Magisch geheimnisvoll wie Staub. Caroline Opatz

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Название Magisch geheimnisvoll wie Staub
Автор произведения Caroline Opatz
Жанр Учебная литература
Серия
Издательство Учебная литература
Год выпуска 0
isbn 9783940877338



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dass sie uns helfen kann?«, fragte Mups nachdenklich.

      »Wir sitzen so in der Klemme, dass wir jede Hilfe gebrauchen können«, antwortete Maxi. »Es ist doch wie ein Zeichen.«

      »Das stimmt«, mischte sich Amaliel ein. »Ohne den Staub und...« Sie stockte kurz. »Das ganze Weihnachtsfest gerät momentan außer Kontrolle!«

      »Dein Sohn wird es alleine nicht schaffen, sich aus den Fängen des Königs zu befreien«, meinte Mattis und führte die Andeutung von Amaliel damit ungewollt weiter aus, als es möglicherweise gut gewesen wäre.

      »Aber Mattis!«, rief Muffel entrüstet aus. »Wir wissen doch gar nicht, ob König Albert -«

      Er wurde von fragenden Blicken unterbrochen.

      »Das ist doch klar wie Kloßbrühe!«, rief Michi und bemerkte immer noch nicht, dass seine Offenheit zu diesem Thema völlig fehl am Platz war.

      »Ich bin mir sicher, dass Linea uns helfen kann, dieses ganze Chaos zu beseitigen«, fügte Amaliel besänftigend hinzu, nachdem sie die Unruhe und Angst des Weihnachtsmannes neben sich deutlicher wahrnahm. Mit einigen stummen Gesten versuchte sie, die Kobolde zum Schweigen zu bringen, doch vergebens. Besorgt warf sie dem Weihnachtsmann immer wieder Blicke zu, während die kleinen Männer unbeschwert weiter plapperten.

      »Was würden wir bloß ohne Linea machen?«, fragte Mups besorgt. »Könnte es nicht sein, dass wir uns täuschen? Sie ist schließlich nur ein gewöhnliches Mädchen und kein Superheld!«

      »Aber sie wirkt doch gar nicht dumm. Außerdem ist es doch auf jeden Fall besser als gar keine Hilfe«, entgegnete Maxi. Amaliel flatterte unruhig hin und her, ihr Blick fest auf den Weihnachtsmann gerichtet.

      »Wir alleine... Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was passieren würde, wenn wir hilflos abwarten müssten. Ratlos herumzusitzen und auf ein Weihnachten zu warten, was überhaupt nicht stattfinden könnte...«, sagte Michi leise und mit deutlicher Verzweiflung in der Stimme. Die Hand des Weihnachtsmannes ballte sich zu einer Faust.

      »Aber wir werden es mit ihrer Hilfe hinkriegen, da bin ich mir sicher«, fuhr Mick fort und wippte entschlossen mit dem Kopf, während seine kleinen Finger selbstzufrieden auf den Tisch trommelten.

      »Es wird schon alles glatt laufen. Linea kann uns helfen, so etwas spüre ich einfach«, sagte Mattis.

      »Aber was passiert, wenn sie gar nicht mehr nach Joulumaa hineinkommt? Oder wenn sie uns gar nicht helfen möchte?«, bemerkte Muffel panisch. Im selben Moment sprang der Weihnachtsmann auf und schlug mit seiner dicken Faust auf den Tisch, sodass das Geschirr schepperte.

      »Nun seid doch endlich still!«, fuhr er die Kobolde an und atmete schwer aus. In seinen Augen loderte für einen kurzen Moment ein Feuer auf, panische Angst und Hoffnungslosigkeit brannten tief in seinem Inneren. Alle starrten ihn erschrocken an, ehe er sich wieder zurück auf seinen Stuhl sinken ließ und das Feuer in ihm erlosch.

       ~

      Am nächsten Tag in der Schule konnte ich kaum still sitzen. Ich war viel zu aufgeregt, um auch nur an etwas anderes als Joulumaa zu denken. Dem Englischunterricht lauschte ich nur mit einem Ohr, um mit den Gedanken ganz in Joulumaa zu sein.

      Nach dem Mittagessen flitzte ich sofort nach oben in mein Zimmer und packte eine Rolle Kekse und noch einen dicken Pullover in meine Tasche. Man wusste ja nie, wie kalt es in Joulumaa werden könnte. Meiner Mutter sagte ich, dass ich mich mit Mette für ein Referat treffen würde und erst zum Abendessen vorhatte wiederzukommen. Ich mochte es normalerweise gar nicht gerne meine Eltern anzulügen, aber dies war ja schließlich ein Notfall und dann darf man auch mal lügen.

      Ich zog mich warm an und ging dann zum Weihnachtsmarkt. Die Buden leuchteten und auf ihren Dächern lagen dicke Schneeschichten. Es war wie fast jeden Tag ziemlich voll und ich musste tierisch aufpassen, dass mich beim Verschwinden keiner sah.

      Kurze Zeit später knallte ich hart auf den verschneiten Boden von Joulumaa. Ich rappelte mich auf und klopfte mir den Schnee von meinem Mantel und der Hose. Es war still und dunkel hier draußen, aber etwas Licht schien aus all den kleinen Räumen in der etwas entfernten Weihnachtssiedlung und auch war ein gedämpftes Hämmern zu hören. Ich näherte mich den Häusern und spähte hinein. Die Vorhänge waren leicht zugezogen, aber man konnte gerade noch hindurch gucken. Zwei Kobolde befanden sich in diesem Raum. Einer sägte, schraubte und schliff an einem Stück Holz herum. Der andere malte gerade mit Pinseln einen Holzweihnachtsmann mit roter Farbe an.

      Als ich weiterging, sah ich zwei weitere Kobolde und Amaliel beim Arbeiten in einem roten Fachwerkhaus. Auch sie bemerkten mich nicht. In der dritten und letzten Werkstatt vor dem Haupthaus waren die anderen beiden Kobolde und der Weihnachtsmann. Es war ein unbeschreiblich schöner Anblick, alle so friedlich arbeiten zu sehen. Ich beschloss, als Überraschung schon ins Haupthaus zu gehen und etwas zu essen vorzubereiten. Bei der Gelegenheit konnte ich mich außerdem ein wenig umgucken.

      Ich ging also ins Haupthaus und hing meinen roten Mantel wieder über die Stuhllehne. Ich fand es irgendwie komisch, dass der Weihnachtsmann einen Kühlschrank besaß und Essen auf einem Herd kochte. Aber diese Sachen brauchte ja schließlich auch ein Weihnachtsmann, weshalb ich direkt davon Gebrauch machte und Kakao kochte.

      Mein Blick fiel auf die Tür, die zum Dachboden führte. War es wohl unhöflich, wenn ich ohne zu fragen hinaufging? Von der Neugier überzeugt stieg ich die steile Holztreppe hinauf. Sie knarzte leise und sehr stabil schien sie auch nicht, aber es war nicht weit.

      Es war kalt auf dem Dachboden und ein frischer Wind blies durch das leicht gekippte Giebelfenster. Draußen waren schneebedeckte Berge zu sehen und über ihnen funkelten bereits die Sterne, obwohl es erst leicht dämmerte. Wurde es hier wohl schneller dunkel, wenn doch die Zeit eigentlich langsamer verging und es noch gar nicht so spät sein konnte? Die Sicht auf die Weiten der Landschaft zusammen mit dem Wind weckten in mir den Eindruck, als würde ich fliegen. Widerwillig wandte ich mich von dem Fenster ab und ging weiter. Am Ende des länglichen Raumes entdeckte ich etwas Großes, das mit einer silbernen Decke zugedeckt war, weshalb es unmöglich war, zu erkennen, was sich darunter verbarg. Etwas zögernd hob ich die Decke an, doch dann schlug ich sie ganz weg und hielt vor Erstaunen die Luft an. Ein riesengroßer, brauner Holzschlitten stand vor mir. Ein Gespann für bestimmt vier Rentiere war vorne angebracht. Ich stellte mir vor, wie der Weihnachtsmann mit Amaliel und Michi, Mick, Muffel, Mattis, Maxi und Mups in dem großen Schlitten saß und sie sich von Rentieren durch die Luft ziehen ließen. Bei dem Gedanken fuhr ein Schauder über meinen Rücken.

      Ich wurde von einem Klappern aus meinem Tagtraum geweckt. Unter mir ertönten die Stimmen der Kobolde. Jemand stapfte mit schweren Schritten über den Holzboden und ich hörte auch die leise Stimme von Amaliel.

      »Habt ihr den Tisch gedeckt?«, fragte die tiefe Stimme des Weihnachtsmannes.

      »Nein«, erwiderten die Kobolde. »Aber Linea scheint es gewesen zu sein. Da hängt ihre rote Jacke.« Um den peinlichen Moment des Erwischtwerdens zu vermeiden, ging ich zur Treppe und kletterte sie rückwärts hinunter.

      »Hallo«, begrüßte ich die ganze Truppe und sprang die letzten Stufen herunter.

      »Hallo Linea! Schön, dass du gekommen bist und den Tisch gedeckt hast. Wie lieb von dir!« Amaliel holte die Kanne mit dem Kakao, die ich auf das Stövchen gestellt hatte, und stellte sie auf den Tisch. Sie holte noch einen großen Rosinenstollen und Butter aus dem Schrank.

      »Setzt euch und lasst es euch schmecken!« Amaliel klatschte in die Hände und flog auf ihren Stuhl. Michi holte noch eilig ein paar Kerzen und zündete sie auf dem Tisch an, was ein adventliches Licht auf die Süßigkeiten warf.

      »Ich habe euch alle so konzentriert in der Werkstatt arbeiten sehen, da wollte ich euch nicht stören und ich dachte, dass ihr vielleicht Hunger habt«, erklärte ich.

      »Das ist wirklich sehr nett von dir«, sagte der Weihnachtsmann. »Gerade jetzt so kurz vor Weihnachten gibt es allerhand zu tun.«

      »Ja, manchmal müssen wir sogar Nachtschichten einlegen«, sagte Mups und schob seine rote Zipfelmütze zurecht.