“

      Kaum hatte er das gesagt, da polterte Joao zur Tür herein. Er war ein schmächtiger Mann mit schwarzen Haaren und dunklen Glutaugen. Ein gewaltiger Schnauzbart verdeckte Ober- und Unterlippe. Er trug seine Gitarre wie einen Rucksack auf dem Rücken. Es kam ihm nicht in den Sinn, sich wegen seiner Verspätung zu entschuldigen. Für ihn war das vollkommen in Ordnung. Er war hier und damit hatte es sich. Er nickte Bount und dem Wirt zu, begrüßte Wilkie mit Handschlag, schwang seine Gitarre von der Schulter, angelte mit dem Fuß nach einem Stuhl und fing mit geschlossenen Augen zu spielen an. Wilkie fiel in die Nummer ein und Bount lehnte sich entspannt zurück, um den musikalischen Leckerbissen entspannt zu genießen.

      Es gab wirklich weit schönere Dinge als die tägliche harte Arbeit in der New Yorker Unterwelt.

      „Bount“, platzte plötzlich June Marchs Stimme mitten in den schönsten Genuss hinein.

      Bount Reiniger, der seine Assistentin weit weg geglaubt hatte, wandte sich verwundert um.

      Da stand sie. Der netteste Käfer, der jemals das Vorzimmer eines Detektiv geschmückt hatte. Gut angezogen. Elegant. Nicht zu üppig, aber dennoch überall da rund, wo Männeraugen zuerst hinsehen. Sie blitzte ihn mit ihren strahlenden Augen an. Ein kleines Lächeln kräuselte sich um ihre vollen Lippen. Ihre Miene bat wegen der Störung um Entschuldigung.

      June war nicht allein gekommen.

      Eine ernste Frau stand neben ihr und zupfte nervös an einem weißen zerknitterten Taschentuch.

      „Bount“, sagte June March noch einmal. „Ich möchte dir Mrs. Brenda Booger vorstellen.“

      3

      Damit war es vorbei mit dem beschaulichen Vergnügen. Ein neuer Job überrollte Bount Reiniger mit der Wucht einer Lawine. Er stand sofort wieder mit beiden Beinen mitten in der Arbeit. Als er den Namen Booger hörte, fing seine Schaltzentrale im Oberstübchen zu arbeiten an. Er erinnerte sich an die Zeitungsberichte, die er gelesen hatte. Ein Mann namens Dave Booger war in einer billigen Absteige ermordet worden.

      Booger war Buchprüfer gewesen und die Artikel holten hier noch etwas weiter aus: Der Limonadenfabrikant Rick Brannon beabsichtigte, sich von seinem Unternehmen zu trennen und etwas anderes auf die Beine zu stellen. Carl Kilrain galt u. a. als ernsthafter Kaufinteressent. Natürlich wollte er sich nicht die Katze im Sack aufhalsen, deshalb waren Brannon und er übereingekommen, die Bücher von Dave Booger prüfen zu lassen. Das hatte der Mann zwei Tage lang getan. Dann war ihm der Schädel eingeschlagen worden.

      Bount sagte mit gedämpfter Stimme: „Wenn Ihr Mann Dave geheißen hat, Mrs. Booger, möchte ich Ihnen mein Beileid aussprechen.“

      Wilkie bekam mit, dass plötzlich nicht mehr der rechte Augenblick für heitere Musik war. Er legte die Gitarre weg und auch Joao hörte zu spielen auf. Lenning gesellte sich zu Bount und June. Der Wirt kümmerte sich um den Brasilianer. Er legte ihm den Arm um die schmalen Schultern und ging mit ihm in sein Büro.

      Brenda Booger seufzte schwer. „Ich hätte jetzt furchtbar gern was zu trinken.“

      Wilkie verschwand hinter dem Tresen. Er war hier so gut wie zu Hause. „Was darf es sein?“, fragte er.

      „Vielleicht einen Scotch“, sagte Brenda. Sie strich sich eine widerspenstige braune Haarsträhne aus der Stirn und klemmte sie hinter dem rechten Ohr fest.

      Wilkie füllte ein Glas für sie und sah dann June an. „Und du?“, fragte er.

      Reinigers Detektiv-Volontärin schüttelte den Kopf. „Für mich bitte nichts.“

      Bount wies auf den Hocker neben sich, den der Wirt frei gemacht hatte. „Setzen Sie sich, Mrs. Booger.“

      Brenda kam seiner Aufforderung nach. Wieder seufzte sie schwer. Sie litt anscheinend doppelt. Zum einen, weil man ihren Mann erschlagen hatte, und zum anderen, weil der Mord in einer billigen Absteige verübt worden war.

      „Möchten Sie, dass ich den Mörder Ihres Mannes suche?“, fragte Bount.

      Brenda nickte schwach. Sie schaute in ihr Glas. „Ja“, hauchte sie. Dann hob sie den Blick und sah Bount in die Augen. „Aber Dave war nicht mein Mann. Er war es nicht mehr. Wir waren geschieden. Unsere Ehe war ein Martyrium. Weiß der Kuckuck, wieso wir dachten, wir würden schon irgendwie zusammenpassen, obwohl wir so offensichtlich verschieden waren. Wir gingen unter völlig falschen Voraussetzungen in diese Ehe. Sie konnte einfach nicht gutgehen. Uns war beiden schon nach einem halben Jahr klar, dass wir Schiffbruch erleiden würden, aber wir versuchten, selbst dann noch zu retten, was einfach nicht zu retten war. Wir sagten uns, andere raufen und beißen sich auch zusammen. Warum sollte uns das nicht gelingen? Aber die anderen haben irgendwo letzten Endes doch einen gemeinsamen Nenner, auf den sie sich konzentrieren können, der die Basis für einen neuen Anfang ist. Das war bei Dave und mir nicht der Fall. Wir hatten beide keine Schuld daran, dass wir schließlich vor dem Scheidungsrichter landeten und wir waren aufeinander nicht böse, als der Alptraum zu Ende war. Im Gegenteil, wir waren froh, dass Schluss damit war. Endlich konnten wir wieder aufatmen. Der schwere beklemmende Druck wich von unserer Seele. Wir fanden wieder zu uns selbst zurück und wir hatten uns von da an auf eine ganz andere neue Art gern. Auf eine Art, die wir während unserer Ehe nicht für denkbar gehalten hätten. Wir ließen den Kontakt nicht abreißen. Wir trafen uns hin und wieder, sprachen über unsere Probleme und es gelang uns sogar, über die Fehler, die wir in unserer Ehe gemacht hatten, zu lachen.“

      Brenda biss sich so fest auf die Unterlippe, dass es schmerzen musste.

      Sie griff schnell nach ihrem Glas und leerte es auf einen Zug.

      „Seit Dave tot ist, ist mir klar, dass ich den einzigen Menschen verloren habe, der mir jemals etwas bedeutet hat, so paradox das auch klingen mag, Mr. Reiniger.“

      Sie putzte sich geräuschvoll die Nase.

      Es herrschte für kurze Zeit betretenes Schweigen. Jedes Wort wäre im Augenblick fehl am Platz gewesen. Bount wusste, dass Brenda Booger nicht mit Worten, sondern nur mit Taten zu helfen war.

      Brenda Booger hob wieder den Blick. Tränen glitzerten in ihren Augen. Sie war eine sehr hübsche Frau mit weichen, angenehm weiblichen Zügen und einer überaus ansprechenden Figur. Wie war es nur möglich gewesen, dass Dave Booger mit ihr nicht harmonierte?

      „Es existiert eine Lebensversicherung“, sagte Brenda leise. „Dave hat sie zu meinen Gunsten abgeschlossen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Als hätte er geahnt, dass ihm